"Ein jeder nach seiner Art." (deutsches Sprichwort)
Zögerlich und mit Unbehagen schob er seine Hand ganz langsam hinein. Er konnte es nicht fassen, dass er dies wirklich tat. Hatte er sie noch alle? Er? Seine Finger glitten voran, doch er unterbrach die Bewegung. Sie nickte ihm aufmunternd zu. „Ja!“, seufzte sie, „Genau so! Trau dich ruhig!“ Ihr entwich ein Kichern. Also machte er weiter. Es war ein seltsam enges Gefühl um seine Hand herum. Die Hand eines erwachsenen Mannes… Erwachsen, dachte er und schnaubte innerlich. Ich – erwachsen! Gleichzeitig spürte er, dass seine Hand nun fast vollständig umschlossen war und er nicht weiter hinein gleiten konnte. Die Frau lächelte wieder. „So ist es gut“!“, schnurrte sie. „Und nun bewege die Hand und sprich zu mir!“
Vorsichtig bewegte er die Hand leicht nach oben, ließ sie dann aber wieder sinken. Als er zu dem Buch hinüber sah, schüttelte sie den Kopf. „Nein, nicht nachlesen. Du kannst das auch ohne dein Buch. Versuche es so. Sei mutig. Du kannst das!“ Er bewegte vorsichtig seine Finger. „Einmal findet jeder seinen Meister!“, kam es ihm recht flüssig über die Lippen.
„Jaaaaaaa. Weiter!“, flüsterte sie, als er erstaunt nach Luft schnappte. „Jedem Tierchen sein Pläsierchen." Die beiden prusteten los. Als er sich etwas beruhigt hatte, stieß er seine Hand etwas nach vorn. „Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Nichts darin, doch es mildert die Stöße des Lebens." Sie japste nach Luft. „In der geballten Faust sind alle Finger gleich. „Ja, weiter!“ "Er wackelte etwas mutiger mit der Hand hin und her: „Not macht erfinderisch.“ Sie wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht und strich sich eine Strähne ihres dicken roten Haars hinter das Ohr. „Gib mir mehr!“, forderte sie und blickte auf den Spielteppich ihres kleinen Jungen, auf dem die beiden saßen. Euphorisiert gehorchte er. Auch seine Linke schlüpfte in die ungewohnte Umgebung. Frech flüsterte er im Takt der Bewegungen seiner Finger: „Rostige Dächer haben meist feuchte Keller.“ „Autsch, das saß!“, kreischte sie auf. „Doppelt genäht hält besser.“, beruhigte er sie und fügte hinzu: „Die Zeit heilt alle Wunden.“
Japsend lagen die zwei nach Luft hechelnd auf dem Spielteppich. Sie grinsten sich verschwörerisch zu. Plötzlich sprang sie auf. „Ha!“, schrie sie begeistert auf und sprang jubelnd um das Kasperletheater im Spielzimmer ihres Jüngsten herum. „Es hat geklappt! Ich wusste es. Als du sagtest, dass es zum Mäuse fisten wäre, dass du dir die Sprichwörter für deine Germanistik-Prüfung nicht merken könntest, fiel mir die Lösung wie Schuppen von den Augen. Mit den Mäusehandpuppen vom Kleinen würde es klappen! Stichwort „Spielerisches Lernen!“ – Mäuse fisten! – Ich fasse es nicht!“ Sie hielt sich den Bauch, weil sie vom nächsten Lachanfall geschüttelt wurde.
Erschöpft lehnte er sich mit den beiden Mäusehandpuppen über den Händen gegen die Wand. Er war nassgeschwitzt vom vielen Lachen. "Ende gut,", krächzte die Maus auf seiner Linken. "Alles gut.", ergänzte zum letzten Mal die Maushandpuppe auf seiner Rechten. Jetzt hieß es ganz schnell duschen, Klamotten vom Ehemann der besten Freundin überziehen und zur Uni düsen. Die Germanistik-Prüfung begann in genau eineinhalb Stunden. Die Sprichwörter würde er mit Sicherheit nie mehr vergessen.
Inspiriert durch die Erkenntnis des Tages von Heathcliff am Mi 5. Feb 2014, 10:24
Heathcliff hat geschrieben:Ich kann mir einfach keine Sprichwörter merken, es ist zum Mäuse fisten!!!
