Gefühlsblindheit

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
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Tania
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Gefühlsblindheit

Beitrag von Tania »

Auch wenn die Seite natürlich sehr werbungslastig ist ... das Interview scheint recht interessant.

https://magazin.audible.de/interview-carlotta-welding
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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Zwerg
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Zwerg »

Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 05:39 Auch wenn die Seite natürlich sehr werbungslastig ist ... das Interview scheint recht interessant.

https://magazin.audible.de/interview-carlotta-welding
Schon beim Lesen des ersten Satzes "10 % aller Menschen sind gefühlsblind" wollte ich eigentlich nicht mehr weiterlesen. Woher kommen solche Zahlen? Welches Interesse steckt dahinter?

Zweifellos können manche Menschen ihre Gefühle besser wahrnehmen/ausdrücken/regulieren als andere -oder sie auch bei anderen besser erkennen. Diese Fähigkeit ist trainierbar, sieht man von Ausnahmen wie z.B. Formen des Autismus ab.

Da steht nicht ohne Grund die Werbung im Vordergrund.
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RomNey
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von RomNey »

Beschreibt mein Trauma ganz gut. (zum Teil zumindest)
Vadda Perfektionist, meine sis hat versucht die Einsen nach hause zu bringen, hat auch nicht viel gebracht...
Ich hab viel scheiß gebaut um durch Prügel meine Aufmerksamkeit (und liebe) zu bekommen...
Das führt zu einer „toxic positivity“.
Hat wohl jeder hier mitbekommen, daß ich so eine Phase hatte 🙈
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von RomNey »

Zwerg hat geschrieben: 13 Sep 2022 06:35 Zweifellos können manche Menschen ihre Gefühle besser wahrnehmen/ausdrücken/regulieren als andere -oder sie auch bei anderen besser erkennen. Diese Fähigkeit ist trainierbar, sieht man von Ausnahmen wie z.B. Formen des Autismus ab.
Gefühlsblinde können das nicht.
Sie nehmen Gefühle vllt wahr, werden aber sofort unterdrückt.
Also da ist nichts mit ausdrücken oder regulieren....
Und trainieren sowieso nicht, wie soll man irgendwas trainieren wofür man blind ist...
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Tania
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Tania »

Zwerg hat geschrieben: 13 Sep 2022 06:35 Schon beim Lesen des ersten Satzes "10 % aller Menschen sind gefühlsblind" wollte ich eigentlich nicht mehr weiterlesen. Woher kommen solche Zahlen? Welches Interesse steckt dahinter?
Die Autorin bietet offensichtlich Therapien zu diesem Thema an. Ich denke, da kann man leicht erraten, welches Interesse dahinter steckt.


Zweifellos können manche Menschen ihre Gefühle besser wahrnehmen/ausdrücken/regulieren als andere -oder sie auch bei anderen besser erkennen. Diese Fähigkeit ist trainierbar, sieht man von Ausnahmen wie z.B. Formen des Autismus ab.
Auch das steht offen in dem Artikel.

Aber ich wusste zum Beispiel nicht, dass es so etwas wie Gefühlsblindheit überhaupt gibt. Obwohl ich lange Zeit meine eigenen Gefühle erfolgreich unterdrückt habe, konnte ich z.B. immer erkennen, was in den meisten anderen Leuten vorgeht. Von den Ausnahmen, also den Leuten, deren Gefühlslage ich nicht ergründen konnte, waren fast alle Langzeitsingle oder ABs. Mir fehlt die Kompetenz zu entscheiden, ob sie ihre Gefühle nicht zeigen konnten, weil sie eben keine nahestehenden Personen haben/hatten, bei denen sie sich emotional öffnen konnten, und deswegen quasi aus der Übung waren, oder ob es umgekehrt war und sie deshalb keine nahestehenden Personen haben/hatten, weil sie eben nicht fähig sind, Emotionen zu zeigen und zu erkennen.
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von legato »

Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 09:06 Mir fehlt die Kompetenz zu entscheiden, ob sie ihre Gefühle nicht zeigen konnten, weil sie eben keine nahestehenden Personen haben/hatten, bei denen sie sich emotional öffnen konnten, und deswegen quasi aus der Übung waren, oder ob es umgekehrt war und sie deshalb keine nahestehenden Personen haben/hatten, weil sie eben nicht fähig sind, Emotionen zu zeigen und zu erkennen.
Ein Teufelskreis, zumal wahrnehmbare Gefühle einem Menschen auch Authentizität verleihen. Und man zunächst einmal die non-verbale Seite einer Person wahrnimmt, welche den Ton für die weitere Begegnung setzt. Was mache ich, wenn ich non-verbal komisch rüberkomme, aber im Gespräch einen zugänglichen Eindruck hinterlasse? Vermutlich schnell etwas sagen, bevor ein unzutreffender Eindruck entsteht…

Ein für mich wichtiger Kernsatz aus dem Text:

Seine eigenen Gefühle einem anderen gegenüber zu zeigen, ist außerdem eine Einladung an diese Person, das Gleiche zu tun. Die meisten Menschen mögen das.
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Hoppala »

Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 09:06 Aber ich wusste zum Beispiel nicht, dass es so etwas wie Gefühlsblindheit überhaupt gibt.
Die Gaußsche Verteilungskurve wird für nahezu alle natürlichen Phänomene als Modell hergenommen.
Bin selbst erst vor einiger Zeit drauf gekommen, dass wir lustigerweise ausgerechnet bei emotionalen/sensorischen/kognitiven Fähigkeiten und Potentialen - also allem, was irgendwie für uns nicht direkt wahrnehmbar [uin[/u Menschen abläuft, selten bzw. nicht davon ausgehen. Eventuell, weil bestimmte Aureißer gern als "krank" oder "gestört" klassifiziert werden, ohne zu schauen, ob es vielleicht innerhalb ihrer eigenen Funktionalität gut integriert ist und einfach nur ihrem "anderen Wesen" entspricht.

Aber natürlich gilt es auch da.

Uns bzw.. anderen fällt es dann als "merkwürdig" oder gar "störend" auf. Was da stört, ist aber eventuell unsere eigene mangelnde Akzeptanz / Anpassung an "das Andere im anderen Menschen"?
Was natürlich auch wieder ungleich verteilt ist.
Und obendrein ist alles von kulturellen Normen und Gewohnheiten mitgeprägt.

Lettlich gilt es, zwischen nachweisbaren oder mindestens einigungsfähigen Tatsachen und Fakten und allem anderen zu unterscheiden. "Alles andere" ist der Bereich, den man im Sinne einer friedlichen Welt tolerieren sollte.
Nun ist aber die Fähigkeit, diese Trennung herzustellen, wohl aiuch wieder ungleich verteilt ...

Ohne Kommunikation und gegenseitigen Good WIll geht gar nix.
Was wohl das Korrektiv in einer auf Gewinnen und MehrMehrvonallem angelegten Welt darstellt.
Weshalb die Digitalisierung der Interaktion problematisch ist. Denn da geht im Einzelfall notwendigerweise viel Kommuniaktion verloren bzw. findet gar nicht erst statt, gemessen an der persönlichen Begegnung.
Ob die dadurch zunehmende Menge an Interaktionen (aber: stimmt das überhaupt? Unsere Zeit dafür ist begrenzt) den Quatitätsverliust ausgleicht?
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Tania »

Hoppala hat geschrieben: 13 Sep 2022 11:47 Uns bzw.. anderen fällt es dann als "merkwürdig" oder gar "störend" auf. Was da stört, ist aber eventuell unsere eigene mangelnde Akzeptanz / Anpassung an "das Andere im anderen Menschen"?
Das Argument "Nicht die Gehbehinderung ist das Problem, sondern die verdammte Treppe" hat zwar durchaus Berechtigung - aber eben nur im gesamtgesellschaftlichen Rahmen. Und da fallen emotionale Defizite kaum auf, weil es dort kaum einmal erforderlich oder auch nur erwünscht ist, emotional zu reagieren. Emotionale Kommunikation ist immer auf zwischenmenschlicher Ebene. Und wo eine Gesellschaft insgesamt durchaus verpflichtet ist, Menschen mit Besonderheiten zu integrieren und ihnen dieselben Möglichkeiten wie allen anderen zu eröffnen, gilt das auf individueller Ebene nicht. Plakativ ausgedrückt: kein 20jähriger ist verpflichtet, mit einer 60jährigen ins Bett zu gehen, nur weil Altersdiskriminierung verboten ist. Aber jeder Chef ist verpflichtet, die Bewerbung eines 60jährigen genauso in Betracht zu ziehen, wie die eines 20jährigen, weil eben niemand wegen seines Alters diskriminiert werden darf.

Du kannst natürlich argumentieren: auch ein Gefühlsblinder hat das Recht, sich eine liebevolle Partnerschaft zu wünschen. Stimmt. Aber genauso hat auch jeder andere Mensch dieses Recht - und damit auch das Recht, sich einen Partner zu wählen, der Liebe empfinden und ausdrücken kann. Darüber hinaus ist es so gut wie unmöglich, zwischen "Er liebt mich nicht" und "Er liebt mich, aber hat keinen Zugang zu seinen Gefühlen" zu unterscheiden. Nicht einmal für den Betroffenen selbst.

Insofern sehe ich da eher den Betroffenen in der Position, etwas zu verändern - und weniger einen potentiellen Partner in der Pflicht, diese Eigenheit zu akzeptieren bzw. sich anzupassen. Natürlich funktioniert es am besten, wenn beide aufeinander zugehen und sich quasi auf halbem Wege treffen - aber dazu müssten eben beide wissen, dass es da überhaupt ein Problem gibt, und dass es nicht schlicht ein Fall von "Da sind halt keine / nicht genug Gefühle" ist.
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Hoppala »

Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 12:55
Hoppala hat geschrieben: 13 Sep 2022 11:47 Uns bzw.. anderen fällt es dann als "merkwürdig" oder gar "störend" auf. Was da stört, ist aber eventuell unsere eigene mangelnde Akzeptanz / Anpassung an "das Andere im anderen Menschen"?
Das Argument "Nicht die Gehbehinderung ist das Problem, sondern die verdammte Treppe" hat zwar durchaus Berechtigung - aber eben nur im gesamtgesellschaftlichen Rahmen. Und da fallen emotionale Defizite kaum auf, weil es dort kaum einmal erforderlich oder auch nur erwünscht ist, emotional zu reagieren. Emotionale Kommunikation ist immer auf zwischenmenschlicher Ebene. Und wo eine Gesellschaft insgesamt durchaus verpflichtet ist, Menschen mit Besonderheiten zu integrieren und ihnen dieselben Möglichkeiten wie allen anderen zu eröffnen, gilt das auf individueller Ebene nicht. Plakativ ausgedrückt: kein 20jähriger ist verpflichtet, mit einer 60jährigen ins Bett zu gehen, nur weil Altersdiskriminierung verboten ist. Aber jeder Chef ist verpflichtet, die Bewerbung eines 60jährigen genauso in Betracht zu ziehen, wie die eines 20jährigen, weil eben niemand wegen seines Alters diskriminiert werden darf.

Du kannst natürlich argumentieren: auch ein Gefühlsblinder hat das Recht, sich eine liebevolle Partnerschaft zu wünschen. Stimmt. Aber genauso hat auch jeder andere Mensch dieses Recht - und damit auch das Recht, sich einen Partner zu wählen, der Liebe empfinden und ausdrücken kann. Darüber hinaus ist es so gut wie unmöglich, zwischen "Er liebt mich nicht" und "Er liebt mich, aber hat keinen Zugang zu seinen Gefühlen" zu unterscheiden. Nicht einmal für den Betroffenen selbst.

Insofern sehe ich da eher den Betroffenen in der Position, etwas zu verändern - und weniger einen potentiellen Partner in der Pflicht, diese Eigenheit zu akzeptieren bzw. sich anzupassen. Natürlich funktioniert es am besten, wenn beide aufeinander zugehen und sich quasi auf halbem Wege treffen - aber dazu müssten eben beide wissen, dass es da überhaupt ein Problem gibt, und dass es nicht schlicht ein Fall von "Da sind halt keine / nicht genug Gefühle" ist.
Du wirfst da meines Erachtens viele Moral-, Ethik-, Kultur- und Rechtsnormen mitsamt Gefühlkonstrukten ziemlich durcheinander. Äpfel mit Birnen am laufenden Band. Da ich gerad einen elendlangen Beitrag gepostet habe, verspüre ich keine Lust, das Knäuel konstruktiv aufzudröseln, sorry.
Stutzig wurde ich schon bei deinem EIngangsargument: "gehbehindert" und Treppe. Das ist offensichtlich völlig neben meinem Beitrag bzw.. Gedanken argumentiert.
Bereits "behindert" geht von deiner Wertung aus, was normal ist. (Wobei ich froh und glücklich bin, gut zu Fuß zu sein und Treppen im Regelfall jeder technisierten Höhenunterschiedsbewältigung vorziehe).
Klar, nur ein Wort - und es geht mir hier nicht um irgendwelche political correctness. Sonderm um die aufgeworfene Frage: wann beginnt die Anmaßung, etwas, was im natürlichen Spektrum eben nunmal unausweichlich vorkommt, in "normal" oder "unnormal" zu kategorisieren und mit Wertungen zu versehen? Die dann wiederum geeignet sind, andere in ihrer Lebensführung zu beeinträchtigen?
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Tania »

Hoppala hat geschrieben: 13 Sep 2022 13:46 Stutzig wurde ich schon bei deinem EIngangsargument: "gehbehindert" und Treppe. Das ist offensichtlich völlig neben meinem Beitrag bzw.. Gedanken argumentiert.
Angelehnt an eine derzeit rauf und runter laufende Werbung. Sorry für die Annahme, dass sie Dir bekannt sein könnte.
Bereits "behindert" geht von deiner Wertung aus, was normal ist.
Falsch. Eine Gehbehinderung wird amtlich bei Personen festgestellt, die in ihrer Bewegungsfähigkeit erheblich eingeschränkt sind und keine alltäglichen Wegstrecken mehr zu Fuß zurücklegen können. Es ist eine ähnlich wertungsfreie Beschreibung eines Zustandes wie "blind".

Übrigens gehöre ich zur Gruppe der davon betroffenen Menschen. Aber natürlich darfst Du als ausgewiesener Nichtbetroffener mir gern erzählen, welche Worte ich zu verwenden habe, um meinen Zustand zu beschreiben.
... wann beginnt die Anmaßung, etwas, was im natürlichen Spektrum eben nunmal unausweichlich vorkommt, in "normal" oder "unnormal" zu kategorisieren
Deswegen habe ich diese Worte auch nicht verwendet, sondern z.B. bewusst von "Besonderheiten" geschrieben.

Ist okay, wenn Du Dich emotional so sehr über ein Wort aufregst, dass Du den Rest des Textes kaum noch wahrnimmst. Eine Diskussion darüber würde jedoch m.E. weit vom Thema weg führen. Aber da wir uns hier in einem Forum befinden, in dem das Wort "Normalo/Normala" allgemein akzeptiert wird, ist es interessant, dass Du jetzt so heftig reagierst.
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Zwerg »

Hoppala hat geschrieben: 13 Sep 2022 11:47 ...
Ich stimme Dir zu, solche Einschätzungen zu hinterfragen und nicht unnötigerweise zu pathologisieren. Allerdings trägt dein Beitrag die volle Ladung Relativismus in sich. Der alte Konfuzius soll ja allgemeine gesellschaftliche Regeln auch mit Gegenbeispielen und nicht allgemein formulierten Ausnahmen hinterfragt haben. Geh Tania da nicht auf den Leim :lol:
LonelyDude

Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von LonelyDude »

Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 09:06 Aber ich wusste zum Beispiel nicht, dass es so etwas wie Gefühlsblindheit überhaupt gibt. Obwohl ich lange Zeit meine eigenen Gefühle erfolgreich unterdrückt habe, konnte ich z.B. immer erkennen, was in den meisten anderen Leuten vorgeht. Von den Ausnahmen, also den Leuten, deren Gefühlslage ich nicht ergründen konnte, waren fast alle Langzeitsingle oder ABs. Mir fehlt die Kompetenz zu entscheiden, ob sie ihre Gefühle nicht zeigen konnten, weil sie eben keine nahestehenden Personen haben/hatten, bei denen sie sich emotional öffnen konnten, und deswegen quasi aus der Übung waren, oder ob es umgekehrt war und sie deshalb keine nahestehenden Personen haben/hatten, weil sie eben nicht fähig sind, Emotionen zu zeigen und zu erkennen.
Als Betroffener der Alexithymie kann ich dir folgendes sagen:
Ich in meinem Fall bin sehr wohl in der Lage Gefühle von anderen Menschen zu erkennen und habe auch viel Empathie. Bei Alexithymie geht es aber alleine um einen selbst. Man kann eigene Emotionen nicht erkennen bzw. nicht benennen. Eine ganz einfache Frage wie "Wie fühlst du dich?" ist für mich sehr schwer zu beantworten, weil ich eben nicht genau benennen kann wie ich mich fühle, wenn die Emotionen nicht sehr stark in eine Richtung gehen.
Das gilt auch für banale Dinge wie Hungergefühl. Ich habe im Prinzip nie Hunger, sondern esse, weil ich gerade Lust habe und nicht weil ich ein Hungergefühl habe. Wenn es sehr extrem ist, dann spüre ich natürlich ein Hungergefühl, aber so das typische "Ich habe Hunger" kenne ich einfach normalerweise nicht.
Auch die Frage nach "Bin ich gerade happy?" kann ich nicht beantworten. Es sind sehr unspezifische Gefühle. Auch bei negativen Gefühlen kann ich nicht sagen, ob ich jetzt wütend, enttäuscht oder ähnliches bin. Es äußert sich als "unangenehmes Gefühl", aber benennen kann ich es nicht.
Das macht für mich dementsprechend viele Dinge schwerer, weil ich oft nicht weiß wo das Problem liegt und woran ich arbeiten kann.
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Hoppala »

Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 14:18
Hoppala hat geschrieben: 13 Sep 2022 13:46 Stutzig wurde ich schon bei deinem EIngangsargument: "gehbehindert" und Treppe. Das ist offensichtlich völlig neben meinem Beitrag bzw.. Gedanken argumentiert.
Angelehnt an eine derzeit rauf und runter laufende Werbung. Sorry für die Annahme, dass sie Dir bekannt sein könnte.
Okay, kann passieren. "Laufende Werbung" lässt auf TV & Co schließen? Da bin ich völlig raus. Mein "Programm" stelle ich mir aus den ör-Mediatheken sowie dem Filmbestand der Stadtbiblitohek zusammen. Radio: auch nur werbefrei.
Nein, ich weiß nicht, worauf du da anspielst.
Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 14:18
Bereits "behindert" geht von deiner Wertung aus, was normal ist.
Falsch. Eine Gehbehinderung wird amtlich bei Personen festgestellt, die in ihrer Bewegungsfähigkeit erheblich eingeschränkt sind und keine alltäglichen Wegstrecken mehr zu Fuß zurücklegen können. Es ist eine ähnlich wertungsfreie Beschreibung eines Zustandes wie "blind".
Eher wie "sehbehindert". Und da hätte ich denselben Vorbehalt (und das schon lange bevor sowas Mode wuirde. Ich mag es nicht, einen Menschen "behindert" zu nennen, egal worauf bezogen.
Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 14:18 Übrigens gehöre ich zur Gruppe der davon betroffenen Menschen. Aber natürlich darfst Du als ausgewiesener Nichtbetroffener mir gern erzählen, welche Worte ich zu verwenden habe, um meinen Zustand zu beschreiben.
Du darfst dich selbst beschreiben, wie immer es dir passt. Wenn du es möchtest, nenn ich dich auch gern "behindert". Von mir aus verzichte ich aber auch gern drauf.
Denn es ist was anderes, ob man sich selbst oder andere benennt.
Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 14:18
Hoppala hat geschrieben: 13 Sep 2022 13:46... wann beginnt die Anmaßung, etwas, was im natürlichen Spektrum eben nunmal unausweichlich vorkommt, in "normal" oder "unnormal" zu kategorisieren
Deswegen habe ich diese Worte auch nicht verwendet, sondern z.B. bewusst von "Besonderheiten" geschrieben.
Okay. Ich finde ja immer alle, die nah am mittleren Normbereich liegen, besonders. Wer schafft das schon, in irgendwas so durchschnittlich zu sein?
Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 14:18 Ist okay, wenn Du Dich emotional so sehr über ein Wort aufregst, dass Du den Rest des Textes kaum noch wahrnimmst. Eine Diskussion darüber würde jedoch m.E. weit vom Thema weg führen. Aber da wir uns hier in einem Forum befinden, in dem das Wort "Normalo/Normala" allgemein akzeptiert wird, ist es interessant, dass Du jetzt so heftig reagierst.
Die "heftige Reaktion" und "aufregung" ist möglicherweise eher deiner Wahrnehmung geschuldet als meinen Emoitonen beim Schreiben.
"Den Rest des Textes" habe ich, knapp gesagt "das ist mir jetzt zuviel Durcheinander um es Aufzudröseln" kommentiert, also durchaus wahrgenommen. Eventuell hast du meine entsprechende Einlassung (oje, ich hab gerad Parlamentsnachrichten gelesen ...) nicht wahrgenommen?
Zuletzt geändert von Hoppala am 13 Sep 2022 21:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Hoppala »

Zwerg hat geschrieben: 13 Sep 2022 15:11 Allerdings trägt dein Beitrag die volle Ladung Relativismus in sich.
Da wage ich zu widersprechen. Eine gehörige, vertretbare Portion, ja.
Da bleibt noch genug Raum für die in Gesallschaft fast stets erforderliche und vertretbare Kategorisierung und Normierung.

Aber schon richtig: auch die sind, wie soeben formuliert, nie Selbstzweck und stets relativ = - was zu oft vergessen wird - in Bezug auf die / im Verhältnis zu den Erfordernissen und Vertretbarkeiten (= Werten) der Gesellschaft zu sehen.

Alles ist relativ. Sonst ist nix.
Panta rhei.
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Tania »

Hoppala hat geschrieben: 13 Sep 2022 21:23 Ich mag es nicht, einen Menschen "behindert" zu nennen, egal worauf bezogen.
Ich auch nicht. Und wenn Du Dir die Mühe machen würdest, mal genauer hinzuschauen, bevor Du Dich auf Dein hohes Roß moralischer Überlegenheit schwingst, könnte Dir auffallen, dass ich lediglich einen Zustand benannt habe. Ohne einen Bezug zu einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen.

Du kannst gern weiter darauf bestehen, besser als ich zu wissen, was ich geschrieben habe. Du kannst Dich auch gern weiter betroffener fühlen als Betroffene und Dich zu deren Sprachrohr aufschwingen. Aber denk ab und zu mal daran: sich als "Weißer Retter" zu stilisieren, ist lediglich eine Aufwertung der eigenen Person und eine Abwertung der "Geretteten".

Für mich ist die Diskussion beendet.
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Hoppala »

Tania hat geschrieben: 13 Sep 2022 22:06
Hoppala hat geschrieben: 13 Sep 2022 21:23 Ich mag es nicht, einen Menschen "behindert" zu nennen, egal worauf bezogen.
Ich auch nicht. Und wenn Du Dir die Mühe machen würdest, mal genauer hinzuschauen, bevor Du Dich auf Dein hohes Roß moralischer Überlegenheit schwingst, könnte Dir auffallen, dass ich lediglich einen Zustand benannt habe. Ohne einen Bezug zu einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen.

Du kannst gern weiter darauf bestehen, besser als ich zu wissen, was ich geschrieben habe. Du kannst Dich auch gern weiter betroffener fühlen als Betroffene und Dich zu deren Sprachrohr aufschwingen. Aber denk ab und zu mal daran: sich als "Weißer Retter" zu stilisieren, ist lediglich eine Aufwertung der eigenen Person und eine Abwertung der "Geretteten".

Für mich ist die Diskussion beendet.
Ich sehe da jemand auf einem sehr hohen Ross moralischer Überlegenheit den Morgenstern schwingen.
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Strange Lady »

Für mich ist immer entscheidend, wie sich Betroffene selbst nennen. Siehe Glossar der Leidmedien. Der Begriff "behindert" wird von Betroffenen wie Raul Krauthausen und Rebecca Maskos sogar dezidiert gefordert.
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Vogel »

Strange Lady hat geschrieben: 21 Sep 2022 05:41 Für mich ist immer entscheidend, wie sich Betroffene selbst nennen. Siehe Glossar der Leidmedien. Der Begriff "behindert" wird von Betroffenen wie Raul Krauthausen und Rebecca Maskos sogar dezidiert gefordert.
Absolut Richtig!
Was Behinderung ist, ist lange nicht so deutlich, wie viele meinen zu glauben.

Das ist auch eben individuell unterschiedlich, wie ich in meiner Abschlussarbeit feststellen durfte. Ich interviewte Menschen, die aufgrund körperlicher Beeinträchtigung einen gesetzlichen Behindertenstatus bekämen, aber sich trotzdem explizit nicht als behindert sehen und daher den Behindertenstatus ablehnen. Und andere wiederum haben schnell erkennen müssen, dass sie es sind ( besser werden) auch wenn sie sich es selbst nicht eingestehen wollten, und jetzt froh sind, diesen zu besitzen. Andere sehen sich als behindert an - sehen das aber nicht negativ, sondern erkennen daraus auch für sich ihren eigenen Wert für die Gesellschaft.
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von halbkaputt »

Vogel hat geschrieben: 21 Sep 2022 10:50
Strange Lady hat geschrieben: 21 Sep 2022 05:41 Für mich ist immer entscheidend, wie sich Betroffene selbst nennen. Siehe Glossar der Leidmedien. Der Begriff "behindert" wird von Betroffenen wie Raul Krauthausen und Rebecca Maskos sogar dezidiert gefordert.
Absolut Richtig!
Was Behinderung ist, ist lange nicht so deutlich, wie viele meinen zu glauben.

Das ist auch eben individuell unterschiedlich, wie ich in meiner Abschlussarbeit feststellen durfte. Ich interviewte Menschen, die aufgrund körperlicher Beeinträchtigung einen gesetzlichen Behindertenstatus bekämen, aber sich trotzdem explizit nicht als behindert sehen und daher den Behindertenstatus ablehnen. Und andere wiederum haben schnell erkennen müssen, dass sie es sind ( besser werden) auch wenn sie sich es selbst nicht eingestehen wollten, und jetzt froh sind, diesen zu besitzen. Andere sehen sich als behindert an - sehen das aber nicht negativ, sondern erkennen daraus auch für sich ihren eigenen Wert für die Gesellschaft.
"eingeschränkt" hört sich für einen, den ich kenne eher verharmlosend an - so wie ein gebrochener Arm. "Nö. das ist nicht in 6 Wochen vorbei. ich bin behindert!"
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Re: Gefühlsblindheit

Beitrag von Vogel »

halbkaputt hat geschrieben: 21 Sep 2022 10:59
"eingeschränkt" hört sich für einen, den ich kenne eher verharmlosend an - so wie ein gebrochener Arm. "Nö. das ist nicht in 6 Wochen vorbei. ich bin behindert!"
Behinderung kann man nicht pauschalisieren- das wird immer individuell sein.

Beispiel: Bei mir liegt eine körperliche Einschränkung vor, die nicht behebbar ist. Sie ist unsichtbar, behindert mich im Alltag nur sehr selten und kann ich dann teilweise kompensieren. Trotzdem darf ich diverse Berufe und Tätigkeiten deshalb nicht durchführen. Behindertenstatus bekomme ich aber nicht- brauche ich auch nicht.

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