Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal!?

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BartS
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Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal!?

Beitrag von BartS »

In den letzten zwei Tagen gab es verständlicherweise viele Rückblicke auf das Leben von Helmut Schmidt. Dabei kam sehr häufig seine Ehe mit Loki Schmidt zur Sprache. Mir ist dabei eine wesentliche Sache aufgefallen. Im Grunde würde man nach heutigen medialen Maßstäben (dank Hollywood und Liebesschnulzen) nicht von einer romantischen Liebe sprechen. Ihr Kennenlernen und späterer Lebensweg war nüchtern, hart und trotzdem wie ich finde von viel Zuneigung geprägt. Sie lernten sich wohl schon als Kinder im Alter von 10 Jahren kennen. Damals waren sie natürlich nur befreundet. Das was Loki an Helmut gefiel war, dass sie sich gut mit ihm "streiten" konnte. Später, als er Soldat war und in den Krieg musste, gab es die rationale Überlegung, keine Ahnung ob man lebend aus dem Krieg herauskam, also machte man das Beste aus den Möglichkeiten und heiratete.

Ich überlege gerade, dass all diese Liebesratgeber und Sprüche, die man hier immer hört auf diese beiden Menschen so überhaupt nicht passen wollen. Sowas wie, ob es eine Beziehung wird, entscheidet sich in den ersten drei Sekunden, oder sowas wird mit dem Bauch und überhaupt nicht mit dem Kopf entschieden usw. Man kann nun wirklich nicht sagen, dass beide ein unglückliches Leben miteinander führten. Und ich denke es hat auch mit deren hanseatisch, nüchternen, zurückhaltenden Wesen in emotionalen Dingen zu tun, dass beide sich fanden und sich so akzeptierten. Und wie man hörte, waren sie selbst nach Jahrzehnten aufeinander neugierig und langweilten sich nicht. Ein schönes Beispiel, das es auch anders gehen kann.
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Alaska Kid

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Alaska Kid »

Manche haben das Glück den einen/die eine zu finden der genau passt. Danach suchen viele und sehr viel finden das nie.
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Mannanna
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Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Mannanna »

Er ist doch fremd gegangen...
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Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von schwarzkaeppchen »

Offenbar haben sie sich doch aber wieder zusammengerauft und ihre Beziehung noch über Jahrzehnte weiter geführt danach.
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Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Tyralis Fiena »

Ratgeber wie M. Mary neigen eher zur Richtung, eben das Beste aus den Möglichkeiten zu machen.
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Lilia
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Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Lilia »

Vielleicht erwarten wir heute zuviel an sexueller Anziehungskraft und Schmetterlingen im Bauch, stellen das zu sehr in den Vordergrund. Das liest man ja auch hier im Forum.
Was die beiden miteinander verbunden hat, scheint aber eine andere Art von Gefühlen zu sein. Freundschaft und Verbundenheit wahrscheinlich.


Was die beiden auch auszeichnete, war, dass sie immer gemeinsame Ziele hatten: ihr 70-jähriges Ehejubiläum zu feiern zum Beispiel, was Loki leider nicht mehr geschafft hat. Gleichzeitig hat jeder sein Ding gemacht, jeder hatte seinen eigenen Wirkkreis. Als Loki als Kanzlergattin nicht mehr als Pädagogin arbeiten konnte, beschäftigte sie sich mit Botanik. Jeder blieb er selbst mit seinen charakterlichen Eigenheiten und ergänzten sich dabei. Er als unnahbarer intellektueller Politker, sie war eher herzlich und bodenständig.
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BartS
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Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von BartS »

Lilia hat geschrieben:Vielleicht erwarten wir heute zuviel an sexueller Anziehungskraft und Schmetterlingen im Bauch, stellen das zu sehr in den Vordergrund. Das liest man ja auch hier im Forum.
Hallo Lilia, ich will es gar nicht kommentieren, sondern einfach nochmal wiederholen, was ich so treffend fand.
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Reni

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Reni »

Ich gestehe, ich möchte einen Mann, mit dem ich glücklich bin, nicht mit dem ich es möglichst lang aushalte, und ja, ich hatte das auch schon, wenn auch unter 2Jahre. Eine Ehe mit Fremdgehen und späteren Spekulationen, ob das Beziehungsideal doch eher auch ohne entsprechende Anziehung wäre, wollte ich nicht. Irgendwie mögen sie sich wohl doch würde mir nicht reichen.
Polyeder

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Polyeder »

Lilia hat geschrieben:Vielleicht erwarten wir heute zuviel an sexueller Anziehungskraft und Schmetterlingen im Bauch, stellen das zu sehr in den Vordergrund. Das liest man ja auch hier im Forum.
Was die beiden miteinander verbunden hat, scheint aber eine andere Art von Gefühlen zu sein. Freundschaft und Verbundenheit wahrscheinlich.
Dann kann ich in der Tat aufhören zu suchen, eine beste Freundin habe ich nämlich schon.
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BartS
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Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von BartS »

Polyeder hat geschrieben: Dann kann ich in der Tat aufhören zu suchen, eine beste Freundin habe ich nämlich schon.
Hallo Polyeder, führt ihr auch ein gemeinsames Leben?
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Finchen

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Finchen »

Reni hat geschrieben:Eine Ehe mit Fremdgehen und späteren Spekulationen, ob das Beziehungsideal doch eher auch ohne entsprechende Anziehung wäre, wollte ich nicht.
Wie kommst Du auf "ohne entsprechende Anziehung"?

Ich für meinen Teil denke mir, dass es in annähernd 70 Jahren nicht jeden Tag rote Rosen regnen kann. Und, zumindest für mein Empfinden, auch nicht muss. Rote Rosen tragen keine 70 Jahre weit. Da kommt es, glaube ich, tatsächlich auf etwas weniger hachwieromantische Dinge an. Nicht zuletzt auf Verbundenheit und Freundschaft, aber durchaus auch auf Durchhaltevermögen und Opferbereitschaft.

Dafür, denke ich, muss man aber auch einfach der Typ sein. Wer sich ständig so fühlen will wie in den himmelhochjauchzenden ersten zwölf Wochen einer Beziehung, der wird über kurz oder lang unzufrieden werden in einer lange dauernden Partnerschaft, egal, was man so anstellt, um "die Romantik zu erhalten". Das muss man, denke ich, einfach wissen: Dauerhafte Partnerschaften sind meist zutiefst unromantisch und kein bisschen rosarot.
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BartS
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Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von BartS »

Reni hat geschrieben:Ich gestehe, ich möchte einen Mann, mit dem ich glücklich bin, nicht mit dem ich es möglichst lang aushalte, und ja, ich hatte das auch schon, wenn auch unter 2Jahre. Eine Ehe mit Fremdgehen und späteren Spekulationen, ob das Beziehungsideal doch eher auch ohne entsprechende Anziehung wäre, wollte ich nicht. Irgendwie mögen sie sich wohl doch würde mir nicht reichen.
Viele Menschen sind auf der Suche nach dem Glück. Viele davon hoffen, dass dieses Gefühl des glücklich seins mit der (neuen) Beziehung kommt. Und da bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das so funktioniert. Da werden auch Beziehungen wieder beendet, weil man nicht mehr glücklich ist. So entsteht dann auch eine richtige Karriere an Kurzbeziehungen.

Ich finde das Beispiel Loki und Helmut auch deshalb interessant, weil trotz langer Ehe beide auch ihr eigenständiges Leben hatten und ihr Glück auch durch ihre Arbeit und Begegnungen mit anderen Menschen fanden. Was nicht heißt, dass man ein autarkes Leben führt und den anderen nicht vermisst, wenn er nicht mehr da ist. Es war für Helmut Schmidt sehr schmerzhaft zu wissen, dass seine Frau nicht mehr da war.
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Reni

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Reni »

Finchen hat geschrieben:
Reni hat geschrieben:Eine Ehe mit Fremdgehen und späteren Spekulationen, ob das Beziehungsideal doch eher auch ohne entsprechende Anziehung wäre, wollte ich nicht.
Wie kommst Du auf "ohne entsprechende Anziehung"?

Ich für meinen Teil denke mir, dass es in annähernd 70 Jahren nicht jeden Tag rote Rosen regnen kann. Und, zumindest für mein Empfinden, auch nicht muss. Rote Rosen tragen keine 70 Jahre weit. Da kommt es, glaube ich, tatsächlich auf etwas weniger hachwieromantische Dinge an. Nicht zuletzt auf Verbundenheit und Freundschaft, aber durchaus auch auf Durchhaltevermögen und Opferbereitschaft.

Dafür, denke ich, muss man aber auch einfach der Typ sein. Wer sich ständig so fühlen will wie in den himmelhochjauchzenden ersten zwölf Wochen einer Beziehung, der wird über kurz oder lang unzufrieden werden in einer lange dauernden Partnerschaft, egal, was man so anstellt, um "die Romantik zu erhalten". Das muss man, denke ich, einfach wissen: Dauerhafte Partnerschaften sind meist zutiefst unromantisch und kein bisschen rosarot.
Nö, muss auch nicht, aber ich werde mir sicher heute keinen Mann suchen, der mir heute nicht gefällt, nur weil ich weiß, dass noch niemand im Alter hübscher geworden ist. Gemeindam Altern, gemeinsam seinen Weg finden, femeinsam auch seine Gefühle füreinander sich ändern lassen. Aber nicht am Anfang schon die Notlösung nehmen und dann hoffen, dass man sich aneinander gewöhnt.
Finchen

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Finchen »

Reni hat geschrieben:ich werde mir sicher heute keinen Mann suchen, der mir heute nicht gefällt, nur weil ich weiß, dass noch niemand im Alter hübscher geworden ist. (...) Aber nicht am Anfang schon die Notlösung nehmen und dann hoffen, dass man sich aneinander gewöhnt.
Ich glaube, das will und meint auch gar keiner. (Ich zumindest nicht.) Wobei ich mich gerade schon ein bisschen frage, wie Du vom erwähnten Beispiel und dem bisher Geschriebenen auf solche Ideen kommst. Dass das bei den Eheleuten Schmidt so angefangen hat und gelaufen ist, glaube ich eher nicht. Dass das das aus deren Geschichte extrapolierte "Beziehungsideal" sein soll, eher auch nicht. Oder habe ich Euch da jetzt komplett missverstanden, BartS, Lilia, Tyralis Fiena, schwarzkaeppchen?
ogor

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von ogor »

Lilia hat geschrieben:Vielleicht erwarten wir heute zuviel an sexueller Anziehungskraft und Schmetterlingen im Bauch, stellen das zu sehr in den Vordergrund.
Über die Schmetterlinge können wir gern reden, aber ein Zuviel an sexueller Anziehung kann es doch gar nicht geben. :D

Klar gibt es "Zweckbeziehungen", die für manche auch jahrelang zufriedenstellend klappen können. Nur ist das nichts, was ich mir vorstellen würde.

Bei der Vorstellung mit jemanden zu schlafen, den ich sexuell gar nicht begehre, muss ich unweigerlich an Prostitution denken. Ich schlafe mit jemanden, nicht weil ich ihn sexuell begehre, sondern weil ...

Na ja, wie gesagt, wer's will, der soll. Für mich ist es nichts. :no:
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Swenja
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Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Swenja »

Reni hat geschrieben:Ich gestehe, ich möchte einen Mann, mit dem ich glücklich bin, nicht mit dem ich es möglichst lang aushalte.... Eine Ehe mit Fremdgehen und späteren Spekulationen, ob das Beziehungsideal doch eher auch ohne entsprechende Anziehung wäre, wollte ich nicht. Irgendwie mögen sie sich wohl doch würde mir nicht reichen.
+ 1 - da kann ich mich anschließen, Reni.


und Finchen, meine "Opferbereitschaft" hätte da arg enge grenzen.
und mal abgesehen davon - ich hab seit 30 Monaten ne rosarote,
von leicht bis dunkelrosa, brille;
auf eine unromantische Beziehung verzichte ich gerne.
(Romantik liegt im auge des Betrachters -ein bekannter spruch mal leicht abgewandelt ;) )


lg, Swenja


nachtrag - wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hat er, wegen seiner kanzlerkandidatur, die außereheliche Beziehung beendet. genauso gut kann es sein, wenn hier schon wild spekuliert wird, beteilige ich mich mal, daß er sich wegen seines amtes dann nicht scheiden ließ....
zu seiner zeit waren ja wohl Scheidungen eher ein karrierekiller als zweit-/nebenbei-Frauen.
Polyeder

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Polyeder »

BartS hat geschrieben:
Polyeder hat geschrieben: Dann kann ich in der Tat aufhören zu suchen, eine beste Freundin habe ich nämlich schon.
Hallo Polyeder, führt ihr auch ein gemeinsames Leben?
Nein, aber ein gemeinsames Leben mit jemandem zu führen, fehlt mir kaum, jedenfalls nicht so sehr wie andere Dinge.
ogor

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von ogor »

Finchen hat geschrieben:
Reni hat geschrieben:ich werde mir sicher heute keinen Mann suchen, der mir heute nicht gefällt, nur weil ich weiß, dass noch niemand im Alter hübscher geworden ist. (...) Aber nicht am Anfang schon die Notlösung nehmen und dann hoffen, dass man sich aneinander gewöhnt.
Ich glaube, das will und meint auch gar keiner. (Ich zumindest nicht.) Wobei ich mich gerade schon ein bisschen frage, wie Du vom erwähnten Beispiel und dem bisher Geschriebenen auf solche Ideen kommst. Dass das bei den Eheleuten Schmidt so angefangen hat und gelaufen ist, glaube ich eher nicht. Dass das das aus deren Geschichte extrapolierte "Beziehungsideal" sein soll, eher auch nicht. Oder habe ich Euch da jetzt komplett missverstanden, BartS, Lilia, Tyralis Fiena, schwarzkaeppchen?
Ich sehe den Kernpunkt in der Frage:

Will ich eine Beziehung mit einem Menschen eingehen, der mich nicht (genug) sexuell anzieht? Aus welchen Gründen auch immer.

Und das kann ich für mich mit einem klaren "Nein" beantworten. Ich sehe für mich dazu keinerler Veranlassung. "Nicht allein leben" könnte ich auch in einer WG, wenn ich denn wollte.
Finchen

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von Finchen »

Also irgendwie frage ich mich schon, warum man bei einer langdauernden, sturmerprobten, vielleicht etwas nüchternen und nicht sehr hollywoodtauglichen Beziehung gleich an "Notlösungen", "Zweckbeziehung" oder gar "Prostitution" denken muss. Verstehe ich nicht, um ehrlich zu sein.
Swenja hat geschrieben:und Finchen, meine "Opferbereitschaft" hätte da arg enge grenzen.
Altmodisches Wort, ich weiß schon, und ich hätte wetten mögen, dass sich da nicht nur eine(r) dran stößt. Was eheliche Untreue angeht, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, ob das noch innerhalb meines Toleranzrahmens liegt - aber ich bin durchaus bereit, jedem, der eine solche Krise gemeinsam überwunden hat, meinen Respekt zu zollen. Und ja, grundsätzlich halte ich es für möglich, auch eine solche Krise zu überwinden. Vielleicht nicht für jeden, vielleicht nicht für mich. Aber das gemeinsame Bewältigen von Schwierigkeiten diskreditiert in meinen Augen weder die Beziehung noch die Menschen, die sie führen. Im Gegenteil: Ich bewundere jeden, der das kann. Weißt Du, zusammenbleiben ist einfach, solange alles eitel Sonnenschein ist und nichts das gemeinsame Glück trübt. Zusammenbleiben, wenn Mist passiert, wenn man enttäuscht und verletzt wurde, vergeben und heilen und gemeinsam bewältigen: Das ist die große Kunst.

Ganz grundsätzlich denke ich auch, dass ein gewisses Maß an Opferbereitschaft notwendig ist, um eine Beziehung zu erhalten. In einer Beziehung geht es nicht mehr nur um einen selbst, sondern auch um den anderen. Da muss man ganz zwangsläufig auch mal zurückstecken und verzichten und damit klarkommen, dass man nicht immer genau das kriegt, was man sich so einbildet, ohne dem anderen deswegen das Leben zur Hölle zu machen. Man kann das auch Kompromissfähigkeit nennen, wenn das ein besseres und schöneres Wort ist. Aber für notwendig halte ich diese Tugend, ja. Definitiv.
ogor

Re: Loki und Helmut Schmidt, ein vergessenes Beziehungsideal

Beitrag von ogor »

Finchen hat geschrieben:Also irgendwie frage ich mich schon, warum man bei einer langdauernden, sturmerprobten, vielleicht etwas nüchternen und nicht sehr hollywoodtauglichen Beziehung gleich an "Notlösungen", "Zweckbeziehung" oder gar "Prostitution" denken muss.
Letzteres, weil man mit jemanden Sex hat, nicht weil man den (genug) sexuell anziehend findet, sondern weil man aus "rationalen" Gründen eine Beziehung mit ihm führt.

Und Notlösung bzw. Zweckbeziehung u.a. deshalb:
Später, als er Soldat war und in den Krieg musste, gab es die rationale Überlegung, keine Ahnung ob man lebend aus dem Krieg herauskam, also machte man das Beste aus den Möglichkeiten und heiratete.
Man heiratete, nicht weil die Gefühle füreinander groß genug waren, sondern weil man Angst hatte, "unverheiratet" zu sterben und aus Mangel an Alternativen man die "gute Freundin" ehelichte.

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