Und was, wenn es beides wäre? Wäre es schlimm, wenn du dich ausprobierst und dadurch dann auch die eine oder andere Erkenntnis in Richtung "Das ist nicht das, was ich will." sammelst?Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: ↑18 Jan 2023 09:07Und wisst ihr, ich bin auch schonmal auf Freunde getroffen, die mich dann gefragt haben, ob ich denn überhaupt auf Frauen stehe. Zu Anfang war das noch völlig klar für mich und alles andere kam gar nicht in Frage. Aber mit der Zeit...
[...]
Und da frag ich mich; bin ich wirklich bisexuell, oder ist das nur so eine "Erkundungs-" und "Probierphase", weil mir halt jegliche Erfahrung fehlt?
Meine sexuelle Orientierung und Sexualität an sich waren mir irgendwie immer schon ein Rätsel.Hattet ihr sowas auch schonmal? Geht es jemandem genauso? Und wie seid ihr damit umgegangen, oder wie würdet ihr es tun?
Da sich das hauptsächlich in einem Mangel an Interesse äußerte und ich andere Probleme hatte, habe ich mich damit auch lange nur sehr am Rande beschäftigt.
Bis ich mich irgendwann mal eingelesen habe, um die vielen verschiedenen Bezeichnungen zu verstehen.
Dabei bin ich auf "demisexuell" gestoßen. Das war das erste Wort, womit ich mich teilweise identifizieren konnte.
Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass ich das Thema damit abgehakt hätte...
War auch nicht so. Ich hatte dabei noch vorausgesetzt, dass ich hetero bin und die "Richtung" noch nicht hinterfragt. Bis ich mich dann mit meinen Gefühlen für eine agender Person auseinandersetzen musste, die das widerlegt haben.
Da hab ich noch mal neu gesucht, bewertet und sortiert, ohne zu einer abschließenden Antwort gekommen zu sein.
Das war alles rein innerlich. Ich habe weder in die eine noch in die andere Richtung sexuelle Erfahrungen gemacht, bisher habe ich noch nicht mal jemanden geküsst.
Was mit ein Grund ist, dass ich das Rätsel noch nicht als gelöst ansehe.
Ich bin da bei katebe;
Ich fühle mich gerade mit "queer" recht wohl. Weil es zum einen klarmacht, dass ich nicht ins heteronormative Bild passe, zum anderen aber mir sehr viel Freiheit lässt, weitere Erkenntnisse zu sammeln. Wenn ich etwas "bin", dann kann es sehr schwierig sein, Wünsche und Erfahrungen, die nicht dazu passen, wahrzunehmen und einzuordnen.
Sagt dir "compulsory heterosexuality" etwas?Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: ↑18 Jan 2023 09:58Mein größter Wunsch ist es schon auch, später mal eine eigene Familie zu haben. Und mein Wunschbild davon ist, mit einer lieben Frau verheiratet zu sein und tolle Kinder zu haben. Das spricht ja jetzt auch nicht gerade dafür, tief im Innern doch homosexuell zu sein. Also von daher kann ich mich schon sehr mit der Gruppe der heterosexuellen Menschen identifizieren, aktuell deutlich mehr als mit den anderen.
Es kann durchaus passieren, dass der Wunsch "Ich will Vater werden und eine eigene Familie gründen" von vorherrschenden Idealvorstellungen vereinnahmt wird und dann eben undeutlichen, oder sozial weniger anerkannten Aspekten heteronormativen Vorstellungen übergestülpt werden.
Das hört sich widersprüchlich an.Ich [...] ich hab langsam das Gefühl, meine Familie wird hier etwas verteufelt. Ja, ich hatte eine schlimme Kindheit und dabei auch eine schwierige Familie, keine Frage, aber trotzdem steh ich noch meinem Vater und meinen Brüdern sehr nahe, trotz des Terrors, den ich vielleicht auch wegen denen erlebt habe.
Es ist schön, dass du zu deiner Familie mittlerweile ein gutes Verhältnis hast. Trotzdem hatten sie in Bezug auf dieses Thema einen negativen Einfluss auf dich.
Das ist zwar emotional schwer unter einen Hut zu kriegen (meiner Erfahrung nach), aber Eltern können ihre Kinder lieben, ihr Bestes geben und dabei Fehler machen, ihnen schaden oder emptionale Verletzungen zufügen, die sie als Narben mit in ihr eigenes Leben tragen.
Dein Verlust tut mir sehr Leid. Ich weiß, wie hart die Trauer um ein so enges Familienmitglied sein kann.
Ich hoffe, ihr konntet euch da gegenseitig Halt geben und gemeinsam trauern. Und dass du in deiner Gemeinde Mitgefühl und Unterstützung erfahren hast.
Inwieweit dein Glaube und das Zugehörigkeitsgefühl in deiner Gemeinde dich in deiner Selbstfindung beeinflussen, wäre es sicherlich auch wert, noch mal zu erforschen.
Ich bin überzeugt, dass das tiefer geht und komplexer ist, als dir bewusst ist bzw. sein kann.
Als würde sich deine sexuelle Orientierung danach richten, wer dich attraktiv findet anstatt zu bezeichnen, wen du attraktiv findest...TheAbyss hat geschrieben: ↑20 Jan 2023 08:35Ich weiß nicht ob das genau hier rein passt, aber bezüglich der sexuellen Orientierung hat mich mal eine Arbeitskollegin darauf hingewiesen, dass ich wegen meinem Erscheinungsbild eher Männer anziehe als Frauen. Ich könnte doch umswitchen auf Männen, weil ich für Frauen absolut uninteressant bin.
Das hört sich sehr danach an, als hätte deine Kollegin tief in die Klischeekiste gegriffen und gleichzeitig von ihrem fehlenden Interesse auf alle anderen Frauen verallgemeinert. Was absurd und ziemlich arrogant ist.
Ich hoffe, du kannst es für dich einsortieren unter "Sie hat keine Ahnung, wovon sie redet."
Was hättest du denn dann davon, etwas mit einem Mann anzufangen?
Weder sind alle Menschen mit gleichgeschlechtlichem Partner Männer, noch ist Analverkehr in dem Fall die einzige Möglichkeit, Sex zu haben.
Queere Sexualität mit Analverkehr gleichzusetzen und damit auch gleich noch zu tabuisieren, ist eindimensional und problematisch.