
Ich war letztes Wochenende beruflich auf einem Seminar, in dem auch ein Psychotherapeut doziert hat. Wir sollen von ihm lernen, wie wir am besten als Teamleiter mit Konflikten im Team umgehen können. Das war auch sehr interessant. Passend für dieses Forum fand ich jedoch seine Vorstellung und die Einleitung, die er für seinen Vortrag gewählt hat.
Er ist Psychotherapeut und war fast 10 Jahre lang Mittherapeut in einer Praxis für Paartherapie. Es sind dort also hauptsächlich Paare in die Praxis, die die Hoffnung hatten, eine Paartherapie könnte ihre Beziehung wieder "in die richtige Bahn" (sein Zitat) helfen. Vor 3 Jahren ist er aus dieser Praxis ausgestiegen und hat sich als Unternehmenscoach selbstständig gemacht.
Der Hauptgrund für seinen Ausstieg war seiner Aussage nach die "katastrophale" Bilanz der Paartherapien. Die drei Therapeuten hatten in den knapp 10 Jahren, in denen er dort war, ca. 520 Paare zur Therapie. Die Praxis hat die Angewohnheit, dass sie die Paare nach 1, 3 und 5 Jahren nochmals kontaktieren und nachfragen, wie es in der Beziehung läuft. Damit haben sich auch die Teilnehmer jeweils einverstanden erklärt.
Die Zahlen, die er nannte: Nach 1 Jahr nach dem Therapieende waren von den Paaren immerhin noch ungefähr ein Drittel zusammen. Nach drei Jahren waren es noch etwa 5% und nach 5 Jahren gab es kein einziges Paar mehr, das noch zusammen war. Das heißt für ihn, dass seine Therapiearbeit maximal "aufschiebend" war, im Endeffekt jedoch sinnlos in Hinsicht auf Beziehungserhalt.
Seine persönliche Erkenntnis: Es ist nicht möglich, eine Beziehung "durch die Ratio zu kitten". Allen Paaren bei ihm war im Grunde die "Emotion" abhanden gekommen, wie er es nannte. Und dann ist es aus. Es klappt nicht, sich Gefühle, die mal da waren, und nun weg sind, wieder "herreden" zu wollen. Gefühle sind oder sind nicht.
Und dann nahm er in seinem Vortrag den Bogen zum Unterschied einer beruflichen Teamkonfliktsituation ... Auch sehr interessant, aber weniger dann fürs Forum hier.