Nachdem ich seit einigen Monaten im Unterforum „Austausch“ mitgelesen habe, hab ich mich hier im Forum registriert, weil ich das Gefühl habe, an einem Punkt zu stehen, an dem ich nicht weiterkomme. Es soll ja helfen, sich anderen Menschen mitzuteilen, aber ich hab große Schwierigkeiten, mich zu öffnen, deshalb möchte ich es hier versuchen, denn ich kann ja anonym bleiben. Ich habe gelesen, dass der AB Treff schon einigen hier geholfen hat, außerdem vertraue ich auf die Intelligenz des Schwarms
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Ich habe im Unterforum „Vorstellung“ schon ein bisschen was zu mir geschrieben, muss nun aber mehr ins Detail gehen. Zunächst einmal das wichtigste, nämlich warum ich AB bin. Kurz gesagt: ich denke, es liegt allein an mir. Ich musste, im Gegensatz zu leider vielen hier, keine Mobbingerfahrungen in der Jugend durchmachen. Es gab natürlich die üblichen Hänseleien und Sticheleien, aber nichts dramatisches, und ich war ehrlich gesagt auch kein Unschuldslamm. Ich musste auch keine elterliche Scheidung oder Tod oder Krankheit einer mir nachstehenden Person erleben. Ich hab ein durchschnittliches Aussehen und hatte fast immer ein normales Sozialleben. Ich hatte und habe ein gutes Verhältnis zu meiner Familie, alle Bildungschancen, die ich brauchte und war, bis auf eine überwundene schwere Depression vor paar Jahren, immer völlig gesund. Ich hatte also die besten Voraussetzungen, um auch beziehungstechnisch den üblichen Weg zu gehen.
Auch heute ist das noch so. Ich habe einen Job, den ich okay finde und der mein Auskommen einigermaßen sichert. Ich habe eine Eigentumswohnung, die ich liebe. Meine Sozialkontakte waren durch Corona naturgemäß ein wenig eingeschlafen, aber seitdem es praktisch keine Beschränkungen mehr gibt, bin ich an nahezu jedem Wochenende bzw. Feiertag unterwegs oder sonstwie verabredet. Ich spiele Fußball in einem Verein, allein schon dadurch bin viel unter Leuten, unter der Woche Training, am Wochenende ein Spiel.
Warum also klappte und klappt es nicht mit einer Beziehung? Dafür habe ich drei Gründe ausgemacht:
1. Meine sexuelle Orientierung: ich bin lesbisch. Ich fühle mich wohl damit und möchte es nicht anders haben, aber es schränkt die Partnerauswahl natürlich erheblich ein.
2. Mein Aussehen: obwohl ich besser in Form sein könnte
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3. Meine Angst vor Ablehnung: der wohl wichtigste Punkt, den die meisten hier denk ich gut nachvollziehen können. Ich weiß nicht, warum diese Angst so dermaßen ausgeprägt bei mir ist, aber ich würde mich z.b. bei einer Gay-Party im Leben nicht trauen, eine Frau anzusprechen, die mir gefällt. Obwohl ich davon ausgehen könnte, dass sie zumindest auch auf Frauen steht und mich in der Hinsicht nicht blamiere.
Warum erzähle ich euch das alles, warum habe ich ausgerechnet jetzt das Gefühl, an einem Scheideweg zu stehen? Ich werde bald 30 Jahre alt, mein Freundeskreis bewegt sich dementsprechend ungefähr in derselben Altersklasse. Sicher kennen es einige hier, dass alle um einen herum heiraten, Häuser kaufen/bauen und langsam auch Familien gründen. Mit Kindern zieht man nicht nur nicht mehr jedes Wochenende um die Häuser, man trifft sich auch lieber mit anderen Eltern als mit seinen Singlefreunden. Selbst ohne Kinder treffen sich Paare lieber mit Paaren, man hat einfach mehr Gemeinsamkeiten. Auch auf den Fußball kann ich mich nicht verlassen, denn wenn alle Familien gründen, bleibt dafür irgendwann keine Zeit mehr, die Mannschaft wird sicher nicht mehr lange existieren.
Ich habe Angst, in den nächsten paar Jahren zu vereinsamen. Also muss ich etwas tun. Ich muss mein Schneckenhaus verlassen und neue Freunde oder eine Partnerin finden. Aber mein Schneckenhaus ist bequem und sicher. Ich könnte z.B eine Dating-App nutzen (ich weiß, dass die Meinungen dazu hier geteilt sind). Aber es fängt ja schon damit an, dass ich ein Foto von mir heraussuchen müsste, dass mir gefällt. Oh je. Und wenn das geschafft ist, was ist, wenn ich keine Matches bekomme, weil ich doch hässlich bin? Oder wenn ich Matches bekomme, aber keine Dates? Oder ein Date, das peinlich ist? Oder ich mich verliebe, sie aber kein Interesse hat? Oder Interesse vortäuscht und mich verarscht? Ich könnte auch andere Interessen von mir intensivieren, z.B. einen Kletterkurs machen und so neue Freunde suchen. Aber was ist, wenn mich die Leute dort komisch finden? Oder nervig? Oder höflich sind, aber mich in Wahrheit für einsam und bedürftig halten?
Ich habe das Gefühl, es ist Zeit für Veränderungen. Aber ich stehe mir im Weg. Es ist, als würde ich auf einem Sprungbrett im Schwimmbad stehen. Ich bin schon oben, stehe ganz am Rand, das Becken unten ist frei. Aber ich schaffe ums Verrecken den Absprung nicht. Und wenn ich manche Geschichten hier lese, könnte ich mich selbst dafür ohrfeigen, weil ich denke „andere haben richtige Probleme, also mach nicht so ein Theater“. Trotzdem musste ich das einfach mal loswerden, im realen Leben kann ich mich aber niemandem so anvertrauen.
Ich möchte mich schon mal im Voraus bedanken bei allen, die sich die Zeit genommen haben, das zu lesen und erst recht bei jedem, der vielleicht den ein oder anderen Gedanken dazu mit mir teilt
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