Faust hat geschrieben:zebulon hat geschrieben:
Da! Was sag ich?
Das ganze ist aber extrem schwer und erfordert eine unglaublich Selbstdisziplin und innere Überzeugung. Bis ich das hinbekomme vergehen sicher noch ein paar Jahre, wenn überhaupt, für mich ist Szenarion 2 wohl am wahrscheinlichsten...
Finde ich jetzt nicht. Aber dass ist sicher bei jedem individuell anders.
Ich war schon als Jungendlicher davon überzeugt, "greise" Eltern sind suboptimal. Deshalb habe ich mir damals schon selbst eine Grenze gesetzt, mit 40 keine eigenen Kinder mehr in die Welt zu setzen. (kann man drüber streiten, ob das sinnvoll ist, muss jeder für sich selbst entschieden, ich habe mich jedenfalls so entschieden) Mit etwa 40 habe ich dann mal Résumé gezogen und mich wieder an meinen Vorsatz von damals erinnert. Fand den immer noch richtig. So weit, so gut. Aber was hat dass jetzt konkret für Konsequenzen? Nun, ich habe keine Eile mehr. Ich muss mich nicht mehr um die "tickende Uhr" bei potentiellen Partnerinnen sorgen. Auch öffnet dies ein größeres Spektrum an potentiellen Partnerinnen. Die Fähigkeit und Bereitschaft, ein weiteres Kind in die Welt zu setzen ist keine Voraussetzung mehr. Auch wenn dies nie ein Hinderungsgrund war, ABs haben andere Probleme, so tut es doch gut zu wissen, eine Einschränkung weniger zu haben. Und realistisch betrachtet, bringen Frauen ab 40, ABinen vielleicht mal ausgenommen, in der Regel Kinder mit in die Beziehung. Gut, mit diesem Umstand muss man sich auch erst mal anfreunden, dass man quasi offizieller Kuckucksvater ist. (Ist sicherlich auch nicht jedermanns Sache.) Aber eine "gebrauchte" Teilfamilie hat auch ihre Vorteile, man weiß, was man bekommt.
Aber noch mal zurück zu der Eile. Es gibt noch einen anderen Aspekt. Der Druck, möglichst bald jemanden zu finden, die Beziehung schnell zu vertiefen und ins unerforschte kalte Wasser zu springen, fällt weg. Soll heißen, ist das Thema Kinder aus dem Spiel, spielt es keine Rolle mehr, ob ich jetzt jemanden finde oder in zehn Jahren oder noch später oder eben gar nicht. Man kann also seine Bemühungen, selbst wenn es nur Gedanken um die Lösung des AB-Problems sind, stark zurück fahren. Ein wichtiger Teil des Lebens ist eh vertan. Die Jugend kann man nicht mehr nachholen. Auch damit muss man fertig werden, sich eingestehen, dass man etwas endgültig verpasst hat, wie eine Prüfung, die man nicht mehr wiederholen kann. Gehen wir noch einen kleinen Schritt weiter. Das Leben allein genießen, was heißt dass und was bringt es mit sich? Nun, ich habe die Freiheit, Entscheidungen allein zu treffen. Ich muss mich nicht abstimmen mit jemand anderen. Dass ist manchmal natürlich auch eine Last, weil niemand zuhause direkt greifbar ist, mit dem man sich beraten könnte. Oder wo man einfach mal seine Sorgen los wird. Hier muss man mehr auf Freunde zurückgreifen. Ich habe innerhalb der AB-Community Freunde/innen gefunden, die ich nicht mehr missen möchte. Mit denen ich mal Dinge besprechen kann, die ich noch nie mit jemanden besprochen habe. Und andererseits fällt bei der Freizeitgestaltung die ewig im Hintergrund nagende Frage weg, ist diese Freizeitaktivität zielführend? Ziehlführend in dem Sinne, bringt es mich Frauen näher. Ich kann tun, was mir Spaß macht, was mir gut tut, nichts, was wieder meiner Persönlichkeit ist und doch nur einen verübergehenden Zweck dient. Ich bekomme ein bischen Planungssicherheit in meinem Leben. (Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man einen Plan hat.) Ganz banales Beispiel, Wohneigentum. Ich brauche keine Einfamilienhaus mehr. Eine Wohnung würde reichen. Ich brauche keinen Familenvan. Ein Kleinwagen oder ein Sportwagen tut es auch, egal was Frauen darüber denken, es braucht mich nicht mehr kümmern. Einiges braucht mich nicht mehr kümmern. Wenn ich im Alltag auf eine Frau treffe, muß ich mir keine Gedanken mehr machen, kommt sie als Partnerin in Frage? Muß ich jetzt anfangen zu flirten? Nein, ich kann als AB doch sowieso nicht flirten, also scheiss drauf, bleibt es einfach bei einer netten, sachlichen Unterhaltung und gut ist's. (Generell fehlt es einigen ABs an einer gesunden "Leck mich am Arsch Einstellung" gegenüber der Partnerschaftsproblematik und der AB-Problematik im speziellen.)
Man kann am Bahnhof des Lebens hocken bleiben und auf einen weiteren Zug hoffen, indem vielleicht noch ein Platz für einen frei ist. Einen abgefahrenen Zug hinterherrennen, bringt nichts, zu Fuß holt man den nicht ein. Cleverer ist es, einen anderen Zug zu nehmen. Der fährt zwar nicht dahin, wo man hin will oder wollte, aber er fährt. Vielleicht kreuzt er auch die andere Route, die ursprüngliche und man kann an einem anderen Bahnhof wieder umsteigen. Und wenn nicht, ist auch gut, dann hat man wenigsten eine Zugfahrt gemacht.
Also denn, man liest sich ...
Es gibt für jeden Topf einen passenden Deckel. Aber es gibt nicht genug passende Deckel für alle Töpfe!