Aversiver Rassismus

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Spark

Aversiver Rassismus

Beitrag von Spark »

Kleiner Denkanstoß ...
http://en.wikipedia.org/wiki/Aversive_racism

Der Wikipedia-Artikel ist auf Englisch, einen deutschen gibt es zu dem Thema (noch) nicht. Ich kann jedem, der genügend Englisch kann, nur empfehlen, zumindest Teile davon zu lesen.

Rassismus scheint auf den ersten Blick nicht so viel mit Absoluten Beginnern zu tun zu haben. Aber letzten Endes ist Rassismus eng verwandt mit Lookismus, Diskriminierung aufgrund des Aussehens. Letzten Endes kommen in jeder Form der Diskriminierung die gleichen Mechanismen zum Tragen.

In dem Artikel geht es nicht um den offen gezeigten Rassismus, sondern um den versteckten, der denen, die ihn aussenden, oft nicht einmal bewusst ist. Er äußert sich in Vermeidung und in Widersprüchen zwischen dem, was gesagt wird, und der Körpersprache. Die Diskriminierung einer Person wird mit allem möglichen anderen begründet als ihrer Rasse.

Jedem, der wegen seines Aussehens diskriminiert wird, sollte ein solches Verhalten bekannt vorkommen. Ich zitiere nur: "Es liegt nicht an deinem Aussehen, du musst mehr auf andere zugehen!" - "Du musst selbstbewusster auftreten!" - "Such dir Hobbys, bei denen du mit anderen Menschen in Kontakt kommst!"

Hier im Forum durfte ich oft genug lesen, dass sich Teilnehmer selbst anklagen, mit anderen Menschen nicht umgehen zu können. Aber können denn die anderen Menschen mit ihnen umgehen? Ständig gegen eine Wand aus Schweigen, Ignorieren, Herablassung oder gar Feindseligkeit anarbeiten zu müssen, ist naturgemäß schwieriger, als wenn einem die Herzen von alleine zufliegen und man Everybody's Darling ist.

Es ist doch so, dass Menschen, die als unattraktiv empfunden werden, in einer ganz anderen Welt leben - was der Welt kaum bewusst ist.

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Joe_Sixpack

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Joe_Sixpack »

Spark hat geschrieben:Es ist doch so, dass Menschen, die als unattraktiv empfunden werden, in einer ganz anderen Welt leben - was der Welt kaum bewusst ist.
Cool, Du hast das gleich verinnerlicht: Sie leben in verschiedenen Welten. :mrgreen:
Dichter

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Dichter »

Du fasst den Begriff Rassismus zu weit. Bin ich jetzt als AB ein rassistisches Opfer?? Diese Theorie geht mir zu weit. Ich denke, dass wir ABs vom Aussehen her die ganze Bandbreite haben wie es auch in der Gesellschaft gibt. Ich habe noch nie einen wirklich hässlichen AB kennengelernt. Die meisten sehen normal aus.
exlamento

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von exlamento »

Natürlich ist es kein Rassismus. Es geht um andere Diskriminierungsformen mit gleichen Mechanismen.

Im Text wird auch auf Widersprüchlichkeiten zwischen Einstellungen, Aussagen und Verhalten hingewiesen. So nimmt wohl ein großer Teil für sich in Anspruch, Gleichheit einen besonderen Wert zuzumessen, obwohl sie - wenn möglicherweise auch nicht bewusst - Minderheiten meiden.

People who behave in an aversively racial way may profess egalitarian beliefs, and will often deny their racially motivated behavior; nevertheless they change their behavior when dealing with a member of a minority group. The motivation for the change is thought to be implicit or subconscious.

Ein anderer interessanter Hinweis ist, dass diese Art des unterschwelligen Rassismus Spielraum und Möglichkeiten der Rechtfertigung benötigt (bzw dadurch begünstigt wird), also nicht etwa andere soziale Normen Gegenanreize schaffen.

Because aversive racists endorse egalitarian values, their biases do not manifest in situations where there are clear social norms of right and wrong. To discriminate in such situations would compromise their egalitarian beliefs. In these situations, aversive racists are motivated to avoid actions that could be associated with racist intent. Instead, aversive racists may discriminate in situations in which the guidelines for appropriate social behavior are unclear, when the basis for decision making is vague, or when their actions can be justified or rationalized on the basis of some factor other than race.



Es ist nicht verkehrt, das alles im Zusammenhang mit Lookism und auch dem Thema Partnerwahl zu setzen. Gerade diejenigen menschlichen Einstellungen, die zu großen Teilen aus dem Honigtopf "© romantische Liebe" mit all seinen Vorstellungen genährt wurden, ranken recht weit oben in Sachen "Gleichheit". Nun ist der Mensch aber ein hochgradig diskriminierendes i.W.S. (damit meine ich lediglich nicht zufällig wählendes!) Wesen, gerade bei der Partnerwahl. Genau dies führt zu etwa all den schwammigen Sprüchen vom "passen müssen" und "nicht so wichtigem Aussehen". Diese Sprüche sind nicht völlig falsch, ich will hier von den Extremfällen sprechen, in welchen kategorisch darauf beharrt wird, man könne sich mit jedem noch so alten, kranken, unattraktiven, armen, übergewichtigen Menschen eine Partnerschaft vorstellen.

Hier entfaltet sich nun exakt jener Spielraum, auf den auch das Zitat Bezug nimmt. Die soziale Norm gebietet es eher zu sagen, es komme nur auf irgendeine undefinierte Passung an, statt bestimmte härtere Kriterien einzugestehen. (Dabei gibt es natürlich Unterschiede, es ist nicht so schädlich, ähnliches Alter oder ähnlichen Bildungsstand zu wollen, als etwa optische Eigenschaften abzulehnen, denn dann wäre man ein ganz schlechter Mensch). Und da bei Partnerschaft viel Spielraum für solche ex post Rechtfertigungen mit Bezug auf Funken, Liebe etc bestehen, ist es ein Leichtes, seinen egalitären Glauben gar nicht erst in Widersprüche zu bringen - zumal man oft genug selbst nicht versteht, was da läuft. Es wird immer nur von hinten begründet "es passt, weil es passt", "zusammen, weil ineinander verliebt". Vorgeschaltete Mechanismen werden kaum betrachtet.

Im Vordringen befindlich ist wohl aber auch bei manchen der Klartext, wenn auch kaum bei Romantikern. Auf die Frage, warum ein Paar zusammen ist wird sich selten, aber doch durchaus bei manchem mal, eine Antwort wie "Naja, ich fand sie ist eine geile Sau, dann hab ich sie halt angemacht und es klappte ganz gut" finden. In einem Singlebörsenportal brachte der deutsche Verführungslehrer M. Pütz auch mal nebst der Forderung nach schönem Aussehen den Satz "Das Auge fickt mit" an. Ich wette, bei so etwas würde sich mancher Romantiker ekeln.
Zuletzt geändert von exlamento am 28 Dez 2012 22:00, insgesamt 1-mal geändert.
__Markus

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von __Markus »

Ich würde sagen das ist natürlicher Faschismus.
Steinigt mich dafür, aber dieser Begriff ist absolut passend. Man könnte noch differenzieren zwischen erlernt und angeboren. dennoch gibt es gewisse Dinge die Menschen ablehnen, ohne wirklich zu wissen warum. Gut aussehende Kinder werden unterbewusst bevorzugt, genauso wie "SandwichKinder" benachteiligt werden. Sieht man sich die Hackordnung im Kindergarten an, wird man feststellen, dass diese natürliche Art die Machtverhältnisse zu klären bereits Kleinkinder vollführen.
Die Frage ist sollte man eingreifen oder nicht?
Bei einem Eingriff stört man die natürliche Auslese, auf der anderen Seite führt gar kein Hinweis zu den Auswüchsen die wir im Dritten Reich kennengelernt haben. Es ist schwierig eine Grenze zu ziehen.
Selbst wenn man Menschen nur nach ihren geistigen Fähigkeiten bewertet, entsteht ein Ranking, dieses Problem teilen alle Bewertungssysteme.
Dichter

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Dichter »

Mit der Erfahrung nehmen auch die oberflächlichen Bewertungen ab. Frauen die älter werden, schauen weniger auf gutes Aussehen, andere Werte wie z. B. Charakter werden wichtiger. Gutes Aussehen ist auch keine Garantie dafür, dass andere einen mögen. Gut man hat ein Vorteil, weil man positiv auffällt. Aber wenn die andere mitkriegen, die ist total eingebildet, haben die anderen auch kein Bock auf sie.
Dichter

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Dichter »

Und gutes Aussehen kann auch Neid hervorrufen. Und man wird gemobbt. Eine Freundin von mir ist das in der Schule passiert. Also gutes Aussehen kann ein Vorteil sein, muss es nicht.
Solitude

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Solitude »

Tja, niemand bezweifelt, dass schöne Menschen überall bevorteilt werden und hässliche Menschen es bei der Partnerwahl schwerer haben. Trotzdem glaube ich wie Dichter schon sagte eher nicht, dass die Forenteilnehmer im RL wie Monster aussehen.
Es ist nun auch nicht so, dass es die attraktiven und die unattraktiven Menschen gibt und dazwischen liegt ein Ozean. Es gibt am einen Ende der Skala Menschen, die dem Mainstream gefallen und gegen die von der Optik her keiner was einwenden kann, am anderen Ende haben wir Leute, die mehr oder weniger entstellt sind. Dazwischen haben wir einen sehr großen Haufen "Normalos", deren Attraktivität schwankt (Schlaf, Gesunde Ernährung, persönlicher Geschmack des Ziels, Körperpflege, Stil). Allerdings wird selbst ein Mr. Clooney weniger attraktiv wirken, wenn er ein Jahr im Dschungel verbracht hat.

Wenn die Lehre aus dem aversiven Rassismus dann die ist, das man sich zuhause schmollend ins Ghetto hockt bzw. auf uns angewandt fatalistisch in seinem Elend verharrt weil andere ja "schöner" sind und bei der Partnerwahl immer bevorzugt werden ist das nicht besonders konstruktiv. Theorien, die einen zum Opfer von äußeren Umständen machen, lösen keine Probleme. Ständig finden Normalomenschen überall auf der Welt Partner, die sie lieben ohne dass daran etwas "natürlich faschistisches" wäre.
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Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von NBUC »

Ich sehe hier vor allem eine Verwässerung und so indirektem, wenn auch vermutlich unbeabsichtigtes ,Schönreden von Rassismus und vor allem Faschismus. Man kann nur eine begrenzte Zahl Mal "Feuer" rufen, bevor das generell an Bedeutung verliert.
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Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von soukous »

Spark hat geschrieben: In dem Artikel geht es nicht um den offen gezeigten Rassismus, sondern um den versteckten, der denen, die ihn aussenden, oft nicht einmal bewusst ist. Er äußert sich in Vermeidung und in Widersprüchen zwischen dem, was gesagt wird, und der Körpersprache. Die Diskriminierung einer Person wird mit allem möglichen anderen begründet als ihrer Rasse.

Jedem, der wegen seines Aussehens diskriminiert wird, sollte ein solches Verhalten bekannt vorkommen. Ich zitiere nur: "Es liegt nicht an deinem Aussehen, du musst mehr auf andere zugehen!" - "Du musst selbstbewusster auftreten!" - "Such dir Hobbys, bei denen du mit anderen Menschen in Kontakt kommst!"
Das ist kein Rassismus, nicht einmal aversiver Rassismus. Jemand fühlt sich selbst vom Leben ungerecht behandelt, macht das selbst zum Thema und ein anderer Mensch nimmt die Position des Ratgebers ein. Das sind gesellschaftliche Rollen, die für eine kurze Zeit gespielt und dann wieder verlassen werden. Es ist ja auch kein Arzt Rassist, nur weil er mehr Wissen über medizinische Sachverhalte hat als der Patient, der zu ihm kommt um sich behandeln zu lassen.

Es mag sich zwar im ersten Moment ungut anfühlen, von jemand anderem Ratschläge zu hören, aber ich würde mich schon mit dem beschäftigen, was andere dir über Gründe für deine Beziehungslosigkeit sagen, Spark. Oder selbst im AB-Forum oder -wiki nach Wegen aus dem ABtum suchen. Damit fährst du besser als wenn du nur versuchst, dein Unwohlsein durch irgendwelche Analogien auf den Punkt zu bringen.

Und wenn jemand dir sagt, dass dein Aussehen nicht der Grund für deine Beziehungslosigkeit ist, dann muss ich nach meinen Erfahrungen von AB-Treffen sagen: Derjenige wird höchstwahrscheinlich recht haben und du kannst seinen Worten Glauben schenken.
Uhas

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Uhas »

Spark hat geschrieben: Jedem, der wegen seines Aussehens diskriminiert wird, sollte ein solches Verhalten bekannt vorkommen. Ich zitiere nur: "Es liegt nicht an deinem Aussehen, du musst mehr auf andere zugehen!" - "Du musst selbstbewusster auftreten!" - "Such dir Hobbys, bei denen du mit anderen Menschen in Kontakt kommst!"

Hier im Forum durfte ich oft genug lesen, dass sich Teilnehmer selbst anklagen, mit anderen Menschen nicht umgehen zu können. Aber können denn die anderen Menschen mit ihnen umgehen? Ständig gegen eine Wand aus Schweigen, Ignorieren, Herablassung oder gar Feindseligkeit anarbeiten zu müssen, ist naturgemäß schwieriger, als wenn einem die Herzen von alleine zufliegen und man Everybody's Darling ist.
Die zuerst von dir genannten Tipps beinhalten in der Essenz etwa sowas wie "Sei freundlich, aufgeschlossen, kommunikativ." um eben jenen später genannten, negativen Reaktionen vorzubeugen. Egal wie viel ich nachdenke, ich kann mich an keinen Menschen erinnern, der aufgeschlossen, kommunikativ und freundlich ist und gleichzeitig permanent gegen eine Wand aus Schweigen, Ignorieren, Herablassung oder Feindseligkeit anarbeiten muss. Sprich, wenn man aktiv positiv von anderen wahrgenommen werden möchte, dann sind diese Hinweise durchaus angebracht. Wenn man nicht positiv wahrgenommen werden will, dann kann man sie ja auch immer noch in den Wind schießen.

Was genau ist daran diskriminierend, was bemängelst du konkret? Dass viele Menschen mit Personen, die sich schnell zurückziehen, wenig präsent sind und nicht von selbst Kontakt zu anderen suchen nicht so gut umgehen können bzw. kein besonderes Interesse an ihnen haben? Reden wir bei den vergleichsweise passiven Personen zumindest von solchen, die wenigstens selbst irgendwie signalisieren, dass sie Interesse an ihrem Umfeld haben?
Denke ich an die Menschen die ich kenne und die deiner Beschreibung von "Everybody's Darling" am nähesten kommen, dann sind das allesamt Leute, die auch etwas dafür tun, dass ihnen "die Herzen zufliegen". Keiner steht einfach rum und wartet, diejenigen mit den meisten Kontakten sind auch diejenigen, die sehr häufig selbst den ersten Schritt machen. So bleibt eben das einfache Grundkonzept: Wer Kontakt möchte, muss auch selbst kommunizieren.

Was das mit dem Aussehen zu tun haben soll sehe ich dabei auch nicht so ganz, du wirst ja wohl kaum ein Äußeres haben, dass die Leute verschreckt zusammenzucken und dann flüchten lässt, oder? Oder versteh ich das Problem hier irgendwie falsch?
Spark

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Spark »

Die meisten hier haben nicht verstanden, worauf ich hinauswollte. Ich habe den Verdacht, sie haben bloß ein paar Reizworte aufgeschnappt, und daraufhin alle Phrasen abgespult, die ihnen dazu einfallen.

Ich werde mich nicht umständlich durch zwölf Dementis winden, sondern verweise lieber auf meinen Eingangspost. Da steht alles drin, was ich als Antwort schreiben könnte.

Vielleicht verstehen viele nicht, was ich meine, weil sie das Thema gar nicht betrifft - weil sie normal aussehen, und es daher tatsächlich nicht an ihrem Aussehen liegt, wenn sie keinen Partner haben. Das würde allerdings heißen, dass es an ihrem Charakter liegt. Dann hätten wir hier normal aussehende Leute, die inbrünstig an Ratschläge auf dem Niveau von Du-musst-mehr-auf-andere-zugehen glauben, aber trotzdem ABs sind. Öh ... wie viel Valium nehmt ihr? :kopfstand:
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Gilbert
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Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Gilbert »

@spark
Was hast du denn erwartet? Das die Mehrheit der User hier nur ein Problem mit ihrem Aussehen haben und in der Folge deshalb unfreiwillig Single sind? Ich empfehle, mal den Blick über den Tellerrand zu riskieren.

Ich habe in diesem Forum gelernt, daß AB nicht gleich AB ist. Jeder hat zwar sein Schicksal zu ertragen, aber die Umstände und Gegebenheiten, die zum ABsein geführt haben, sind in der Vielzahl vergleichsweise so bunt wie die Farben des Regenbogens. Ebenso die Ansichten darüber.
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
Hermann Hesse
Vahram

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Vahram »

sein ABtum auf das Aussehen zurückzuführen ist ja so bequem :roll: Nach dem Motto: Aussehen kann man nicht ändern! Also bleibe ich immer AB! Diese blöden oberflächlichen... ;)
Spark

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Spark »

Ich war da oben etwas barsch, weil ich so verärgert war.

Diskriminierung wegen des Aussehens durfte ich selber gründlich kennen lernen. Es lag tatsächlich an meinem Aussehen, das wurde mir von den Diskriminierern klipp und klar gesagt. Zu meinem Charakter fiel ihnen spontan gar nichts ein. (Außer, dass ich bei ein paar Gelegenheiten für übelst intelligent gehalten wurde.)

Es nervt einfach, mies behandelt zu werden und dann noch die Schuld dafür zugeschoben zu bekommen! Dadurch wird man mit seinem Problem nicht nur allein gelassen, sondern obendrein noch beleidigt, indem einem übertriebene Empfindlichkeit und mangelnde Einsicht unterstellt werden. An Diskriminierung sind aber manchmal doch die Diskriminierer schuld.

Ich will kein Mitleid, ich will nur das Problem beim Namen nennen.

Aus Gründen, die nichts mit diesem Forum zu tun haben, mache ich gerade Recherchen zu Rassismus, daher dieses Thema, das manchen zu weit hergeholt scheint. Ich hätte genauso gut einen anderen Text verlinken können, der sich mit Hexenverfolgung oder dem Umgang mit Behinderten befasst. Mir geht es nicht darum, wer da jetzt speziell diskriminert wird, sondern wie.

Falls es noch jemanden interessiert: Ich habe eine Dokumentation über ein Experiment mit versteckter Kamera gefunden, bei dem sich genau das zeigt, was in der Wikipedia beschrieben wird.
True Colors - Racial Discrimination in Everyday Life 1/2
http://www.youtube.com/watch?v=YyL5EcAwB9c (10 Min.)
True Colors - Racial Discrimination in Everyday Life 2/2
http://www.youtube.com/watch?v=gOS3BBmUxvs (7 Min.)

Was mir auffiel: Die Diskriminierung würde normalerweise nicht ins Auge springen. Ohne den Vergleich mit dem anderen Typ wüsste der Schwarze gar nicht, in welchem Ausmaß er diskriminiert wird. Wahrscheinlich hätte er nur ein Gefühl, dass hier irgendwie irgendwas nicht stimmt. (Oh, ich kenne dieses Gefühl ...)

Da ist zum Beispiel der Vermieter, der ihm scheinbar ganz freundlich die Wohnung zeigt, aber hinten herum macht er Sprüche. (Die Art von Freundlichkeit kenne ich auch zur Genüge.)

Am Verhalten liegt es in diesem Beispiel nicht. Definitiv. Aber trotzdem werden die beiden unterschiedlich behandelt. Das meinte ich, als ich darauf hingewiesen habe, dass man es einfacher hat, wenn einem die Herzen von alleine zufliegen. Der Schwarze in der Doku gibt ja am Ende zu, entmutigt zu sein (wen wunderts), und er sagt etwas wie: "Du trägst einen Anzug, und es macht keinen Unterschied. Du benimmst dich anständig, und es macht keinen Unterschied. Irgend jemand trifft [aufgrund deines Aussehens] Entscheidungen, die dein Leben beeinflussen."
Joe_Sixpack

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Joe_Sixpack »

Vahram hat geschrieben:sein ABtum auf das Aussehen zurückzuführen ist ja so bequem :roll: Nach dem Motto: Aussehen kann man nicht ändern! Also bleibe ich immer AB! Diese blöden oberflächlichen... ;)
Genau. Man muss nur wollen.
Seerosenblatt

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Seerosenblatt »

Spark hat geschrieben: Was mir auffiel: Die Diskriminierung würde normalerweise nicht ins Auge springen. Ohne den Vergleich mit dem anderen Typ wüsste der Schwarze gar nicht, in welchem Ausmaß er diskriminiert wird. Wahrscheinlich hätte er nur ein Gefühl, dass hier irgendwie irgendwas nicht stimmt. (Oh, ich kenne dieses Gefühl ...)
Du hast völlig recht mit deinen Thesen. Wenn es nicht die Hautfarbe ist, dann ist es eben Aussehen oder anderes. Mir fällt das Beispiel von zwei Schwestern ein, die beide gleich hübsch aussehen. Die Rothaarige jedoch erzählte von ihren Schwester mit langen, blonden Haaren, die in der Disco gleich 2 Gläser in der Hand hatte (geschenkt von wildfremden Männern), was sie selbst nicht kannte. Den Leuten, die gewisse Reaktionen nicht kennen, fällt es meistens gar nicht auf, dass andere auch anders behandelt werden.

Und als ABs hast du quasi immer mit negativen Reaktionen zu rechnen... entweder kommt Häme oder nettes Verständnis, das aber auch mitleidig ist, oder offenes Erstaunen (Entsetzen). Nie würde jemand dir auf die Schulter klopfen, wie bei der Mitteilung "Ich habe gerade meine große Liebe gefunden".
Deshalb verheimliche ich es auch. Weil ich mich selbst für zu gut für blöde Bewertungen der Gesellschaft halte. Im Gegensatz zu einer Hautfarbe kann ich meinen "angeblichen Makel" verheimlichen.
Spark

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Spark »

Hallo Seerosenblatt,
über die Diskrimierung Rothaariger bin ich immer wieder verblüfft, weil diese Menschen nicht einmal hässlich aussehen. Ich denke da vor allem an einen Artikel über eine junge Frau, den ich vor ein paar Monaten gelesen habe. Optisch ganz der Cheerleader-Typ, und die Haare eigentlich ein rötlich angehauchtes Blond - aber an der Highschool übelst gemobbt. Als Erwachsene traute sie sich nur noch mit blond gebleichten Haaren unter Leute, und mit Make-up, das ihren Teint kaschiert hat. Sie hatte außerdem einen Freund, der deutlich gesagt hat, dass er die alten Fotos von ihr hässlich findet. Na, mit dem hat sie den Hauptgewinn gezogen, die Glückliche. [/Ironie]

In den Kommentaren zu diesem Artikel meldete sich eine andere Rothaarige zu Wort, die nach Jahren eine schlimme Mobberin aus der Schulzeit wiedergetroffen hatte. Die beichtete ihr, dass sie eigentlich immer neidisch auf die schönen roten Haare gewesen war. Überhaupt waren fast alle Kommentarschreiber auf der Seite der jungen Frau.

Rothaarige werden eher 'aus Tradition' diskriminiert, nicht, weil man sie wirklich abstoßend findet. So erkläre ich mir das jedenfalls.

Die eine Schwester in deinem Beispiel wurde wohl nicht dafür abgestraft, rothaarig zu sein, sondern eher dafür, nicht blond zu sein. Wäre sie brünett, würde ihre Schwester ihr sicher genauso vorgezogen.


Anderen Leuten zu erzählen, man wäre AB, ist wirklich nicht ratsam. Ehrlichkeit in Ehren, aber - "Erzähle die Wahrheit nur denen, die damit umgehen können." (Mark Twain, glaube ich.) Die meisten können's leider nicht.

Asexuelle haben übrigens dasselbe Problem. Früher habe ich mal in einem Forum für Asexuelle abgehangen, und die berichteten allesamt immer wieder davon, wie man ihnen wegen ihrer Partnerlosigkeit auf die Nerven geht. Dabei sind die ja eigentlich glücklich damit!
Seerosenblatt

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Seerosenblatt »

Spark hat geschrieben: Die eine Schwester in deinem Beispiel wurde wohl nicht dafür abgestraft, rothaarig zu sein, sondern eher dafür, nicht blond zu sein. Wäre sie brünett, würde ihre Schwester ihr sicher genauso vorgezogen.
Denke ich auch... wobei es Rothaarige anscheinend tatsächlich am schwierigsten haben. Ein Kumpel meinte mal zu mir, er wolle auf keinen Fall eine rothaarige Frau haben. Ich hatte das überhaupt nicht verstanden, weil ich rothaarige Frauen kenne, die total hübsch sind (und hübscher als die Frau des Kumpels nebenbei, die ich nicht besonders attraktiv finde).

Aber die meisten Männer stehen als Fakt (siehe auch Umfragen) auf blond.. als Teenager fand ich mal meine brünette Haarfarbe für mich am schönsten, weil ich ehrlich der Meinung war, dass jedem die Haarfarbe am besten steht, die man von Natur aus hat. Seitdem ich mitbekommen habe, wie wild viele Männer auf blond sind, ärgere ich mich darüber, dass meine Haare sich nicht mal künstlich aufhellen lassen, weil die ja gleich kaputt gehen davon.

LG
Spark

Re: Aversiver Rassismus

Beitrag von Spark »

Seerosenblatt hat geschrieben:Seitdem ich mitbekommen habe, wie wild viele Männer auf blond sind, ärgere ich mich darüber, dass meine Haare sich nicht mal künstlich aufhellen lassen, ...
Seit ich mitbekommen habe, dass andere Menschen nicht auf das stehen, was ich zu bieten habe, ärgere ich mich über andere Menschen! :twisted:

Mach dir die Haare nicht kaputt ... Die sehen natürlich garantiert besser aus als so 'ne blond geätzte Zuckerwatte! :spiegel:

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