Ein bisschen kenne ich das, mir ging es ähnlich bevor ich Mama wurde Ich habe immer viel Sport gemacht, habe dort auch viel Erfolg gehabt und Bestätigung bekommen, ebenso wie ich auf der Arbeit spannende Projekte hatte und viele interessante Kontakte knüpfen konnte. Ganz zu schweigen von meinem lebhaften Partyleben, tollen Freundschaften und Reisen... Mir war auch klar dass das eben mit Kindern komplett anders wird - und so ist es auch gekommen. Aber einerseits hat die neue Rolle als Mutter auch sehr tolle Facetten (wenn man nicht gerade wie ein Zombie durch den Tag schleicht weil man in der Nacht nicht wirklich Schlaf bekommen hat), und andererseits ist ja auch das Mutter-sein keine Rolle auf ewig. Die Kinder werden größer und selbständiger so dass man nach und nach wieder mehr Freiheiten und mehr Zeit für anderes bekommt. Ich fange jetzt wieder an mehr Sport zu machen, habe meine Arbeitszeit etwas aufgestockt und komme auch tagsüber hin und wieder mal dazu Nachrichten zu lesen weil meine Kinder sich selbst beschäftigen. Mein altes Partyleben ist allerdings passé, das brauche ich jetzt aber auch gar nicht mehr so. Andere Dinge wie Unternehmungen mit den Kindern oder ein gemütlicher Kuschelabend mit dem Partner sind mir wichtiger geworden.Ringelnatz hat geschrieben:Vielleicht hängt die "Angst um das ICH" auch mit gefühlter Verantwortung zusammen? Mich spricht der Thread an, weil ich mich gerade mit dem Thema "Kinder kriegen oder nicht?" beschäftige. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe ein wenig Angst davor, was das mit mir machen könnte.
Ich stecke schon fast seit ich denken kann immer bis über beide Ohren in spannenden Projekten, arbeite Nächte durch und faulenze auch so manche Tage zum Ausgleich Ich versinke stundenlang in einem spannenden Buch. Die Wohnung sieht furchtbar aus bis ich mal wieder in einer Hau-Ruck Aktion alles putze und angesammelte Berge von Wäsche wasche ich manchmal erst, wenn wirklich gar nichts mehr Sauberes im Schrank ist.
Und ich habe echt Angst, was aus "mir" würde, wenn ich ein Kind hätte und alles plötzlich wahnsinnig geregelt ablaufen müsste. Wenn mein gesamter Tag von Baby-Hunger, Baby-Schlafbedürfnis, Baby-Schreien bestimmt wäre. Wenn ich keine anderen Themen mehr hätte als das Baby, weil daneben kein wirklich spannendes Projekt mehr geht und ich maximal in einem lahmen Halbtagsjob stecke, den ich jederzeit verlassen könnte, wenn das Baby Husten hat und bei dem ich immer pünktlich um 14:30 Uhr Feierabend mache. Wäre ich dann noch "ich"? Wäre dann nicht ein wichtiger Teil von mir einfach "weg"?
Ich habe Lust auf ein Baby und wäre furchtbar traurig, wenn ich jetzt erfahren würde, dass ich keines bekommen kann. Gleichzeitig hab ich aber auch echt Angst davor, was das mit mir machen würde. Wenn ich die Entscheidung treffe, kann ich ja nicht mehr zurück. Mag ich den Menschen, der ich dann wäre?
Vielleicht laufen in dem ein oder anderen hier ähnliche Prozesse ab? Man hat Lust auf das Neue, Unbekannte - aber gleichzeitig ist es eben auch beängstigend, weil man nicht weiß, ob einem gefällt, was man selbst dadurch wird.
Letztendlich habe ich hier oft den Eindruck dass viele ihr Leben als etwas sehr starres sehen das nur mit ganz festen Regeln/Ritualen funktioniert. Tatsächlich ist das ganze Leben aber ein fließender Prozess, in dem sich ständig kleine Dinge ändern müssen um sich an neue äußere Gegebenheiten azupassen (schließlich befindet sich ja auch unsere gesamte Umwelt im Fluss, also es ändert sich ständig was) und um eben auch Raum für neues zu schaffen. Dazu muss man aber auch mal loslassen können und darauf vertrauen dass es auch ohne bestimmte eingefahrene Gewohnheiten und Ansichten weitergeht. Man muss sich ein bisschen fallen lassen können und zulassen, dass man nicht die komplette Kontrolle über alles hat. Bei einigen hier habe ich den Eindruck dass ihnen dass nicht so ganz leicht fällt, was schade ist, da dadurch kaum Veränderungen möglich sind.