ABler mit Asperger Syndrom?

[ComtesseDeLaFére]

Ich habe gestern Abend eine Doku über das Asperger Syndrom im Fernsehen gesehen, und frage mich jetzt, ob ich das nicht auch haben könnte, denn auf mich treffen sehr viele der Diagnosekriterien zu, so habe ich schon als Kind anderen nicht in die Augen schauen können und hatte als Kind auch nie Lust, mit anderen Kindern zu spielen. Ich war am liebsten alleine, habe mit sieben Jahren die ersten Kurzgeschichten geschrieben, und begann mich für historische Themen zu interessieren.
Ich bin in den 80ern aufgewachsen, und damals achtete man ja noch nicht so auf die Anzeichen....und das Asperger Syndrom wurde oft nicht erkannt. Noch heute neige ich dazu, wenn ich gezwungen bin unter Menschen zu sein, mich in meine eigene kleine Welt zurückzuziehen.
Wäre es möglich, dass ich das Asperger Syndrom habe, und das nur nie erkannt wurde? Trifft das womöglich auch auf manch anderen Abler/in hier zu?

Das Asperger-Syndrom

Diagnosekriterien für das Asperger-Syndrom von DSM IV (1994)

A: Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion, die sich in mindestens zwei der folgenden Bereiche manifestiert:


deutliche Beeinträchtigung bei vielfältigen nonverbalen Verhaltensweisen, wie dem In-die-Augen-Schauen, der Mimik, der Körpergesten, sowie der Gesten zum Regulieren der sozialen Interaktionen

Unvermögen, dem Entwicklungsniveau entsprechend Beziehnungen zu Gleichaltrigen zu entwickeln

mangelnder spontaner Wunsch, mit anderen Vergnügen, Interessen oder Errungenschaften zu teilen (z.B. macht der Betroffene keine Anstalten, Gegenstände seines Interesses anderen Menschen zu zeigen, ihnen zu bringen oder darauf hinzuweisen)

fehlende soziale oder emotionale Gegenseitigkeit
B: Begrenzte repetitive und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten, die sich in mindestens einem der folgenden Merkmale zeigen:

konzentrierte Beschäftigung mit einem oder mehreren stereotypen und begrenzten Interessensmuster, die entweder in ihrer Intensität oder durch ihr Gebiet abnorm sind

offenbar sture Befolgung spezifischer, nonfunktionaler Routinen und Rituale
stereotype und repetitive motorische Manierismen (z.B. das Schnippen oder Drehen der Finger oder komplexe Bewegungen mit dem ganze Körper)

anhaltende Beschäftigung mit einzelnen Teilstücken oder Gegenständen
C: Die Störung verursacht bedeutende Beeinträchtigungen auf sozialem, beruflichem oder auf einem anderen wichtigen Gebiet.


D: Es existiert keine klinisch bedeutsame allgemeine Sprachverzögerung (z.B. spricht der Betroffene im Alter von zwei Jahren einzelne Worte und benutzt im Alter von drei Jahren kommunikative Redewendungen).


E:Es existiert keine klinisch bedeutsame Verzögerung in der kognitiven Entwicklung oder in der Entwicklung altersgemäßen Fähigkeiten zur Selbsthilfe, im anpassungsfähigen Verhalten (anders als in der sozialen Interaktion) und bei der Wißbegierde in Bezug auf das Umfeld in der Kindheit.


F:Die Kriterien stimmen nicht mit denen einer weiteren spezifischen tiefgreifenden Entwicklungsstörung oder der Schizophrenie überein.

[Corp.INC]

Frag doch mal einen Arzt und nicht uns. Und auch der Arzt macht keine Ferndiagnosen.

Was ändert das auch in deinen Leben, wenn du dieses Syndrom hättest? Bleibt alles beim alten.

[ComtesseDeLaFére]

Frag doch mal einen Arzt und nicht uns. Und auch der Arzt macht keine Ferndiagnosen.

Was ändert das auch in deinen Leben, wenn du dieses Syndrom hättest? Bleibt alles beim alten.

Für mich würde das schon was ändern, da Menschen mit dem Asperger Syndrom nur im geschützten Raum mit sehr wenigen Menschen arbeiten können, und darauf müsste dann auch die Arge Rücksicht nehmen und könnt emich nicht mehr in Maßnahmen stecken.
Und auf mich könnte es durchaus zutreffen, da ich schon als kleines Kind im Kindergarten mich am liebsten in meine eigene Welt zurückzog und nie mit anderen Kindern spielte, ich saß meist mit Bilderbuch oder Bauklötzen in einer Ecke und konnte mich damit stundenlang beschäftigen.

[w82nrw]

darauf müsste dann auch die Arge Rücksicht nehmen und könnt emich nicht mehr in Maßnahmen stecken.

Falsch, es wären nur andere Massnahmen.
So lange du etwas von denen willst, wollen die auch was von dir.

[dfg82]

Wie schon erwähnt, sollte es Dein erstes Ziel sein, einen Arzt aufzusuchen. Wie sehen Deine Pläne diesbezüglich aus? Wenn Du Dich alleine nicht traust, nimm doch Deine Freundin mit.

[ComtesseDeLaFére]

@w82

Nein, für Menschen mit Autismus hat die Arge keine Maßnahmen, denn Autisten darf man nicht einfach so mit 20 anderen Menschen in eine Gruppe stecken.

Ich habe mal im Internet folgende Liste gefunden, und da stand, wenn mehr als die Hälfte aller Merkmale auf einen zutrifft, wäre es durchaus möglich, dass man diese Form des Autismus hat, und bei mir trafen sogar zwei Drittel aller aussagen zu.

Lies einmal die folgenden Aussagen durch und überlege, welche Angaben auf dich zutreffen: Antworte mit “ja”, wenn die Aussage zumindest teilweise auf dich zutrifft, und mit “nein”, wenn die Aussage kaum oder gar nicht auf dich zutrifft.
•Ich fühle mich sehr anders als andere
•Ich bin sehr pedantisch und perfektionistisch
•Ich denke in Bildern und liebe visuelles Denken
•Ich habe Schwierigkeiten, enge Beziehungen zu knüpfen
•Ich mag Intimität und/oder Sexualität nicht besonders
•Ich vermeide Berührungen und lasse mich nicht gerne berühren
•Ich möchte möglichst wenig Unvorhergesehenes erleben
•Ich werde oft für sehr naiv gehalten
•Ich versuche jeden Augenkontakt möglichst zu meiden
•Ich habe weniger Kontakte als die meisten Menschen
•Ich habe auch wenig oder kein Bedürfnis nach intensivem Kontakt
•Ich habe Schwierigkeiten Freundschaften und Beziehungen zu erhalten
•Ich brauche das Alleinsein und Rückzugsmöglichkeiten
•Ich kann mich in eine eigene innere Bilder- und Traumwelt zurückziehen
•Ich vermeide Smalltalk und oberflächliche Gespräche
•Ich habe ein starkes Gerechtigkeitsempfinden
•Ich bin nicht besonders kreativ oder spontan
•Ich kann mir Gesichter schlecht merken und sie wiedererkennen
•Ich kann Ironie, Späße und den Humor anderer meist nicht verstehen
•Ich nehme alles wörtlich, auch was nicht so gemeint ist
•Ich bin immer ehrlich, lügen gelingt mir nicht
•Ich verstehe meist nicht, wenn jemand etwas von Gefühlen erzählt
•Ich bevorzuge einen oder sehr wenige Menschen, Gruppen mag ich nicht
•Ich arbeite gerne selbständig und alleine, lieber als im Team
•Ich habe ein starkes Durchsetzungsvermögen
•Ich bin sehr willensstark
•Ich bin besonders geräusch- und lichtempfindlich
•Ich denke mir meine Gefühl oft aus (was angemessen wäre)
•Ich kann meine Gefühle nicht gut erkennen und ausdrücken
•Ich kann auch Gefühle anderer oft nicht erkennen
•Ich bin rational, analytisch und strukturiert und brauche das auch
•Ich kann mich nur auf eine Sache konzentrieren, sonst verliere ich die Übersicht
•Ich vermeide jede Form von Stress, das macht mich durcheinander
•Ich werde oft für schusselig, unbeholfen oder zerstreut gehalten
•Ich kann mich schwer entscheiden und bin mir da oft unsicher
•Ich kann mein Denken nicht abschalten
•Ich mag Veränderungen garnicht und liebe Routine
•Ich liebe Details und sehe selten das große Ganze
•Ich werde von anderen oft für egoistisch und unsensibel gehalten
•Ich kann Grenzen nicht gut akzeptieren

[Shinji]

•Ich fühle mich sehr anders als andere Ja
•Ich bin sehr pedantisch und perfektionistisch Ja
•Ich denke in Bildern und liebe visuelles Denken Ja
•Ich habe Schwierigkeiten, enge Beziehungen zu knüpfen Ja
•Ich mag Intimität und/oder Sexualität nicht besonders Nein
•Ich vermeide Berührungen und lasse mich nicht gerne berühren Ja
•Ich möchte möglichst wenig Unvorhergesehenes erleben Ja
•Ich werde oft für sehr naiv gehalten Nein
•Ich versuche jeden Augenkontakt möglichst zu meiden Ja
•Ich habe weniger Kontakte als die meisten Menschen Ja
•Ich habe auch wenig oder kein Bedürfnis nach intensivem Kontakt Ja
•Ich habe Schwierigkeiten Freundschaften und Beziehungen zu erhalten Ja
•Ich brauche das Alleinsein und Rückzugsmöglichkeiten Ja
•Ich kann mich in eine eigene innere Bilder- und Traumwelt zurückziehen Ja
•Ich vermeide Smalltalk und oberflächliche Gespräche Ja
•Ich habe ein starkes Gerechtigkeitsempfinden Ja
•Ich bin nicht besonders kreativ oder spontan Ja
•Ich kann mir Gesichter schlecht merken und sie wiedererkennen Ja
•Ich kann Ironie, Späße und den Humor anderer meist nicht verstehen Ja
•Ich nehme alles wörtlich, auch was nicht so gemeint ist Ja
•Ich bin immer ehrlich, lügen gelingt mir nicht Nein
•Ich verstehe meist nicht, wenn jemand etwas von Gefühlen erzählt Nein
•Ich bevorzuge einen oder sehr wenige Menschen, Gruppen mag ich nicht Ja
•Ich arbeite gerne selbständig und alleine, lieber als im Team Ja
•Ich habe ein starkes Durchsetzungsvermögen Ja
•Ich bin sehr willensstark Ja
•Ich bin besonders geräusch- und lichtempfindlich Ja
•Ich denke mir meine Gefühl oft aus (was angemessen wäre)
•Ich kann meine Gefühle nicht gut erkennen und ausdrücken Ja
•Ich kann auch Gefühle anderer oft nicht erkennen Ja
•Ich bin rational, analytisch und strukturiert und brauche das auch Ja
•Ich kann mich nur auf eine Sache konzentrieren, sonst verliere ich die Übersicht Ja
•Ich vermeide jede Form von Stress, das macht mich durcheinander Ja
•Ich werde oft für schusselig, unbeholfen oder zerstreut gehalten Ja
•Ich kann mich schwer entscheiden und bin mir da oft unsicher Ja
•Ich kann mein Denken nicht abschalten Ja
•Ich mag Veränderungen garnicht und liebe Routine Ja
•Ich liebe Details und sehe selten das große Ganze Ja
•Ich werde von anderen oft für egoistisch und unsensibel gehalten Ja
•Ich kann Grenzen nicht gut akzeptieren Ja

Also so wie es aussieht, könnte ich nach der Liste ebenfalls Asperger haben.
Nach ärztlicher Auskunft habe ich das jedoch nicht, denn das war auch mal mein Gedanke.
Es tut mir leid, aber Selbstdiagnosen sind immer sehr Problematisch.

Kleiner Tipp:
Laß deine soziale Phobie und vielleicht auch eine ävPS diagnostizieren und beantrage die Schwerbehinderung bzw. die Gleichstellung, wenn sie dich nur auf 50% einstufen würden und beantrage dann Leistungen nach dem SGB XII.
Die ARGE bist du dann los...

[julchen]

darauf müsste dann auch die Arge Rücksicht nehmen und könnt emich nicht mehr in Maßnahmen stecken.

Falsch, es wären nur andere Massnahmen.
So lange du etwas von denen willst, wollen die auch was von dir.

Das vermute ich auch. Vielleicht bekommst du in dem Fall dann eben eine Einzelmaßnahme.
Eine genaue Diagnose kann allerdings nur ein Arzt stellen, der sich damit auskennt (z.B. in speziellen Autismus-Zentren). Dass du vielen Aussagen in irgendeinem Psychofragebogen aus dem Internet zugestimmt hast, heißt schließlich noch lange nicht, dass du tatsächlich Asperger-Autist bist.

[w82nrw]

@w82

Nein, für Menschen mit Autismus hat die Arge keine Maßnahmen,

glaub mir die Arge kann das
Ich habe schon für Massnahmen gearbeitet in die Menschen mit Asperger gesteckt wurden. Es gibt auch Massnahmen die sich speziell an Menschen mit Apserger richten: http://www.salo-ag.de/Website/reha/reha ... 20Autismus

[Naturfotograf]

Ich habe gestern Abend eine Doku über das Asperger Syndrom im Fernsehen gesehen, und frage mich jetzt, ob ich das nicht auch haben könnte ...
Wäre es möglich, dass ich das Asperger Syndrom habe, und das nur nie erkannt wurde? Trifft das womöglich auch auf manch anderen Abler/in hier zu?

Das wäre natürlich durchaus möglich, daß Du das Asperger-Syndrom hast.
Bei vielen Betroffenen wird die Diagnose ja erst sehr spät gestellt, wie
z.B. bei mir, ich war da schon 48 !
Und auf manch anderen (nicht nur ABler), der bis jetzt noch garnichts davon weiß,
wird das sicher auch zutreffen.

[Pascal]

Ich wurde zwar bisher noch nicht von einem Facharzt diagnostiziert, allerdings ging ich in meiner frühen Kindheit regelmäßig zur Autismus-Therapie. Meine damalige Therapeutin hatte dann festgestellt, dass ich autistische Züge habe (heute als Asperger-Syndrom bekannt) und hatte meinen Eltern einen entsprechenden Beobachtungsbericht geschickt, den meine Eltern bis heute noch aufbewahrt haben.
Ich hatte mal vor kurzem unter folgender Internetadresse einen Fragebogen zum Thema Asperger-Syndrom ausgefüllt und musste feststellen, dass die meisten Punkte auf mich zutreffen:

http://aspergia.de/index.php?cat=Tests&page=AS-Test

Ist also sehr wahrscheinlich, dass ich das Asperger-Syndrom habe.

[Blueberry15]

Ich kenne einen Aspergerautisten sehr gut. Ich finde es verwunderlich, wie man diese Diagnose erst im Erwachsenenalter bekommen kann. Die Einschränkungen und vor allem auch die Auswirkungen auf Mitmenschen, vor allem in der Schule, sind schon enorm.

[sandrine]

Habe diesen Test auch gemacht, Pascal, und auch bei mir gab es ein positives Ergebnis. Denke aber trotzdem nicht, dass ich Asperger habe. Bei so gut wie allen Online Tests, egal zu welcher angeblichen Störung oder Eigenart, erziele ich bei wahrheitsgemäßen Antworten positive Ergebnisse. Demnach bin ich autistisch, hochintelligent , hochsensibel, habe Borderline und wahrscheinlich alles andere auch, habe nur bislang den dazu passenden Test noch nicht gemacht.

Halte von Selbstdiagnosen gar nichts.

[Kief]

Also so wie es aussieht, könnte ich nach der Liste ebenfalls Asperger haben.
Nach ärztlicher Auskunft habe ich das jedoch nicht, denn das war auch mal mein Gedanke.

Tja, das sind schon ziemlich viele Indizien.

Und wenn ein Arzt Asperger ausschliesst, koennte es auch einfach sein, dass der keine Ahnung hat.
In einer Asperger/Autismus-Selbsthilfegruppe findest Du immer wieder Leute, deren Diagnostiker voellig veraltetes Wissen haben. Sogar manche Autismus-"Fachleute" haben massiv veraltetes Wissen, und sagen heute noch: "Sie schauen mir ja in die Augen, sie koennen doch kein Autist sein!"
Wenn Du wirklich sicher sein willst, ob der Arzt Ahnung hat, dann las Dir erlaeutern, nach welchen Kriterien er seine Entscheidung getroffen hat. Diese Beschreibung vergleichst Du mit den aktuellen Diagnosemoeglichkeiten, was heutzutage als Richtlinie genommen wird.
Wenn der Diagnostiker die aktuellen Kriterien anwendet oder gar im Kopf hat, dann kannst Du seinem Urteil trauen.


CU, Kief

[Tirak]

@ ComtesseDeLaFére
Solche Selbsttests habe ich auch schon gemacht, allerdings bleiben sie für mich trotzdem zweifelhaft. Nach den Tests hätte ich selbst auch solch ein Syndrom. Allerdings sind viele Aspekte von diesen Listen und auch die Diagnosekriterien selbst für mich nicht eindeutig. Ich selbst schliess es eigentlich für mich auch mal aus.

Eigentlich kann da aber nur eine gründliche Differenzialdiagnostik eventuell etwas Klarheit verschaffen. Dazu bedarf es einer kritischen Fachkompetenz und einer partiellen Objektivität, welche nur Fachleute bieten können. Dennoch können die sich auch irren, was wiederum Folgen haben könnte (sofern man deren Diagnose annnimmt und sie veröffentlicht). Im Zweifelsfall solltest du vielleicht mal mindestens zwei unabhängige Spezialisten dazu konsultieren und erstmal schauen, zu welchen Ergebnissen sie kommen.

[Naturfotograf]

Ich finde es verwunderlich, wie man diese Diagnose erst im Erwachsenenalter bekommen kann. Die Einschränkungen und vor allem auch die Auswirkungen auf Mitmenschen, vor allem in der Schule, sind schon enorm.

Also, ich habe hier ein Buch von Simon Baron-Cohen mit dem Titel "Vom ersten Tag an anders".

Und da heißt es:
Simon Baron-Cohen ist Professor für Psychologie und Psychiatrie am Trinity
College der University of Cambridge und Direktor am Zentrum für Autismus-
Studien. Er forscht seit über 20 Jahren zum Thema Autismus.

Und er schreibt da im Kapitel "Erwachsene mit Asperger-Syndrom" z.B.:

Ich leite in Cambridge eine Klinik für Erwachsene, die unter AS leiden,
deren Probleme in der Kindheit aber unentdeckt geblieben sind. Als sie
die Schule besuchten, gab es die Diagnose AS einfach noch nicht. Also
haben sie sich mühsam durch Kindheit, Adoleszenz und junges Erwachsenen-
Alter gekämpft, und ihre Probleme sind im Laufe der Zeit immer weiter
angewachsen. Irgendwann erreichen diese Menschen dann den Punkt, an
dem sie eine Klinik aufsuchen, weil sie verzweifelt nach einer Erklärung
dafür suchen, weshalb sie ihr Leben lang nirgends dazugehörten und immer
"anders" waren. In den meisten Fällen leiden diese Menschen auch unter
klinischen Depressionen, weil sie kein berufliches oder privates Umfeld
gefunden haben, das sie in ihrer Andersartigkeit akzeptiert.

[april]

Na dann hat dein Problem zumindest einen Namen bekommen. Kann man denn im Erwachsenenalter noch Hilfe bekommen oder sind Therapien eher für Kinder ausgelegt?

[Shinji]

Also so wie es aussieht, könnte ich nach der Liste ebenfalls Asperger haben.
Nach ärztlicher Auskunft habe ich das jedoch nicht, denn das war auch mal mein Gedanke.

Tja, das sind schon ziemlich viele Indizien.

Und wenn ein Arzt Asperger ausschliesst, koennte es auch einfach sein, dass der keine Ahnung hat.
In einer Asperger/Autismus-Selbsthilfegruppe findest Du immer wieder Leute, deren Diagnostiker voellig veraltetes Wissen haben. Sogar manche Autismus-"Fachleute" haben massiv veraltetes Wissen, und sagen heute noch: "Sie schauen mir ja in die Augen, sie koennen doch kein Autist sein!"
Wenn Du wirklich sicher sein willst, ob der Arzt Ahnung hat, dann las Dir erlaeutern, nach welchen Kriterien er seine Entscheidung getroffen hat. Diese Beschreibung vergleichst Du mit den aktuellen Diagnosemoeglichkeiten, was heutzutage als Richtlinie genommen wird.
Wenn der Diagnostiker die aktuellen Kriterien anwendet oder gar im Kopf hat, dann kannst Du seinem Urteil trauen.


CU, Kief

Im Grunde hast du Recht.
So ganz traue ich dieser Diagnose auch nicht.

Denn wenn ich bei solchen Tests alle Fragen wahrheitsgemäß beantworte, erhalte ich immer das Ergebnis, daß eine hohe Wahrscheinlichkeit für Asperger vorliegt.
Außerdem gab es vor einiger Zeit mal mehrere Berichte in der Sendung "Quarks & Co." vom WDR (Danke Bibel TV, daß ich wegen euch den WDR nicht mehr analog empfangen kann. ) über Asperger-Autismus, wo ich mich ziemlich wiedergefunden habe:
http://www.youtube.com/watch?v=-q0X9VnVLjs
http://www.youtube.com/watch?v=L8QfunBUlv0

Genaugenommen war es auch nur ein Arzt bei der hiesigen Angstambulanz, der es ausgeschlossen haben will.
Und ähnlich wie es die TE in einem anderen Thread geäußert hat,...
http://abtreff.de/viewtopic.php?f=1&t=1 ... 20#p560172

Meine Mutter ist mir auch keine große Hilfe, die verunsichert mich noch zusätzlich, indem sie mir immer sagt, man dürfe in solchen Gesprächen dann bloß nichts Falsches sagen, damit man nicht eingewiesen wird.

...hatte ich ebenfalls die Angst etwas zu sagen, was der Arzt falsch verstehen könnte, da er mich schon dazu drängen wollte, in die Tagesklinik zu gehen, was meinen Tagesablauf komplett durcheinander gebracht hätte.
(Dort hatte ich mich sogar pro forma mal vorgestellt, und der Arzt dort war der einzige, der mir je auf den Kopf zugesagt hat, daß ich ziemlich depressiv wirken würde. Seitdem mime ich bei Ärzten nur noch den "Stepford Smiler Typ A"...)

[soukous]

Nachdem ich einige Artikel und Bücher zum Thema gelesen habe, bin ich ziemlich überzeugt davon, dass ich als Kind das Asperger-Syndrom hatte. Zu viele Anzeichen deuten darauf hin: Kaum Freundschaften zu Gleichaltrigen, Unfähigkeit anderen Menschen in die Augen sehen zu können, Schwierigkeit spontan eine Unterhaltung zu beginnen, sehr regelgeleitete Vorgehensweise im Alltag (heißt: wenig Spontaneität), Geräuschempfindlichkeit, Abneigung gegen helles Sonnenlicht, Tendenz zur Zurückgezogenheit etc.

Inzwischen habe ich durch Beobachtung und Training viele dieser Eigenschaften zurückfahren können. So weiß ich wie Small talk geht und kann auch mit fremden Menschen über längere Zeit Blickkontakt halten. Vor einigen Jahren habe ich auf einem AB-Treffen von meiner Asperger-Vermutung berichtet und da hieß es: "Aber du doch nicht!" Allerdings bin ich während des Kennenlernens von neuen Menschen oft noch wortkarg, habe Schwierigkeiten, ein Gespräch in Gang zu bringen und mich auf mehrere Leute gleichzeitig zu konzentrieren. Hin und wieder verhalte ich im öffentlichen Raum ungeschickt (ebenfalls ein Indiz und bei mir seit der Kindheit vorhanden), was mich zeitweise stört.

Nun gibt es in Köln eine Ambulanz, in der autistische Störungen im Erwachsenenalter diagnostiziert werden können:

Autismus-Sprechstunde für Erwachsene (weitere Links für Rheinland / NRW stehen darunter)

Da die Diagnosestellung recht langwierig ist und einige Lauferei mit sich bringt, hätte ich eine Frage an Kief und Naturfotograf: Was bringt mir eine Asperger-Diagnose? Habe ich dann nur eine Urkunde, die ich an die Wand heften kann oder gibt es für Leute wie mich, die Asperger in einer weniger krassen Ausprägung haben, irgendwelche Hilfsangebote, die mich mehr Kompetenz im Alltagsleben erreichen lassen? Über Selbsthilfegruppen habe ich mich informiert und habe nicht den Eindruck, dass das etwas für mich ist.

Oder wie habt ihr an eurem Asperger-Syndrom gearbeitet? Oder habt ihr das überhaupt nicht getan?

[Kief]

Da die Diagnosestellung recht langwierig ist und einige Lauferei mit sich bringt, hätte ich eine Frage an Kief und Naturfotograf: Was bringt mir eine Asperger-Diagnose? Habe ich dann nur eine Urkunde, die ich an die Wand heften kann

Juristisch - ja.

Im Sinne der Selbsterkenntnis bietet die Autismus-Szene dann mehr Verstaendnis, fuer manche Autisten ein Gefuehl des ich-bin-nicht-mehr-alleine, und durch manche Strategie von anderen Autisten dann Ansaetze fuer manche Erleichterung.
Oder Hinweise darauf, welche Bemuehungen womoeglich Kraftverschwendung sind, weil da keine echten Verbesserungen zu erwarten sind.
Viele undiagnostizierte Autisten schauen sich aber auch die Vorschlaege an, nehmen sich, was ihnen gefaellt, und kommen auch ohne Diagnose auf ihrem Weg voran.

Und in dem Sinne, menschlich-neurologische Vielfalt in allen Facetten zu akzeptieren, ist es auch moralisch sinnvoll, unabhaengig von Diagnosen die angemessenen Wege zu waehlen. Natuerlich ist es dafuer notwendig, der Verantwortung auch gerecht zu werden, und in der Selbstfindung und dem Verstaendniss seiner selbst weit vorangeschritten zu sein.


Was noch passieren kann: mir sieht man den Autismus nicht an, und auch unter anderen Autisten bin ich noch vergleichsweise funktionabel. Dennoch habe ich beim Antrag auf Schwerbehinderung ein ueberraschend gutes Ergebnis erhalten.
Ich nehme an, die Unterstuetzung seitens Arzt und eines juristische Briefes haben mir den ueblichen Hickhack erspart, und ich bekam gleich beim ersten Widerspruch 60%. (Davon koennen andere Asperger nur traeumen, den Antragsaufwand mit Widerspruechen hast Du offenbar schon erfahren.)
Wuerde ich einen Vollzeitjob ausueben koennen, muesste ich dadurch weniger Steuern zahlen.


CU, Kief