Finnlandfreundin hat geschrieben: ↑01 Okt 2022 08:31
Ich dachte auch lange Zeit, ich hätte null Chancen. Heute weiß ich zum Einen, dass ich nicht bei den Männern Chancen habe, die ich sexy finde. Also habe ich nur die Chance die Anziehung auf anderem Wege zu finden, wie bspw wenn jemand hilfsbereit ist, zuvorkommend, ... und mir das dann an der Person gefällt. Ich kann es nicht ändern, dass ich nicht das mitbringe, was den Männern gefällt, die ich sexy finde. Dieser Geschmack ist auch nicht mit gealtert, ich aber schon.
Und dann habe ich gemerkt, wenn bspw ein Mann immer dann beim Klettern ist, wenn ich da bin, […] dass da Interesse sein könnte. Er ist nicht hässlich, aber bringt rein optisch mein Blut nicht in Wallung, aber durch seine Art schon etwas. […]
Wenn es für Dich ein gangbarer Weg ist, derart große Kompromisse beim Aussehen und der Sexyness Deiner potentiellen Partner zu machen, dann drücke ich die Daumen, dass Du auf diese Weise jemanden findest.
Für mich wäre das nichts: Zwar ist mein Partnergeschmack glücklicherweise ein wenig mit mir gealtert, aber nicht sehr. Seit ein paar Jahren (ich bin vor kurzem 50 geworden) merke ich, dass der Altersabstand zu den Menschen, die ich sexuell anziehend finde, langsam immer größer wird. Menschen, die ein gewisses Alter überschreiten – ca. Mitte 40 –, finde ich einfach nicht oder nur in seltenen Ausnahmefällen attraktiv.
Nun, im fortgeschrittenen Alter, ist bei mir die Lust auf Sex wesentlich schwächer als noch mit Ende dreißig. Da ich vor allem das Körperliche an Beziehungen immer sehr vermisst habe, also in den Arm nehmen, Küssen, Streicheln und natürlich auch Sex, ist aktuell der Drang, jemanden zu finden, deutlich geringer als früher. Zusammen mit den immer geringer werdenden Chancen, jemanden in meinem Alter zu finden, den ich sexuell attraktiv finde, wird das Verhältnis von Aufwand (jemanden finden, ansprechen, kennenlernen …) zu Ertrag (mit jemandem eine emotional
und körperlich-sexuell befriedigende Beziehung führen) also immer ungünstiger. Die Ansprüche von Frauen an den Aufwand, den ein Mann bei der Beziehungsanbahnung zu leisten hat, werden nämlich meines Wissens mit den Lebensjahren nicht kleiner. Und da ich mich nicht dadurch zum Affen machen möchte, dass ich statt Frauen meines Alters deutlich jüngere Frauen angrabe, bei denen von vornherein klar ist, dass die von so einem alten Knacker wie mir nichts wollen, ergebe ich mich nun nach und nach in mein partnerloses Schicksal.
Es gab eine sexuell intensive Phase in meinem Leben, und es gab auch zwei kurze Beziehungen; ich bin also nicht unerfahren, immerhin. Aber beide Beziehungen waren aus meiner Sicht eher Kompromisse, zu denen ich mich von der anderen Seite habe überreden lassen. Die beiden Menschen haben mich nicht vom Hocker gehauen, als und nachdem ich sie kennengelernt hatte, weder charakterlich noch sexuell. Die sexuellen Erfahrungen außerhalb meiner Beziehungen waren meistens One Night Stands; mit diesen habe ich hauptsächlich meinen immensen sexuellen Druck mindern wollen, wirklich genussvoll waren sie eher selten. Befriedigenden Sex und erfüllende emotionale Nähe mit Menschen, zu denen ich mich wirklich hingezogen gefühlt habe, gab es nur ganz wenige Male in meinem Leben. Das macht mich dankbar und traurig zugleich: Dankbar dafür, dass ich derart Schönes erleben durfte, und traurig darüber, dass es nur so selten passiert ist und nun aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht mehr passieren wird.
Dies also als Resümee zum Thema Chancen: Ja, wenn ich mir ordentlich Mühe gäbe und genügend Kompromissbereitschaft in Bezug auf die äußere Attraktivität meines Gegenübers mitbrächte, könnte ich wahrscheinlich jemanden für eine Beziehung finden. Da ich diese Kompromissbereitschaft nicht aufbringe und der Wunsch, überhaupt jemanden zu finden, stark abgenommen hat, werde ich wohl nicht länger auf die Suche gehen. Was bleibt, ist das Bedauern darüber, dass ich in der Zeit, in der ich jemanden für dauerhafte Nähe gebraucht und gewollt habe, nur flüchtige oder emotional unzureichende Begegnungen hatte.