Stille Wasser sind tief (und dreckig..)

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Wusel

Stille Wasser sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Wusel »

Früher hieß es ja, "Stille Wasser sind tief", doch seit einigen Jahren erfolgt diese Aussage selten ohne den Zusatz und "..und dreckig". ;)

Tja, ich denke wir leben in einer Zeit, in der es introvertierte Menschen besonders schwer haben.
Hierzu einen nicht ganz taufrischen Artikel des Spiegel:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-87818628.html

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
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Der Essi
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Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Der Essi »

Sehr interessanter Artikel! Erinnert mich daran, dass es lohnenswert sein könnte, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen - und sie nicht zu Defiziten verkommen zu lassen.
dass man Menschen, die schnell und laut sprechen, als kompetenter und sympathischer wahrnimmt, als klüger, besser aussehend und interessanter
...kann ich nicht unbedingt bestätigen. Manche extravertierte Menschen werden mir geradezu unsympathisch, wenn sie sich zu sehr aufspielen, schnell und vor allem laut reden. Interessanter macht es einen Menschen, wenn er was zu erzählen hat, und nicht, wenn er ein Megafon auf Beinen ist. Gerade solche Frauen finde ich besonders anstrengend.
Wer im Internet einen Partner sucht, hat bessere Karten, wenn er sich als schlagfertig, witzig, kontaktfreudig und unternehmungslustig beschreibt.
Das stimmt allerdings...


Kennt jemand das Buch von Susan Cain oder hat andere empfehlenswerte Literatur zum Thema gelesen?
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klecks
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Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von klecks »

Ich habe das Buch von Susan Cain gelesen - es war übrigens eine Empfehlung hier aus dem Forum. Und ich habe es mit viel Gewinn gelesen.

Und - komisch - ich kann bis jetzt nicht sagen, ob ich mich zu den Introvertierten oder Extravertierten zähle. Ich kann gut, gerne, lange und auch emotional vor großem Publikum reden. :mrgreen: Ich habe gern ein soziales und gesellschaftliches Netzwerk, ich bemühe mich auch darum. Ich rede schnell, bei Stress schneller, als mir lieb ist.

Aber ich halte in der Regel meinen Mund, wenn ich nichts zu sagen habe. (Klar, fragt sich natürlich, wie oft ich das Gefühl habe, nichts zu sagen zu haben. :lol: )

Ich arbeite lieber allein als in Gruppen. Eine größere Ansammlung von Menschen stresst mich schnell. Ich bin geräuschempfindlich, kann schlecht filtern. Ich brauche viel Ruhe, kann gut allein sein.

Ich kann in aller Regel gut mit den Stillen - und das scheint oft auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Allerdings wundert sich so mancher, der mich nur beruflich und in der Öffentlichkeit kennt, dass ich privat alles andere als eine Entertainerin bin. Da bin ich eher "die Langeweile in Person". Ich kann allein mit einer Kanne Tee in irgendeiner Ecke sitzen und sehr glücklich mit mir und dem Leben sein ...
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Einsamer Igel
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Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Einsamer Igel »

Stille Wasser sind tief... den Satz habe ich als Kind schon gesagt bekommen.
Dabei sind introvertierte Menschen nicht automatisch schüchterne Menschen. Wer schüchtern ist, hat Angst, vor seinen Mitmenschen zu scheitern, zu versagen. Introvertierte haben nicht unbedingt Angst zu scheitern. Sie ertragen soziale Kontakte nur in kleineren Dosierungen. Die Gesellschaft anderer ermüdet sie schneller, sie sehnen sich häufiger nach Ruhe.
Angenommen, diese Aussage entspricht der Wahrheit, dann bin ich gar nicht schüchtern, sondern introvertiert. Dann würde die damalige Aussage meiner Therapeutin Sinn machen, dass ich keine sozialen Ängste habe.
Eliza Jane

Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Eliza Jane »

Stille Wasser sind mief..... habe ich mal gehört.

Der Artikel ist sehr interessant, denn ich habe noch nie gehört, dass Schüchternheit und Introvertiertheit verschiedene Dinge sind.
Ich31

Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Ich31 »

Ich habe den Artikel nicht gelesen...

Was ist mit dreckig gemeint? Wortwörtlich dreckig? Oder steht dreckig für "verdorben"?
Wusel

Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Wusel »

Ich31 hat geschrieben:Ich habe den Artikel nicht gelesen...

Was ist mit dreckig gemeint? Wortwörtlich dreckig? Oder steht dreckig für "verdorben"?
So soll das zu verstehen sein. Ob da nun etwas dran ist, ist in Zweifel zu stellen.
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NeC
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Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von NeC »

Eliza Jane hat geschrieben:Der Artikel ist sehr interessant, denn ich habe noch nie gehört, dass Schüchternheit und Introvertiertheit verschiedene Dinge sind.
Hey ElizaJane, schön mal wieder von Dir zu lesen! :D

Ich schließe mich an, auch ich fand den Artikel interessant weil er eher ungewöhnlich ist.

Diese ganzen Ideen zum "Brainstorming" in der Gruppe, die so gern in (technisch orientierten) Jobs durchexerziert werden, werden hier mal etwas kritischer gesehen. Das finde ich bemerkenswert, denn ich war schon bei vielen solcher Aktionen dabei - und hatte eigentlich nie das Gefühl, dass es mehr gebracht hätte, als schon längst vorhandene Ideen allgemein bekannter zu machen.
Strange Lady
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Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Strange Lady »

klecks hat geschrieben:Ich habe das Buch von Susan Cain gelesen - es war übrigens eine Empfehlung hier aus dem Forum. Und ich habe es mit viel Gewinn gelesen.

Und - komisch - ich kann bis jetzt nicht sagen, ob ich mich zu den Introvertierten oder Extravertierten zähle. Ich kann gut, gerne, lange und auch emotional vor großem Publikum reden. :mrgreen: Ich habe gern ein soziales und gesellschaftliches Netzwerk, ich bemühe mich auch darum. Ich rede schnell, bei Stress schneller, als mir lieb ist.

Aber ich halte in der Regel meinen Mund, wenn ich nichts zu sagen habe. (Klar, fragt sich natürlich, wie oft ich das Gefühl habe, nichts zu sagen zu haben. :lol: )

Ich arbeite lieber allein als in Gruppen. Eine größere Ansammlung von Menschen stresst mich schnell. Ich bin geräuschempfindlich, kann schlecht filtern. Ich brauche viel Ruhe, kann gut allein sein.

Ich kann in aller Regel gut mit den Stillen - und das scheint oft auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Allerdings wundert sich so mancher, der mich nur beruflich und in der Öffentlichkeit kennt, dass ich privat alles andere als eine Entertainerin bin. Da bin ich eher "die Langeweile in Person". Ich kann allein mit einer Kanne Tee in irgendeiner Ecke sitzen und sehr glücklich mit mir und dem Leben sein ...
Dem kann ich mich nur anschließen. Bei mir ist es auch sehr ambivalent: ich kann mich in und vor Gruppen zwar präsentieren, wenn ich muss - aber ich mache es total ungern und bin schnell ausgepowert danach.
Susan Cain und Sylvia Löhken (Leise Menschen), die ich mal persönlich kennenlernen durfte, haben mir die Augen geöffnet, wie man mit den eigenen als Schwäche empfundenen Eigenschaften (niedrige Reizschwelle, schnelle Überreizung und Überforderung etc) konstruktiv umgehen und diese als Ressource nutzen kann.
Schön auch der Vortrag von Cain, in dem sie von ihrem Werdegang und ihren Strategien des Umgangs mit ihrer Introversion im Arbeitsleben berichtet:
http://www.ted.com/talks/susan_cain_the ... anguage=de
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
Strange Lady
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Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Strange Lady »

Eliza Jane hat geschrieben:Stille Wasser sind mief..... habe ich mal gehört.

Der Artikel ist sehr interessant, denn ich habe noch nie gehört, dass Schüchternheit und Introvertiertheit verschiedene Dinge sind.
Welcome back, hatte dich schon vermisst, Eliza. HOffe, dir geht es gut. :umarmung2:
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
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Einsamer Igel
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Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Einsamer Igel »

NeC hat geschrieben:Diese ganzen Ideen zum "Brainstorming" in der Gruppe, die so gern in (technisch orientierten) Jobs durchexerziert werden, werden hier mal etwas kritischer gesehen. Das finde ich bemerkenswert, denn ich war schon bei vielen solcher Aktionen dabei - und hatte eigentlich nie das Gefühl, dass es mehr gebracht hätte, als schon längst vorhandene Ideen allgemein bekannter zu machen.
Ich habe das vor allem an der Uni so erlebt. Gruppenarbeit dauerte immer ewig, war für mich extrem ermüdend und ich fand sie auch nicht effektiv. Mehr als einmal wurde ich übergangen und im Nachhinein mussten die -zumeist männlichen- Mitstudierenden erkennen, dass ich -obwohl ich nicht so laut bin wie sie- mein Handwerk verstehe und auch über mehr Lebenserfahrung verfüge. In o.g. Artikel wird dieses Phänomen auch genannt, Stichwort "Überleben in der Arktis".

Wie ich meine introvertierte Art und mein schnelleres Ermüden in Gruppensituationen als Ressource für mich nützen könnte, ist mir aber schleierhaft. :shock:
Ich31

Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Ich31 »

Wusel hat geschrieben:
Ich31 hat geschrieben:Ich habe den Artikel nicht gelesen...

Was ist mit dreckig gemeint? Wortwörtlich dreckig? Oder steht dreckig für "verdorben"?
So soll das zu verstehen sein. Ob da nun etwas dran ist, ist in Zweifel zu stellen.
Wenn es wirklich so ist oder es viele glauben würden dann müsste man doch vieeel begehrter sein :flirten: :mrgreen:
Wusel

Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Wusel »

Ich31 hat geschrieben:
Wusel hat geschrieben:
Ich31 hat geschrieben:Ich habe den Artikel nicht gelesen...

Was ist mit dreckig gemeint? Wortwörtlich dreckig? Oder steht dreckig für "verdorben"?
So soll das zu verstehen sein. Ob da nun etwas dran ist, ist in Zweifel zu stellen.
Wenn es wirklich so ist oder es viele glauben würden dann müsste man doch vieeel begehrter sein :flirten: :mrgreen:
Mmh, stimmt eigentlich, denn sind wir wohl auf der richtigen Spur, bezüglich der Ressourcensuche :D
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NeC
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Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von NeC »

Einsamer Igel hat geschrieben:Gruppenarbeit dauerte immer ewig, war für mich extrem ermüdend und ich fand sie auch nicht effektiv. [...] In o.g. Artikel wird dieses Phänomen auch genannt, Stichwort "Überleben in der Arktis".

Wie ich meine introvertierte Art und mein schnelleres Ermüden in Gruppensituationen als Ressource für mich nützen könnte, ist mir aber schleierhaft. :shock:
Mittlerweile lasse ich die Gruppe einfach machen, wenn ich bei den Versuchen mich einzubringen zunächst erstmal übergangen werde. Ich lasse die "lauten Selbstdarsteller" also erstmal ihr Ding machen und signalisiere ihnen damit, dass keine Gefahr/Konkurrenz von mir droht. Das stresst dann auch weniger. Erfahrungsgemäß kommt schon irgendwann noch der Moment, wo man seine Ideen vielleicht etwas angepasst auf den Tisch legen kann. Entweder, weil die Gruppe in eine Sackgasse gelaufen ist, oder einem Passivität vorgeworfen wird ("Jetzt sag' doch DU auch mal was!") ;)
Pascal

Re: Stille Wasser sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Pascal »

In der Schule mochte ich auch nie Gruppenarbeiten. Auch ich empfand sie immer als ermüdend und anstrengend.
Bei Einzelarbeiten dagegen konnte ich mich gut konzentrieren, weil ich von den Mitschülern nicht gestört wurde.

Ich zähle mich auch zu den introvertierten Menschen.
Mir fallen oft keine Gesprächsthemen ein oder ich habe einfach keine Lust zu reden.
Ich kann mich sehr gut alleine beschäftigen und brauche meine Rückzugsmöglichkeiten.
Dennoch sind mir meine sozialen Kontakte/Freunde wichtig.
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Unknown Legend
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Re: Stille sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Unknown Legend »

NeC hat geschrieben:Mittlerweile lasse ich die Gruppe einfach machen, wenn ich bei den Versuchen mich einzubringen zunächst erstmal übergangen werde. Ich lasse die "lauten Selbstdarsteller" also erstmal ihr Ding machen und signalisiere ihnen damit, dass keine Gefahr/Konkurrenz von mir droht. Das stresst dann auch weniger. Erfahrungsgemäß kommt schon irgendwann noch der Moment, wo man seine Ideen vielleicht etwas angepasst auf den Tisch legen kann. Entweder, weil die Gruppe in eine Sackgasse gelaufen ist, oder einem Passivität vorgeworfen wird ("Jetzt sag' doch DU auch mal was!") ;)
Ich wünschte, ich könnte das so 'souverän' sehen. Mir bereitet es fast körperliche Qualen mitansehen und -hören zu müssen, wie sich eine Gruppe mit vorhersagbaren Argumenten und Reaktionen in Einbahnstraßen oder Sackgassen manövriert. Vielleicht sollte ich die von Strange Lady angesprochenen Bücher mal lesen ... :gruebel:
I don't want to belong to any club, that will accept people like me as a member! (Groucho Marx)
Simonetta

Re: Stille Wasser sind tief (und dreckig..)

Beitrag von Simonetta »

Eliza Jane hat geschrieben:Stille Wasser sind mief..... habe ich mal gehört.

Der Artikel ist sehr interessant, denn ich habe noch nie gehört, dass Schüchternheit und Introvertiertheit verschiedene Dinge sind.
Ich finde, das ist sogar ein wesentlicher Unterschied. Der Schüchterne ist - zumindest oft - zwangsläufig alleine, obwohl er gern Gemeinschaft hätte, und leidet unter seinem Alleinsein, der Introvertierte ist gern allein und braucht das einfach.
Natürlich kann auch beides zusammenkommen. Ich bin zwar auch introvertiert, aber definitv auch schüchtern. Gruppen (es sei denn mir sind die Leute sehr vertraut) und vor allem Teamarbeit ist gar nichts für mich, weil ich mich dabei nicht frei fühle. Ich fühle mich alleine (oder evtl. zu zweit) viel stärker als in der Gruppe. Andererseits bin ich aber sehr unternehmungslustig und risikofreudig.
Aber in dem Artikel steht ja auch, dass man beide Persönlichkeitsanteile in sich hat, wobei der eine Teil überwiegt - und da gehöre ich gewiss eher zu den Introvertierten. Aber ein sehr interessanter Artikel!

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