@all
schon mal eine Menge Feedback.
jonella hat geschrieben:also so wirkt das jetzt erstmal auf mich: egal was, du bist anti.. hauptsache individuell und gegen den strom schwimmen..
jetzt frage ich mich, was machst du denn gerne? du hast jetzt geschrieben was du alles kacke findest.. was ist dein job? oder ist geld verdienen mist, weil das alle machen und eigentlich ist es nur kommerz von den kapitalistenschweinen?
Das hier greife ich gleich mal raus.
Ich bin gegenüber Haupt nix anti. Aber ich fühle mich nicht genötigt irgendwo mitzumachen oder etwas nachzuplappern, weil es alle anderen machen. Ich würde z.B. auch nicht gleich aus dem Fenster springen, nur weil es bereits 10 vor mir gemacht haben. Erscheint mir (das kann natürlich jeder anders sehen) einfach nicht so sinnvoll.
Für mich existiert ein Gruppenzwang einfach nicht.
Ich mache gern eine Menge. Und das was ich beschrieben habe, sehr vieles davon finde ich extrem gut (also der innerlich tote Konsumterror, die Konditionierung, Ausbeutung, Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten, etc..). Nicht für mich selber, aber für die Welt an sich. Genau so muss sie sich drehen, auch mit all den abscheulichen Sachen. Denn diese Art von Welt ist bis ins letzte berechenbar, nichts passiert überraschend. Alles ist so gesteuert und konditioniert, das finde ich extrem beruhigend. Wenn die allermeisten nicht mit der Herde über die Klippe laufen würden, sondern ihr Ding machen würden, fürchterliche Vorstellung für mich.
Mein Job ist der eines Troubleshooters.
Ich verdiene gutes Geld damit, das alle das tun was sie am besten können. Sprich den Karren mit Vollgas an die Wand setzten und dabei bis zum bitteren Ende noch stets Hoffen das alles gut wird (was es so gut wie nie wird). Mir geht nie die Arbeit aus. Ganz im Gegenteil.
Und meinen Job mache ich deshalb so gut, nicht weil ich super clever bin oder dicke Beziehungen habe oder so was. Nein. Wie oben bereits angedeutet, es ist alles berechenbar. Die Leute sind so dermaßen einfach und simpel gestrickt, das wenn man weiß wie es angefangen hat, man bereits das das Ende kennt, also ich jedenfalls. Das macht mir dann auch wirklich noch Spaß.
Die Technik ist nie der Schwachpunkt, es ist immer der Mensch im System. Weil so wie er wirklich ist, also das genaue Gegenteil von dem wie sich die Leute gerne selber sehen, das ist einfach eine sichere Bank.
Macht es eigentlich niemanden sonst nachdenklich, das die Algorithmen der Computer, die heute einen Großteil des Handels an den Börsen machen, auf einem Menschenbild basieren, das nichts mit dem aus den Märchen gemein hat.
In diesem überaus gut funktionierenden Menschenbild der Rechenmaschinen ist der Mensch nicht differenzierend, nicht hilfsbereit, nicht vorausplanend, nicht moralisch gefestigt, nicht fleißig, nicht ehrbar, etc...
Nein. Das womit da das ganz große Geld verdient wird, weil es idiotensicher funktioniert, sagt: Dumm, faul, ein Mitläufer, ein Duckmäuser, ein Lügner, ein Feigling, etc...
Ich finde so etwas überaus interessant. Und zudem extrem beruhigend.
Ich begreife schon seit sehr langer Zeit das ganze Scheitern, das Leid, das Versagen der Menschen eh nicht als Tragödie. Nein, für mich ist das Satire. Auch wenn diese wirklich sehr unterhaltsame Satire über die Jahre etwas von ihrem Glanz eingebüßt hat, weil den Leuten kaum bis gar nicht neue Sketsche mehr einfallen. Vieles widerholt sich irgendwann. Es gibt keinen Lerneffekt, keine Veränderung. Nur maximale Lernresistenz. Aber auf der anderen Seite macht mir das die Arbeit nur noch leichter.
Und im Privaten, da wiederholt sich das ganze Spiel, nur meistens eine Spur emotionaler, wie oben beschrieben.