Wer weiß, dass ihr AB seit?

[Metallaffe]

Hallo zusammen,

ich frage mich gerade (so frustriert ich mich gerade fühle), ob es eine gute Idee ist, meinen engsten Kumpels und einigen weiblichen Bekannten die Karten auf den Tisch zu legen und ihnen zu erzählen, dass ich ein AB bin.
Ich dachte mir, das ich dann noch von deren Seite aus Hilfe bekommen könnte um zu erkennen, was bei mir falsch läuft oder wer an mich interessiert sein könnte. Mitleid (oder mitleidigen ONS von meinen weiblichen Bekannten) will ich dabei nicht bekommen.
Bisher denken alle, dass ich "nur" langjähriger Single sei (ist ja nicht mal verkehrt, nur länger als die Meisten wohl denken.... )

Hat jemand diesbezüglich Erfahrungen mit so einem "Coming-Out"gemacht? Wie ist es angekommen? Hat es geholfen oder war es ein Fehler und ihr ratet davon ab?
Haben eure Freunde es akzeptiert oder gab es dann Probleme?

Aktuell weiß ich leider nicht mehr ein noch aus, so dass ich in meinen Gedanken alle möglichen Szenarien durchspiele aber aufgrund der schlechten Datenlage (nämlich keine) nicht weiß, ob der Plan funktionieren könnte oder ob das Ergebnis nicht noch katastrophaler sein wird als die Ist-Situation.

Besten Dank für euere Feedback!

[RomNey]

Ich habe mich ungefähr bei allen geoutet. Helfen kann dir da glaube ich keiner. Zumindest meiner Erfahrung nach tun sich die Normalos sehr schwer sich in diese Lage zu versetzten.

Bereue ich das jetzt?
Nein, im Gegenteil ich bin froh drüber es getan zu haben, weil für mich nie wieder ein Unbehagen aufkommt wenn es um das Thema Beziehungen oder sex geht.
Vermutlich wird das Thema wegen mir auch gemieden, keine Ahnung.
Ob sich was an den Freundschaften geändert hat vermag ich noch nicht beurteilen da muss noch ein wenig Zeit ins Land gehen.

Bin am Freitag aber zum grillen/Picknick eingeladen, mit ner kleinen Truppe von ex mitstudenten, die meisten kenn ich gar nicht.
Und ende des Monats mit meiner sis durch planten in blomen, die auch eine Freundin mit bringt die ich kaum kenne, zum "üben" mit Frauen zu sprechen.
Ohne mein outing hätte ich diese Einladungen nicht erhalten. Ist indirekt dann doch eine gute Hilfe wenn ich so drüber nachdenke!

Ist auch viel einfacher du selbst zu sein wenn du nicht um den heißen brei reden musst.

Ich kann es nur empfehlen. Musst nur damit rechnen das dir keiner direkt helfen kann. Das dir mehr Mitleid entgegen kommt.
Aber dafür werden deine Freunde auch offener und ehrlicher dir gegenüber, zumindest meiner Erfahrung nach.

Edit: alle Freunde, denen du es erzählst, die kein Verständnis zeigen oder es nicht akzeptieren , brauchst du nicht als Freunde, imo.

[Frostwald]

Ich hatte es erwähnt vor ein paar Jahren.
Da war ich auch nicht der Einzige.
Mittlerweile bin ich der Einzige.

Ich verspüre jedoch keinen großen Drang es von mir zu erzählen.
Erhoffe oder verspreche mir auch nichts davon.
Es wäre halt rein informativ und würde Gesprächsstoff bieten.
Irgendwie hat sich die Situation aber auch nicht ergeben darüber zu reden.
Bammel davor hätte ich aber nicht. Ich stehe zu mir.

Würden meine Freunde komisch reagieren, dann würden sie wohl trotzdem meine Freunde bleiben.
Dafür ist unser Vertrauensverhältnis einfach zu groß.
Da nimmt jeder mal jeden auf die Schippe und es wird einfach allgemein viel gelacht.

[NBUC]

"Wissen" weiß ich nicht vollständig.
Sicher ist das neben Leuten hier im Forum mein bester Kumpel und ein paar Leute, welche das in der Vergangenheit richtig geraten haben plus die beiden SB-Dates, welche das direkt gefragt hatten.
Wie viele Leute das sonst noch richtigerweise vermuten oder unrichtigerweise verwerfen weiß ich nicht.
Dauersingle ist sicher weiterreichend bekannt, aber für AB brauchst du ja eine lückenlose Übersicht - nicht, dass da mal eine unseriöse kurze Urlaubsaffäre war.

[Menelaos]

Finde schon gut was bisher geschrieben wurde, aber ich möchte dir noch ein zwei Dinge zum Nachdenken geben:
1. Könnte es völlig genügen deinen Freunden zu sagen dass du dir mit diesen Dingen schwer tust, um eventuell Hilfe zu bekommen. Aber wie Romney schon sagte, es ist gut möglich dass dir da keiner wirklich helfen kann, bzw. sich wohl damit fühlt, und die Hauptarbeit müsstest du ohnehin selbst tun. (zu wissen worin genau die besteht, ist natürlich die eigentliche Schwierigkeit, das ist mir klar)
2. Schwäche zu zeigen demonstriert Vertrauen, und das wiederum stärkt persönliche Beziehungen. Also unabhängig davon ob dir deine Freunde helfen können, könnte es euch näher zusammen bringen, und das gegenseitige Verständnis verbessern.

[Maverick]

2. Schwäche zu zeigen demonstriert Vertrauen, und das wiederum stärkt persönliche Beziehungen. Also unabhängig davon ob dir deine Freunde helfen können, könnte es euch näher zusammen bringen, und das gegenseitige Verständnis verbessern.

"Love all, trust a few, do wrong to none."

William Shakespeare

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nur den wenigsten Menschen trauen sollte. Irgendwen gibt es immer, der das weitertratscht und dann wissen es hinterher Leute, die es nicht wissen sollten. Und daraus kann sehr viel Negatives erwachsen. Stell dir mal vor, Arbeitskollegen erfahren es, obwohl sie es nicht erfahren sollten...

Bei mir im Bekanntenkreis weiß es niemand. Hängt aber auch damit zusammen, dass meine längste Freundschaft seit gerade mal neun Jahren besteht.

Kindergarten- und/oder Schulfreunde habe ich keine mehr. Nur noch Einzelne aus Studienzeiten. Die könnten es erahnen, wissen können sie es aber auf keinen Fall.

Am Wohnort habe ich nur lose Bekannte vom Sport bzw. von meiner Kinogruppe. Weil die mich erst in meinen späten 20ern kennengelernt haben, halten sie mich eher für einen Langzeitsingle - wenn sie das überhaupt wahrnehmen. Ob ich die aber jetzt nach dem langen Lockdown nochmal wiedersehe, ist sowieso fraglich. Bislang wurde das noch nicht fortgesetzt.

[schmog]

Kürzlich fragte mich eine Frau zu früheren Beziehungen?

Schwierig eine passende Antwort zu finden ...

[Pünktchen]

Wirklich wissen: Meine älteste Freundin (wir kennen uns 30 Jahre, also …) und meine Mutter.

Vermutlich wissen oder ahnen: Freundinnen, die ich auch schon 25, bzw. 15 Jahre kenne plus deren Anhang vermutlich.

Der überwiegende Teil meiner Freunde und Kollegen hält mich wohl aber für einen Dauersingle oder im Zweifel für ungeoutet lesbisch. Geredet wird da sicherlich hinter dem Rücken…

Im Moment überlege ich, ob ich bei einer bestimmten Person die Karten vollständig auf den Tisch legen sollte, aber … noch bin ich unschlüssig.

[Worldcomingdown1975]

Bei mir dürften es neben meiner Herkunftsfamilie diejenigen meiner Freunde wissen, die mich schon seit der Jugend kennen. Wobei "wissen" vielleicht etwas zu hart ausgedrückt ist, wir reden nicht wirklich darüber und es könnte natürlich sein, dass sie mir die eine oder andere Kurzbeziehung etc. zutrauen. Sie gehen aber auf jeden Fall davon aus, dass ich noch nie eine wirkliche Beziehung hatte, denn das hätten sie mitbekommen.

In diesem Zusammenhang sehe ich auch ein Problem beim Lügen bezüglich der Beziehungserfahrung gegenüber einer potentiellen Partnerin: Spätestens dann, wenn diese meine Herkunftsfamilie oder meine alten freunde kennenlernt, würde auffliegen, dass ich noch nie eine Beziehung hatte. Dabei müsste ich gar nicht gewollt "verraten" werden, es würde einfach irgendwann herauskommen. Insofern sind hierbei diejenigen ABs im Vorteil, die keine Herkunftsfamilie mehr haben bzw. keinen Kontakt mehr zu diesen und auch keine langjährigen Freunde, so seltsam das auch klingen mag....

LG

[Maverick]

Insofern sind hierbei diejenigen ABs im Vorteil, die keine Herkunftsfamilie mehr haben bzw. keinen Kontakt mehr zu diesen und auch keine langjährigen Freunde, so seltsam das auch klingen mag....

LG

Ob das ein Vorteil ist, weiß ich nicht. Manchen Frauen/Männern könnte es negativ auffallen, wenn jemand keinen langjährigen Freundeskreis hat. Ich würde das als 50/50 sehen

[Martin2498]

Wenn jemand fragt, erzähle ich es ihm. Also auf folgendes Gespräch: "Hast du aktuell eine FreundIn? ... Nein. ... Ah ok, aber du hattest schon mal eine? ... Nein. ... Oh, ok." folgen dann meist unangenehme Hilfestellungen wie: "Ach du musst doch einfach nur eine ansprechen" oder "Versuche es doch mal mit Tinder." Das ist im ersten Moment etwas unangenehm, aber wenn man da durch ist, hat man es auch schon hinter sich gebracht. Viel hat man davon nicht. Ich äußere das aber relativ gerne, auch um anderen Männer etwas den Druck zu nehmen.

[Menelaos]

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nur den wenigsten Menschen trauen sollte. Irgendwen gibt es immer, der das weitertratscht und dann wissen es hinterher Leute, die es nicht wissen sollten. Und daraus kann sehr viel Negatives erwachsen. Stell dir mal vor, Arbeitskollegen erfahren es, obwohl sie es nicht erfahren sollten...

Uh ja, ähm, ich wollte damit nicht ausdrücken dass man es JEDEM im Freundeskreis anvertrauen sollte. Da würde ich schon vorher filtern wen ich für vertrauenswürdig halte, und wem ich und seine eigene moralische Integrität wichtig genug ist um sowas für sich zu behalten.

[Martin2498]

Davor schrecke ich erstaunlicherweise gar nicht zurück. Ich habe keine Scheu davor, es jemandem, den ich nur wenig kenne, zu erzählen.

[Metallaffe]

Vielen Dank schon einmal für eure Erfahrungen und Anregungen.
Ich überlege auch gerade, inwiefern mir das "outen" helfen würde. Denn wenn ich ehrlich bin: quasi alle meine Freunde und Bekannten sind entweder in langjährigen Beziehungen oder sind selber schon so lange Single, dass ich mich nicht einmal an deren letzten Freund/Freundin erinnern kann.
Ab einer gewissen Altergruppe zieht man sich halt doch etwas zurück aus dem großen Tohuwabohu...

Nichtsdestotrotz überlege ich mich meiner besten und ältesten Freundin anzuvertrauen wenn ich sie das nächste Mal sehe. So wie ich sie kenne wird es wahrscheinlich ein "Aaah, deswegen bist du da so gewesen..."-Moment werden.

Beste Grüße vom Metallaffen.

[LaraMarie]

Also wenn sich ein Kumpel von mir als AB outen würde, dann würde ich ehrlich gesagt nicht mal wissen wie ich reagieren sollte.
Es wäre für mich dann eher so ein....achso-moment.

Ich glaube ja, dass ihr euch einen zu großen Kopf darum macht was andere Leute über euch denken. In den meisten Fällen ist es doch eher so, dass die meisten Menschen mit sich selbst beschäftigt sind und euch nicht permanent auf dem Radar haben und euch in eurem ABsein beobachten. Vllt sind die Leute dann auch eher überfordert, weil sie nicht wissen was ihr von ihnen als Antwort erwartet.

Daher finde ich so ein pauschales AB Outing auch nicht wirklich zielführend. In bestimmten Situationen kann man ja dann trotzdem sagen, dass man leider noch keine Erfahrung hatte und es daher nicht besser weiß^^

[lucasg]

Meine engen Freunde kenn mich schon seit Jahren und haben auch meine Ex getroffen.
Da muss ich wenig erzählen. Tausche mich mit meinem besten Bro auch über Dates etc aus. Hat die Freundschaft eher intensiviert als geschadet. Bei (losen) Bekannten tue ich mich noch schwer damit rauszurücken, dass ich nicht so viel Erfahrung habe.
Man kann das ja nicht sehen und es gibt bei Grillabenden auch viele anderen themen als beziehungen
Ich glaube den meisten würde es eher guttun
Viel Glück

[Zwerg]

Nichtsdestotrotz überlege ich mich meiner besten und ältesten Freundin anzuvertrauen wenn ich sie das nächste Mal sehe. So wie ich sie kenne wird es wahrscheinlich ein "Aaah, deswegen bist du da so gewesen..."-Moment werden.

Zu dieser Zurückhaltung würde ich auch raten. Vielleicht bringt es Dir ein wenig Erleichterung. Wenn Du mehreren Freunden davon erzählst steigt das Risiko einer unerwünschten Weiterverbreitung.

[halbkaputt]

wir(enger Freund, seine Frau+ ich in einer Chatgruppe) hatten es von Aufklärungsunterricht in der Schule und dabei hab ich erwähnt, dass das für mich ja sinnfrei war, weil ich es noch nie gebraucht hab, oder brauchen werde. ist nicht weiter darauf eingegangen worden, hat sie also nicht interessiert. hat also keine Nachteile gebracht, war aber auch nicht notwendig. inzwischen vermeide ich Themen, die in Richtung Frauen, Beziehung, etc. gehen - hab ich lange genug damit genervt ohne das es jmd. interessiert hat. man muss seine Freunde ja nicht mutwillig nerven! für den großen Rest bin ich vermutlich Dauersingle und evtl. denken einige homosexuell. ist mir aber ehrlich gesagt Wurst. ich würde nicht zum Outing raten, denn aus meiner Erfahrung hat man keine Vorteile zu erwarten

[LaraMarie]

ich würde nicht zum Outing raten, denn aus meiner Erfahrung hat man keine Vorteile zu erwarten

Vllt kann es ja ein Vorteil sein, dass man nicht mehr aufpassen muss sich zu verplappern oder generell zu verstecken, dass man noch AB ist

[RomNey]

2. Schwäche zu zeigen demonstriert Vertrauen, und das wiederum stärkt persönliche Beziehungen. Also unabhängig davon ob dir deine Freunde helfen können, könnte es euch näher zusammen bringen, und das gegenseitige Verständnis verbessern.

Mein Menetor kanns einfach immer viel besser beschreiben was ich denke.

Schwäche zeigen ist für mich stark!

Es gibt die ein oder andere Freundschaft die auf jeden Fall mehr zusammen gewachsen sind. Andere wo es scheinbar mehr zurück fährt. Aber das muss ich erstmal weiter beobachten, da könnte es auch andere Gründe geben.
Es schweißt auf jeden Fall mehr zusammen.
Ich würde sagen, erzähl es deiner Familie und deinen besten Freunden, das reicht. Allen anderen falls es irgendwie zur Sprache kommt. So werde ich das in Zukunft machen
Für mich war es quasi eine Eigentherapie. Viele haben sich geöffnet, ihre Probleme mit dem Thema erzählt. Schüchtern beim Frauen ansprechen, voll Schiss es zu vermasseln, ein Zitat einer Freundin: "Ich hab mega viel Glück gehabt sonst wäre ich wohl auch AB", usw. Ähnliche Probleme die ich auch habe. Und mehr. Hat auf jeden Fall geholfen. Zu merken das man die gleichen Probleme hat wie die Normalos. Unter anderen.

edit:

ich würde nicht zum Outing raten, denn aus meiner Erfahrung hat man keine Vorteile zu erwarten

Vllt kann es ja ein Vorteil sein, dass man nicht mehr aufpassen muss sich zu verplappern oder generell zu verstecken, dass man noch AB ist

Ja für mich ist es ein Vorteil!