Ich könnte mir denken, dass das Widerstreben bei dem Gedanken sich als sexuelles Wesen zu zeigen bei manchen aus der simplen Erfahrung erwachsen ist, dass ihnen sowas als nicht adäquates Verhalten sanktioniert wurde, wenn sie es einmal ansatzweise zeigten. Das ist eben der Unterschied zwischen diesen ABs bei denen einfach nur ein Schalter im Hirn falsch gesetzt ist und anderen, die schon aufgrund von Äußerlichkeiten, komischer-Kauz-Sein oder anderswie entstandenes Außerseitertum tatsächlich das Feedback erhalten, dass ihnen Sex und Beziehung nicht zustehen.Lion hat geschrieben:Ein Thread wie dieser spricht Bände über die Befindlichkeit und Befindlichkeitsstörungen von ABs.
Ja, ein provokativer Titel, der dann gleich dem Poster in den Mund gelegt wird, anstatt auf der Ebene des Weitererzählten zu bleiben. Aber warum das tun, wenn man damit erst mal Klasse "den vulgären Neuen" einnorden kann? (Benimm Dich, Du Sau! Wir sind hier nicht in einer Normalo-Disko)
Man übt sich im selektiven Verstehen, als wenn der Kollege, der den Spruch vom Stapel ließ, dies tatsächlich für alle Lebenslagen so meint (und nicht nur in Jagd-Laune in einer Kneipe). Dieses selektiv Verstandene wird dann dazu benutzt, um sich davon abzugrenzen. Denn man will ja kein Objekt sein, das nur zur Triebbefriedigung herangezogen wird. Iiiih bäh.
Garniert wird das Ganze dann noch vom Verweis, dass diese "Schiene" nur für die primitiven Gemüter unserer Gesellschaft von Belang ist.
Willkommen in der wunderbaren Welt der elitären ABs, die ja eigentlich als was "Edleres" wahrgenommen werden sollten, gegenüber dem normalen Pöbel auf der Straße, der durch sämtliche Betten turnt. Die unfreiwillig Sex- und Beziehungslosigkeit wird zum ehrenwerten Zölibat hochstilisiert.
Man sollte nicht vergessen, WER die Störung im Umgang mit dem jeweils anderen Geschlecht hat. (Indirekte) Selbstbeweihräucherung hilft da nicht weiter, ebensowenig wie künstliches Aufregen über und das Umdeuten einer vulgären Wortwahl (die zweifellos gegeben war).
Man könnte auch aus dem ansonsten sachlichen Beitrag des Threaderstellers erkennen, dass es darum geht, sich selbst auch als sexuelles Wesen wahrzunehmen. Sowohl, was die eigenen Triebe betrifft als auch die Außenwahrnehmung durch andere. Intelligenz und Sexualität schließen sich übrigens nicht aus. Man darf auch als jemand mit einem höheren IQ seine Sexualität zeigen und zu ihr stehen.
Ich beispielweise war in meiner prägenden, pubertären Phase nicht mal besonders unbeliebt oder ausgegrenzt. Ich machte nur die Erfahrung, dass ich bei mehr oder weniger allem ein manchmal geschätzter, wenigstens aber anstandslos geduldeter Teilnehmer war, jedoch ein Annäherungsversuch bei Mädchen als irgendwas zwischen belustigend und beleidigend empfunden wurde. Und dabei rede ich nicht von den Klassenbeauties, die Jungs wie mich mehr oder weniger übersahen, weil es einen Imageverlust bedeutet hätte, bestimmte Leute auch nur zu grüßen. Auch später festigte sich meine Überzeugung besser asexuell aufzutreten, weil ich auf diese Weise immerhin von allen Frauen als Statist geduldet wurde, während sie sich sonst oft veranlasst gefühlt hätten mir zu kommunizieren wie abwegig sie einen Annäherungsversuch finden würden.
Ich weiß nicht wie es gelaufen wäre, wenn ich nicht in vorauseilendem Gehorsam Frauen im Allgemeinen erspart hätte, mich ihnen als sexuelles Wesen zu zeigen. Möglicherweise hätte es auch für mich Gelegenheiten gegeben, aber ich weiß nicht wie ich die Demütigungen ertragen hätte, die mir ohne Zweifel reihenweise erwachsen wären. Die Erlebnisse - die ich in den wenigen Fällen hatte in denen ich aus meiner asexuellen Rolle fiel - waren schon ziemlich schwer verdaulich.