Abstimmung 36. Schreibwettbewerb - Distanz

In diesem Bereich besteht die Möglichkeit an Schreibwettbewerben teilzunehmen. Probier es gerne einmal aus.

Welche Beiträge haben Euch am besten gefallen?

Umfrage endete am 05 Nov 2012 04:27

1) Aus sich'rer Distanz
4
12%
2) Vergiss Distanz
3
9%
3) Distanz (#1)
2
6%
4) Aus der Distanz
1
3%
5) Distanzlos
5
15%
6) Ich wahre Distanz
6
18%
7) Nur wenn du weit weg bist, bist du mir nah
4
12%
8) Beitrag 8 (ohne Titel)
2
6%
9) Distanz (#2)
4
12%
10) Beitrag 10 (ohne Titel)
2
6%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 33

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Valentin
Liebt es sich hier auszutauschen
Beiträge: 481
Registriert: 08 Feb 2011 11:38
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB

Abstimmung 36. Schreibwettbewerb - Distanz

Beitrag von Valentin »

Nun ist es an Euch, Eure Stimmen abzugeben. Viel Spaß beim Lesen und noch einmal vielen Dank für Eure Beiträge

1)
Aus sich’rer Distanz


Ich sehe…

Menschen, die schwitzen
Wurstwaren in Reihen
Verkäufer, die klagend
‚Storno hier’ schreien.

Köpfe in Tonnen
Junkies, die weinen
Hunde mit Maulkorb
Und dreckigen Leinen.

Autos, die bremsen
Navis, die suchen
Ampeln, die schalten
Und Fahrer, die fluchen.

Köche, die brutzeln
Bettler, die frieren
Gäste mit Fliege
und ohne Manieren.

Paare, die lieben
Verliebte, die lachen
Babys, die quietschen
Und Bäuerchen machen.

Ich tanz’ auf den Dächern
Ein einsamer Tanz
Ich lebe das Leben
Aus sich’rer Distanz.
2)

Vergiss Distanz!
Auf Distanz – Außenstehend
Menschen
  • Unverständnis
Anfassen
  • Blockiert
Verlangen
  • Unfähig zur Äußerung
Distanz verringert – Veränderung
Menschen
  • Eine Idee
Anfassen
  • Babyschritte
Verlangen
  • scheues Reh
Keine Distanz – Normalität
Menschen
  • Nachvollziehbar
Anfassen
  • Normalität
Verlangen
  • Ausgelebt
3)

Distanz

Ich warte.

Mich trennt die Zukunft vom Leben.

Ich warte.

Momente lang scheine ich drin zu sein,
aber alles Lug und Trug.

Ich warte.

Die Projektionen im Hinterkopf
stimmen nicht mit der Realität überein,
sind so weit entfernt …

Ich warte.

Nun schon so lange klebe ich
auf der Sitzfläche des quietschenden
Stuhls im Wartezimmer.

Ich warte.

Angstschweiß steigt mir in die Nase.
als ich den Bohrer höre,
der den Zahn der Zeit öffnet.

Ich warte.

Auf den Schmerz
muss ich nicht warten,
aber auf das Aufatmen danach,
auf unbändige Lebensfreude,
Leidenschaft, ein Freiheitsgefühl
und schließlich das Gefühl,
angekommen zu sein.

Ich warte.

Wie lang noch? Wohl oder übel
wird das Warten nicht zum Erfolg
führen, wird warten nicht die Distanz
überwinden, die ich fühle,
die jedoch nicht existiert.

Ich warte.

Den quietschenden Wartezimmerstuhl
werde ich nicht los.
Trage ihn immer mit mir,
wo auch immer ich bin.

Ich warte.

Mein quietschender Begleiter
erinnert mich jederzeit an die
Distanz zu meinem eigenen Leben,
das einfach nicht beginnen will.

Ich warte.

4)
Aus der Distanz

Ruhe und Stille. Stille, die einen umhüllt, wie eine warme Bettdecke. …
Doch was ist das? Ein Geräusch! …
Wieder Stille. …
Hä, da ist das Geräusch schon wieder! Ist das ein Kratzen? …
Wieder Stille. …
Nanu, wieder ein Kratzen! …
Einen Blick riskieren, vorsichtig und langsam aus dem Eingang. …
Nichts!? …
Wieder Stille. …
Da, da drüben! Etwas Flauschiges und eine Kralle, nein, gleich vier. Schnell wieder rein! …
Erst einmal tief Durchatmen. Ein! Aus! Ein! Aus! …
Einen geeigneteren Standort suchen, mit mehr Überblick und Distanz. Klettern ist angesagt. Ein, zwei, drei Balken, dann über zwei Rohre. Nach vier weiteren Balken am weißen Styropor entlang zum oberen Eingang. …
Nochmal tief Durchatmen. Ein! Aus! Ein! Aus! …
Wieder Stille. …
Vorsichtig, ganz vorsichtig den Kopf hinaus strecken. …
Nichts!? …
Da, ein Kratzen! Luft anhalten. Ein Blick nach unten. …
Da bewegt sich etwas. Etwas schwarzes Flauschiges mit Krallen und zwei grün leuchtenden Augen. Ganz ruhig sein und langsam atmen! …
Hä, da ist noch ein Geräusch, ein leises Tippeln. Kommt es von Dahinten? …
Da, ein langer nackter Schwanz, ein grauer Körper, eine spitze Schnauze und Knopfaugen. Entfernter ungeliebter Verwandter, faul rumsitzen und immer an etwas nagen. …
Wieder das Kratzen! …
Eine schnelle Bewegung von rechts. Der Atem stockt! Schnell den Blick abwenden! Ein kurzes Miauen, ein elend langes Quieken. Und dann …
wieder Stille. …
Blick wieder nach unten richten. …
Nichts! …
Nur Stille. …
Schnell zurück nach unten. Styropor, vier Balken, zwei Rohre und drei Balken, zum ersten Eingang. …
Tief Durchatmen. Ein! Aus! Ein! Aus! …
Kopf hinaus. …
Nichts! …
Nur Stille. …
Heute war es ein anderer! Wieder hinein. …
Weiter nur Stille. Stille, die einen umhüllt, wie eine warme Bettdecke. …
Gääääähn!
5)
Distanzlos

Seit Tagen
Seit Wochen
Seit Mona…

NEIN!

Seit genau
1 Monat
1 Woche
1 Tag
passiere ich
jeden Morgen
die Stelle der Straße
an der ich dich vor
1 Monat
1 Woche
1 Tag
abgesetzt habe.

Du brauchtest eine Ewigkeit,
bis du von dort
deine Stadt
deine Straße
dein Haus
deine Wohnung
erreichtest,
denn wir beide haben
das Distanzlos gezogen,
als wir in die große
Partner-Lostrommel griffen.

Distanzlos, so wären wir gern,
aber das Gegenteil sind wir.
Zwischen uns liegen Distanzen
der Zeit, des Raums.

Es dauert noch
Wochen
Tage
Stunden,
bis wir uns wiedersehen können.

Distanzlos: Du hier und ich bei dir.

Aber nein: Es scheint kaum mehr wahr nach
1 Monat
1 Woche
1 Tag
Ich denke manchmal nach
1 Monat
1 Woche
1 Tag:
Du träumst.
Du bist AB.
Das ist alles nicht wahr.
Das ist alles eine Illusion.
Du bist ungläubig.
Du bist unzufrieden.
Das ist alles?
Das ist alles ganz wunderbar, doch
wir haben das Distanzlos gezogen.

Du bist undankbar!,
schreien viele hier auf.

Du bist nicht mehr in der Lage
nachzuvollziehen, wie ABs leiden!

Wie kannst du es wagen, zu sagen,
du fühltest wie ein AB?
Wie kannst du dich
vergleichen?
Wie kannst
du nur?
Wie?

Es sind nur
1 Monat
1 Woche
1 Tag
und nicht
1 Leben.

Ein
verdammtes
langes
einsames
Leben
war es
sehr
sehr
sehr
nein
furchtbar
lang!

Nein!

Ich habe es
nicht vergessen!

Ich bin so daran gewöhnt,
an mein
verdammtes
langes
einsames
Leben,
das
sehr
sehr
sehr
nein
furchtbar
lang
war,
dass nach
1 Monat
1 Woche
1 Tag
Wunderbare verblasst
und gewohnte Gefühle der
Einsamkeit in hohen Wellen
über mich hinwegschwappen.

Mein Ex-AB-Schnorchel füllt sich
unerbittlich,
doch ich schnappe nach Luft,
will leben:
distanzlos!

Verdammtes Distanzlos!
6)
Ich wahre Distanz

Zu Fremden – sie könnten mir wehtun
Zu Freunden – sie könnten mir wehtun
Zu Gefühlen – sie könnten mir wehtun
Zu mir – ich könnte mir wehtun
Zu Dir – Du könntest mir guttun
7)
Nur wenn du weit weg bist, bist du mir nah

Du bist weit weg, so weit weg
Doch so nah
Nur wenn du weit weg, so weit weg bist, bist du mir nah, so nah

Wärst du hier, so nah bei mir
Doch so weit weg
Wärst du nah, so nah bei mir, wärst du weit weg, so weit weg

Distanz schafft Nähe
Nähe bewirkt Distanz

Zu weit, um Schreie zu hören
Zu nah, um Schweigen zu verstehen
8)

Es ist wieder soweit. Feierabend, fahre Richtung Downtown. Am Ziel angekommen, Menschen gehen in das Gebäude, Musik spielt im Hintergrund, da sitzt Du. Du grüßt mich, neuerdings mit dem Vornamen. Ich grüße auch, ohne Namen. Orientierung ist jetzt gefragt, suche meinen Platz zum Umziehen. Man steht beengt und wartet mit einem Getränk in der Hand auf den offiziellen Beginn. Meine Gedanken sind in dem Moment bei ihr, ungewollt. Ich drehe mich Richtung Eingang um, da sitzt sie. Sie ist freundlich zu den Neuankömmlingen. Ist sie nur deshalb freundlich zu mir? Kalenderwechsel, andere Jahreszeit, selbe Uhrzeit. Ich gehe wieder ins Gebäude. Ich weiss, sie wird nicht am Empfang sitzen, denn sie wird den Unterricht leiten. Ihre Aufmerksamkeit gehört allen. Sie führt etwas vor und schaut mich dabei an. Es stört mich gar nicht, bis wieder die Zweifel kommen. Und sie wachsen zu einer Verzweiflung heran. Man trifft nicht wirklich viele Menschen im Leben, die man mag, also die man wirklich richtig mag. Wo die Begegnung immer etwas besonderes ist. Aber das Leben hat eine Vorliebe für Sarkasmus, es lässt immer wieder Menschen in Kontakt kommen, wo sich nur einer von beiden entzündet. Der Andere hingegen empfindet Gleichgültigkeit oder Langeweile im besten Falle oder gar Antipathie und wird der Begegnung überdrüssig. Ich frage mich, was sie über mich denkt. Nein, was sie über mich denken wird, wenn sie mich mehr kennenlernt. Was ist, wenn man sich näher kommt und man redet nur noch Schrott, der auch noch dauerhaft in ihrem Gedächtnis hängen bleibt. Das ist doch nicht fair, man wird in Momenten der Offenheit begutachtet und ist bestenfalls gewöhnlich. Man möchte sich am liebsten in dünnen Nebelschleier begeben, um nicht ganz zu verschwinden, aber ohne größere Macken vom anderen wahrgenommen zu werden. Besser noch im gedämpften Licht, weit genug weg, aber noch in Sichtweite.

Der Abend geht vorüber. Hintergrundgedanken ziehen ihre Schleifen. Es ist wieder soweit, es geht nach Hause. Sachen gepackt, Schuhe gebunden, eine Hand berührt meinen Rücken. Ich stehe auf mit noch einem offenen Schuh. "Wie hat es Dir heute gefallen?", "Ja.....gut, wie immer. Es war gut, wie man es gewöhnt ist......also jetzt nicht vorhersehbar gut, es war heute besonders gut....also nicht, dass es sonst schlechter wäre, sondern.....es hat mir gefallen." Sie kommt ohne Hast ein Stück näher, "Schön, das freut mich. Wir sehen uns nächste Woche?" Es war nicht wie eine Frage formuliert, aber doch klang es so, als wenn sie enttäuscht wäre, wenn etwas anderes als ein Ja folgen würde. "Denn, Du gefällst mir immer besser.", "Ohh danke." glaubte ich noch von mir sagen hören. Sie war schon ein paar Schritte weitergegangen und nahm eine Kollegin in den Arm und ging mit ihr die Treppe runter.

Und ich denke mir so auf dem Weg nach Hause, was für eine gewöhnliche Frau sie doch ist.
9)

Distanz
Du bist wie ein fernes Schiff im Nebel, das alle meine Träume in sich trägt. Ich winke dir zu. Doch kaum gibst du meinem Verlangen nach und näherst dich mir, schwinden sie, nach einer kurzen vergänglichen Freude über das Habhaftwerden, einer nach dem anderen ins Nichts. Das ferne traumbeladene Schiff wandelt sich zu einem schwankenden Boot voller räuberischer Piraten, die von mir Besitz zu ergreifen drohen. Je weiter unser gegenseitiges Verlangen fortschreitet, je näher sich unsere Schiffsleiber zusammendrängen, umso mehr berauben sich unsere Herzen gegenseitig des Lebensraumes. Und ich gehe wieder dazu über einen schützenden Zwischenraum zwischen uns zu schaffen – in Gedanken, in Worten, in Gewohnheiten: ich träume von anderen Schiffen, spreche voller Bewunderung von anderen Seeleuten, winke anderen Bojen hinterher. Wir sind wie im Meer dahintreibende Schiffe, dazu verdammt einsam durch turbulente Meere zu segeln, stets bemüht kollisionsfrei um andere Schiffe herumzunavigieren, ihnen ein wenig zuzuwinken und ziellos weiterzutreiben ... uns verbindet nur die Distanz, die uns voneinander trennt und miteinander verbindet.
10)

Den Kerl hinten am Einzeltisch
seh ich oft auf dem Schulhof

Er steht meist irgendwo allein herum
Nie hat er Leute um sich

Meine Schwester geht in seine Klasse
Sie meint, er sei auch sonst so distanziert
No matter where you go, there you are

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
MrShy

Re: Abstimmung 36. Schreibwettbewerb - Distanz

Beitrag von MrShy »

:hierlang: Abstimmen!
Valentin
Liebt es sich hier auszutauschen
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Registriert: 08 Feb 2011 11:38
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB

Re: Abstimmung 36. Schreibwettbewerb - Distanz

Beitrag von Valentin »

- Viele schöne und unterschiedliche Beiträge
- eine wesentlich höhere Zahl an Abstimmungen als bei den letzten Malen
- und Spannung bis zum Schluss
... wäre schön, wenn das Schreibvergnügen so weitergehen könnte!

Da dieses Mal kein Autor zwingend anonym bleiben wollte (ich hoffe, dass ich eine etwaige Mitteilung nicht überlesen habe), darf ich nun den Schleier heben:

Beitrag 1: Davina
Beitrag 2: MrShy
Beitrag 3: schwarzkaeppchen
Beitrag 4: Baghira444
Beitrag 5: schwarzkaeppchen
Beitrag 6: Neri
Beitrag 7: Valentin
Beitrag 8: BartS
Beitrag 9: StrangeGirl
Beitrag 10: exlamento

Die meisten Stimmen (6) fielen auf Neris Beitrag :gewinner:
Dazu meine Gratulation und die Weitergabe des Staffelstabes hinsichtlich eines neuen Themas

Viele Grüße
Valentin
No matter where you go, there you are
Neri
Keiner schreibt schneller
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Registriert: 28 Dez 2010 10:48
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Ich bin ...: vergeben.

Re: Abstimmung 36. Schreibwettbewerb - Distanz

Beitrag von Neri »

Valentin hat geschrieben:Die meisten Stimmen (6) fielen auf Neris Beitrag :gewinner:
Dazu meine Gratulation und die Weitergabe des Staffelstabes hinsichtlich eines neuen Themas
:shock:

Na dann werd' ich mir mal ein neues Thema überlegen. :hut:
Angesichts der Vielzahl von Bedürftigen muss man sparsam sein mit seiner Verachtung.
(François-René de Chateaubriand)
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BartS
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Re: Abstimmung 36. Schreibwettbewerb - Distanz

Beitrag von BartS »

Dann gratuliere ich mal Neri. Peinlicherweise muss ich zugeben, zwar die Zeit für einen eigenen Beitrag hatte, nicht aber, um selbst abzustimmen. Aber zum Glück gab es dann doch mehr Stimmen als Beiträge. :good:
"Liebe ist, dass man sich so lange gehen lässt, bis man nicht mehr gehen kann."
(Hazel Brugger)

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