Eltern wollen nur noch zu Hause sitzen...

[Einsamkeit_is_doof]

Hallo zusammen und frohe Weihnachten.

So schön Weihnachten ist, so bin ich eigentlich ganz froh, wenn morgen die Feiertage vorbei sind und wieder etwas Leben einkehrt. Meine Eltern werden im kommenden Jahr 64 und gehen in zwei Jahren in Rente. Früher war es so, dass sie bzw. wir laufend unterwegs waren. Eine Tagestour an die Nordsee? Eine Tagestour in den Schwarzwald? Von Köln? Kein Problem! Es gab zwar auch Sonntage, an denen wir zu Hause waren, aber meistens waren wir unterwegs.
Leider stelle ich zur Zeit fest, dass meine Eltern am liebsten nur noch zu Hause sind. Ist ja auch mal schön. Aber heute sagte mein Vater, nach zwei Tagen nur zu Hause: "Ach, das könnte jetzt nich so weiter gehen!" Ich sagte darauf, dass es ja sehr schön ist frei zu haben und ich nichts dagegen hätte noch länger frei zu haben. Aber nur zu Hause sitzen? "Doch, ich könnte jetzt noch ein paar Tage zu Hause bleiben!" AHHH!

Meine Oma (Mutter von meinem Vater) war genau so. Sie ist nachher gar nicht mehr raus gegangen. Und meine Eltern scheinen jetzt auch darauf hin zu steuern. Erschreckend. Sie waren doch früher nicht so. Und sooooo alt sind sie ja auch noch nicht.
Also wenn ich das so sehe, dann werden sie wohl in zwei Jahren, wenn sie in Rente sind, nur noch zu Hause sitzen. Einziges Highlight: Ab und an mal einkaufen. Wenn ich was sage, dann kommt nur: "Doch, das ist schön. Wir haben ja schon so viel erlebt!" Oder auch ganz nett: "Du bevormundest uns!"

Ich mache mir da echt etwas Gedanken um meine Eltern. Ich habe es bei meinen beiden Grossmüttern gesehen. Sie sind beide kaum oder gar nicht mehr aus dem Haus gegangen. Ich hätte echt nie gedacht, dass meine Eltern auch mal so werden.

[uhu72]

Das ist der natürliche Lauf des Alters. Man wird ruhiger und vieles wird ganz langsam und schleichend anstrengender. Entsprechend ändert sich auch das Freizeitverhalten. Vielleicht wird es wieder etwas besser, wenn deine Eltern tatsächlich in Rente sind, weil der Stress durch die Arbeit weg fällt. Aber stell dich darauf ein, dass diese Tendenz langfristig so ist.

[Lazarus Long]

@TE: Und was wundert dich jetzt daran?

Schau dir einfach die Menschen in dem Alter in deiner Umgebung an. Ist es da anders? Das würde mich wundern.
Lies doch einfach hier im Forum, hier schreiben Leute, die viel jünger sind, wie wenig sie raus gehen.

[LonesomeCoder]

"Eltern wollen nur noch zu Hause sitzen..." Ist bei mir nicht anders. Je älter sie werden, desto weniger Lust auf Ausflüge oder Reisen und soziale Kontakte haben sie.

[Cavia]

Also, meine Eltern haben mehr Sozialkontakte als ich und sind somit auch mehr auf Achse als ich. Sie sind beide 76.

[Polarfuchs]

Meine Mutter wohnt außerhalb von Hamburg, fährt aber alle paar Tage nach Hamburg, weil ihr auf dem Land zu ruhig ist. Sie schätzt die Lebendigkeit in der Stadt und die Ruhe auf dem Land.
Meine Tante ist eher häuslicher und sie fährt selten in die Stadt. Mit zunehmendem Alter wird man einfach ruhiger.

[Finnlandfreundin]

Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die einen werden im Alter lebendiger, die anderen werden ruhiger. Hauptsache ist, sie fühlen sich wohl.

[Brax]

Ich mache mir da echt etwas Gedanken um meine Eltern.

Warum? Das ist doch ganz normal, dass man es ruhiger angehen lassen will, wenn man älter wird. Trifft auf die meisten zu.

Wenn du etwas unternehmen willst, such dir doch andere Leute, die auch Lust auf Unternehmungen haben und die du nicht erst überreden musst.

[Onkel ABobert]

Meine Mutter (fast 80) fährt nach wie vor mit mir 3-4 mal jährlich in den Urlaub. An die Nord- oder Ostsee, nach Südfrankreich, in die Berge nach Südtirol .... immer mit Hochgenuß. Ja, sie läuft inzwischen keine 20 KM mehr.

Mein Vater (82) ist da auch ein wenig gemütlicher. 1 mal, max. 2 mal jährlich fährt er mit. Öfters nicht.

Allerdings war das vor 20 Jahren schon genauso. Da hat sich durch das Alter nicht viel geändert.

[klecks]

Ich finde an der Entwicklung bei deinen Eltern auch nichts komisch. Du kannst dir ja andere Menschen für Unternehmungen suchen.

Wenn deine Eltern früher recht aktiv waren, dann haben sie immerhin einen großen Fundus an Erinnerungen, von denen sie zehren können. Bedürfnisse ändern sich tatsächlich mit zunehmendem Alter - ich hätte das früher auch nicht geglaubt. Irgendwann geht man lieber ins Bett, als die Nacht durchzumachen. Irgendwann weiß man auch etwas besser, was einen bereichert, was eher stresst ...

[desigual]

Einerseits ist es wahrscheinlich relativ "normal", im Alter etwas gemütlicher, langsamer und unflexibler zu werden, andererseits tut es natürlich weh, bei den eigenen Eltern solche Entwicklungen zu bemerken. Zumal Anfang 60 ja auch kein Alter ist!

Mir geht es mit meiner Mutter ähnlich: Sie ist mittlerweile seit 2 Jahren in Rente und wohnt seit 1,5 Jahren bei ihrem Lebensgefährten, der wohl auch in jüngeren Jahren nie unternehmungslustig war. Er ist am liebsten zu Hause.

Und meine Mutter wird genauso: bloß nicht zu viele Unternehmungen, bloß nicht zu viel Stress,... Das macht mich auch traurig! Nicht meinetwegen - die Zeiten, in denen wir zusammen regelmäßig Ausflüge gemacht haben, sind lange vorbei. Aber dass sie die Rente, die viele Freizeit bei sehr guter Gesundheit kaum nutzt, Freundschaften kaum pflegt und das Leben einer alten Frau führt - das tut schon weh!

[klecks]

@desi: Das kann ich verstehen.

Wirkt sie denn zufrieden mit ihrem ruhigeren Leben in Zweisamkeit mit ihrem Lebensgefährten?

[desigual]

@desi: Das kann ich verstehen.

Wirkt sie denn zufrieden mit ihrem ruhigeren Leben in Zweisamkeit mit ihrem Lebensgefährten?

Na ja, ein Stück weit schon. Wenn mehr los ist und sie mehr unternehmen soll, fühlt sie sich mittlerweile schnell gestresst. Das war früher anders.
In einem ehrlichen Moment hat sie mir aber auch schon gestanden, dass sie sich das Zusammenleben mit ihm durchaus anders vorgestellt hat. Aber jetzt hat sie ihre Heimat samt Haus und Freunden aufgegeben und ist zu ihm gezogen...

[klecks]

Ok. Dann bleibt vielleicht abzuwarten, wie sich ihr Leben in ein, zwei Jahren gestaltet. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist sie jetzt in einer neuen Wohnung in einer für sie fremden Umgebung ... Wer weiß, vielleicht rappelt sie sich. Und zieht ihn entweder mit zu Unternehmungen oder macht sie allein oder mit anderen.

[Antonia]

Ich glaube, das ist eher Typsache. Meine Eltern waren noch im hohen Alter sehr aktiv. Meine Mutter ist mit ihren über 80 Jahren jeden Tag rausgegangen, hatte sehr viele soziale Kontakte, viele Freunde und Hobby's und beide sind auch noch mit 70 Jahren ins Ausland gereist. Erst als mein Vater mit Mitte 70 chronisch krank wurde, wollte er nicht mehr aus dem Haus und hat nur noch gelesen. Aber vorher kannte ich es so, dass sich durch das Alter nichts geändert hat an ihrer Unternehmungslust. Ich werde hoffentlich ganz genauso sein im Alter.

Aber wer früher schon eher häuslich war, wird es mit dem Alter bestimmt noch mehr. Grundsätzlich ist daran ja auch nichts auszusetzen solange man noch regelmäßig Bewegung und soziale Kontakte hat. Sorgen würde ich mir erst machen, wenn deine Eltern gar nicht mehr rausgehen und Vereinsamung droht.

[Einsamkeit_is_doof]

Schau dir einfach die Menschen in dem Alter in deiner Umgebung an. Ist es da anders? Das würde mich wundern.

Also ich kenne einige ältere bzw. alte Menschen die noch sehr aktiv sind. So wie die ältere Dame, die jede Woche mehrmals in die Stadt fährt. Oder die 87 Jährige, die jede Woche wandern geht. Ich kenne einige, die sehr aktiv sind.

Du kannst dir ja andere Menschen für Unternehmungen suchen.

Es geht ja nicht nur um mich persönlich. Ich selber kann auch eine Ausflug allein geniessen. Für mich ist es halt irgendwie seltsam, dass man keine Lust mehr hat etwas zu unternehmen. Ich finde es ja auch mal schön zu Hause zu sein und auch einen Sonntag zu Hause geniesse ich. Aber es ist ja ein Unterschied, ob man die ganze Woche arbeitet und am Wochenende mal zu Hause ist, oder ob man jeden Tag nur noch zu Hause ist.
Für mich wäre es nichts nur noch zu Hause zu sitzen.

Wenn du etwas unternehmen willst, such dir doch andere Leute, die auch Lust auf Unternehmungen haben und die du nicht erst überreden musst.

Ich unternehme zwar viel mit meinen Eltern, aber es gibt tatsächlich auch Dinge, die ich besser allein mache. Von daher kann ich durchaus auch allein etwas unternehmen.

Hauptsache ist, sie fühlen sich wohl.

Da hast du sicher Recht. Ich kann mir halt nicht vorstellen keine Lust mehr zu haben, etwas zu unternehmen. Ich bin halt gerne unterwegs, so schön es auch zu Hause ist.

[AviferAureus]

Einziges Highlight: Ab und an mal einkaufen.

Ist doch okay. Ich gehe auch immer, wenn ich bei meinen Eltern bin, einmal mit meiner Mutter zum Supermarkt.
Früher bin ich mit meinem Vater oft, wenn ich zu Besuch war, einmal in die Oper gegangen. Mittlerweile frage ich schon nicht mehr, ob etwas Interessantes im Programm ist.

...Meine Oma (Mutter von meinem Vater) war genau so. Sie ist nachher gar nicht mehr raus gegangen...

Auch das kann passieren. Vor Jahren wollte meine Mutter, meine Schwester und ich mal Großonkel und Großtante besuchen. Da musste die Nachbarin erstmal die Wohnung aufschließen, weil sie die beiden im Auftrag der Kinder immer eingeschlossen hielt. Meine Großtante wollte nämlich immer nach Hause (Königsberg), u. a. um ihrer Mutter in deren Tante-Emma-Laden zu helfen (weil die beiden Schwestern das nie mach(t)en).

Also ich kenne einige ältere bzw. alte Menschen die noch sehr aktiv sind. So wie die ältere Dame, die jede Woche mehrmals in die Stadt fährt. Oder die 87 Jährige, die jede Woche wandern geht. Ich kenne einige, die sehr aktiv sind...

Sowohl das generelle Bedürnis nach Aktivität wie auch die Alterungsprozesse sind verschieden, so dass das nicht weiter verwunderlich ist.

Du könntest vielleicht schauen, wozu deine Eltern noch Lust haben und das mit ihnen unternehmen. Auch das wird sich aber, genau wie bei deinen Großeltern, mehr und mehr reduzieren, und vielleicht generell auf ein paar gesundheitesfördernde Elemente (Ernährung, Fitness) bei ihnen hinwirken.

[Lazarus Long]

Schau dir einfach die Menschen in dem Alter in deiner Umgebung an. Ist es da anders? Das würde mich wundern.

Also ich kenne einige ältere bzw. alte Menschen die noch sehr aktiv sind. So wie die ältere Dame, die jede Woche mehrmals in die Stadt fährt. Oder die 87 Jährige, die jede Woche wandern geht. Ich kenne einige, die sehr aktiv sind.

Und die arbeiten noch, wie es deine Eltern tun?

[klecks]

Du kannst dir ja andere Menschen für Unternehmungen suchen.

Es geht ja nicht nur um mich persönlich. Ich selber kann auch eine Ausflug allein geniessen. Für mich ist es halt irgendwie seltsam, dass man keine Lust mehr hat etwas zu unternehmen. Ich finde es ja auch mal schön zu Hause zu sein und auch einen Sonntag zu Hause geniesse ich. Aber es ist ja ein Unterschied, ob man die ganze Woche arbeitet und am Wochenende mal zu Hause ist, oder ob man jeden Tag nur noch zu Hause ist.
Für mich wäre es nichts nur noch zu Hause zu sitzen.

Wohnst du denn noch zu Hause? Beeinflussen die Veränderungen, die du an ihnen wahrnimmst, deinen unmittelbaren Alltag, deine Lebensgestaltung? Ich habe es nicht so ganz verstanden.

Deine Eltern arbeiten noch, jedenfalls sind sie noch nicht in Rente. Sie altern. Und - das nehme sogar ich schon wahr in meinem Alter - die Freizeitangebote ändern sich auch mit der sich verändernden Gesellschaft. Vieles wird schleichend anstrengender, mühsamer, sehr oft auch teurer. Daher könnte ich mir gut vorstellen, dass sie das, was du als Trägheit oder Langeweile wahrnimmst, eher als Entspannung und Gemütlichkeit empfinden.

Ganz allgemein würde ich noch hinzufügen (weil ich mir selbst gerade darüber Gedanken mache), dass wir auf (schleichende) Veränderungen, die unsere Person bzw. uns nahestehender Personen gar nicht so eingestellt sind. Es "erwischt" uns oft ahnungslos, obwohl wir theoretisch mehr oder weniger Wissen dafür hätten. Dass sich bei heranwachsenden Kindern die Bedürfnisse ändern - darauf sind wir noch gefasst. Aber welche Bedürfnisse sich bei alternden erwachsenen Menschen ändern - das wissen wir nicht so genau einzuschätzen. Auch nicht, ob sich da Vorboten von z.B. Parkinson, Demenz, Beeinträchtigung der Intelligenz, einer Depression o.ä. zeigen.

[Lazarus Long]

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