Ich antworte hier auf ein Thema, das meiner Meinung nicht so gut in die Rubrik "Austausch" passt. Es ging darum, dass jemand den Eindruck hat, die Tage und der Sommer würden im Norden immer kürzer (zumindest gefühlt), sofern ich das richtig interpretiert habe.
Ich kann zwar keine harten Fakten wie z.B. Zahlen auf Anhieb nennen, aber ich kann dir sagen, ich beobachte das Wetter/Klima/die Witterung schon viele Jahre. Ich wohne im Norden von NRW und hier verhält es sich folgendermaßen, wie auch in den meisten nördlichen Teilen Deutschlands (wenn auch nicht in allen):
1. auf die aktuelle Situation bezogen im August 21: in den letzten 200 Jahren, seit Wetteraufzeichnungen für den Norden existieren, gab es nie so einen kalten, nassen und dunklen August. Es hat bisher knapp 300 ml geregnet bei uns, das ist die Menge von fast 4 Monaten! In den Medien höre ich davon nix, da heißt es nur es sei naß. An den meisten Tagen im August hatten wir mittags Licht an im Haus, so dunkel war es. Und morgens gegen 8 Uhr zeigte das Thermometer teils nur 9 Grad, und nein, wir liegen hier nicht in der Höhe auf dem Berg.
Während sämtliche Wetterberichte für unsere Region maximale Temperaturen am Tag von 20 Grad zB melden, haben wir tatsächlich gerade mal 14 oder 15 als maximale Temperatur.
2. Ich leugne keinen Klimawandel, aber höhere Temp. infolgedessen gibt es nicht überall. Der Norden Deutschlands hat vielerorts in Zukunft mit niedrigeren Sommertemp. und mehr Niederschlägen zu rechnen, das zeigen sämtliche Prognosekarten. Kurz: Die Sommer, wie wir sie kennen oder kannten, wirds im Norden immer seltener geben, stattdessen Regen und kühle Luft aus dem Norden. Der Süden hingegen und auch der Osten werden heißer und trockener.
3. Ich habe ein Haus und notiere immer die Anzahl der Heiztage pro Jahr, das ist übrigens eine anerkannte Größe, die Ingenieuren bekannt ist. Diese Zahl nimmt langsam aber stetig zu. Auch wenn die Tage oft warm sein mögen im Sommer, so sinkt die Temp. am Abend schneller ab und ohne zu Heizen wirds dann zu kalt. (Bitte jetzt keine Diskussion über Wärmedämmung, darum gehts hier nicht.) In den letzten 10 Jahren hat die Zahl der Heiztage um mehr als 12 % zugenommen - und nicht nur bei mir, sondern auch bei Kollegen in anderen Orten im Norden.
4. Merkwürdig, dass in den Medien immer nur von Hitze und Trockenheit berichtet wird - Alarmismus wie bei Corona. Untersucht werden sollte aber zB mal, warum im Winter und Sommer die Temperaturvorhersagen fast immer zu warm sind. Besonders kurios: Ein Freund von mir wohnt nur 200 m entfernt von der Messstation des DWD. Die Temp. Daten von dort kann jeder im Netz tagesgenau abrufen. Während er zB an einem Augusttag 2021 mittags 17 Grad misst, meldet die Station 23 Grad - zur selben Zeit am selben Tag! Ok, ein Grad Abweichung, das könnte man sich erklären, aber 6 Grad Differenz an fast derselben Stelle?? Er ist übrigens Hobbymeteorologe, verfügt über gutes Equipment und weiß, was er tut

5. Zu guter letzt: Die Erinnerungen aus der Kindheit können stark verzerrt sein, denn als Kind erlebt man die Welt anders. Für Kinder vergeht ja auch die Zeit viel langsamer als für ältere Menschen, das ist nichts Neues. So können natürlich auch die Erinnerungen an die schönen, langen Sommer in der Kindheit stark eingefärbt sein.