Ben_DD hat geschrieben: ↑29 Jan 2023 16:51
Als jemand, der Mitte der Achziger geboren wurde, gehöre ich zu der Generation, die als erste
miterleben musste, wie alle Menschen der vorhergehenden Generation krachend in ihren Ehen gescheitert sind.
Ich bin Anfang der 80er geboren und keiner in meiner Familie hat sich scheiden lassen.
Ich finde, das hängt am Einzelnen. Will man ein Haar in der Suppe finden, findet man eins. Lässt man sich gegenseitig genug Freiraum und akzeptiert, dass keiner perfekt ist und das auch nicht sein muss, sind Beziehungen beständiger.
Es gibt dieses Bild in mir, das ich nicht loswerde, wenn ich daran denken muss, eines Tages eine Beziehung oder Ehe aus "Liebe" zu führen:
Ich und sie am Abendtisch. Die Luft ist erfüllt vom Klackern des Bestecks, mit dem wir unsere Mahlzeiten zerteilen, um sie dann mechanisch in unsere Münder zu schieben. Die ganze Zeit geht das so, nur stumm dasitzend, ständig im Inneren darum ringend, was ich wohl sagen könnte, um diese bleierne Stille zu durchbrechen, denn in Wahrheit haben wir uns schon lange nichts mehr zu sagen. Am schlimmsten ist es, wenn sie hin und wieder den Blick hebt und auf mich richtet, ein urteilender, aufspießender Blick als Strafe für all meine Unzulänglichkeiten.
Und das soll Liebe sein?
Man sollte sich nicht auf das Negative konzentrieren, sondern auf das Positive.
Stille kann man durchbrechen, indem man den Anderen von Anfang an, an seinem Leben teilhaben lässt und sich auch für die Berichte des Anderen interessiert.
Sowohl meine Mutti als auch mein Vati hatten sich immer gegenseitig von ihrer Arbeit und den Kollegen berichtet.