Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

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archibald.buttle

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von archibald.buttle »

Anrufbeantworter hat geschrieben:Wenn man es sich lange antrainiert hat, kann man trotzdem anfangen, es sich lange wieder abzutrainieren. "Es ist schwer" oder "es dauert lange" ist ebenso wenig wie eine äußere Schuld an der Misere ein guter Grund, keine eigene Mühe mehr für das eigene Wohl einzusetzen.

Und es dauert keine 30 Jahre, eine starke Verbesserung zu schaffen, auch wenn man es sich 30 Jahre lang antrainiert hat. Bücher wie "Feeling good" von David Burns geben da eine Reihe guter Techniken mit, wenn man bereit ist, sich ernsthaft mit sich selbst auseinanderzusetzen und langfristig dran zu arbeiten. Wer es gemacht hat, hat dann auch der Durchschnitt etwas voraus: nämlich von äußerer Bestätigung recht unabhängig zu sein.
Vollkommen einverstanden. Ich wollte damit auch gar nicht sagen, dass man sich in der eigenen Unzulänglichkeit einigeln sollte. Das ist dieser innere Schweinehund, der einen da blockiert. Ich wollte nur dieses "Auf-einmal-Umkrempeln" etwas relativieren, weil das für mich zu sehr nach extrovertierten "Macher"-Typen klang (von denen hier vermutlich eher wenige anwesend sind. Aber im Grunde führt kein Weg an Veränderung vorbei. Und zwar Veränderung gerade an sich selbst, denn andere kann man nicht ändern.
Avalon hat geschrieben:Wenn man ein Leben lang gekämpft und nur Niederlagen kassiert hat, dann braucht man keine vermeintlich weisen Sprüche mehr - dann braucht man andere Menschen, die einem wohlgesonnen sind und einem wieder auf die Beine helfen. Wer dauerhaft allein dasteht, ist schwach und angreifbar. Aber auch das wird in diesem Forum gern geleugnet.
Das mag sein, aber ich argwöhne, dass hinter dieser negativen Selbstzuschreibung ("gekämpft und alle waren gegen mich") auch zum Teil die selektive Wahrnehmung steckt. Wenn ich mich bei meinem eigenen Leben eine faire Bilanz ziehe, waren da durchaus auch immer wieder positive Bestätigungen, sogar Annäherungsversuche von Frauen. Nur habe ich das erst in den letzten paar Jahren rückblickend gemerkt, weil ich diese Sachen zuvor innerlich gewissermaßen abgeblockt und ignoriert habe. Aber selbst wenn das objektiv so wäre, dass man größtenteils negatives Feedback bekommt, dann kann das trotzdem Ursachen bei einem selbst haben. Wenn die anderen z. B. merken, dass Komplimente nicht angenommen werden, hören sie irgendwann auf, welche zu machen. Oder sie trauen sich von vornherein nicht, jemandem näherzukommen, weil man unnahbar wirkt.
Aber egal woran es liegt, wenn man die Schuld nur bei anderen sucht, wird sich nichts ändern.

(Interessant, irgendwo anders habe ich die These vertreten, dass diejenigen, die die Schuld an Niederlagen immer bei anderen suchen, die selbstbewussteren Menschen sind. Wo ist denn da der Denkfehler, das gibt irgendwie beides Sinn?)
Simonetta

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Simonetta »

archibald.buttle hat geschrieben:[
Das mag sein, aber ich argwöhne, dass hinter dieser negativen Selbstzuschreibung ("gekämpft und alle waren gegen mich") auch zum Teil die selektive Wahrnehmung steckt. Wenn ich mich bei meinem eigenen Leben eine faire Bilanz ziehe, waren da durchaus auch immer wieder positive Bestätigungen, sogar Annäherungsversuche von Frauen. Nur habe ich das erst in den letzten paar Jahren rückblickend gemerkt, weil ich diese Sachen zuvor innerlich gewissermaßen abgeblockt und ignoriert habe. Aber selbst wenn das objektiv so wäre, dass man größtenteils negatives Feedback bekommt, dann kann das trotzdem Ursachen bei einem selbst haben. Wenn die anderen z. B. merken, dass Komplimente nicht angenommen werden, hören sie irgendwann auf, welche zu machen. Oder sie trauen sich von vornherein nicht, jemandem näherzukommen, weil man unnahbar wirkt.
Aber egal woran es liegt, wenn man die Schuld nur bei anderen sucht, wird sich nichts ändern.

(Interessant, irgendwo anders habe ich die These vertreten, dass diejenigen, die die Schuld an Niederlagen immer bei anderen suchen, die selbstbewussteren Menschen sind. Wo ist denn da der Denkfehler, das gibt irgendwie beides Sinn?)
Ich denke, man kann da eigentlich gar nicht von Schuld sprechen, zumindest nur sehr bedingt. Wer viel Ablehnung erlebt hat, der baut eine Schutzhaltung auf, die dann bei anderen oft als Unnahbarkeit rüberkommt – und folglich wird man wieder abgelehnt, übergangen etc. Im Grunde ist man weder selbst daran schuld noch sind es die anderen, die eben auch nur das Äußere wahrnehmen und es nicht einordnen können.
Mir ist es wichtig geworden, diese Zusammenhänge zu erkennen und ganz bewusst daran zu arbeiten, um diesen Teufelskreis durchbrechen zu können.

Es stimmt auch tatsächlich, dass man manchmal so auf Ablehnung programmiert sein kann, dass man das Positive gar nicht mehr richtig wahrnimmt. Ging mir auch lange Zeit so. Bestätigung von Männern (oder überhaupt) waren ein Tropfen auf den heißen Stein, während mich jede Ablehnung und negative Erfahrung hart getroffen und lange beschäftigt hat.

Es ist ein langer Prozess, da rauszukommen, aber es ist möglich.
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Siegfried
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Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Siegfried »

Simonetta hat geschrieben:Ich denke, man kann da eigentlich gar nicht von Schuld sprechen, zumindest nur sehr bedingt. Wer viel Ablehnung erlebt hat, der baut eine Schutzhaltung auf, die dann bei anderen oft als Unnahbarkeit rüberkommt – und folglich wird man wieder abgelehnt, übergangen etc. Im Grunde ist man weder selbst daran schuld noch sind es die anderen, die eben auch nur das Äußere wahrnehmen und es nicht einordnen können.
Mir ist es wichtig geworden, diese Zusammenhänge zu erkennen und ganz bewusst daran zu arbeiten, um diesen Teufelskreis durchbrechen zu können.

Es stimmt auch tatsächlich, dass man manchmal so auf Ablehnung programmiert sein kann, dass man das Positive gar nicht mehr richtig wahrnimmt. Ging mir auch lange Zeit so. Bestätigung von Männern (oder überhaupt) waren ein Tropfen auf den heißen Stein, während mich jede Ablehnung und negative Erfahrung hart getroffen und lange beschäftigt hat.
Diese Schutzmauer zu überwinden ist halt das große Problem. Man hat sich die über Jahre aufgebaut sei es aus einer persönlichen Fehleinschätzung, Mobbing, Ablehnung oder sonstigen Gründen. Ich bin halt kein Hund der nie schlimme Erfahrungen gemacht hat und schwanzwedelnd einfach so auf andere zugehn kann weil er davon ausgeht als Reaktion geknuddelt und gestreichelt zu werden. Fühl mich eher wie ein scheues Reh wo die anderen eh alle nur Wölfe sind und einen fressen wollen. Eine nicht einschätzbare Reaktion von anderen läßt einen gleich davonlaufen. Der Instinkt läßt einen auf Abstand bleiben obwohl es da draussen auch viele gibt die das Reh auch nur streicheln und knuddeln wollen.

Es ist halt auch leider die Situation das über solche Themen sehr selten offen geredet wird. Viel mehr wird halt nur von beiden Seiten Interpretiert wenn man die Situation oder das Verhalten des anderen nicht einschätzen kann und zieht seine Schlüsse. Das geht wohl den anderen so und mir genauso... kann da auch nicht auf andere einfach zugehn und denen meine wahren Gefühle mitteilen was mich in der Situation bewegt oder was man denkt.

Positives Feedback von außen mit der daraus resultierenden positiven Erfahrung das alles nicht ganz so schlimm ist wie man es sich vorstellt und viel Zeit kann ein weg sein da raus zu kommen. Aber sich nur vor den Spiegel zu stellen und "schacka" zu rufen wird wenig helfen ohne positives feedback von außen oder im schlimmeren Fall noch weiter Prügel von außen zu bekommen.
spirit

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von spirit »

Meiner (theoretischen) Meinung nach funktioniert es nur über "try and error":
Zunächst wird man bei schlechten Erfahrungen und / oder der Vermutung einer solchen sich zurückziehen hinter seiner Schutzmauer. Wenn irgendwann der innere Leidensdruck aufgrund der Abgeschottetheit hinter dieser selbst gebauten Mauer groß genug ist, dass man bereit ist, einen weiteren Versuch zu starten, ist es wichtig, das Risiko einigermaßen einzuschätzen und zu dosieren.
Der schüchterne AB`ler sollte sich also nicht vornehmen, in der Disco mal eben fünf Puppen aufzureißen, was dann nicht gelingt und ihn in seiner negativen Erfahrung bestärkt.
Er könnte sich aber vornehmen, in der Disco eine Frau anzusprechen und evtl. auf einen Drink einladen.
Es ist ein arbeitsintensiver, risikoreicher Prozess, den zu gehen man bereit sein muss.
newbie79

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von newbie79 »

dfg82 hat geschrieben:Inwiefern beweist man mit Selbstironie Größe?
Selbstironie ist für mich gewissermaßen das Gegenteil von Arroganz....
Simonetta

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Simonetta »

Ja, diese Schutzmauer zu überwinden ist absolut schwierig. Wichtig ist wohl zunächst mal, dass man sich diese bewusst macht und dadurch das Verhalten anderer besser nachvollziehen kann. Dann ist es auch ganz wichtig (wenn es denn möglich ist) mit anderen offen darüber zu reden, vor allem natürlich mit guten Freunden, damit sie einen besser verstehen können.
Und dann sind natürlich tatsächlich kleine Schritte wichtig, um die Hemmungen zu überwinden. Wenn man sich gleich zu viel vornimmt, wird man schnell nur noch frustrierter.
Aber es ist oft ein langer Prozess, wobei natürlich auch Therapie hilfreich ist. Ich kenne dieses Schutzmauer-Problem selbst nur allzu gut, leider.
archibald.buttle hat geschrieben: Aber egal woran es liegt, wenn man die Schuld nur bei anderen sucht, wird sich nichts ändern.

(Interessant, irgendwo anders habe ich die These vertreten, dass diejenigen, die die Schuld an Niederlagen immer bei anderen suchen, die selbstbewussteren Menschen sind. Wo ist denn da der Denkfehler, das gibt irgendwie beides Sinn?)
Ich würde das eher (ungesunden) Stolz nennen, der aus mangelndem Selbstbewusstsein resultiert - und der ebenfalls eine Art Schutzmauer ist, um sich nicht ständig klein und unterlegen fühlen zu müssen. Aber auch daran kann man arbeiten, denn es ist ja ganz wichtig, auch den eigenen Teil an seiner Problematik zu erkennen.
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Silvina
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Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Silvina »

newbie79 hat geschrieben:
dfg82 hat geschrieben:Inwiefern beweist man mit Selbstironie Größe?
Selbstironie ist für mich gewissermaßen das Gegenteil von Arroganz....

Eine sehr sympathische Eigenschaft, find ich :)
Manchmal muss man das Chaos nur ein bisschen schütteln, und es wird ein Wunder draus.
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Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von ABKO »

Silvina hat geschrieben:
newbie79 hat geschrieben:
dfg82 hat geschrieben:Inwiefern beweist man mit Selbstironie Größe?
Selbstironie ist für mich gewissermaßen das Gegenteil von Arroganz....

Eine sehr sympathische Eigenschaft, find ich :)
Selbstironie oder Arroganz?
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Silvina
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Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Silvina »

ABKO hat geschrieben: Selbstironie oder Arroganz?

Ersteres.... ;)
Manchmal muss man das Chaos nur ein bisschen schütteln, und es wird ein Wunder draus.
Ampetula

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Ampetula »

Hallo Neo,

das ist mal wieder einer deiner suuuper Tips.
Selbstverständlich sollte man sich nicht selbst runter machen. Aber wenn man sich sagt, man sei irgendwo nur Durchschnitt, dann sind das für mich mal wieder die typischen FDP-Sprüche, die überall super sind, außer in dem was sie leisten.
Kurz Schaumschlägerrei die ich abgrundtief hasse. Durchschnitt ist Durchschnitt und damit nicht schlecht. Und vielleicht muss jemand der unterirdisch ist seine Defizite durch Übertreibung kompensieren. Dann ist er der größte, schönste, klügste, außer in dem was er kann.
Wenn ich so jemanden im Vorstellungsgespräch vor der nase habe, schöpfe ich gleich Verdacht.
Ich frage mich ehrlich, warum Ehrlichkeit so verpönt ist.
Ich frage mich auch, warum es hier im Forum nur die zwei Extreme gibt. Den Drecksack der sofort gesperrt werden muss und den Superhelden der aller Frauens Liebling ist. Warum gibt es nichts dazwischen? Leute wie mich. Leute die normal sind und eben nur Durchschnitt. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.
Und Vielleicht sollten sich die fragen denen der Durchschnitt nicht mehr reicht, ob nicht sie falsch liegen.
Ich kann nicht überdurchschnittliche Bewerber fordern und ein unterdurchschnittliches Gehalt zahlen.

(Sorry war mal wieder emotional, also her mit den roten Punkten)
Neo

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Neo »

Du kommst nicht zufällig aus dem Osten?

Ohne Witz, so eine "Durchschnitt ist nicht schlimm, Hauptsache, man lügt nicht" (den Satz bitte in einem weinerlichen, sächsischen Dialekt vorstellen) -Mentalität kenne ich bisher fast nur von Ostdeutschen. Und ja, Durchschnitt ist nicht gut. Niemand will Durchschnitt.

Zwar sind die meisten nicht mehr als Durchschnitt, wahrscheinlich auch ich, aber das muss man nicht selbst noch promoten. Auftritt, Selbst-Vermarktung usw. heißen die Zauberworte!
Maytan

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Maytan »

Auftritt, Selbst-Vermarktung usw. heißen die Zauberworte!
Das ist glücklicherweise Ansichtssache. :roll:
NBUC
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Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von NBUC »

Neo hat geschrieben:Zwar sind die meisten nicht mehr als Durchschnitt, wahrscheinlich auch ich, aber das muss man nicht selbst noch promoten. Auftritt, Selbst-Vermarktung usw. heißen die Zauberworte!
Dazu müßte man(n?) erst einmal wissen, was denn die andere Seite überhaupt wirklich wertschätzt (also persönliche Beziehungsentscheidungen drauf aufbaut).

1,84m , sportlich, fester Job, Akademiker, eigene Wohnung, kinderinteressiert, für moderne gemeinsame Familienführung waren es z.B. nicht - nur um erste Verdächtige auszuschließen.
Loyal, fürsorglich, kann zuhören ist nicht belegbar.
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Alle gesellschaftlichen Betrachtungen enthalten zwangsläufig Verallgemeinerungen und werden daher Ausnahmen und Einzelfälle enthalten, denen sie nicht gerecht werden können.

wenn ich nicht antworten sollte heißt das nicht, dass du Recht hast, sondern ich kein Internet!
Tirak

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Tirak »

Neo hat geschrieben:Du kommst nicht zufällig aus dem Osten?

Ohne Witz, so eine "Durchschnitt ist nicht schlimm, Hauptsache, man lügt nicht" (den Satz bitte in einem weinerlichen, sächsischen Dialekt vorstellen) -Mentalität kenne ich bisher fast nur von Ostdeutschen. Und ja, Durchschnitt ist nicht gut. Niemand will Durchschnitt.

Zwar sind die meisten nicht mehr als Durchschnitt, wahrscheinlich auch ich, aber das muss man nicht selbst noch promoten. Auftritt, Selbst-Vermarktung usw. heißen die Zauberworte!
*mal so einklink*
Promoten wohl nich, aber ich für meinen Teil akzeptier eher die Gegebenheiten als mich zu sehr selbst zu verzerren. Langfristig muss ich mich da auch entscheiden. Sicher, in einer "Welt" die von Selbstvermarktung quasi durchdrungen ist, zahl ich fürs Festhalten an der Wahrheit über die eigene Person einen Preis. Aber das ist immer noch besser als am Ende selbst wahnsinnig zu werden, weil ich anderen und mir nur noch etwas vorspiele. Insofern Durchschnitt seh ich auch nicht als schlimm an.
Ampetula

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Ampetula »

Neo hat geschrieben:Du kommst nicht zufällig aus dem Osten?

Ohne Witz, so eine "Durchschnitt ist nicht schlimm, Hauptsache, man lügt nicht" (den Satz bitte in einem weinerlichen, sächsischen Dialekt vorstellen) -Mentalität kenne ich bisher fast nur von Ostdeutschen. Und ja, Durchschnitt ist nicht gut. Niemand will Durchschnitt.

Zwar sind die meisten nicht mehr als Durchschnitt, wahrscheinlich auch ich, aber das muss man nicht selbst noch promoten. Auftritt, Selbst-Vermarktung usw. heißen die Zauberworte!
Nein "Betrug" heißt das Zauberwort der Neoliberalisten. Und nein ich komme nicht aus dem Osten.
Und mir ist ehrlicher Durchschnitt allemal lieber als jemand der sich super verkauft aber nichts auf der Pfanne hat. Und wer schon an der ersten Herausforderung scheitert, ist weit entfernt von dem Durchschnitt der mir vorschwebt und zu dem ich gehöre. Also lass die Selbstvermarktung mal da wo sie hingehört. Bei Dr. zu Guttenberg, bei Dr. Koch Mehrin, bei Dr. Schavan, Dr. Djir-Sarai, Dr. Chatzimarkakis. Nur um die größten Vorbilder der Selbstvermarktung zu nennen.
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Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Neri »

NBUC hat geschrieben:1,84m , sportlich, fester Job, Akademiker, eigene Wohnung, kinderinteressiert, für moderne gemeinsame Familienführung waren es z.B. nicht - nur um erste Verdächtige auszuschließen.
Das wurde mal in einer der Serien die ich gucke gut beschrieben:

Freundinnen sitzen am Strand, es kommt ein Typ vorbei und begrüßt Frau A., kurzer Smalltalk, er zieht Leine.
Frau B zu A: War das der, den Du neulich daundda kennengelernt hast?
A: Ja. Er hat mich zum Abendessen eingeladen. *schaut nachdenklich*
B: Und? Wo ist das Problem?
A: Ach weißt Du, er ist der gut-auf-dem-Papier-Typ.
B: Hä?
A: Einer von den Typen für den nach Faktenlage alles spräche, aber den man früher oder später doch immer für einen komischen Typen verlässt der ein Motorrad fährt und kein Girokonto hat.


Das ist natürlich überspitzt. Aber da steckt viel Wahres drin. Ein Mann der zwar objektiv (also auf dem Papier) eine tolle Wahl wäre, bei dem ich aber Gefahr laufe einzuschlafen während er was erzählt, oder wenn ich an ihn denke, dessen Witze nicht lustig sind - oder er erst gar keine macht, so einen Mann findet man auch nicht interessant nur weil er "gut auf dem Papier" ist.

Ich hatte das neulich hier schon bezüglich der Kumpelschiene mal geschrieben. Man kommt nicht auf die Kumpelschiene weil man "nett" ist, sondern weil man sonst nichts ist, insgesamt einfach uninteressant.


P.S.: Wer die Serie errät, kriegt 'nen virtuellen Händedruck.
Zuletzt geändert von Neri am 20 Jun 2013 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
Angesichts der Vielzahl von Bedürftigen muss man sparsam sein mit seiner Verachtung.
(François-René de Chateaubriand)
Ampetula

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Ampetula »

Noch etwas.

Als Mittelalterfan besuche ich auch gerne Mittelaltermärkte.
Auch das ist Markt und Marktwirtschaft.
Jeder baut seinen Stand auf, stellt aus was er (oder sie(nicht dassmir jetzt wieder jemand mit Frauenfeindlichkeit kommt)) hergestellt hat und macht dort sein Geschäft.
Mir will einfach nicht in den Kopf, warum Lug, Betrug und Übertreibung zum notwendigen Bestandteil der Marktwirtschaft geworden ist und warum ich mich dem anpassen soll wenn ich auf dem Partnermarkt bestehen will. Wenn mich wegen dieser Einstellung alle Frauen hassen, dann will ich auch keine.
Ampetula

Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Ampetula »

Neri hat geschrieben: Man kommt nicht auf die Kumpelschiene weil man "nett" ist, sondern weil man sonst nichts ist, insgesamt einfach uninteressant.
Ja so beurteile ich Frauen die optisch für mich nicht in Frage kommen auch immer. Da brauche ich nicht genauer prüfen. Da habe ich so ein Bauchgefühl.
Neri
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Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von Neri »

Ampetula hat geschrieben:
Neri hat geschrieben: Man kommt nicht auf die Kumpelschiene weil man "nett" ist, sondern weil man sonst nichts ist, insgesamt einfach uninteressant.
Ja so beurteile ich Frauen die optisch für mich nicht in Frage kommen auch immer. Da brauche ich nicht genauer prüfen. Da habe ich so ein Bauchgefühl.
War klar, dass sowas kommt. :roll:
Das meinte ich nicht und das weißt Du auch.
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NBUC
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Re: Ratschlag: Nicht sich selbst runtermachen

Beitrag von NBUC »

Neri hat geschrieben:
NBUC hat geschrieben:1,84m , sportlich, fester Job, Akademiker, eigene Wohnung, kinderinteressiert, für moderne gemeinsame Familienführung waren es z.B. nicht - nur um erste Verdächtige auszuschließen.
Das wurde mal in einer der Serien die ich gucke gut beschrieben:

Freundinnen sitzen am Strand, es kommt ein Typ vorbei und begrüßt Frau A., kurzer Smalltalk, er zieht Leine.
Frau B zu A: War das der, den Du neulich daundda kennengelernt hast?
A: Ja. Er hat mich zum Abendessen eingeladen. *schaut nachdenklich*
B: Und? Wo ist das Problem?
A: Ach weißt Du, er ist der gut-auf-dem-Papier-Typ.
B: Hä?
A: Einer von den Typen für den nach Faktenlage alles spräche, aber den man früher oder später doch immer für einen komischen Typen verlässt der ein Motorrad fährt und kein Girokonto hat.


Das ist natürlich überspitzt. Aber da steckt viel Wahres drin. Ein Mann der zwar objektiv (also auf dem Papier) eine tolle Wahl wäre, bei dem ich aber Gefahr laufe einzuschlafen während er was erzählt, oder wenn ich an ihn denke, dessen Witze nicht lustig sind - oder er erst gar keine macht, so einen Mann findet man auch nicht interessant nur weil er "gut auf dem Papier" ist.

Ich hatte das neulich hier schon bezüglich der Kumpelschiene mal geschrieben. Man kommt nicht auf die Kumpelschiene weil man "nett" ist, sondern weil man sonst nichts ist, insgesamt einfach uninteressant.
Ebend. Und diese Neben-dem-Papier-Elemente würden dann interessieren und wie man die dann rechtzeitig präsentiert/belegt, ggf auch erst erwirbt. Zu Hören bekommt man öffentlich aber den PC-Standard, indirekt halt noch die gewünschten Papierelemente.
Wobei passender Humor dann doch schwer von der Kompatibilität und auch ihrer Stimmungslage /Disposition abhängt. Bis Dategefahr aufkam war das mit dem letzten OdB perfektes Waldorf und Stadtler-Pingpong. Danach war es "albern".

Bzgl. Mittelaltermarkt.
Marktschreiertradition vs. Ratswaage inkl. Strafenkataloge deuten darauf hin, dass auch früher schon nach Möglichkeit getrickst,getäuscht, geblendet wurde.
Natural Born UnCool

Alle gesellschaftlichen Betrachtungen enthalten zwangsläufig Verallgemeinerungen und werden daher Ausnahmen und Einzelfälle enthalten, denen sie nicht gerecht werden können.

wenn ich nicht antworten sollte heißt das nicht, dass du Recht hast, sondern ich kein Internet!

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