Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Felix87

Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Felix87 »

Ich würde sagen, dass ich wahrscheinlich konfliktscheu bin. Ich sehe darin auch ein Problem Beziehungen einzugehen, weil ich überfordert bin, so bald es den ersten Konflikt gibt.

Ich habe etwas darüber nachgedacht. Es sind bei mir zwei Sachen um die es in einen Konflikt geht. Interessen und Seele. Interessen ist wahrscheinlich eindeutig. Man steht zu einer anderen Person in einem Verhältnis, weil einen Interessen verbinden. Es gibt ein Interesse, dass ich verfolge und es ist nicht schön, wenn das scheitert. Wenn es jemand anderen gibt der das versucht zum Scheitern zu bringen hat man einen Konflikt. Die Seele ist kompliziert, weil mir kein Begriff eingefallen ist. Ich habe ein Gefühl von mir, dass ich okay bin wie ich bin. Manchmal ist der Konflikt nicht deswegen da, weil ich meine Interessen verteidige, sondern weil das Gefühl in Gefahr gebracht wurde. Ich habe eigentlich kein Problem damit noch Jungfrau zu sein. Ich bin nicht zufrieden damit, aber ich frage mich nicht ständig, was ist mir nicht okay ist. Ihr kennt bestimmt, wenn dann jemand kommt und versucht es zum Problem zu machen. Dann hat man auch einen Konflikt, weil die Seele verletzt wird.

Wow, habe ich das geschafft. Entschuldigung, wenn das länger wird.

Meine Eltern sind ungefähr getrennt seit ich volljährig bin. Ich hatte auch den Eindruck, dass ich der einzige Grund war, weshalb man sich nicht früher trennte. Ich würde die Situation so beschreiben, dass meine Mutter die Hosen an hatte. Mein Vater hat immer gemacht, was sie gesagt hat. Ich denke da habe ich mir die erste Art mit Konflikten umzugehen abgeguckt. Ich akzeptiere, dass ich meine Interessen nicht durchsetzen kann und mache, was man von mir verlangt oder erwartet.

Ich würde sogar noch weitergehen und sagen, dass ich meine Interessen nicht äußre und damit versuche Angriffe auf meine Seele zu vermeiden. Wenn ich das früher gemacht habe, hatte ich sehr unangenehme Diskussionen mit meiner Mutter. Das Fazit der Gespräch war immer, dass ich nicht okay bin, weil meine Interessen es nicht sind. Ich hatte oft das Bedürfnis dabei zu weinen, aber das hat sie mir als erstes abgewöhnt. Sie hat sich daran gefreut, dachte ich manchmal. Auf jeden Fall hat sie wieder gemeint, dass es nicht normal oder okay sei. Ich habe dann versucht zu verstecken was ich fühle.
:sadman: :fluchen:

Ich würde sogar so weit gehen, dass ich irgendwann angefangen habe, um meine Seele zu schützen, dass ich die Interessen meiner Mutter als meine Interessen übernommen habe. Als mir das aufgefallen ist, ist mir nur der Begriff Stockholmsyndrom eingefallen. Ich weiß nicht, ob der Begriff exakt das meint. Mir fiel sogar weiter auf, dass ich mindestens eine Frau für die ich geschwärmt habe, genau so behandelt habe wie meine Mutter. Ich habe ihr bei etwas geholfen, weil ich in ihrer Nähe sein wollte und dachte irgendwann mit ihr auszugehen, aber ich habe nie etwas gesagt und mit der Zeit habe ich den Wunsch etwas mit ihr anzufangen aufgegeben und ersetzt durch ihre Wünsche möglichst zufriedenstellend zu erledigen. Bis ich mich frustriert abgewandt habe. Ich verstecke auch oft meine Gefühle. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich sie gar nicht mehr zum Ausdruck bringen kann. Ich erinnere mich, dass mich manchmal Leute fragen, ob ich glücklich bin und ich ja sage, aber die Leute mir nicht glauben wollen und sagen, dass ich nicht so aussehe.

In der Schule wurde ich wegen meiner Brille gehänselt. Ich habe mich dann zuhause zurückgezogen und nur gelernt und gelesen. Das ist meine zweite Art damit umzugehen, wenn Konflikte auftreten. Ich laufe weg oder ziehe mich extrem zurück. Ich habe zum Beispiel nicht gesagt, dass ich gerne mitspielen würde, sondern ich habe gesagt, dass ich noch das Buch zu Ende lesen möchte, was nicht immer wahr war. Ich wollte nicht gemobbt werden und deswegen hatte ich eher keine Lust mitzuspielen statt weil ich keine Lust zum Spielen hatte.
:buch: :gruppe:

Das alles ist auf Dauer sehr anstrengend und ich habe mir immer vorgenommen anders als mein Vater zu werden. Der Gedanke hat mich immer nach anderen Strategien suchen lassen. Ich versuche anzugreifen und entweder es funktioniert, so dass ich meine Interessen dadurch durchsetzen kann. Oder ich hinterlasse verbrannte Erde und die Leute meiden mich. Das ist so ähnlich wie zu fliehen nur angenehmer. Wir haben hier einen komplizierten Nachbarn im Haus bei dem ich das auch anwende und ich habe ihn dadurch im Griff. Die anderen Mieter äußern sich schon immer anerkennend und sagen man müsste es genau so machen. Es fühlt sich gut an die Situation zu kontrollieren. Nur letztendlich bekomme ich so auch keine Freunde oder einen für alle zufriedenstellenden Kompromiss. Manchmal stört mich im Nachhinein auch trotzdem, dass ich beleidigend und ausfallend geworden bin, obwohl mir die Leute die es getroffen hat etwas bedeuten.

Aber die Grundidee ist die gleiche. Ich will meine Interessen durchsetzen und ich möchte meine Seele vor Angriffen bewahren. Ich habe Angst, dass mir Leute sehr nahe stehen, mich verletzen und ich die Kontrolle über die Situation verliere.

LG

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Ninja Turtle

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Ninja Turtle »

Was du schreibst kann ich sehr gut nachvollziehen.
Das "Harmoniestreben" mit dem Hang zum Weglaufen genauso wie das "Machtstreben" mit dem Hang zum Angriff. (Beide Begriffe aus dem Buch: "Das Kind in dir muss Heimat finden".)
Der Trick besteht glaube ich darin, dass man seinen Selbstwert nicht von der Ablehnung oder Anerkennung anderer abhängig macht. Was natürlich kein Freibrief sein soll, sich wie ein Idiot zu benehmen.
Aber so findet man den Mut vor Konflickten nicht davon zu laufen (weil der andere mich ja trotzdem mag) und auch die Stärke einen Streit mal zu "verlieren" (weil der andere mich ja trotzdem wertschätzt).

Ist natürlich wieder alles leichter gesagt als getan. :lol:
Kief

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Kief »

Felix87 hat geschrieben:Ich versuche anzugreifen und entweder es funktioniert, so dass ich meine Interessen dadurch durchsetzen kann. Oder ich hinterlasse verbrannte Erde und die Leute meiden mich. Das ist so ähnlich wie zu fliehen nur angenehmer. Wir haben hier einen komplizierten Nachbarn im Haus bei dem ich das auch anwende und ich habe ihn dadurch im Griff. Die anderen Mieter äußern sich schon immer anerkennend und sagen man müsste es genau so machen. Es fühlt sich gut an die Situation zu kontrollieren. Nur letztendlich bekomme ich so auch keine Freunde oder einen für alle zufriedenstellenden Kompromiss. Manchmal stört mich im Nachhinein auch trotzdem, dass ich beleidigend und ausfallend geworden bin, obwohl mir die Leute die es getroffen hat etwas bedeuten.
Wenn Du in dieser Richtung etwas lernen willst, dann habe ich zwei Begriffe fuer Dich:

"Gewaltfreie Kommunikation" (GFK) *1 sowie
"Systemisches Konsensieren" (SK). *2

Wenn Du bei inhaltlichen Loesungen Deine Spezialitaet siehst, dann wirst Du mit GFK und SK Deine inhaltlichen Kompetenzen noch leichter in den Fokus ruecken koennen.
Leider findest Du zum SK bisher wenig Material, und die seltenen Kurse sind im Preissegment fuer hauptberufliche Weiterbildung - fuer GFK findest Du zumindest an vielen Orten guenstige Uebungsgruppen, und auch haufenweise Filme im Netz.
Beides jedoch sind aktive Kompetenzen, die der Uebung beduerfen.


CU, Kief


*1
GFK ist auf den ersten Blick lediglich eine alternative Formulierungs- und Strukturierungsweise.
Auf den zweiten Blick ist es jedoch eine Umstellung der Perspektive, wodurch man unbemerkte Angriffe unterlaesst.

Die Strukturierung sorgt desweiteren dafuer, dass wir uns empathischer ausdruecken, und eskalative Tendenzen beim anderen im Keim abgemildert werden.
Der Perspektivwechsel hat sogar noch tiefgreifenderes Potential: wenn man die vier Schritte ausfuehrlich trainiert, und dafuer die eigenen Gefuehle und emotionalen Mechanismen studiert, dann kann man GFK nutzen als langfristige Entwicklung, um mit dem eigenen "Gefuehlshaushalt" klarzukommen.
(Das machen die GFK-Uebungsgruppen, weil man dann ganz massiv besser auf zwischenmenschliche Konflikte eingehen kann. Es gibt beispielsweise keine Gewinner und Verlierer mehr ...)


*2
Systemisches Konsensieren sieht in der ultrakurz-Variante aus wie ein Abstimmungssystem.
Da aber nicht Zustimmung sondern (je nach Skala) Einwaende/Widerstand (sprich: Konfliktpotential) gezaehlt wird, deckt es Streitpunkte und Konfliktherde auf.
Da es auf GFK basiert, hat es die Zielsetzung, Konflikte zu verbessern, und nicht (traumatisierend) abzuwuergen.
In der komplexen Variante weitet sich SK aus zu einer Moderations-Kompetenz, bei der man verschiedene Rahmenbedingungen sorgfaeltig beachtet, und methodische Fallen vermeidet.

Ist in meinen Augen ein grundlegendes Handwerkszeug fuer professionelle Moderatoren. (Also wenn sie konstruktive Ergebnisse erreichen wollen. TV-Moderatoren haben ja gerne mal gegenteilige Zielsetzungen ... )
Und auch politisch gesehen mMn das Abstimmungsverfahren der Zukunft.
Felix87

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Felix87 »

In Bezug auf GFK kann ich sagen, dass sich das nett anhört. Ich kann nicht sagen, warum es genau so ist, aber ich bin blockiert offen zu sein in 99% der Situationen. Ich habe wahrscheinlich keinen Mut, aber ich möchte meine Bedürfnisse nicht offen aussprechen. Ich habe Angst, aber kann nicht erklären wovor. Wahrscheinlich hilft mir mehr, wenn ich dagegen Strategien finde. Wenn jemand etwas kennt, bitte schreiben.

Ich habe auch einen ähnlichen Ansatz schon einmal gehört, wo der Schwerpunkt mehr darauf lag alles softer zu sagen. Wie die Sache mit den Bitten statt Forderungen und Vorschläge statt Kritik. Ich habe das ausprobiert und die Rückmeldung war, dass ich sarkastisch klinge und man sich dadurch provoziert fühlt.

Ich habe es wiedergefunden: https://www.youtube.com/watch?v=FKMrzN0RAmc
Kief

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Kief »

Felix87 hat geschrieben:Ich kann nicht sagen, warum es genau so ist, aber ich bin blockiert offen zu sein in 99% der Situationen. Ich habe wahrscheinlich keinen Mut, aber ich möchte meine Bedürfnisse nicht offen aussprechen. Ich habe Angst, aber kann nicht erklären wovor. [ ... ]
[ ... ]Wie die Sache mit den Bitten statt Forderungen und Vorschläge statt Kritik. Ich habe das ausprobiert und die Rückmeldung war, dass ich sarkastisch klinge und man sich dadurch provoziert fühlt.
Hast Du die Theorie ausprobiert, an irgendwem?
Oder hast Du Dich mit wem hingesetzt, der davon Ahnung hat, und der Dir Rueckmeldungen gegeben hat, ob es vernuenftig rueberkommt, und was Du noch verbessern koenntest?

Anders gesagt: hattest Du jemanden, der Dich anleitet, oder hast Du Dich lediglich belesen?


CU, Kief
Felix87

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Felix87 »

Ich habe nur das Video gesehen und versucht es umzusetzen. Nein, ich hatte keine Anleitung.
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klex
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Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von klex »

Hallo, Felix87,

ich habe mir deinen Eingangspost durchgelesen und er klingt sehr traurig! Es tut richtig weh zu lesen, was du durchgemacht hast. :sadman: Ich möchte dir mit diesem Post hier helfen, auch wenn ich ein bisschen mit der Tür ins Haus fallen sollte.

Ich bin zwar nur Laie, aber was du in deiner Geschichte beschreibst, riecht von unten bis oben ganz verdächtig nach Bindungsangst[1]. Genauer gesagt tippe ich auf eine spezielle Form von Bindungsangst: die gleichgültig-vermeidende Bindung. (Und eventuell auch teilweise ängstlich-vermeidende Bindung.)

Ich könnte dir das Buch „Vom Jein zum Ja!“ von Stefanie Stahl – der Pionierin und am häufigsten Gefragten in Sachen Bindungsangst – empfehlen. Genauso gut sollte es auch mit „Das Kind in dir muss Heimat finden“ (ebenfalls von Frau Stahl) funktionieren, wie Ninja Turtle schon geschrieben hat. Ich hatte früher bereits einen Thread dazu eröffnet: https://abtreff.de/viewtopic.php?f=11&t ... c13e416c56

Ich hoffe, dir hilft das weiter.

Gruß, klex

[1] Viele Menschen finden diesen Begriff beim ersten Mal Hören abschreckend, unpassend und unglaubwürdig. Wenn du dich damit aber näher auseinandergesetzt hast, wird sich das wieder legen.
Es ist nicht das Gefühl, auf dem letzten Platz zu stehen, sondern das Gefühl, nicht mitspielen zu dürfen.
Felix87

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Felix87 »

klex hat geschrieben:Ich bin zwar nur Laie, aber was du in deiner Geschichte beschreibst, riecht von unten bis oben ganz verdächtig nach Bindungsangst[1]. Genauer gesagt tippe ich auf eine spezielle Form von Bindungsangst: die gleichgültig-vermeidende Bindung. (Und eventuell auch teilweise ängstlich-vermeidende Bindung.)
Könnte passen. Der Begriff vermeiden hört sich zumindest stark nach mir an.

Bindungsangst kann auch passen. Wenn das möglich wäre, würde ich gerne die meisten menschlichen Kontakte vermeiden. Besonders wenn die Aussicht besteht, dass die Kontakte dauerhaft und eng sind. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Ich habe schon eine Sehnsucht nach Freundschaften und menschlichen Kontakten, aber ich könnte mich auch ohne arrangieren und wahrscheinlich ist das die Angst, da ist auch eine Kraft die dem entgegen arbeitet. Ich bin oft von Treffen frustriert oder genervt und bereue im Nachhinein, dass sie stattgefunden haben.
Morningstar

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Morningstar »

Ich denke ersteinmal sollten wir definieren was den Konflikte überhaupt sind. Konflikte sind nichts anderes als ein Kampf um Macht.

Nehmen wir mal einen Konflikt in einer Beziehung an, Frau Will nach Malorca an den Strand er will Sport & Abenteuerurlaub in den Bergen.

Da gibt es nur diese Optionen:

1.) Nachgeben und sich dem anderen Unterordnen.
2.) Eigene Machtposition nutzen um einen Kompromiss auszuhandeln.
3.) Machtposition nutzen um den jeweils anderen zu dominieren und eigenen Willen durchzusetzen.

Nummer 2 wäre dann eine Beziehung auf Augenhöhe, alles andere würde darauf hinauslaufen das sich einer von beiden freiwillig unterwirft oder unterworfen wird. Ein Mann der Konflikte scheut und sich deshalb selbst unterwirft ist unmännlich, damit per se unattraktiv für Frauen. Einer der sehr dominant ist hat evtl noch bei Frauen mit niedrigem Selbstbewustsein eine Chance, wird aber niemals in der Lage sein eine für beide glückliche Beziehung zu erreichen.

Zu den eigenen Wünschen und Willen zu stehen ist daher die Vorraussetzung für Beziehungsfähigkeit. Jeder Kompromiss der auf Augenhöhe ausgehandelt wird ist die Folge eines Konfliktes welcher durch verschiedenartige Interessen hervor gerufen wird. Konfliktfähigkeit erfordert als ein gewisses Machtbewustsein d.h die Bereitschaft auch den jeweils anderen so zu beinflussen das dieser bereit ist überhaupt einen Kompromiss einzugehen.

Das mag sich jetzt zwar ein wenig machiavellistisch anhören, ist doch aber im Grunde wie alle zwischenmenschlichen Interaktionen funktionieren. Wir treten mit anderen in Kontakt weil wir etwas von diesen wollen, sei es nun ein Mittagessen im Restaurant oder Sex, ein großteil der zwischenmenschlichen Interaktion besteht darin andere dazu zu bringen das sie das tun was wir von ihnen wollen.
In einer freien und demokratischen Gesellschaft basiert dies natürlich immer nur auf gegenseitiger Freiwilligkeit, also muss in solch einer Interaktion für alle beteiligten ein Vorteil vorhanden sein. Im Restaurant fließt Geld als Transfermedium des gemeinsamen Interessensaustausches. Bei Thema SEX bzw Beziehung ist die Gemeinsamkeit dann eben darin das beide es wollen bzw eine/r den jeweils anderen dazu bringt es auch zu wollen (flirten, verfügrung usw).

Da Interessenslagen jedoch nie vollkommen identisch sein können ist Konfliktfähigkeit bzw Kompromissfähigkeit erforderlich. Schüchternheits ABs die anderen gegenüber nichts falsch machen wollen haben da natürlich sehr schlechte Karten da sie auf die Möglichkeit Einfluss auf andere auszuüben quasi "freiwillig" verzichten und sich somit einer wichtigen Grundlage zwischenmenschlicher Interaktion selbst berauben.
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klex
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Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von klex »

Felix87 hat geschrieben:Wenn das möglich wäre, würde ich gerne die meisten menschlichen Kontakte vermeiden. Besonders wenn die Aussicht besteht, dass die Kontakte dauerhaft und eng sind.
Der zweite Satz deutet wieder auf Bindungsangst hin. Bindungängstliche scheuen sich vor zu viel Nähe, da sie „einengt“, und sie scheuen verbindliche Kontakte, da sie befürchten, dass sie dann ewig darin gefangen wären wie in einem Gefängnis oder wie an Ketten gelegt.
Felix87 hat geschrieben:Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Ich habe schon eine Sehnsucht nach Freundschaften und menschlichen Kontakten,
Keine Grund zur Sorge: Auch Bindungsängstliche suchen und möchten Kontakte und Nähe. Problematisch wird es erst, wenn es für sie zu nah oder zu verbindlich wird.
Felix87 hat geschrieben:aber ich könnte mich auch ohne arrangieren
Das deutet auf die gleichgültige Einstellung „Ich bin mir egal. Du bist mir egal.“ von gleichgültig-vermeidenden Bindungsphobikern hin (wenn auch hier an dieser Stelle nur sehr vage).
Felix87 hat geschrieben:und wahrscheinlich ist das die Angst, da ist auch eine Kraft die dem entgegen arbeitet. Ich bin oft von Treffen frustriert oder genervt und bereue im Nachhinein, dass sie stattgefunden haben.
Hier verstehe ich beide Sätze nicht, wie du sie meinst. Magst du es erklären?
Zuletzt geändert von klex am 02 Apr 2017 22:18, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist nicht das Gefühl, auf dem letzten Platz zu stehen, sondern das Gefühl, nicht mitspielen zu dürfen.
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Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Reinhard »

Morningstar hat geschrieben: Da Interessenslagen jedoch nie vollkommen identisch sein können ist Konfliktfähigkeit bzw Kompromissfähigkeit erforderlich. Schüchternheits ABs die anderen gegenüber nichts falsch machen wollen haben da natürlich sehr schlechte Karten da sie auf die Möglichkeit Einfluss auf andere auszuüben quasi "freiwillig" verzichten und sich somit einer wichtigen Grundlage zwischenmenschlicher Interaktion selbst berauben.
Da würde ich unterscheiden zwischen der Schüchternheit einerseits und dem was weiter oben bezeichnet wurde als ängstlich-vermeidende Bindung (oder entsprechende Persönlichkeitsstörung).

Jemand, der "nur" schüchtern ist, möchte nicht Einfluss auf fremde Personen nehmen, während das bei einer vertrauten Person sehr wohl der Fall sein kann. Jemand, der aber generell nicht gelernt hat, Nein zu sagen, der wird auch in einer Beziehung Probleme haben, die Konflikte zu lösen. Wird dann wohl heißen, dass die Konflikte dann aufgeschoben werden, bis es sich irgendwann auflöst in "darüber bin ich schon seit einem halben Jahr unzufrieden", oder so in der Art.

Bei zwei ähnlich gelagerten Personen können sich natürlich trotzdem einigen, also wenn beide nachgeben wollen, kann auch ein Kompromiss rauskommen. Das Problem tritt vielleicht eher auf, wenn der eine resolut ist und der andere nicht ...
Make love not war!
Kief

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Kief »

Morningstar hat geschrieben:Ich denke ersteinmal sollten wir definieren was den Konflikte überhaupt sind. Konflikte sind nichts anderes als ein Kampf um Macht.

Nehmen wir mal einen Konflikt in einer Beziehung an, Frau Will nach Malorca an den Strand er will Sport & Abenteuerurlaub in den Bergen.
Schon bei dieser grundlegenden Ansicht unterscheiden sich unsere Ansichten.

Die weitaus wenigsten Konflikte laufen darauf hinaus, dass Person I Wunsch A hat, und Person II mit Wunsch B dem gegenueber steht.
Im Gegenteil kann ich mit genug Hintergundwissen ueber 2 Personen etwa 80-99% der Konflikte darauf zurueckfuehren, dass die beiden aneinandervorbeireden.
Sei es nun, dass sie offenkundig aneinandervorbeireden (wie in der herkoemmlichen Bedeutung),
oder ihre Wuensche so borniert aufeinander eindreschen (wie im Bundestag), dass dabei keine gescheite Loesung herauskommt.

Nur die wenigsten Konflikte basieren tatsaechlich auf unvereinbaren Faktenwuenschen, sondern spitzen sich meistens nur soweit zu, dass beide Seiten in einen Tunnelblick geraten.
Bei gemeinsamer Loesungssuche sind wir es kaum noch gewohnt, Kreativitaet walten zu lassen - darum blasen wir viel zu schnell die Suche nach weiteren Ideen ab, und finden uns ab mit alternativlosen Pest- und Cholera-Optionen.

Erst wenn die kreative Loesungssuche scheitert, und sich Ideen unvereinbar gegenueberstehen,
erst nach diesem Scheitern wird es zum Machtkampf.


CU, Kief
Felix87

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Felix87 »

Morningstar hat geschrieben:1.) Nachgeben und sich dem anderen Unterordnen.
2.) Eigene Machtposition nutzen um einen Kompromiss auszuhandeln.
3.) Machtposition nutzen um den jeweils anderen zu dominieren und eigenen Willen durchzusetzen.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ich kann 1 und 3. Aber beide in extremer Form und Mittelweg 2 ist für mich schwer. Oder ich möchte sagen, dass es sich bei der gleichen Person abwechselt, dass ich entweder 1 oder 3 bin, was ich aber nicht als gleichwertig mit 3 ansehe. Ich würde 2 schon gerne können, obwohl ich mir nicht sicher bin, wenn ich es mir noch mal durchlese, ob die Erklärung wirklich zu "auf Augenhöhe" passt.

Die Möglichkeit, die ich oft anwende fehlt
4. Den Konflikt verlassen und seine Interessen woanders wahrnehmen.
Man kann es möglicherweise mit Interpretation einer anderen Art zuordnen, aber nicht immer. Vermute ich zumindest.

Es ist auch nicht immer möglich alle 3 (oder 4) Möglichkeiten auszuschöpfen. Wenn man zum Beispiel keine Machtposition hat, kann man sie nicht benutzen. Damit möchte ioch zu den Zweifel zurückkommen mit auf Augenhöhe bei 2. Die 3 Möglichkeiten lesen sich eher wie Ergebnisse auf Grund von Fakten und es wirkt für mich nicht nach Strategien. Ich möchte es einmal übersetzen:

1. Ich habe keine Macht und kann keine Druckmittel benutzen. Die Gegenseite hat Macht oder Druckmittel. Daraus folgt ich gebe nach und ordne mich unter.

2. Ich habe Macht und Druckmittel, aber auch die Gegenseite hat Macht und Druckmittel. Wir finden einen Kompromiss, weil wir beide Vorteile davon haben oder wir beide die Nachteile fürchten, die bei einem Scheitern eines Kompromisses auf uns zu kommen.

3. Ich habe Macht und Druckmittel und bin meinem Gegenüber überlegen. Ich stelle Forderungen an mein Gegenüber und wegen meiner ausgesprochenen und unausgesprochenen Drohungen werden sie auch erfüllt.

Wenn man es als Strategie betrachtehn möchte, muss man immer von der Ausgangsposition 2 ausgehen, dass grundsätzlich beide gleichwertig sind und trotzdem Ergebnis 1 oder 3 herauskommt. Ich bezweifle, dass das so ist. Wahrscheinlich ist es trotzdem gut, dass man vor allem wenn man sich in Position 1 sieht überprüft, ob es durch Fakten entstanden ist oder ob ich etwas falsch mache.
Felix87

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Felix87 »

klex hat geschrieben: Bindungängstliche scheuen sich vor zu viel Nähe, da sie „einengt“, und sie scheuen verbindliche Kontakte, da sie befürchten, dass sie dann ewig darin gefangen wären wie in einem Gefängnis oder wie an Ketten gelegt.
Ich weiß es nicht. Ich habe es erlebt oder erlebe es auch gerade. Situationen sind wie ein Gefängnis, aber ich kann mich damit arrangieren. Wenn ich mich mit einer Situation arrangiert habe, ist das wichtigste für mich, dass sie sich nicht verändert und möglichst solide und berechenbar ist. Das gibt mir Sicherheit und ich kann dann sogar Angst davor haben, dass sich die Situation ändert, weil ich nicht weiß, was dann kommt und alles neu ist.

Ich versuche es mit einem Beispiel. Meine Mutter hat mich überredet ihr einen Wohnungsschlüssel nachzumachen. Jetzt habe ich einmal in der Woche Besuch von ihr. Sie kontrolliert, ob die Wohnung nach ihren Wünschen eingerichtet ist und verändert, was ihr nicht gefällt. Sie bringt Lebensmittel mit, die ich nicht essen möchte, die aber gut für mich sein sollen. Sie entfernt die Lebensmittel, die ich nicht mehr essen soll. Sie wirft einen Blick in meinen Kleiderschrank und nimmt für das Rote Kreuz mit, was ihr nicht gefällt. Manchmal bringt sie auch neue Kleidung mit. Ich habe versucht Möglichkeiten zu finden, um Dinge zu verstecken, die mir wichtig sind. Wenn sie einen schlechten Tag hat, stellt sie meine Wohnung auf den Kopf und findet die Sachen. Sie macht mir dann Vorhaltungen und sagt mir, wie enttäuscht sie ist. Sie bringt immer Kuchen mit und den essen wir dann, wenn sie fertig ist. Manchmal hat sie auch etwas anderes geplant, was wir gemeinsam machen.

Ich kann gar nicht ausdrücken wie schrecklich ich das finde und wie schlecht ich mich behandelt fühle. Ich habe versucht es anzusprechen, aber sie macht mir dann Vorwürfe, dass ich ein schlechter Sohn bin und nicht zu schätzen weiß, was sie alles für mich tut. Wenn ich sage, dass ich das weder will noch brauche, sagt sie, dass sie als Mutter weiß, was gut für ihr Kind ist. Sie will nicht, dass ich wie mein Vater herunterkomme und noch vieles mehr. Ich möchte das gar nicht näher ausführen.

Der Punkt um den es mir geht ist, dass ich trotzdem nicht hinbekomme eine neue Wohnung zu suchen, was wahrscheinlich die einzige Lösung dafür ist. Ich weiß nicht wie sie darauf reagieren würde. Ich müsste mich in einer neuen Wohnung neu einrichten. Ich kann nicht wissen, ob ich eine passende Wohnung finde oder ob ich mich auf einen nur anderen Kompromiss einlassen muss, mit einer schlechteren Wohnung in einer schlechteren Wohngegend mit einem möglicherweise unfreundlichen Vermieter. So wie es jetzt ist, ist es nicht gut, aber ich weiß wie es ist und womit ich leben muss. Welche anderen Probleme auf mich in einer neuen Wohnung zu kommen, weiß ich doch gar nicht.

Darum sage ich ja, ich sehe das Problem, dass mir zum Beispiel mit einer Partnerin das gleiche passieren könnte und davor habe ich Angst, aber wenn es da ist, wird es fast gleichgültig und die Angst vor einer Veränderung ist größer. Darum bin ich mir manchmal nicht sicher, ob es so schlimm für mich ist, wie ich es mir ausmale. Ich bin selber geschockt, wie leicht es mir fällt gleichgültig dagegen zu sein.

klex hat geschrieben: „Ich bin mir egal. Du bist mir egal.“ von gleichgültig-vermeidenden Bindungsphobikern hin (wenn auch hier an dieser Stelle nur sehr vage).
Ich muss sagen, dass mir der Satz sehr vertraut vorkommt. Anders hätte ich die mangelnde Körperhygiene vielleicht gar nicht ausgehalten. Es ist inzwischen viel besser geworden. Ich möchte es nur gesagt haben. Aber ich erinnere mich an Situationen, wo ich gedacht habe: Du riechst wie die Biomülltonne. Ja, vielleicht sollte ich morgen duschen oder übermorgen oder am Wochenende. Eigentlich ist es auch egal. Aber auch in anderen Situationen. Ich denke sehr oft, dass es eigentlich egal ist. DIe Kassiererin hat mir 10 Cent zu wenig zurückgegeben. Ich sollte etwas sagen, aber eigentlich ist es auch egal. Mein Vater ist so ähnlich. Vielleicht habe ich das von ihn abgeguckt.
klex hat geschrieben:
Felix87 hat geschrieben:und wahrscheinlich ist das die Angst, da ist auch eine Kraft die dem entgegen arbeitet. Ich bin oft von Treffen frustriert oder genervt und bereue im Nachhinein, dass sie stattgefunden haben.
Hier verstehe ich beide Sätze nicht, wie du sie meinst. Magst du es erklären?
Ich habe es mir so gedacht, wenn ich meine Mutter zu Weihnachten besuchen soll, habe ich schon mal gesagt, dass ich das nicht mache oder dass ich sofort gehe, wenn eine bestimmte Sache eintritt. Öfter als es auszusprechen, habe ich mir das vorgenommen und dann trotzdem nicht getan. Wenn dann meine Mutter mich dann demütigt und sie mich beschwichtigt wenn ich gehen möchte und ich dann doch bleibe, habe ich manchmal sogar noch zwei Wochen später deswegen schlechte Laune und denke mir, warum bin ich nicht gegangen und warum war ich überhaupt dort. Warum habe ich mich schon wieder darauf eingelassen. Was habe ich überhaupt erwartet, wie es anders wird als sonst?
Felix87

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Felix87 »

Reinhard hat geschrieben:Jemand, der "nur" schüchtern ist, möchte nicht Einfluss auf fremde Personen nehmen, während das bei einer vertrauten Person sehr wohl der Fall sein kann. Jemand, der aber generell nicht gelernt hat, Nein zu sagen, der wird auch in einer Beziehung Probleme haben, die Konflikte zu lösen.
Bei mir kommt es auf die Personen und die Situationen an. Bekannt kann ein Vorteil oder ein Nachteil sein. Bei den Nachbarn war es zum Beispiel am Anfang ein Vorteil, dass er mir unbekannt war. Ich wusste nur aus Gesprächen mit anderen, dass er unangenehm ist und alle mit ihm Ärger haben. Mit der Information und mit dem Vorteil, dass ich noch keine Erfahrung mit ihm hatte, die mich eingeschüchtert hat, und dass er mich noch nicht kennt und ich sein Bild von mir noch frei formen konnte, bin ich ihm dann sehr bestimmt und hart entgegen getreten. Er war überrumpelt, weil er überhaupt nicht kennt, dass ihm überhaupt jemand Paroli bietet und heute profitiere ich eher davon, dass wir uns kennen und er immer noch vom ersten Eindruck eingeschüchtert ist. Ich interpretiere es zumindest so.
Felix87

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Felix87 »

Kief hat geschrieben: Bei gemeinsamer Loesungssuche sind wir es kaum noch gewohnt, Kreativitaet walten zu lassen - darum blasen wir viel zu schnell die Suche nach weiteren Ideen ab, und finden uns ab mit alternativlosen Pest- und Cholera-Optionen.
Wenn dir eine Idee kommen sollte, wie ich das auf den Konflikt mit meiner Mutter anwende.

Meine Grundaussage ist: "Ich bin erwachsen und ich möchte von dir so behandelt werden." oder "Ich will dich nie wieder sehen und mit dir nichts zu tun haben. Ich kann nichts dafür zufällig dein Sohn zu sein."

Sie sagt: "Du bist mein Sohn und man kann von einer Mutter nicht verlangen, dass sie ihren Sohn im Stich lässt." oder "Ich bin deine Mutter. Ich möchte mich um dich kümmern, damit es dir gut geht."

Irgendwie will sie es nicht verstehen, ist mein Eindruck. Auch wenn ich mich darüber aufrege, dass sie mir eine Hose gekauft hat. Sie fragt mich tatsächlich, was mir an der Hose nicht gefällt und bietet an sie umzutauschen. Ich soll ihr erklären, warum sie mir nicht gefällt. Ich weiß nicht, ob sie das ernst meint. Mit Hose hatte ich auch kein Problem, die war eigentlich hübsch, aber ich möchte sie gern selber aussuchen und wenn ich das sage, tut sie als ob sie mir nicht folgen kann. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll.
Kief

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Kief »

Felix87 hat geschrieben:
Kief hat geschrieben:Bei gemeinsamer Loesungssuche sind wir es kaum noch gewohnt, Kreativitaet walten zu lassen - darum blasen wir viel zu schnell die Suche nach weiteren Ideen ab, und finden uns ab mit alternativlosen Pest- und Cholera-Optionen.
Wenn dir eine Idee kommen sollte, wie ich das auf den Konflikt mit meiner Mutter anwende.
[ ... ]
Irgendwie will sie es nicht verstehen, ist mein Eindruck. [ ... ]
Eine Idee?
Ich sehe auf Anhieb vier Ansatzpunkte, die in der Praxis ausschlaggebend sein koennen.

- in der Theorie koennte es bereits ausreichen, wenn Du Deine Beduerfnisse gemaess GFK aeusserst. Wenn man das halbwegs hinbekommt, kann bereits das eine erhebliche wechselseitige Dynamik veraendern. Was das an Optionen erzeugt, kann ich nichtmal vorhersehen.
- auch die richtigen Fragen zu stellen, auf welcher Ebene wir ueberhaupt nach Ideen suchen (SK), koennte fuer sich allein bereits genug aufzeigen.
- desweiteren ist generell recht deutlich, dass ihr Euer gegenseitige Beduerfnisse nicht anhoert, und aneinandervorbei redet. Zuhoeren kann helfen, was dahinter steht.
- und schliesslich gibt es diverse Moeglichkeiten, wie diese theoretischen Ansaetze auch noch in der Praxis schiefgehen koennen, an voellig ueberraschenden Kleinigkeiten scheitern. Um derlei Stolpersteine der Praxis zu verstehen und Euch ggf. anzuleiten bedarf eines guten Blickes.

Soweit, so abstrakt.
Fuer konkretere Ideen muesste ich anwesend sein, und insbesondere Euer beider Reaktionsverhalten aufeinander beobachten.


CU, Kief
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Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von klex »

@Felix87 zu deiner Antwort auf meinen Post:

Jetzt mal kurz gesagt: Deine Mutter hat ein echtes Problem! Sie macht dir Vorschriften. Wahrscheinlich hat sie Verlustangst (also Angst, dass du ihr entgleitest, dass du nicht mehr ihr Liebling ist, dass du selbstständig wirst (und deine Mutter dir damit überflüssig) etc.) und versucht, das mit Macht- und Kontrollstreben zu kompensieren.

Und du lässt das zu. Das ist dein Problem! „Bloß nicht auffallen (sonst droht sie mir)“ ist hier das Motto des Bindungsängstlichen.

Ich kann auch nur raten, was Ninja Turtle in Kurzform gesagt hat: Du solltest dich darin üben, deinen Standpunkt klar zu vertreten, auch dir selbst(!) gegenüber. Mach dich autonom, indem du deinen Selbstwert erhöhst (siehe Bücher). Mach danach deiner Mutter klar, dass du ein eigenes Leben führst, du ihr dankbar bist für ihre Geschenke etc., du aber auch mal deinen Weg gehen möchtest auf eigenes Risiko, schließlich bist du erwachsen genug. Und falls du doch mal ihre Hilfe brauchst, wirst du schon auf sie zurückkommen.

Dadurch weist du deine Mutter in die Schranken und ziehst Grenzen hoch, die dir gut tun. Sie rückt dir bisher zu sehr auf die Pelle. Umzug wäre zwar auch eine gute Idee – und das spürst du ja auch – ist aber eher eine Art „Wegrennen“, zumal du dann nachgeben würdest. Stattdessen sollte dein besserer Selbstwert die nötigen Mauern ausmachen.

Deine Mutter bräuchte wahrscheinlich dann allerdings einen Ersatz für deine Nähe, weil sie sich dann in ihrem Selbstwert gekränkt fühlen wird („Warum liebt er mich nicht mehr? Bin ich etwa eine böse Mutter?“). Vielleicht findest du etwas Geeignetes, womit du sie trösten kannst und bevor die Mauern stehen. (Vielleicht die Bücher, wenn du sie durch hast?) Aber eigentlich ist es ihr Problem, belasse ihre Probleme auch auf ihrer Seite und mach sie nicht zu deinen eigenen.

Frage dich mal selbst, ob deine Mutter ohne dich zurechtkommen würde. Bin mal auf deine Antwort gespannt.
Es ist nicht das Gefühl, auf dem letzten Platz zu stehen, sondern das Gefühl, nicht mitspielen zu dürfen.
Sonnenklar

Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Sonnenklar »

Also ich kenne die Situation mit der Mutter von Felix87 sehr gut.

In ganz vielen Situationen, die er beschrieben hat, kann ich meine Mutter(Eltern) auch wiedererkennen und ich habe es auch nie geschafft dies zu ändern, obwohl ich wahrscheinlich deutlich älter bin als Felix87.

Da hat auch ein Auszug aus dem Elternhaus mit gut 250km dazwischen überhaupt nichts gebracht, denn erstmal haben sie mir beim Umzug geholfen, wo ich aber auch sehr dankbar war, weil ich erstens keine Freunde und Bekannte hatte und habe, die mir hätten helfen können und handwerklich bin ich so total unbegabt, dass ich sowieso nie alleine in der Lage wäre, umzuziehen und Möbel und Geräte ab/- und wieder aufzubauen, weil ich damit völlig überfordert und hilflos wäre.

Also somit gibt es einfach schon mal eine Abhängigkeit für mich zu meinen Eltern und da meine Eltern jetzt auch langsam in ein Alter kommen, wo sie nicht mehr so geistig und körperlich fit sind, nimmt die Abhängigkeit auch nicht ab.

Ich würde es als Verrat sehen, wenn ich jetzt die Verbindungen kappen würde, habe halt den richtigen Moment dafür verpasst.

Ich habe oft versucht, daran was zu ändern, mein eigenes Leben zu führen, selbstständiger zu werden, selber mal was aufzubauen, aber obwohl meine Eltern mich auch schon gelassen haben, habe ich es irgendwie selber nie hinbekommen und bevor ich so richtig auf die Schnauze gefallen bin, haben meine Eltern mich früh genug wieder aufgefangen.

Habe somit auch vieles nicht gelernt für das Leben und heute mit meiner Sozialen Phobie und einer ängstlich vermeidenden (unsicheren) Persönlichkeitsstörung hat sich bei mir so vieles eingebrannt, dass ich es sowieso nicht mehr alleine hinbekomme.

Habe aber auch nie gewusst, wie ich die Situation mit den Eltern hätte verändern sollen, weil sie waren und sind halt immer da, ob ich es so will oder nicht, da ändert sich einfach nichts, meine Eltern sind einfach so und je mehr ich sage, umso verstärkter wird es dann noch.

Also hilft es nur sich damit irgendwie zu arrangieren, obwohl es wirklich sauschwer ist.

:fessel:
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Re: Verhalten bei Konflikten und Beziehungsfähigkeit

Beitrag von Nell The Sentinel »

Ich habe auch so eine Mutter und ich habe immer noch ein krankhaft enges Verhältnis zu ihr, allerdings habe ich es ein Stück weit geschafft, meine Mutter von mir zu schieben - anstatt direkt auf mir drauf zu sitzen, sitzt die Glucke jetzt direkt neben mir.

Einer Sache kannst du sicher sein: Du wirst deine Mutter nicht ändern können und wenn sie überhaupt keine Einsicht zeigt, dass ihr Verhalten der Hauptauslöser für Konflikte zwischen dir und ihr ist, dann ist es fast unmöglich euer Verhältnis zu entspannen. In meinen Augen hilft es hier nur hart und unerbittlich zu sein, du musst bereit sein deine Mutter zu verletzen und auch dann nicht einzuknicken, wenn sie versucht dich emotional zu erpressen. Du solltest den Schlüssel von ihr zurückverlangen, damit sie nicht mehr die Möglichkeit hat übergriffig zu handeln. Voraussetzung ist aber, dass du gegen sie aufbegehren willst. Solange du ihr immer wieder nachgibst, gibst du ihr die Macht dich zu dominieren.
Baustelle :hallo: