Finnlandfreundin hat geschrieben: ↑30 Apr 2022 21:34
Sucht man denn eine sexuelle Beziehung, wenn man asexuell ist?
Eher nicht. Wenn überhaupt eine romantische Beziehung (die ich mir sehr wünsche). Und da liegt der Hase aus zwei Gründen bei mir im Pfeffer:
1. Ich habe ganz früher beim OD (das mache ich aber nicht mehr) oder bei Single-Frauen, die ich offline über Kurse, Bouldern usw. kennengelernt habe, immer das Gefühl gehabt, dass sie eine sexuelle Beziehung suchen. Da war dann immer schnell klar, dass der Maverick da nicht geeignet ist, auch wenn sich daraus Freundschaften ergeben haben. Ich kann einfach nicht die Vibes ausstrahlen, weil ich halt keine sexuelle Anziehung spüre.
2. Ich ordne mich dem grayromantischen Spektrum zu. Ich kann romantische Gefühle entwickeln, wenn ich eine Person sehr lange kenne und ein Vertrauen da ist. Das ist aus mehreren Gründen ein Problem:
- Wenn ich romantische Gefühle von Anfang an empfinden könnte, ließen sich hierdurch ggfs. die fehlenden sexuellen Vibes überdecken.
- Wenn ich erst nach mehreren Monaten bis Jahren romantische Gefühle entwickle und das anspreche, ist höchstwahrscheinlich die Freundschaft dahin mit den Konsequenzen, dass das aus diesen Freundschaften entwickelte Sozialgefüge (erweiterter Bekanntenkreis) zusammenbricht.
- Ich kann am Anfang gar nicht einschätzen, ob ich für eine Person perspektivisch ein romantisches Interesse entwickeln könnte. Natürlich kann man probieren, das bei Dates zu schauspielern. Das ist dann aber nicht natürlich und wenn ich aktiv etwas sagen würde, was nicht stimmt, würde ich ja lügen. Ich glaube aber felsenfest, dass man mir das Schauspielern ansehen würde und das dann als unnatürlich wahrnehmen würde.
Ich habe mich damit die letzten Jahre sehr stark auch mit professioneller Hilfe auseinandergesetzt und bin mir fast sicher, dass darin mein AB-Status begründet ist. Gleichzeitig lässt mich das aber ziemlich verzweifeln, weil ich einfach nicht weiß, was ich ändern kann bzw. muss.
Ich habe von 2017 bis Ende 2019 rund 25 Kilo abgenommen und bin jetzt sportlich und nicht mehr dick/übergewichtig. Ich habe früher immer gedacht, dass das daran liegt, weil ein geringer Selbstwert, den ich damit abbauen konnte.
Vermutlich durch den Gewichtsverlust bin ich an mehrere klassische Date-Situationen gekommen. Da wurde mir sehr häufignach ein bis zwei Treffen (wenn ich die Frau oder sie mich nicht geghostet haben) gespiegelt, dass man sich mit mir sehr gut unterhalten konnte und mich als Gesprächspartner schätzt, mehr als Freundschaft aber nicht drin sei. Ich war sehr dankbar, dass ich das so häufig geschrieben bekommen habe, weil ich dadurch nachfragen konnte, woran es genau lag. Hier wurde mir dann sinngemäß geantwortet, dass ich zu passiv sei, nicht das Interesse hätte wecken können usw.
Ich habe aber auch gemerkt, dass ich bei den Dates keine (romantischen) Gefühle für die Frauen entwickeln konnte. Reflektiert würde ich sagen, dass ich passiv darauf gewartet habe, dass sich für mich irgendwann mal Gefühle entwickeln. Dass das aber nicht klappt, habe ich ja schon früher gemerkt, als ich noch dicker war (siehe Punkt 2, 2. Spiegelstrich oben). Bis dahin bin ich aber schon in die Friendzone geschoben und beim zweiten Treffen kann man da ja noch nicht offen darüber reden. Es ist ein Teufelskreis. Ich versuche es daher gar nicht mehr und versuche zu akzeptieren, dass das so ist.
Mit zwei Frauen haben sich dadurch Bekanntschaften und auch ein Bekanntenkreis ergeben, was für mich schön in der neuen Stadt war.
Zusammengefasst glaube ich, dass ich mit dem Gewichtsverlust mehr Selbstvertrauen erlangen konnte, man mir das anmerkt und ich somit grundsätzlich leichter an neue freundschaftliche Bekanntenkreise oder an Date-Situationen komme.
Zu der Aussage von dir oben, dass die ABs dafür verantwortlich sind, dass sie ABs bleiben:
Ich habe mich an der Aussage persönlich sehr gestoßen gefühlt. Natürlich liegt es in meinem Verantwortungsbereich, dass ich so bin, wie ich bin. Jedoch verantworte ich es ja nicht, dass die Beziehungsanbahnung so läuft, wie sie läuft. Ich fand deine Aussage insofern störend, dass ABs das selbst zu verantworten haben. Das haben sie in meinen Augen nicht. Es ist zwar mein Verantwortungsbereich, aber ich verantworte es ja nicht direkt, dass ich so bin, wie ich bin. Da spielen nämlich auch sehr viele äußere Einflüsse rein, an denen natürlich andere keine Schuld haben.