Pegasus_m_OWL hat geschrieben: ↑03 Mai 2022 09:49
Therapien können immer einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen.
Man geht mit bestimmten Erwartungen hin, doch man schließt sie mit ganz anderen Resultaten ab.
Zunächst ist es ja so, dass man sie macht, um an seinem Leben etwas zum positiven zu verändern.
Genau (@unterstrichenes). Also bei mir hat meine Therapie sogar was zum Negativen geändert. Glaub ich. (So ganz 100% ist die Kausalitäts-Attribution ja nicht abzusichern, aber ich würde schon sagen, dass es hier so war.)
Vorher hatte ich wenigstens noch
Drive, einen inneren Antrieb, das Gefühl, ich müsste mich anstrengen, irgendein höheres Ziel im Leben zu erreichen, ergo: Ich
hab auch ordentlich gearbeitet und mich angestrengt, Dinge zu verbessern, auch wenn ich dabei jede Menge kaum erzwingbare Hürden vor mir hatte.
Ob das von Erfolg gekrönt war oder nicht, sei mal dahingestellt, aber ich hab immerhin noch
versucht, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, und dabei über Hindernisse zu gehen. Davon ist
nichts mehr übrig. Mir ist einfach alles irgendwie "egal" geworden, ich bin ein totaler Egoist geworden, in manchen Aspekten (und, weiterer negativer Folgeeffekt, merke ich gerade: hasse mich dafür).
Oder, anders gesagt:
Hinterher lag all der Drive, den ich hatte, darnieder, weil ich "realisiert" habe (zumindest war das die logische Konsequenz von dem, was wir besprochen haben), dass alles irgendwie eh für nix und wieder nix ist, und dass es letztlich
egal ist, ob ich irgendein höheres Ziel erreiche oder nicht. Am Ende steht sowieso der Tod, danach kommt (höchstwahrscheinlich) nichts mehr, also wofür anstrengen, wenn sowieso nichts bleibt? Ob ich erfolgreich oder nicht erfolgreich ins Grab steige ist irgendwie auch egal... dort landen tu ich sicher, tun wir alle.
Nochmal: Der Sinn kann eingebildet gewesen sein (war er ja wahrscheinlich auch, oder vielmehr: Ziemlich sicher), aber es gab wenigstens noch einen minimalen Sinn in meinem Leben, wenn auch eingebildet, der dazu geführt hat, dass ich
aktiv war und versucht habe, mich anzustrengen (obwohl ich todmüde bin, obwohl mich die Welt die ganze Zeit nur abfucked, obwohl ich alle möglichen bescheuerten Krankheiten hab, obwohl ich extreme soziale (und sonstige) Ängste habe weil in der Schule gemobbt und so, obwohl ... und-so-weiter).
Und seit obiger Änderung sehe ich gar keinen Sinn mehr in irgendwas. War damals schon bröckelig, zugegeben... aber ich hab damals immerhin noch geglaubt, wenn ich mich anstrenge, kommt am Ende was dabei raus. Das kann eine Fehlannahme gewesen sein - aber es hat dazu geführt, dass ich mich schlecht gefühlt habe, wenn ich auf der faulen Haut gelegen habe, also hab ich das vermieden soweit möglich. Jetzt fühle ich mich nicht mehr schlecht, wenn ich auf der faulen Haut liege, ergo: Genau das mache ich dauernd.*⁾ Außer, es gibt irgendeinen äußeren Zwang (bei mir Geldnot**⁾), der mich zum Arbeiten bringt.
Gäbe es den nicht, würde ich wahrscheinlich
die ganze Zeit im Bett vor mich hinverwesen.
Von mir aus mache ich praktisch nix mehr. Ich muss immer zum Arbeiten geprügelt werden, oder mich halt selbst dazu prügeln, weil das als Erwachsener von außen keiner mehr macht, oder, und das ist wahrscheinlich immer noch der "beste" Antrieb, den ich noch habe, zumindest der gewaltfreieste: Angst. Angst vor der(Alters-)Armut. Die ist es im wesentlichen, die mich derzeit antreibt, weiterzumachen und mich mit diesen völlig bekloppten Vollidioten bei meinen beruflichen Unternehmungen rumzuschlagen.
Also, summa summarum:
Verglichen mit früher eine klare Verschlechterung...
____
*⁾
(Gut, und weil ich chronisch müde bin, aber das ist eher ein Phänomen seitdem diese verf***te Pandemie uns alle in Dauerabschottung getrieben hat - oder Resultat von einer Grippe, die ich kurz davor hatte, oder beides in Kombination.)
**⁾
(Nebenbei: Hätte ich diese Therapie nicht gemacht, hätte ich vielleicht wenigstens mein Studium korrekt beendet und jetzt einen ordentlichen Job, und müsste mich um das Geld-Thema nicht oder nicht so sehr sorgen. Also sogar noch ein dritter negativer Nebeneffekt! Hey, warum war das noch gleich so, dass bei Depression/depressiven Verstimmungen Therapien empfohlen werden? [Und wieso hab ich auch noch darauf gehört? ])