Wer weiß, dass ihr AB seit?

[RattusFaber]

...

Ich habe lange versucht den Eindruck zu erwecken, als sei es eine selbst gewählte Entscheidung. An einem bestimmten Punkt im schon etwas fortgeschritteneren Alter schaffte ich es nicht mehr, diese Fassade aufrecht zu erhalten. Die Reaktionen von vertrauten Personen reichten von Unverständnis bis Hilflosigkeit, in anderem Umfeld (war so was wie ein Flirtkurs) sogar verächtlich oder abschätzig. Vor diesem Hintergrund würde ich raten mit derartigen Infos sparsam umzugehen und es einerseits auf einzelne bzw. ganz wenige Vertrauenspersonen zu beschränken und andererseits nur, wenn ich bei der betreffenden Person davon ausgehe, dass sie mir helfen kann, z.B. durch Tipps. In meinem Fall war das bei einem Freund. Jemanden, der das in seinem Umfeld "verbreitet", würde ich als "strange" ansehen. Ich bin überzeugt, dass Frauen das mehrheitlich genauso sehen. Dagegen würde ich es als weit weniger problematisch erachten, wenn eine Frau das z.B. gelegentlich von dritter Seite zugesteckt bekommt. Ihr Stirnrunzeln würde in diesem Fall primär wohl den "Verräter" bzw. die "Verräterin" treffen.

Also hast du auch das Gefühl, dass das darüber sprechen an sich für dich keinen Effekt hatte? Also diese "Fassade" nicht mehr aufrecht erhalten zu müssen? Ich hatte jetzt auch nicht vor, eine Rundmail zu schreiben und Leute darüber zu informieren. Allerdings hatte ich die Hoffnung, dass es schon helfen könnte, diese Selbstverleugnung aufzugeben und wenigstens in manchen Situationen nicht mehr lügen zu müssen.

[Einzelgänger]

Wissen tut es nur mein (ehemaliger) Freundeskreis, das ist aber auch schon 2 Jahre her. Vermutlich denken sie aber, dass sich das bis jetzt geändert hat. Hehe ...
Meine Familie weiß es offiziell nicht, kann mir aber gut vorstellen, dass sie es sich denken. Habe ja nie jemanden mit nach Hause genommen.

[halbkaputt]

Hat jemand diesbezüglich Erfahrungen mit so einem "Coming-Out"gemacht? Wie ist es angekommen? Hat es geholfen oder war es ein Fehler und ihr ratet davon ab?
Haben eure Freunde es akzeptiert oder gab es dann Probleme?

ich hab das mal in einer chatgruppe fallen lassen in der mein Freund, seine Frau und ich sind, weil es thematisch gerade gepasst hat. kam keine Reaktion zurück. scheint sie also weder überrascht, noch besonders interessiert zu haben. wurde seit dann auch nie thematisiert. also: nein. keine Probleme! explizit davon abraten würde ich zwar nicht, aber ich sehe auch keinen Gewinn darin es zu tun.

[Zwerg]

...

Nein, jedenfalls nicht im Sinne eines Gefühls von Erleichterung. Ich würde eher sagen, dass der Handlungsdruck gestiegen ist. Irgendwie hatte ich es mir ja auch bequem eingerichtet. Bis dahin denkt das Umfeld, dass Du eben sehr anspruchsvoll bis und im Zweifel lieber allein bleibst. Sich selbst und jemand anderen gegenüber plausibel machen, dass man alles versucht hat, ist danach nicht mehr so einfach. Wie reagierst Du, wenn der Freund zu Dir sagt: "Du, die X ist auch solo und sucht"? In solchen Momenten steht man dann (evtl.) blank da.

[Egil]

Bei mir weiß es meine Mutter (und meine Oma, aber die ist ja tot). Mein Onkel wird es sich denken können, aber da ist die Beziehung nicht so eng, dass man da darüber sprechen könnte - bzw. eher Befürchtung, dass er es weitertratscht. Des Weiteren eine (deutlich ältere) Kundin, bei der es sich irgendwann mal im Gespräch ergab.

Ich sehe es auch so, dass man es vermeiden sollte, das allgemein-öffentlich zu machen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dadurch Hilfe bekommt, sehe ich als dürftig bis nicht vorhanden an, die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Tratschen führt, aber deutlich größer 0. (Anders sieht es da aus mit der Ansage, man wäre schon länger Single und wäre auf der Suche; da kann es ja vielleicht schon eher Hinweise auf potentielle Partner/Verkupplungsversuche geben, wenn man denn auf sowas steht.)

Ich werde durchaus häufiger mal gefragt, ob ich denn keine Frau/Freundin habe, oder, bei der Frage nach der Zukunft unseres Betriebes (meine Mutter und mein Onkel sind jetzt beide im Renteneintrittsalter, und wie lange sie noch mitarbeiten, ist unklar) mit dem "tollen" Tip versorgt, dann müsse ich mir eben eine Frau suchen. Ne danke, ist klar, da wär ich nie drauf gekommen...

[Winterwolf]

Hm...

bei mir weiß es ja niemand wirklich. Also meine Familie, oder die die mich kennen, wissen auch was in den letzen 10-20 Jahre war, und das ich keine Freundin hatte. Das schließt ja aber für viele nicht gleich aus, das man nicht doch ein paar Erfahrungen sammelt.

Mich richtig outen, kommt echt drauf an wer. Guten Freunden würde ich wohl erzählen, das ich keine Beziehung hatte wenn man mal drauf kommt/gefragt wird, den meisten ist ja dann klar was das bedeuten kann bzw. muss. So richtig "hey, ich wollt noch sagen, ich kann Küssen, Kuscheln und Sex an 5 Fingern abzählen" würde ich aber nicht tun. Was würde ich irgendwie als entwürdigend empfinden. Was will man denn damit mitteilen? Es macht ja nichts besser.

Es passiert so schon gern, das Leute dann meinen "ok, du musst mal in den Puff!", "ah, bist du schwul?" und dergleichen. Vor allem Leute die nur Bekannte oder Kollegen sind, können arg taktlos sein. Oder dich verkuppeln wollen usw. Das alles mag ich nicht, es ist eine Einmischung für mein Empfinden. Das heißt für mich, je weniger die anderen wissen, umso weniger muss ich mich erwehren.

Ich würde sagen, weniger ist mehr, und erstmal sehen wie die anderen reagieren. Zurücknehmen kann man es schließlich nicht. Ich bin zwar immer sehr ehrlich und offen in allem, daher habe ich nie darüber gelogen. Aber den Ball flachhalten ist besser, m.E.n. Es kann ja leider auch Vorurteile hervorrufen, oder ganz einfach Unverständnis.


Ein Coach den ich gut finde meinte mal dazu mal sinngemäß: "Es interessiert Frauen eigentlich gar nicht, was vor ihnen war und wie viel Erfahrung ihr habt; wichtig ist, das was zwischen euch ist und ob es Spaß macht."

Ich glaube, man verschafft sich keine Vorteile, allenfalls Verständnis. Was ich einer Frau beim Date oder später dazu sage würde? Keine Ahnung, ich habe ja keine Erfahrung!

Wenn Frauen z.B. nebenher erfahren, das man allgemein noch wenig Erfahrung/Beziehung hat, ist das für sie ok oder nicht. Das merkt man dann sehr schnell glaube ich. Sie würde es ja dann so oder so merken.

[Icct Hedral]

Meine Freunde und meine Schwester wissen Bescheid. Ich finde überhaupt nicht, dass man langjährige Freunde dies verschweigen oder gar anlügen sollte solange genug Vertrauen besteht.
Früher habe ich Schul- und Ausbildungskollegen angelogen deswegen.
Heute fragen keine Arbeitskollegen mehr danach. Dass die davon ausgehen steht auf einem anderen Blatt.

[Freier Mensch]

Ich meine das Thema hatten wir woanders hier auch schon mal.

Bei mir gilt die Devise: Don't ask, don't tell. Im Prinzip wissen oder vermuten es aber alle. Im Familienkreis habe ich den Vorteil, dass dort viele ABs oder Langzeitsingle sind. Seltsamerweise wirklich in allen Familienzweige.
Die meisten meiner Freunde und Bekannten vermuten das aber. Wer einen seit Jahren kennt und auch weiß wie sich die Person verhält, der wird die Vermutung haben, dass man über keine Erfahrungen hat.

Auf einer ehemaligen Arbeitsstelle von mir, wo ich immer mal wieder tätig bin und auch private Kontakte pflege, war das mal Thema und die ganze Situation war sehr unangenehm. Auf das "Mitleid" und die "Tipps" hätte ich gerne verzichtet. Aber je älter ich werde und je höher ich auch Bildungstechnisch komme, desto weniger hat der Beziehungsstatus Relevanz.

[Sunshine Lady]

Ich glaube dass man die Frage nicht pauschal beantworten kann. Ich habe eigentlich keine Ahnung warum Menschen ständig das Gefühl haben sie müssten sich durch ihr Liebes und Sexualleben irgendwie definieren. Ich denke wirklich schon lange darüber nach warum das in unserer Gesellschaft so eine extremen Stellenwert hat und irgendwie auch teilweise zur Bewertung von Menschen führt. Als wäre es ein Leistungssport. Aber zurück zur Frage: Ich glaube dass das jeder für sich entscheiden muss. Ich persönlich bin generell ein Mensch der in einer Freundschaft Ehrlichkeit will. Ich erwarte mir von meinen Freundschaften dass sie das aushalten und von meinen Freunden selbst dass sie auch meine Schwächen akzeptieren. Sonst ist das Wort Freund die falsche Bezeichnung. Ich bin selber kein Ab, aber habe auch Themen über die ich nicht sprechen will. Ich habe vor einem Jahr den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen. Meine Freunde wissen das und versuchen das Thema zum Beispiel zu meiden und darüber bin ich froh. Trotzdem haben sie ein offenes Ohr.

[Menelaos]

Vielleicht hat ja schon mal jemand die Erfahrung gemacht, dass darüber sprechen helfen kann, zu realisieren, dass es alles gar nicht so schlimm ist? Dass zumindest der Jungfräulichkeits-Stempel ein konstruierter Makel ist? Oder vielleicht komme ich mir danach in zwei Wochen noch dümmer vor, wir werden sehen.

Ich habe meine mangelnde Erfahrung noch vor keiner Frau verschwiegen, mit der ich etwas hatte, und keine von ihnen hat negativ reagiert, höchstens überrascht. Natürlich hab ichs ihnen auch nicht auf die Nase gebunden, aber wenn die Frage darauf kam, hab ich mich auch nicht dafür geschämt. (zugegeben, vor dem ersten Mal wars doch noch etwas unangenehm)
Es ist dennoch eine eher intime Information, und ich würde mir gut überlegen wem ich so etwas privates erzähle, und warum. Bindet man das einfach jedem auf die Nase, dann wäre das in meinen Augen sehr seltsam.

[dr_Levelboss]

Ich habe vor einem Jahr den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen. Meine Freunde wissen das und versuchen das Thema zum Beispiel zu meiden und darüber bin ich froh. Trotzdem haben sie ein offenes Ohr.

Das tut mir Leid! Ich musste diesen Schritt vor ein paar Jahren auch gehen, auch wenn es richtig war, ist es emotional natürlich nicht immer leicht. Da ist es auf jeden Fall gut, wenn man Menschen hat die einen da n bisschen auffangen oder zumindest zuhören.

[dr_Levelboss]

Ich glaube im Grunde weiß das jeder mit dem ich irgendwie zu tun habe. Der Grund bzw. die Gründe warum ich AB bin werden ja auch im Zwischenmenschlichen von anderen wahrgenommen.

[Schwabe95]

Bei mir wissen es meine Freunde und meine Eltern. Meine Eltern meinen, vor allem mein Vater, es wird langsam Zeit. Meine Freunde sehen es gechillt.

[dr_Levelboss]

Bei mir wissen es meine Freunde und meine Eltern. Meine Eltern meinen, vor allem mein Vater, es wird langsam Zeit. Meine Freunde sehen es gechillt.

So ist das meist bei Freunden, damit haben sie im grunde auch Recht. Du darfst dir auf jeden Fall keinen Druck machen, glaub mir der kommt von ganz allein.
Geh es aber auch nicht zu locker an. Ich wäre froh gewesen, wenn ich meine AB-relevanten Probleme früher als solche erkannt hätte und somit auch früher etwas dagegen unternehmen hätte können. Es ist wie bei einer Krankheit, desto früher man es erkennt, desto einfacher und zielführender kann man es therapieren.

[LesHommes]

Familie und enge Freundinnen.

[Daydream]

Also tatsächlich "wissen" tun es eigentlich nur 2 1/2 Personen hier aus dem Forum. Ansonsten können es sich vermutlich Viele denken - aber das Denken von Anderen interessiert mich nur sehr begrenzt, wenn es um meine Person, mein Leben, meine Einstellung geht. Nicht im Sinne von "ich bin egomäßig unterwegs" sondern eher im Sinne "ich lass' die Leute einfach denken, was sie wollen und mache mir nicht unnötig das Leben damit schwer".

[Simon89]

Mein kompletter Freundeskreis, sowie Familie weiß bescheid

Die einzigen nicht nicht bescheid wissen sind meine Arbeitskollegen

[Simon89]

Mein kompletter Freundeskreis, sowie Familie weiß bescheid

Die einzigen nicht nicht bescheid wissen sind meine Arbeitskollegen

[Einzelgänger]

Also tatsächlich "wissen" tun es eigentlich nur 2 1/2 Personen hier aus dem Forum.

Wissen es theoretisch nicht alle hier im Forum?

[Daydream]

Also tatsächlich "wissen" tun es eigentlich nur 2 1/2 Personen hier aus dem Forum.

Wissen es theoretisch nicht alle hier im Forum?

Natürlich - ich wüsste es aber, wenn ich auch tatsächlich alle im Real-Life kennen bzw. ihnen begegnen würde. Daher "nur" 2,5.