Vorstellungsgespräch

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Montecristo
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Montecristo »

Ich war gestern bei der medizinischen-psychologischen Untersuchung. Das letzte Mal wurde ich bei der Bundeswehr so sehr gequält. Man hat irgendwie den Eindruck die würden einen Düsenjäger-Piloten suchen. :mrgreen: Das erste Mal in meinem Leben, dann auch ein Gespräch mit einer Psychologin. Die gehen auf NUmmer sicher. Alles bestanden. Ich muss aber einen Bericht von meinem Augenarzt nachreichen. Dabei will ich ja eher in den "Innendienst". Also sicher nicht Rangierhelfer oder gar Lokführer. Ich hoffe das passt jetzt.

Die Anforderungen sind reichlich knackig. Das Pauken von klassischen Intelligenztests bringt eher wenig. Damit kann man vielleicht bei einer Aufgabe was reißen. Beim Memory war ich erstaunlich gut. Obwohl das während des Tests irgendwie nicht so wirkte. Der Aufmerksamkeitstest ist reine Folter. Man starrt die ganze Zeit (30 min) auf ein blinkendes Quadrat und wartet dass das dunkler wird. Reaktionstest optisch und akustisch gleichzeitig ist auch eine Challenge. Wenn man nach "MPU" googelt, dann findet man die Tastatur und den Aufbau dafür. Klick (Bildchen "Reaktionstest") Was man nicht sieht, sind noch zwei Pedale und der Kopfhörer für den Paralltest.

Außerdem wird man dauernd gefragt welche Drogen man nimmt. Hätte ich mir jetzt was ausdenken müssen? :mrgreen:
Blut und Urintest gibts sowieso. Insofern....
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Ringelnatz
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Ringelnatz »

Das klingt, als hättest du dich als Fluglotse beworben :D Vermutlich ist es was "vergleichbares" nur halt auf DB Niveau(?) Was bist du nochmal vom Hintergrund her?
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Clochard

Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Clochard »

und dann wundern die sich über Bewerbermangel...
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Montecristo
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Montecristo »

Clochard hat geschrieben: 28 Apr 2021 09:30 und dann wundern die sich über Bewerbermangel...
Zeitaufwand bisher:
1 Vortrag Vorstellung, online (30 min), 1 Vorabgespräch, telefonisch (15 min), beides am gleichen Tag
1 Assessment Center (in FFM bei der DB, 3 Stunden)
1 Vortrag Aufgabenbereich (45 min), 1 Interview (30 Minuten), beides online am gleichen Tag
Medizinisch-Psychologische Untersuchung (in FFM bei einem externen Dienstleister, 3 1/2 Stunden).

Jetzt muss ich meinen Augenarzt um eine Untersuchung bitten. Und der muss auch was schreiben.
Dann ist der betriebsärztliche Dienstleister wieder dran. Und dann die wieder die Bahn.

Ich habe nie einen Termin verschoben und immer den nächstmöglichen Termin genommen.
Trotzdem geht das jetzt schon seit 3-4 Wochen...
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Clochard hat geschrieben: 28 Apr 2021 09:30 und dann wundern die sich über Bewerbermangel...
Ich halte solche Tests, egal ob jetzt bei der Bahn oder sonst wo, sowieso für totalen Schwachsinn! Die haben rein gar nichts mit der späteren Tätigkeit zu tun. Nur weil man den Test bestanden hat, heißt das noch lange nicht, dass man auch ein guter Lokführer wird. Und umgekehrt heißt es auch nicht, dass man kein guter Lokführer wäre, wenn man diesen Test nicht besteht. Solcher art Tests gibt es ja bei vielen Berufen.

Um mal beim Beispiel Lokführer zu bleiben: Natürlich ist es wichtig zu checken ob der Bewerber Drogen nimmt, Alkoholsüchtig ist, er gut sehen & hören kann. Natürlich sollte auch geprüft werden, ob er gesund genug ist für den angestrebten Job. Was aber den Test angeht, so bin ich der Meinung, dass diese nichts mit der Realität zu tun haben. Im Gegenteil, ich halte diese Tests für absolut weltfremd. Nur weil ich beispielsweise keine Matrizen lösen kann oder den Reaktionstest nicht schaffe, heißt das ja nicht, dass ich nicht nachher trotzdem einen Zug fahren könnte und ihn sicher ans Ziel bringen könnte. Es ist eigentlich schade, aber durch solche Tests wird vielen Leuten der Weg zum angestrebten Traumjob versperrt, obwohl diese Leute später ihren Job gut erledigen würden. Das haben sich irgendwelche jobfremden Psychologen ausgedacht. Ob der Test aber wirklich anzeigt, dass einer den Job nachher gut erledigt, das bezweifle ich jetzt mal stark.
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Mit müden Augen »

Naja, Reaktionszeit ist beim Lok fahren nun schon wichtig (wobei so ein Zug eh einen riesen Bremsweg hat...) Das mit den Matrizen ist was anderes.

Ach und lösen tut man höchstens Gleichungen mit Matrizen drin. </kugscheiß> :oops:
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Clochard »

Bahn ist halt ein typischer Großkonzern, da gehts zu wie in einer Behörde: alles nach Schema F, alles so wie seit Jahrzehnten, "das haben wir schon immer so gemacht", ganz starre Hierarchien, in denen nur von oben nach unten kommuniziert wird, alle Führungspositionen nach dem Peter-Prinzip besetzt usw...

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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Reinhard »

Clochard hat geschrieben: 28 Apr 2021 17:58 Bahn ist halt ein typischer Großkonzern, da gehts zu wie in einer Behörde: alles nach Schema F, alles so wie seit Jahrzehnten, "das haben wir schon immer so gemacht", ganz starre Hierarchien, in denen nur von oben nach unten kommuniziert wird, alle Führungspositionen nach dem Peter-Prinzip besetzt usw...

dazu passen auch die Operettenuniformen, die die Leute da tragen müssen

Bei einem Unternehmen in dieser Größenordnung geht andererseits auch die Wahrscheinlichkeit gegen eins, dass irgendwann mal jemand eingestellt wurde, bei dem sich ein Vorgesetzter denkt "wie konnte der :upps: hier eingestellt werden, gab es da keine Tests?" und schon war der Grund für den Test da ...
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Clochard »

zur Ehrenrettung der Bahn, und was gleichzeitig ein großes Problem ist, wenn man Lokführer sucht: das ist kein Beruf, wo man mal eben mit einem Praktikum reinschnuppern kann und dann weiß, ob das was für einen ist oder nicht

kein Vergleich z. B. zu Krankenpfleger oder Kindergärtner, wo du 4 Wochen Praktikum machen kannst und da genau siehst, was abläuft - und wenn sich dann einer bewirbt damit, dann weißt du als Arbeitgeber: ok, der weiß was auf ihn zukommt

weiß man bei Lokführerbewerbern halt nicht - Modellbahn im Keller ist da nicht so signifikant
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Axolotl »

Das geht sehr wohl. In Berlin wird das sogar so gehandhabt. Bevor man hier zur Ausbildung zugelassen wird, muss man zwei Monate im Vier-Schichten-System als Beifahrer bei allen Teilbereichen dabei sein. Und erst wenn du dir sicher bist, dass du das wirklich machen willst, dann lässt man dich zur Ausbildung zu.
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Montecristo
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Montecristo »

Mit müden Augen hat geschrieben: 28 Apr 2021 17:19 Naja, Reaktionszeit ist beim Lok fahren nun schon wichtig (wobei so ein Zug eh einen riesen Bremsweg hat...) Das mit den Matrizen ist was anderes.
Züge fahren nur im Notfall auf Sicht. Ein Fahrdienstleiter kontrolliert die Strecke und stellt dann die Durchfahrt. Erschwerend kommt auch hinzu dass der Zug nicht ausweichen kann.
Durch Stellwerke vor Ort wird kaum noch was geregelt. Das läuft größtenteils schon über die 10 betriebszentralen.
Betriebszentrale Frankfurt disponiert beispielhaft die ganze s-Bahn wie den Verkehr nach belgien und Frankreich.
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Montecristo »

Doppelt :pfeif:
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Montecristo
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Montecristo »

Reinhard hat geschrieben: 28 Apr 2021 19:34 Bei einem Unternehmen in dieser Größenordnung
200k Mitarbeiter iirc
Bundeswehr wäre aktuell etwas kleiner.
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Hallo zusammen! :winken:
Mit müden Augen hat geschrieben: 28 Apr 2021 17:19 Naja, Reaktionszeit ist beim Lok fahren nun schon wichtig (wobei so ein Zug eh einen riesen Bremsweg hat...) Das mit den Matrizen ist was anderes.

Montecristo hat geschrieben: 28 Apr 2021 20:29 Züge fahren nur im Notfall auf Sicht. Ein Fahrdienstleiter kontrolliert die Strecke und stellt dann die Durchfahrt. Erschwerend kommt auch hinzu dass der Zug nicht ausweichen kann.
Natürlich muss man sich als Lokführer konzentrieren & schnell reagieren können. Allerdings finde ich es halt fraglich, ob man das mit solchen Tests wirklich herausfinden kann. Wobei ich den Reaktionstest ja auch noch nachvollziehen kann. Was ich weniger verstehe sind halt diese Matrizentests oder dieser "nette" Test, wo man Firmenlogos sortieren soll und gleichzeitig auf eine CD achten soll. Das sind für mich beides Sachen, die absolut weltfremd sind und nicht mit der Tätigkeit zu tun haben.

Was das schnelle reagieren als Lokführer angeht, so ist dies im Notfall natürlich sehr wichtig. Zum Beispiel wenn Personen im Gleis sind oder ein Signal plötzlich zurückfällt. Wobei einem auch hier nur bleibt den Bremshebel durchzuziehen und zu sanden. Evtl. muss gleichzeitig noch ein Notruf an den Fdl abgesetzt werden.
Im Normalfall ist es so, dass der Lokführer durch Vorsignale angezeigt bekommt, ob das folgende Hauptsignal "Fahrt", "Halt" oder "Langsamfahrt" anzeigt. Es ist also nicht wie beim Auto, wo man auf eine grüne Ampel zufährt, die plötzlich auf rot umschlägt. Dass ein Signal zurückfällt kann allerdings schon vorkommen, sollte aber nicht die Regel sein. Dies passiert aber, wenn zum Beispiel eine Störung vorliegt oder der Fdl eine Unregelmässigkeit festgestellt hat.

Mit müden Augen hat geschrieben: 28 Apr 2021 17:19

Ach und lösen tut man höchstens Gleichungen mit Matrizen drin. </kugscheiß> :oops:

Das macht die Sache für mich auch nicht einfacher. :dont:
Clochard hat geschrieben: 28 Apr 2021 17:58 Bahn ist halt ein typischer Großkonzern, da gehts zu wie in einer Behörde: alles nach Schema F, alles so wie seit Jahrzehnten, "das haben wir schon immer so gemacht", ganz starre Hierarchien, in denen nur von oben nach unten kommuniziert wird, alle Führungspositionen nach dem Peter-Prinzip besetzt usw...
Naja, aber man muss jetzt gerechterweise sagen, dass die Bahn ja nichts für diese Tests kann. Sie sind halt vom Eisenbahnbundesamt vorgeschrieben, da muss sich jedes Bahnunternehmen dran halten. Egal ob DB, NX, abellio oder wer auch immer, diese Tests sind für alle vorgeschrieben. Das einzige, was man der DB vorwerfen könnte, wäre, warum sie es den Leuten im Vorstellungsgespräch so schwer machen!? Aber wahrscheinlich fällt nur mir das so schwer!? :gruebel:
Bei der DB ist sicherlich nicht alles perfekt, aber ich glaube schon, dass die DB ein guter Arbeitgeber ist wo man sich wohlfühlen kann(wenn man denn mal drin ist).
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Uniformen gibt es bei der DB keine (mehr), heute nennt man es Unternehmensbekleidung. Wobei es unterm Strich ja eigentlich das Gleiche ist. :brille1: Dass man eine Dienstkleidung hat, ist aber ja nun keine Besonderheit der Bahn. In vielen Firmen wird einem die Bekleidung vorgeschrieben. Und ganz ehrlich, ich finde die Unternehmensbekleidung der DB ganz schick.
Clochard hat geschrieben: 28 Apr 2021 19:52 zur Ehrenrettung der Bahn, und was gleichzeitig ein großes Problem ist, wenn man Lokführer sucht: das ist kein Beruf, wo man mal eben mit einem Praktikum reinschnuppern kann und dann weiß, ob das was für einen ist oder nicht

kein Vergleich z. B. zu Krankenpfleger oder Kindergärtner, wo du 4 Wochen Praktikum machen kannst und da genau siehst, was abläuft - und wenn sich dann einer bewirbt damit, dann weißt du als Arbeitgeber: ok, der weiß was auf ihn zukommt

weiß man bei Lokführerbewerbern halt nicht - Modellbahn im Keller ist da nicht so signifikant
Warum sollte man nicht bei einem Praktikum feststellen könne, ob das was für einen ist? Ich denke wenn man die Gelegenheit hätte beispielsweise einen Monat einen Lokführer zu begleiten, dann kann man schon herausfinden, ob das was für einen ist. Das Problem ist nur, dass viele Leute denken, als Lokführer bräuchte man im Grunde nichts gross zu können. "Man drückt halt so´n Knöpfchen und dann fährt er Zug los und am Bahnhof muss er halt bremsen. Mehr muss doch ein Lokführer nicht können!" Wenn man mit diesem Gedanken an die Sache rangeht, dann werden sicherlich viele Leute aufeinmal erschrocken feststellen, dass man als Tf deutlich mehr machen muss, als nur das.

Ich bräuchte so ein Praktikum allerdings nicht, denn ich weiß ja, was auf mich zukäme (vorausgesetzt ich würde das Vorstellungsgespräch und den Eignungstest bestehen). Wenn man sich seit über 25 Jahren mit dem Thema beschäftigt, dann hat man schon einen gewissen Überblick darüber, was ein Tf zu tun hat.
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Clochard »

gibts im Führerstand nicht nen Knopf den man während der Fahrt ständig gedrückt halten muss, um zu signalisieren, dass man noch "voll da ist"?
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Einsamkeit_is_doof
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Clochard hat geschrieben: 29 Apr 2021 06:30 gibts im Führerstand nicht nen Knopf den man während der Fahrt ständig gedrückt halten muss, um zu signalisieren, dass man noch "voll da ist"?
Stimmt. Das ist die Sicherheitsfahrschaltung (kurz Sifa). Diese wird entweder über einen Taster oder, und das ist die Regel, über ein Pedal betätigt. Das Pedal muss alle 30 Sekunden kurz losgelassen werden. Passiert das nicht, bekommt der Tf durch einen Leuchtmelder signalisiert, dass er die Sifa betätigen soll. Reagiert er nicht, ertönt nach 2,5 Sekunden zusätzlich ein akustisches Signal. Wenn der Tf jetzt immer noch nicht reagiert, dann wird nach weiteren 2,5 Sekunden eine Zwangsbremsung eingeleitet. Diese kann der Tf abbrechen, indem er nun die Sifa bedient.
Die Sifa soll sicherstellen, dass der Tf bei Bewusstsein ist, also weder eingeschlafen noch bewusstlos geworden ist.

Dann gibt es noch ein anderes System, nämlich die PZB, die Punktförmige Zugbeeinflussung. Dieses System überprüft, ob der Lokführer an Signalen richtig handelt. Wenn der Lokführer zum Beispiel an einem Vr0 (Halt erwarten) zeigenden Signal vorbei fährt muss er die Wachsam-Taste betätigen. An dem Signal befindet sich ein Magnet, der im Falle der Vr0 Stellung 1000Hz ausstrahlt. Dadurch "weiß" das Fahrzeug, dass das folgende Hauptsignal "Halt" zeigt. Nun muss der Tf also die Wachsam-Taste bestätigen und gleichzeitig den Zug innerhalb von 23 Sekunden zum Beispiel auf unter 85 km/h (bei oberer Zugart, z.B. InterCity) herunterbremsen. Im Hintergrund läuft die sogenannte Bremskurve. Der Lokführer muss nun unter dieser Bremskurve bleiben. Sollte er diese nicht schaffen, bekommt der Zug ebenfalls eine Zwangsbremsung. Diese würde er auch bekommen, wenn er am Vorsignal vorbeifährt und den Taster nicht bedient. Im Gegensatz zur Sifa-Zwangsbremsung kann der Tf diese Zwangsbremsung aber nicht abbrechen. Der Zug wird bis zum Stand heruntergebremst. Nun muss der Tf den Fahrdienstleiter anrufen und um Erlaubnis zur Weiterfahrt bitten. Zwischen Vor & Hauptsignal gibt es dann noch einen 500Hz Magneten, an diesem darf der Zug nur noch maximal 65km/h fahren. Ab dem 500Hz Magneten muss der Zug innerhalb der nächsten 153Metern auf unter 45 km/h heruntergebremst werden. Am Hauptsignal muss nun angehalten werden. Sollte der Tf dies nicht tun, oder am 500Hz Magneten über 65km/h fahren, dann bekommt er ebenfalls eine Zwangsbremsung.
Sollte jedoch nach Vorbeifahrt am "Halt erwarten" zeigenden Vorsignal das Hauptsignal auf "Fahrt" umspringen, so kann sich der Tf mit der "Frei"-Taste aus der Überwachung befreien und darf den Zug auf die erlaubte Streckenhöchstgeschwindigkeit (maximal aber 160km/h) beschleunigen. Über 160km/h hat die PZB keine Aufgabe mehr, hier gibt es dann andere Sicherungssysteme wie zum Beispiel die LZB(Linienzugbeeinflussung).
Dies ist aber nur ein Beispiel für die PZB. Sie überprüft auch Langsamfahrstellen, Signale vor Bahnübergängen usw..
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Montecristo »

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 29 Apr 2021 06:13 Was das schnelle reagieren als Lokführer angeht, so ist dies im Notfall natürlich sehr wichtig. Zum Beispiel wenn Personen im Gleis sind oder ein Signal plötzlich zurückfällt. Wobei einem auch hier nur bleibt den Bremshebel durchzuziehen und zu sanden. Evtl. muss gleichzeitig noch ein Notruf an den Fdl abgesetzt werden.
ICE4 bei weit über 200 km/h??? Da hilft doch sowieso nur noch beten... Geht es nicht eher um Rangieren oder Fahren im Bahnhof?

Der Test ist ja nicht nur Reaktion, sondern auch Multitasking ("Paralleltest"). Also beispielhaft Töne und Signale gleichzeitig. Aber auch beide Hände und Pedale. Hast Du denn Bedenken? HAst Du Dich denn mal beworben? Die MAtrizen sind nur ein ganz kleiner Teil. Wortverständnis auch.

Den Test dürftest Du doch vermutlich wiederholen (wenns knapp war).
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Montecristo »

Montecristo hat geschrieben: 28 Apr 2021 10:27 Jetzt muss ich meinen Augenarzt um eine Untersuchung bitten. Und der muss auch was schreiben.
Dann ist der betriebsärztliche Dienstleister wieder dran. Und dann die wieder die Bahn.
Jetzt ist es quasi amtlich, dass nur studierte Gentleman zur Bahn können...

Mein Augenarzt (oder seine Mitarbeiterin) hat mir allen Ernstes einen Termin Mitte Juli angeboten.
Auf auch den Hinweis dass es um einen Arbeitsplatz geht. Jetzt fahre ich mal wieder meilenweit zu einer Privatpraxis...
Der Termin ist dann nächste Woche. 8-)

Aber auch die Bahn selbst verlangt Führerschein und Auto. Schließlich muss man da sein, bevor es losgeht.
Oder doch mal auf ein Stellwerk in der Pampa.
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Clochard

Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Clochard »

ich weiß schon, warum ich die Idee, auf Lokführer umzuschulen, wieder verworfen habe... :dont:
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Optimistin
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Re: Vorstellungsgespräch

Beitrag von Optimistin »

Ich find's total motivierend von Deinen Neuanfang zu lesen Montecristo, danke fürs Teilen! Halte uns weiter auf dem Laufenden :reporter:

Und natürlich wünsche ich Dir einen befriedigenden, möglichst nicht zu holprigen Start ins Bahn-Universum :vielglueck:
Auf dass sich Dein Mut rasch auszahlt und Dich auch im Unbekannten, was noch kommt, nicht verlässt! :umarmung2:
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