@Tania:
Da haben wir ganz ähnliche Erfahrungen.

(So im Großen und Ganzen, ich habe mich sicherlich in früheren Jahren weniger ausgetobt als du.)
Mich beschäftigt ein Leben lang, dass ich gern "wie alle" sein wollte (ja gar nicht unbedingt besser, auf keinen Fall natürlich schlechter

) - und instinktiv merkte, ich ticke irgendwie anders, ohne eine Erklärung dafür zu haben.
Inzwischen habe ich einige Erklärungsmodelle dafür, Tests, valide Erfahrungen mit mir selbst. Und eine genauere Vorstellung davon, wie ich halt so ticke. Und dass ich nicht beliebig alles an mir "tunen" kann. Das lässt mich auch offener mit anderen umgehen.
Früher stand ich mehr in der Gefahr, mich anderen erklären zu wollen. Heute traue ich mich, mich zu zeigen. Ich bin auch eher darauf gefasst, dass andere immer wieder sagen: Irgendwie tickst du anders als alle anderen Leute, die ich kenne. Aber das ist gut so. Und mich nicht gleich abgelehnt zu fühlen, wenn andere über Verhaltensweisen oder Defizite von mir auch mal ungläubig den Kopf schütteln.
Was mir - ähnlich wie dir - auffällt: Ich bin sehr viel ängstlicher, als andere von mir annehmen. Mir spiegelt man oft, dass man mich für meinen Mut und meine Konsequenz bewundert. Und ich denke bei mir: Tja, ich habe halt auch auf Schritt und Tritt Mut nötig.

Im Alltagspraktischen. Nicht im Denken und Fühlen. Ich kann inzwischen auch einen direkten Zusammenhang zwischen Stress und Angstsymptomen herstellen. Manchmal hilft gegen Ängste schlichtweg, einen Gang runterzuschalten. Oder mal ordentlich auszuschlafen. Das Gehirn abzuschalten. (Sex ...

)
Ich überblicke ja inzwischen schon etliche Jahrzehnte Leben. Ich hätte mir gewünscht, schon in der Pubertät mehr zu wissen, wie ich ticke. Aber wer weiß das schon so genau?

Mir ist inzwischen klar, dass ich nicht massenkompatibel bin. Und dass es in meinem Leben einfach Zeit braucht(e), um mir für meinen "inner circle" Nischen zu suchen, in denen ich mich wohlfühle. Auf Menschen zu treffen, mit denen ich aufblühe und mich nicht nur unbehaglich und defizitär empfinde. Das sind nicht sooo viele. Aber wie viele Menschen braucht man wirklich im "inner circle"?
Ich kann meine frühe frustrierende Erfahrung in Sachen amouröse und/oder sexuelle Beziehungen besser relativieren, weil ich das Gefühl habe, mein Leben wird mit jedem Lebensjahr glücklicher.

Nicht einfacher, aber ich werde deutlich zufriedener.
