Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
zumsel

Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von zumsel »

Hallo liebe Trumps,

ich nehme hier im Forum immer wieder wahr,
wie einige von euch eine Mauer um ihr "Ich" bauen.

Wenn das Thema Veränderung auftaucht,
dann lese ich regelmässig Kommentare, in denen es heißt:

"Wenn ich dies oder das mache, dann bin ich aber nicht mehr ich".

Neues auszuprobieren, neue Erfahrungen zuzulassen und damit auch eine mögliche Veränderung seiner selbst
wird als ganz ganz große Gefahr gesehen und löst bei manchen echt Panik aus.

Ich verstehe das alles nicht.
Der Mensch unterliegt doch ständig Wandlungsprozessen.
Man reift doch mit der Zeit. Warum also nicht aktiv an diesem Prozess mitwirken ?
Für mich ist dieses: "Dann bin ich aber nicht mehr ich" eine ganz lahme Ausrede.

Wie seht ihr das?

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Benutzeravatar
fifaboy1981
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4332
Registriert: 30 Nov 2009 11:03
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Wohnort: In der Stadt mit dem (noch) höchsten Fussballberg Deutschlands :-)

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von fifaboy1981 »

Warum wollen viele Normalos keinen AB? weil sie das nicht kennen und Angst davor haben, warum hat ein AB vor veränderungen Angst? aus dem selben grund, vieles ist eben Fremd und man kann sich schwer vorstellen worauf man sich da einlässt.
Benutzeravatar
Captain Unsichtbar
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2741
Registriert: 19 Jun 2016 19:40

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Wovon reden wir eigentlich? Von selbst initierter Veränderung oder erzwungener Anpassung? :gruebel:
"And sometimes I get nervous
When I see an open door
Close your eyes, clear your heart
Cut the cord"
– The Killers
Benutzeravatar
Gilbert
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4815
Registriert: 18 Jun 2009 09:21

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Gilbert »

fifaboy1981 hat geschrieben:Warum wollen viele Normalos keinen AB? weil sie das nicht kennen und Angst davor haben.....
Warum sollte man einem 'Normalo' in der Anbahnungsphase auf die Nase binden, daß man AB ist oder war?
Selber Schuld, wer das macht....
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
Hermann Hesse
Benutzeravatar
TheRealDeal
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4346
Registriert: 05 Jun 2013 18:55
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: vergeben.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von TheRealDeal »

Dann bin ich's wohl selbst schuld. ;) Wenn mich jemand fragt, sage ich das natürlich. Es gehört zu mir und es ist mir auch nicht peinlich, oder ähnliches. Mich gibt es halt nur so.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Schlumpel

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Schlumpel »

Hallo zumsel,

ich denke dieses Phänomen findest Du nicht nur im AB-Umfeld sondern - in mehr oder weniger ausgeprägten Ausmaßen - in der gesamten Gesellschaft.

Gerade dieser Punkt, dass viele Menschen ihr "Ich" viel zu ernst und in Zement gemeißelt sehen, führt dann öfters auch mal zu Stillstand, Konflikten, etc.
Benutzeravatar
Gilbert
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4815
Registriert: 18 Jun 2009 09:21

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Gilbert »

TheRealDeal hat geschrieben:Wenn mich jemand fragt, sage ich das natürlich.
Wenn man eine 'gestandene Persönlichkeit' nach außen hin ausstrahlt, fragt einem das niemand.
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
Hermann Hesse
Milkman

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Milkman »

zumsel hat geschrieben:Ich verstehe das alles nicht.
Ich stehe deinem Posting auch etwas ratlos gegenüber, das fängt schon mit deiner Begrüßung an...

Generell gibt es doch den feinen Unterschied zwischen völliger Selbstaufgabe einerseits und starrsinniger Weigerung, sich auch nur ein My zu verändern, andererseits.
Siehst du das nicht so?
Man sollte sicherlich offen für Neues bleiben, aber sich auch das Recht bewahren, nicht alles Neue anzunehmen.
Pierre

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Pierre »

zumsel hat geschrieben: Neues auszuprobieren, neue Erfahrungen zuzulassen und damit auch eine mögliche Veränderung seiner selbst
wird als ganz ganz große Gefahr gesehen und löst bei manchen echt Panik aus.

Ich verstehe das alles nicht.
BRUHAHA!!
Wie schön. Das hat mir jetzt schon den Tag gerettet.
Der Mensch unterliegt doch ständig Wandlungsprozessen.
Wenn das so selbstverständlich wär...
Benutzeravatar
TheRealDeal
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4346
Registriert: 05 Jun 2013 18:55
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: vergeben.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von TheRealDeal »

Gilbert hat geschrieben:
TheRealDeal hat geschrieben:Wenn mich jemand fragt, sage ich das natürlich.
Wenn man eine 'gestandene Persönlichkeit' nach außen hin ausstrahlt, fragt einem das niemand.
Das stimmt wohl. Eigentlich geht es nur um die Ausstrahlung...
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Ninja Turtle

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Ninja Turtle »

Es gibt ein Buch "Die Illusion vom ICH", dass ich mal gelesen habe und sehr gut fand.
Wenn man den Gedanken des Autors folgt, dann ist das eigene "ich" sowieso nur eine künstlich gezogene Grenze zu allem anderen. Und damit auch ständig im Wandel.
Benutzeravatar
Le Chiffre Zéro
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2601
Registriert: 10 Sep 2008 10:18
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: unfassbar.
Wohnort: Hamburg, Hansestadt, Freie und

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

zumsel hat geschrieben:Ich verstehe das alles nicht.
Du verstehst doch auch meine sämtlichen Posts nicht, weil sie dir viel zu kompliziert geschrieben sind. Das sagst du doch selbst.

Also ist es müßig, es dir zu erklären.

All denjenigen, die noch nicht gesagt haben, einige in diesem Forum (und das meint ausdrücklich mich) schreiben "immer so kompliziert", daß sie das nicht verstehen, möchte ich gern versuchen, es zu erklären.
Captain Unsichtbar hat geschrieben:Wovon reden wir eigentlich? Von selbst initierter Veränderung oder erzwungener Anpassung? :gruebel:
Wir reden davon, daß Automobilist endlich seine – wie nahezu alle Frauen das sehen dürften – Schrottsammlung wegwirft, im Hier und Jetzt lebt statt in einer mindestens 90 Jahre entfernten Vergangenheit und die Emanzipation der Frau anerkennt. Und daß das sein neues "Ich", sein neues Selbst, seine neue Identität wird anstelle der bisherigen.

Daß Nonkonformist endlich seine Ideale Tagträumereien aufgibt, sich irgendeinen belanglosen Job sucht und zu einem unkreativen, aber angepaßten und wunderbar funktionierenden Rädchen im System wird. Und daß das sein neues "Ich", sein neues Selbst, seine neue Identität wird anstelle der bisherigen.

Daß ich endlich zum unreflektierten linksgrünen Dogmatiker werde, all das ablege, was mich zum Geek macht, mir endlich Skype, Whatsapp und ein iPhone zulege (und das, was ich aktuell statt dessen nutze, abschaffe), die Zahl meiner Rechner auf einen reduziere – ein Consumer-Notebook mit vorinstalliertem Windows als einzigem Betriebssystem –, komplett auf die neue Rechtschreibung umsteige, generell so schreibe, wie "die Leute" heutzutage reden, meine sämtlichen popkulturellen Präferenzen über Bord werfe zugunsten dessen, was entweder die breite Masse oder die linke Szene in Hamburg bevorzugt, und in Sachen Musizieren umsteige auf akustische Gitarre oder Klavier. Und daß das mein neues "Ich", mein neues Selbst, meine neue Identität wird anstelle der bisherigen.

Mal ehrlich, was hier von uns erwartet wird, ist, daß wir Merkels werden und unser Fähnchen immer sofort komplett nach dem günstigsten Winde stellen.
Dead Milkman hat geschrieben:Generell gibt es doch den feinen Unterschied zwischen völliger Selbstaufgabe einerseits und starrsinniger Weigerung, sich auch nur ein My zu verändern, andererseits.
Genau das erwartet zumsel aber von uns – die völlige Selbstaufgabe. Und damit einhergehend die völlige Verwandlung nicht in etwas, das man selbst sein will, sondern in etwas, von dem "die Leute" wollen, daß man das wird. Denn er versteht nicht, was daran schlimm ist.

Ich weiß nicht, vielleicht hätte er im Gegensatz zu uns dreien nicht sehr viel aufzugeben, wenn er sich wieder einmal an das anpaßt, was gerade gefragt ist. Wir drei hätten jedenfalls so einiges aufzugeben. Einiges, an dem uns sehr, sehr viel liegt. Das sogar unsere Persönlichkeit definiert.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

INTJ nach Myers-Briggs
Saraj
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1606
Registriert: 10 Okt 2014 13:00
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Saraj »

zumsel hat geschrieben: "Wenn ich dies oder das mache, dann bin ich aber nicht mehr ich".
Im Gegenteil. Wenn ich mal dies oder das ausprobieren würde, mit wem anders, wäre ich vielleicht endlich mal "ich". Thema Spiegelung und so. Im Moment hab ich nur einen sehr groben Plan davon, wer "ich" überhaupt bin. :gruebel:
Benutzeravatar
TheRealDeal
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4346
Registriert: 05 Jun 2013 18:55
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: vergeben.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von TheRealDeal »

Das habe ich lange nicht mehr gesagt, aber es geht darum, authentisch zu sein. Denn dann kann jeder Mensch auf einer soliden Grundlage entscheiden, ob er sich auf den anderen Menschen einlassen möchte, oder nicht. Was auch immer wir im Einzelnen tun, ist dabei nicht relevant. Natürlich gibt es immer einen Wandel, eine Veränderung, eine Entwicklung. Deshalb muss ich aber noch lange nicht verleugnen wer bzw. was ich bin. Und jeder Mann, der das ähnlich sieht, befindet sich mehr in seiner Kraft und wird damit sichtbarer. Auch für das andere Geschlecht...
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Benutzeravatar
Captain Unsichtbar
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2741
Registriert: 19 Jun 2016 19:40

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben:[
Captain Unsichtbar hat geschrieben:Wovon reden wir eigentlich? Von selbst initierter Veränderung oder erzwungener Anpassung? :gruebel:
Wir reden davon, daß Automobilist endlich seine – wie nahezu alle Frauen das sehen dürften – Schrottsammlung wegwirft, im Hier und Jetzt lebt statt in einer mindestens 90 Jahre entfernten Vergangenheit und die Emanzipation der Frau anerkennt. Und daß das sein neues "Ich", sein neues Selbst, seine neue Identität wird anstelle der bisherigen.

Daß Nonkonformist endlich seine Ideale Tagträumereien aufgibt, sich irgendeinen belanglosen Job sucht und zu einem unkreativen, aber angepaßten und wunderbar funktionierenden Rädchen im System wird. Und daß das sein neues "Ich", sein neues Selbst, seine neue Identität wird anstelle der bisherigen.

Daß ich endlich zum unreflektierten linksgrünen Dogmatiker werde, all das ablege, was mich zum Geek macht, mir endlich Skype, Whatsapp und ein iPhone zulege (und das, was ich aktuell statt dessen nutze, abschaffe), die Zahl meiner Rechner auf einen reduziere – ein Consumer-Notebook mit vorinstalliertem Windows als einzigem Betriebssystem –, komplett auf die neue Rechtschreibung umsteige, generell so schreibe, wie "die Leute" heutzutage reden, meine sämtlichen popkulturellen Präferenzen über Bord werfe zugunsten dessen, was entweder die breite Masse oder die linke Szene in Hamburg bevorzugt, und in Sachen Musizieren umsteige auf akustische Gitarre oder Klavier. Und daß das mein neues "Ich", mein neues Selbst, meine neue Identität wird anstelle der bisherigen.

Mal ehrlich, was hier von uns erwartet wird, ist, daß wir Merkels werden und unser Fähnchen immer sofort komplett nach dem günstigsten Winde stellen.
Weshalb immer gleich übertreiben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass du das Anti-sein so sehr auslebst, dass du ohne es zu merken Menschen mit anderen Interessen/Einstellung genauso beleidigst wie es dich bei dir selbst stört.
In deiner Sichtweise sind doch genauso alle Menschen schlecht/minderwertig welche zb "linksgrün" sind, sich mit Windows zufrieden geben weil sie kein Bock am Linux-fummeln haben, denen ein Rechner reicht, oder schlicht gerade so reden wie vielleicht viele. Wie kannst du umgekehrt dann erwarten, akzeptiert zu werden, wenn du selbst niemanden ausser dir selbst respektierst?
Ich bin auch in vielerlei Hinsicht anders, soll ich jetzt deswegen alle anderen Menschen schlecht reden? Natürlich nicht, Menschen sind schliesslich Individuen. Und das zwanghafte Anderssein ist letztendlich auch wieder nur das genaue gegensätzliche Verhalten. Damit würde ich nur erreichen, dass mich wieder die Masse formt - einfach 180Grad gekehrt.

Zum letzten Satz: mal abgesehen davon, dass er stark politisch ist (und ich mich mit der Antwort jetzt Forentechnisch aufs Glatteis begebe), ist er rein der Logik nach nicht mal richtig. Die Definition einer Fahne ist etwas, dass sich beim kleinsten Widerstand in die beste Richtung bewegt. Das stimmt aber wohl kaum. Ein Fels würde eher zu treffen...
"And sometimes I get nervous
When I see an open door
Close your eyes, clear your heart
Cut the cord"
– The Killers
Benutzeravatar
TheRealDeal
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4346
Registriert: 05 Jun 2013 18:55
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: vergeben.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von TheRealDeal »

Saraj hat geschrieben:
zumsel hat geschrieben: "Wenn ich dies oder das mache, dann bin ich aber nicht mehr ich".
Im Gegenteil. Wenn ich mal dies oder das ausprobieren würde, mit wem anders, wäre ich vielleicht endlich mal "ich". Thema Spiegelung und so. Im Moment hab ich nur einen sehr groben Plan davon, wer "ich" überhaupt bin. :gruebel:
Wenn ich mal spiegeln darf, dann ist mein Plan von dir nicht ganz so grob. ;) Aber du hast völlig recht. Tu, wonach dir ist. Selbstfindung ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Strange Lady
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 3968
Registriert: 21 Jul 2014 18:50
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Strange Lady »

zumsel hat geschrieben:Hallo liebe Trumps,

ich nehme hier im Forum immer wieder wahr,
wie einige von euch eine Mauer um ihr "Ich" bauen.

Wenn das Thema Veränderung auftaucht,
dann lese ich regelmässig Kommentare, in denen es heißt:

"Wenn ich dies oder das mache, dann bin ich aber nicht mehr ich".

Neues auszuprobieren, neue Erfahrungen zuzulassen und damit auch eine mögliche Veränderung seiner selbst
wird als ganz ganz große Gefahr gesehen und löst bei manchen echt Panik aus.

Ich verstehe das alles nicht.
Der Mensch unterliegt doch ständig Wandlungsprozessen.
Man reift doch mit der Zeit. Warum also nicht aktiv an diesem Prozess mitwirken ?
Für mich ist dieses: "Dann bin ich aber nicht mehr ich" eine ganz lahme Ausrede.

Wie seht ihr das?

Alles ganz richtig. Ob das aber immer Angst vor Veränderungsprozessen ist? Keine Ahnung.
Ich denke ja, die Ängste sind unterschiedlicher Natur und manifestieren sich nur scheinbar in ähnlichen Verhaltensweisen, z.B. in einer Haltung des "Ich bleib so, wie ich bin, Ich pass mich nicht an" etc.
Ich kann jetzt nur von mir selbst sprechen: ich habe keinerlei positive Erfahrungen darin, innerhalb einer Beziehung mich und meine Bedürfnisse wahrzunehmen oder gar zu schützen. Oftmals fühlen sich Beziehungsanbahnungen wie Angriffe auf das Selbst an, ich fühle total stark, wie sich mein Ich in der Begegnung mit anderen vollkommen zurückzieht, sich hinter einer "funktionierenden Fassade" zusammenkrümmt, dass es schmerzt. Authentisch bin ich nur, wenn ich allein und depressiv bin. Alles andere ist "falsches Selbst". Oftmals verachte ich auch die Leute, die auf diese Fassade reinfallen. :?
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
Benutzeravatar
Unkreativer
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1348
Registriert: 26 Sep 2016 15:38
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Unkreativer »

Ich denke, in vielen Fällen ist es einfach Angst. Von mir kenne ich das (hoffentlich nur von früher) und in deutlich stärkerem Ausmaß von einem Freund. Wenn wir was machen sollen, das aus der Komfortzone rausgeht oder wofür wir etwas wagen müssten, trauen wir uns nicht, tun aber so, als wollten wir nicht, wegen 'so bin ich nicht', 'das bringt doch nichts' oder 'das ist doch blöd'.
Sky Captain
Liebt es sich hier auszutauschen
Beiträge: 494
Registriert: 11 Mär 2016 18:01
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: offen für alles.

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Sky Captain »

Ich lernte mal eine Frau kennen, die mit mir zusammenleben wollte. Dafür sollte ich aber- in MEINER Wohnung!!!!- meine AC/DC-, THE DEAD DAISIES- und AEROSMITH-Platten und meine Stargate-DVDs entsorgen, die LED-ZEPPELIN-Poster abhängen, meine Metal-Magazine ins Alltpapier werfen, meine doch recht umfangreiche Bandshirtkollektion in die Altkleidersammlung geben, kein Fussball, kein Top Gear und gar nichts mehr schauen, mir die Haare schneiden und natürlich die Zigarrenpafferei aufgeben. Stattdessen Salsa tanzen, Liebesfilme schauen, usw...

Beim nächsten Spieleabend mit meiner Clique bekam ich lobende Rückmeldungen für das exzellente Gulasch!!

Mal im Ernst Leute: Natürlich ist man sich ständig am Entwickeln und Verändern und man reift im Laufe des Lebens. Aber ich möchte mich meinen Vorrednern anschließen und hinzufügen, dass Entwicklung und Veränderung nichts mit seelenloser Beliebigkeit zu tun hat. Wenn- und ich denke das geht den meisten Leuten so- ich in einer Beziehung oder auch im Beruf ständig eine Person spielen muss, die ich nicht bin, kommt irgendwann die Depression. Es mag Leute geben, die sich ständig anpassen und auf neue PartnerInnen oder Umfelder einstellen, aber die sind meistens absolut oberflächlich und eben x-beliebig. Ob ich so jemand sein möchte, kann ich ja selbst entscheiden. Und nein, ich möchte es nicht!!!

Und ja, würde ich das oben genannte aufgeben, wäre ich nicht mehr Ich!!!!

P.S.: Ich habe vor langer Zeit mal eine sogenannte Gestalttherapie ausprobiert. Die Theorie dahinter ist, dass sich der Mensch jederzeit verändern kann. Als es an das Thema Sexualität und Partnerschaft ging, redete mein Therapeut auch jede Stunde auf mich ein, ich sollte mich verändern, was aber in dem Fall wirklich bedeutete, ich sollte mein "Ich" aufgeben, was in einem depressiven Totalabsturz endete.
Dann lernte ich eine neue Therapeutin kennen. Ich kam in die erste probatorische Sitzung, musterte sie und fragte: "ABBA?" Sie antwortete "MOTÖRHEAD!!" Und nun blicke ich mit Stolz auf anderthalb Jahre phänomenaler Quantensprünge in Sachen Entwicklung, Reifung und Fortschritte zurück, ohne dass ich meine Persönlichkeit aufgegeben hätte!!!!!!!!!!
Und der Haifisch, der hat Tränen und die laufen vom Gesicht/ Doch der Haifisch lebt im Wasser/ so die Tränen sieht man nicht.... (RAMMSTEIN, Haifisch, aus dem Album "Liebe ist für alle da")
Benutzeravatar
Le Chiffre Zéro
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2601
Registriert: 10 Sep 2008 10:18
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: unfassbar.
Wohnort: Hamburg, Hansestadt, Freie und

Re: Warum habt ihr Angst um euer "ich" ?

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

TheRealDeal hat geschrieben:Das habe ich lange nicht mehr gesagt, aber es geht darum, authentisch zu sein.
Genau das.

Ich wage zu behaupten, daß es an sich attraktiver ist, zu seinem Ich, zu dem, was man ist, was man tut, was man mag und was nicht, zu stehen, als sich immer an das anzupassen, was entweder die Leute um einen herum erwarten oder man glaubt, daß sie es erwarten.

Was mögen – um es jetzt einmal auf mein Geschlecht zu beziehen – Frauen eher: einen Mann mit erkennbarer Identität und Authentizität oder einen identitäts- und rückgratlosen Nachläufer, dem man schon regelrecht dabei zusehen kann, wie er sich an alles anpaßt?

Klar, eine feste, authentische Identität stößt auch schon mal auf Widerstand. Und so manch ein Beobachter wird sich wünschen, daß diese Person doch besser grundlegend anders wäre. So eine Person mag nicht jeder – einen Wendehals aber auch nicht, auch wenn er das zu seinem Ziel erklärt hat. Wenn ein Wendehals sich gerade an die Vorlieben einer gewissen Menschengruppe anpaßt, wird er damit einer anderen Menschengruppe mit anderen Vorlieben keinen Gefallen tun. Nur kommt beim Wendehals noch dazu, daß man irgendwann merkt, daß er ein Wendehals ist und seine Meinungen nicht aus Überzeugung hat, sondern aus selbstauferlegtem Anpassungszwang und/oder völligem Mangel an Rückgrat und/oder Angst, irgendwo anzuecken. Genau das bevorzugen tun selbst nur Wendehälse.

Ich selbst mag zwar ein sehr niedriges Selbstwertgefühl haben, aber ich schätze, ich habe zumindest Selbstbewußtsein. (Großer Unterschied! Niemals synonym verwenden!) Ich kann sagen: "Ich bin zwar scheiße, aber that's what I am. Wer sich daran stört, kann sich gern mit anderen Leuten abgeben und mir gestohlen bleiben. Wenn ich nicht das bin, was ihr erwartet, dann versucht nicht, mich zu dem zu machen, was ihr erwartet, sondern sucht euch das, was schon so ist, wie ihr es erwartet. Das ist für alle Beteiligten am einfachsten."
Captain Unsichtbar hat geschrieben:Weshalb immer gleich übertreiben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass du das Anti-sein so sehr auslebst, dass du ohne es zu merken Menschen mit anderen Interessen/Einstellung genauso beleidigst wie es dich bei dir selbst stört.
Das liegt daran, daß die allermeisten Nutzer des AB-Treffs in meine Posts eine Emotionalität hineinlesen, die da nie vorhanden war. Vielleicht sollte ich in meine Signatur "100% Kopfmensch" mit aufnehmen, damit nicht alle glauben, ich schrieb aus dem Bauch heraus. Aber wer liest schon meine Signatur?
Captain Unsichtbar hat geschrieben:In deiner Sichtweise sind doch genauso alle Menschen schlecht/minderwertig welche zb "linksgrün" sind, sich mit Windows zufrieden geben weil sie kein Bock am Linux-fummeln haben, denen ein Rechner reicht, oder schlicht gerade so reden wie vielleicht viele. Wie kannst du umgekehrt dann erwarten, akzeptiert zu werden, wenn du selbst niemanden ausser dir selbst respektierst?
Noch einmal für alle, die das immer noch nicht verstanden haben, zum ganz langsamen Mitmeißeln:

Ich suche keine Frau, die exakt genauso ist wie ich!!! Ich suche eine Frau, die mich so nimmt, wie ich bin.

Das mit "linksgrün" kommt daher, weil ein Großteil der Frauen auf meinem "Radar" (Anfang 30 bis Anfang 40, Single, heterosexuell, keine Kinder, wohnhaft in Hamburg, registriert auf OkCupid und/oder Finya) nicht nur selbst links und grün ist, sondern bei einem Partner irgendetwas Abweichendes keinesfalls tolerieren wird.

Das mit "einem Rechner" und "Windows" kommt daher, daß viele Frauen aus der im obigen Absatz genannten Gruppe es sehr irritieren dürfte, wenn ein Mann a) mehr als einen Computer benutzt (wofür denn, sie sind zeitlebens immer mit 1 Computer ausgekommen, den sie auch immer schön brav nach Benutzung ausgemacht haben) und b) mit einem Betriebssystem, das sie nicht kennen, Dinge macht, die sie nicht nachvollziehen können. Daß es schwer verständlich ist, ist eine Sache. Daß es mich zum Übernerd und somit unattraktiv macht, ist eine andere und wiegt schwerer.

Ich muß nicht unbedingt eine Frau haben, die sich nach dem Aufstehen ans Thinkpad setzt, das Gentoo aus dem Suspend-to-RAM aufweckt und als allererstes emerge world macht. Ich möchte nur bitte eine, die von mir erwartet, alle Computer abzuschaffen bis auf einen, der dann auch nicht Tag und Nacht durchlaufen darf und ein System haben muß, das sie ohne Eingewöhnung sofort benutzen kann – will sagen, Windows oder vielleicht noch Mac OS.

Und so weiter.

Aber das Konzept ist hier ja weitgehend unbekannt – das Konzept, darüber nachzudenken, was der potentielle Partner will, statt nur darüber, was man selbst will.
Captain Unsichtbar hat geschrieben:Zum letzten Satz: mal abgesehen davon, dass er stark politisch ist (und ich mich mit der Antwort jetzt Forentechnisch aufs Glatteis begebe),
Und das war zumsels erster Satz nicht?
Sky Captain hat geschrieben:Ich lernte mal eine Frau kennen, die mit mir zusammenleben wollte. Dafür sollte ich aber- in MEINER Wohnung!!!!- meine AC/DC-, THE DEAD DAISIES- und AEROSMITH-Platten und meine Stargate-DVDs entsorgen, die LED-ZEPPELIN-Poster abhängen, meine Metal-Magazine ins Alltpapier werfen, meine doch recht umfangreiche Bandshirtkollektion in die Altkleidersammlung geben, kein Fussball, kein Top Gear und gar nichts mehr schauen, mir die Haare schneiden und natürlich die Zigarrenpafferei aufgeben. Stattdessen Salsa tanzen, Liebesfilme schauen, usw...
Wenn noch jemand nach einem konkreten, tatsächlich real so passierten Beispiel sucht: Hier ist es! Dies zum Thema "das sind doch Hirngespinste".

Ich wünschte, hier könnte man Posts bewerten.
Sky Captain hat geschrieben:Mal im Ernst Leute: Natürlich ist man sich ständig am Entwickeln und Verändern und man reift im Laufe des Lebens. Aber ich möchte mich meinen Vorrednern anschließen und hinzufügen, dass Entwicklung und Veränderung nichts mit seelenloser Beliebigkeit zu tun hat. Wenn- und ich denke das geht den meisten Leuten so- ich in einer Beziehung oder auch im Beruf ständig eine Person spielen muss, die ich nicht bin, kommt irgendwann die Depression.
Nur daß es nicht darum geht, sich zu verstellen – also eigentlich so zu bleiben, wie man immer war, aber seinem Umfeld etwas anderes vorzugaukeln –, sondern darum, sich tatsächlich zu verändern.
Sky Captain hat geschrieben:Es mag Leute geben, die sich ständig anpassen und auf neue PartnerInnen oder Umfelder einstellen, aber die sind meistens absolut oberflächlich und eben x-beliebig. Ob ich so jemand sein möchte, kann ich ja selbst entscheiden. Und nein, ich möchte es nicht!!!

Und ja, würde ich das oben genannte aufgeben, wäre ich nicht mehr Ich!!!!
Tja, und dann kommen die, die sagen: "Wieso, du kannst dich doch komplett verändern und das Ergebnis eben dieser kompletten Veränderung zu deinem Ich erklären."
Sky Captain hat geschrieben:P.S.: Ich habe vor langer Zeit mal eine sogenannte Gestalttherapie ausprobiert. Die Theorie dahinter ist, dass sich der Mensch jederzeit verändern kann. Als es an das Thema Sexualität und Partnerschaft ging, redete mein Therapeut auch jede Stunde auf mich ein, ich sollte mich verändern, was aber in dem Fall wirklich bedeutete, ich sollte mein "Ich" aufgeben, was in einem depressiven Totalabsturz endete.
Dann lernte ich eine neue Therapeutin kennen. Ich kam in die erste probatorische Sitzung, musterte sie und fragte: "ABBA?" Sie antwortete "MOTÖRHEAD!!" Und nun blicke ich mit Stolz auf anderthalb Jahre phänomenaler Quantensprünge in Sachen Entwicklung, Reifung und Fortschritte zurück, ohne dass ich meine Persönlichkeit aufgegeben hätte!!!!!!!!!!
Noch mehr konkrete Beispiele gefällig? Oder sind die euch noch nicht konkret genug?
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

INTJ nach Myers-Briggs