Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
Morningstar

Re: Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Beitrag von Morningstar »

Tyralis Fiena hat geschrieben: Hast du das denn abgebrochen weil du mit den anderen Leuten in der Gruppe nicht zurecht gekommen bist oder weil du für dich keinen Sinn in dieser Therapieform gesehen hast ?
Mit den Menschen dort hatte ich kein Problem. Bei beiden Therapien wurde mir aber als Aufgabe gegeben, etwas davon zu malen und zu spielen, was in mir gefühlsmässig so los ist. Blöderweise fiel mir nix ein. Was malt man denn, wenn da nichts ist? Die ersten Male saß ich halt nur da und schaute aufs leere Blatt. Andere sollten dann auch interpretieren, was sie darin sahen. Irgendwann habe ich was gemalt und danach weggeworfen oder gleich dazu gesagt, dass das Bild keinerlei Bezug zu mir hat und es nichts zu interpretieren gibt. Einzig der Druck der Erwartung stieg in mir an.

Bei der Musiktherapie ging das noch schneller, bis für mich schluss war.Ein analytischer Zugang war mir dabei nicht möglich, weil ich dafür schlichtweg nicht genug auskenne. Und was gefühlsmässig zum Spielen gab es nicht. Dennoch wurde es erwartet und meine Ansage, dass es da nichts zu spielen gibt, wurde halt ignoriert.
Beides habe ich abgebrochen, weil es für mich kein Sinn ergab und ich dafür auch schlicht unzugänglich bin. Da lasse ich mich lieber stundenlang aufs Gedanken zerlegen ein und kann dabei vielleicht noch einen Lerneffekt erzielen.
[/quote]

Das ist sehr verständlich, "Spielen" und "Malen" wäre auch nix für mich, Musik eher auch nicht. Schon allein weil ich ein eher rationaler Typ bin. Man muss halt die Therapieform finden welche zu einem bzw zur eigenen Veranlagung passt. Wünsche dir viel Erfolg dabei das du das richtige für dich findest.
Kafeu

Re: Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Beitrag von Kafeu »

Ich melde mich nochmal zu Wort.

Die Nebenwirkungen haben sich inzwischen gelegt. Laut meinem Psychiater dauert es bis zu 3 Monate, bis sich der Körper an das Sertralin gewöhnt hat.
Vom medizinischen Posten aus ist er mit meiner Entwicklung bis jetzt ganz zufrieden. Es geht in die richtige Richtung.
Nichtsdestotrotz tue ich mich mit Frauen immer noch wahnsinnig schwer. Das mag dann aber wohl aber eher an der gestörten Signalverarbeitung liegen. Denn bei mir streut noch ein gewisser Anteil Asperger-Autismus mit rein. Die Angst an sich allerdings hab ich fast komplett verloren.
Und ich kann den Menschen in die Augen sehen, ohne Unwohlsein zu empfinden. Solangsam merkt auch die Seele: Frauen sind toll. :shylove:
Morningstar

Re: Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Beitrag von Morningstar »

Kafeu hat geschrieben:Ich melde mich nochmal zu Wort.

Die Nebenwirkungen haben sich inzwischen gelegt. Laut meinem Psychiater dauert es bis zu 3 Monate, bis sich der Körper an das Sertralin gewöhnt hat.
Vom medizinischen Posten aus ist er mit meiner Entwicklung bis jetzt ganz zufrieden. Es geht in die richtige Richtung.
Nichtsdestotrotz tue ich mich mit Frauen immer noch wahnsinnig schwer. Das mag dann aber wohl aber eher an der gestörten Signalverarbeitung liegen. Denn bei mir streut noch ein gewisser Anteil Asperger-Autismus mit rein. Die Angst an sich allerdings hab ich fast komplett verloren.
Und ich kann den Menschen in die Augen sehen, ohne Unwohlsein zu empfinden. Solangsam merkt auch die Seele: Frauen sind toll. :shylove:
Interessant, vielleicht sollte ich das mit diesem Sertralin auch mal probieren. Prozac hat bei mir eher nicht so wirklich geholfen, außer das es antriebs steigernd wirkt und schlafstörungen verursacht.

Wie auch immer, wünsche dir viel Glück. Dranbleiben, das wird schon :)
Tyralis Fiena
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Registriert: 13 Jun 2015 21:25
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Re: Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Beitrag von Tyralis Fiena »

Morningstar hat geschrieben:
Das ist sehr verständlich, "Spielen" und "Malen" wäre auch nix für mich, Musik eher auch nicht. Schon allein weil ich ein eher rationaler Typ bin. Man muss halt die Therapieform finden welche zu einem bzw zur eigenen Veranlagung passt. Wünsche dir viel Erfolg dabei das du das richtige für dich findest.
Danke :)
Kafeu

Sertralin / Erfahrungsbericht

Beitrag von Kafeu »

Ich melde mich mal wieder zu Wort.

Die Dosis liegt nach wie vor bei 50mg Sertralin. Und die stärkste Nebenwirkung ist nach wie vor die Triebdämpfung. Auf die visuellen Reize von Frauen ragiere ich so gut wie garnicht mehr und es interessiert mich auch nicht. Auch lege ich wesentlich seltener "selbst Hand an". Auch nur dann wenn "die Tanks voll" sind und der "Druck" organisch besteht, aber zum Vergnügen mache ich dahingehend nichtsmehr.

Auf der anderen Seite merke ich auch, wie belastend der Sexualtrieb für mich eigentlich ist. Jetzt, wo dieser abgeschaltet ist, geht es mir alleine deshalb schon besser, weil der Erflogsdruck fehlt. So gesehen könnte ich den Treib eher als Zwangsstörung benennen, denn auch der hat bei mir Leiden verursacht. (Versuche mal als Autist in der heutigen Welt mit oberflächlister Kommunikation :telefon: (Whatsapp, Internet etc.) eine Frau im Alter zwischen 20 und 30 kennenzulernen. Sämtliche Treffen verliefen im Sand und decken sich vom Verhaltensschema der Frauen mit diversen Erfahrungsberichten hier im Forum)

Fragt ruhig, wenn ihr möchtet. :)

Ich bin bald 24. Jeder 14 Jährige hat mehr Erfahrung...
MagnesiumOxid

Re: Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Beitrag von MagnesiumOxid »

@OP: Nur so aus Interesse: Geht man direkt zu Psychiater oder wird man vom Hausarzt überwiesen?
Kafeu

Re: Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Beitrag von Kafeu »

Man geht zum Hausarzt. Dieser stellt eine Überweisung zum Psychiater aus.
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Captain Unsichtbar
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Re: Sertralin / Erfahrungsbericht

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Kafeu hat geschrieben:Auf der anderen Seite merke ich auch, wie belastend der Sexualtrieb für mich eigentlich ist. Jetzt, wo dieser abgeschaltet ist, geht es mir alleine deshalb schon besser, weil der Erflogsdruck fehlt. So gesehen könnte ich den Treib eher als Zwangsstörung benennen, denn auch der hat bei mir Leiden verursacht. (Versuche mal als Autist in der heutigen Welt mit oberflächlister Kommunikation :telefon: (Whatsapp, Internet etc.) eine Frau im Alter zwischen 20 und 30 kennenzulernen. Sämtliche Treffen verliefen im Sand und decken sich vom Verhaltensschema der Frauen mit diversen Erfahrungsberichten hier im Forum)

Fragt ruhig, wenn ihr möchtet. :)

Ich bin bald 24. Jeder 14 Jährige hat mehr Erfahrung...
Ich kann die gut verstehen. Ich gehöre da selbst zur sozialphobischen Ecke (auch wenn ich den Gang zum Psychiater immer noch herausschiebe) und mir fällt es selbst auch extrem schwer mit der heutigen Kommunikation, und dass ich mich nicht wirklich meiner Altersgruppe entsprechend verhalten mag, in Sachen Kommunikation, macht es auch nicht gerade besser. Ich bin übrigens knapp 1 Jährchen älter als du und kann dir zustimmen 20-30 ist ein beschissenes Alter. Die meisten Frauen die kenne/kannte, lernten ihre Partner mit Anfangs 20 kennen, und die ersten die dann wieder auf der neuen Suche sind, sind meist um die 30. Dazwischen sind so gut wie alle die ich bisher kennen gelernt habe vergeben. Das habe ich auch auf SBs festgestellt, wenn ich eine Altersgruppe von 20-24 einstelle werden mir von zehn Frauen, acht 20 jährige und zwei in meinem Alter angezeigt.

PS: ich würde bei mir sogar noch weiter gehen, da selbst Erstklässler auf kindliche Weise schon ihre "Freundinnen" haben :mrgreen:
"And sometimes I get nervous
When I see an open door
Close your eyes, clear your heart
Cut the cord"
– The Killers
DD-Checker

Re: Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Beitrag von DD-Checker »

Morningstar hat geschrieben:Bei mir ist es eher so das ich meist sehr selbstbewusst sein kann, nicht viele Ängste habe. Mit einer einzigen Ausnahme: Wenn es darum geht Frauen anzusprechen welche ich interessant finde.....

Hab schon auf Parteitagen gesprochen, auf Politischen Veranstaltungen und auf Demos, teils sogar im Radio (k.a wie viele tausend zuhörer). Hat mir irgendwie kaum was ausgemacht, war recht selbstsicher, nur wenig nervös. Aber dann, einer Frau hallo sagen, diese todesartige Panik. Völlig unlogisch und irrational und das obwohl ich doch immer so sehr Wert auf meine Rationalität lege. Vermutlich könnte ich mich leichter dazu durchringen ein feindliches Maschinengewehrnest mit bloßen Händen zu stürmen als offen auf eine für mich interessante Person zuzugehen.

Ist das nicht völlig verrückt ?
Nee, das ist nich Verrückt. Ich hätte was ganz ähnliches geschrieben. Hab auch schon vor vielen Menschen gesprochen, und habe es geschaft. Mitlerweile hab ich mit sowas gar keine Probleme mehr. Ich kann auch mit Frauen auf "professioneller Ebene " problemlos kommunizieren. Mir ist es nur irgendwie unmöglich, auf eine persönliche Ebene zu kommen um nachaltigen Kontakt aufzubauen. Das gilt nicht unbedingt nur für Frauen. Da nur besonnders.
Jomaster hat geschrieben:
Morningstar hat geschrieben: Im grunde genommen musst du genau das tun wovor du Angst hast. Also wenn du wegen deiner Sozialphobie Angst davor hast fremde Leute anzusprechen dann musst du genau das tun. Dadurch das du das tust merkt dann dein Gehirn das da gar nichts schlimmes dabei ist und die Angst verschwindet langsam.

Du kannst ja Anfangen z.B. nach dem Weg zu fragen oder einfach nur lächeln und Hallo sagen oder so.
Später dann wenn dir das dann keine Probleme mehr macht kannst du auch anfangen Attraktive Männer in der Fußgängerzone anzusprechen und mit ihnen zu flirten. So steht es jedenfalls in einigen Psychologiebüchern als Herangehensweise beschrieben.
Denke, dass ist der richtige Weg. Klar mit Medikamenten und Psychodock geht das bestimmt wesentlich leichter und vermutlich schneller, aber dazu müsste ich sowas meinem Arzt erzählen und davor hab ich mindestens genausoviel Angst, wie vor fremde Leute anzusprechen. :mrgreen:

Ich versuche es auch aktuell mit lächeln und Hallo sagen, bin aber noch nicht ganz durch, bei den alten klappt das, aber bei den jungen Mädels noch nicht. Immer noch komische Hintergedanken, da wir ein kleines Städtchen sind, wo anonymität nicht unbedingt so gegeben ist.
Das versuche ich seit Jahren. Quasi Angst abbauen durch konfrontation. Es sind immer so Phasen, wo ich das Aktiv forsiere. Ich beginne, ne Woche oder so, den Augenkontakt zu üben. Danach kommt dann ser Punkt, wo ich zur Tat schreiten möchte, d.h. wirklich eine anzusprechen. Dann läuft das meist folgendermaßen ab.

Zu hause sieht noch alles total einfach aus.
Frau erspähen, Frau anschauen und anlächen (lächelt sie auch?), hingenen und ansprechen.->an sich einfach.

Sobald ich mit diesem vorsatz das Haus verlasse, ist aus keinem Hinderniss bereits ein 30 cm hohes Zäunchen geworden. Am Ort des geschehens ist aus dem Zäunchen ein 1,50 m Maschentratzaun geworden. Kann man noch überwinden, sagt man sich.
Jedoch sobald ein OdB in Sicht kommt, ist aus dem Zaun eine 6m Betonmauer mit Stacheldraht geworden. Unmöglich für mich sie zu überwinden.

Das führt dann dazu, das ich anschließend in Monatelanger Resignation und Zurückgezogenheit (leichte Depression ?) verfalle. Das erzeugt dann natürlich auch noch eine Furcht, dieses "Der Angst stellen "überhaupt zu Probieren. Angst abbauen durch konfrontation ist also nicht so einfach.

Und der Schritt, zum Arzt zu gehen, und die Situation zu erklären ist für mich derzeit ähnlich geartet. Beim darüber nachdenken Zäunchen, kongret machen-> Mauer mit Stacheldraht.

Daher beklückwünsche ich dich zu diesem mutigen Schritt Kafeu. Vieleicht schaffe ich ihn auch demnächst.
Kafeu

Re: Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Beitrag von Kafeu »

DD-Checker hat geschrieben: Zu hause sieht noch alles total einfach aus.
Frau erspähen, Frau anschauen und anlächen (lächelt sie auch?), hingenen und ansprechen.->an sich einfach.

Sobald ich mit diesem vorsatz das Haus verlasse, ist aus keinem Hinderniss bereits ein 30 cm hohes Zäunchen geworden. Am Ort des geschehens ist aus dem Zäunchen ein 1,50 m Maschentratzaun geworden. Kann man noch überwinden, sagt man sich.
Jedoch sobald ein OdB in Sicht kommt, ist aus dem Zaun eine 6m Betonmauer mit Stacheldraht geworden. Unmöglich für mich sie zu überwinden.

Das führt dann dazu, das ich anschließend in Monatelanger Resignation und Zurückgezogenheit (leichte Depression ?) verfalle. Das erzeugt dann natürlich auch noch eine Furcht, dieses "Der Angst stellen "überhaupt zu Probieren. Angst abbauen durch konfrontation ist also nicht so einfach.

Und der Schritt, zum Arzt zu gehen, und die Situation zu erklären ist für mich derzeit ähnlich geartet. Beim darüber nachdenken Zäunchen, kongret machen-> Mauer mit Stacheldraht.

Daher beklückwünsche ich dich zu diesem mutigen Schritt Kafeu. Vieleicht schaffe ich ihn auch demnächst.

Den Schritt des Ansprechens, wie Du ihn hier beschrieben hast kann ich so unterschreiben. Allerdings habe ich in meinem ganzen Leben außerhalb des "professionellen" Weges (Arbeitswelt, Alltag. Ich meine keine Kurtisanen.) noch nie eine Frau ansprechen können. Auf sachlicher Ebene kann ich mit Frauen problemlos und wunderbar umgehen. Geht es um Gefühle stehe ich mit leerem Kopf da, weswegen ich auch immer nur mit einer sachlichen Erwartungshaltung spreche. Das liegt einfach an meiner bisherigen Lebenserfahrung.

Und der Schritt zum Psychiater zu gehen habe ich einfach gemacht, weil ich gemerkt habe, dass ich "anders" bin. Ich weiß ja bereits seit 2008, das ich leicht autistisch bin. Aber es kahm etwas merklich hinzu.
Ich persönlich -und ich bitte das nicht falsch aufzufassen- definiere für mich persönlich den Zustand des AB-tums als pathologisch. Das ist mein Weg, mich damit auseinander zu setzten. Auf diesem Weg versuche ich da raus zu kommen und es nicht als gottgegeben hinzunehmen. :fessel:
Morningstar

Re: Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Beitrag von Morningstar »

DD-Checker hat geschrieben: Nee, das ist nich Verrückt. Ich hätte was ganz ähnliches geschrieben. Hab auch schon vor vielen Menschen gesprochen, und habe es geschaft. Mitlerweile hab ich mit sowas gar keine Probleme mehr. Ich kann auch mit Frauen auf "professioneller Ebene " problemlos kommunizieren. Mir ist es nur irgendwie unmöglich, auf eine persönliche Ebene zu kommen um nachaltigen Kontakt aufzubauen. Das gilt nicht unbedingt nur für Frauen. Da nur besonnders.
Ja, diese verflixte persönliche Ebene, die emotionale Ebene. Das ist wirklich schwierig.....

Vielleicht auch eine der Gründe für diese Angst, man merkt das man in persönlichen bzw emotionalen Dingen Probleme hat, versucht diese zu vermeiden, fühlt sich unsicher bzw hat Angst sich damit zu blamieren bzw alles falsch zu machen. Unterbewusst irgendwie.
Einen besseren Zugang zu meiner Gefühlswelt zu finden, danke das ist wichtig. Aber auch eben nicht ganz so einfach.

Ich baue das in den Alltag ein, das ich einfach mal die Augen schließe und mich darauf konzentriere zu erfühlen wie sich eine gewisse Situation denn nun anfühlt, anstatt diese nur sachlich zu analysieren. Denke neben der Konfrontation ist eben dieser andere Zugang zu den Dingen wichtig um da weiter zu kommen.
Daniel Dues

Re: Soziale Phobie (F40.1) - Es hat endlich einen Namen

Beitrag von Daniel Dues »

Danke Euch, interessante Beiträge.
Kenne das Thema sehr gut.
L.G. Daniel ;)