Im Regen stehen gelassen

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Wayfaring_Stranger15
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Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Moin moin, ich bin's mal wieder, um aus der Senke der Abwesenheit zu krabbeln. Aber nur kurz, ich ziehe diesen Monat nämlich um...
und damit komm ich auch schon zu meinem Thema.

Ich habe einen Freund, den kenne ich seit der Grundschule. 3. Klasse oder so. Sind bis heute meist über WhatsApp, selten nur noch in Person in Kontakt. Vielleicht hab ich hier und da mal angedeutet, dass es ihn gibt. Ich nenne ihn meinen besten Freund, aber fühl mich jedes Mal belastet, wenn ich ihn so nenne. Wieso? Nun, das hat mit unserer Geschichte zu tun und der Person, von der ich das Gefühl habe, dass sie stets erfolgreich einen Keil zwischen unsere Freundschaft getrieben hat - seine Frau.

Ich weiß noch, in der Schulzeit waren wir unzertrennlich. Wir haben uns jeden Tag getroffen, miteinander gespielt, miteinander gesprochen. Ich hatte den Eindruck, wir waren auf Augenhöhe zueinander, ich hatte ein schlechtes Leben, er hatte ein schlechtes Leben. Bis er dann mit 19 (er ist 1 Jahr jünger als ich, also ich war da 20) seine heutige Frau kennen lernte. Er schwärmte richtig von der Beziehung, die große Liebe gefunden zu haben, und selbst das für ihn zuvor Undenkbare sei passiert - die Zweisamkeit im Bett. Und obwohl ich weiß, dass er es nicht so meinte, fühlte ich mich ein bisschen so, als wolle er es mir unter die Nase reiben.
Ich weiß noch, wir sind früher gerne auch im nahegelegenen Wald spazieren gegangen, er war bei den Pfadfindern. Da haben wir auch o. g. Gespräch geführt. Am Ende sagte ich ihm noch, "Vergiss mich bitte nicht". Das klingt jetzt wie ein Film, aber das ist wirklich so passiert - er hörte meine Bitte nicht, und verschwand aus meinem Leben. Kein Anruf mehr. Kein Treffen mehr. Über Monate hinweg, vielleicht nur ein Anruf, um mir sinnlose Fragen zu stellen, wenn sein PC mal wieder nicht das tut, was er soll, obwohl ich das selber nicht zu lösen weiß.
Ich war enttäuscht, massivst. Erst ein paar Jahre später kamen wir zur Aussprache, seitdem schreibt er mir praktisch wöchentlich bis 2-wöchentlich. Je nachdem, wie er Zeit hat. Aber ich muss ehrlich sagen, für mich fühlte sich das etwas heuchlerisch an. Ich wollte noch daran glauben, aber... Wie früher war das nicht mehr.

Er weiß übrigens um mein Problem mit der Einsamkeit, und wie stark mich das nicht nur mental, sondern auch körperlich inzwischen belastet. Er erzählt mir dauernd, dass ich halt mal Qualitäten bräuchte, die ich zu bieten hab, um eine Freundin zu kriegen, weil das ja attraktiv wirkt. Einen sicheren Job und eine eigene Wohnung. Letzteres habe ich jetzt, Ersteres hab ich dann nach dem Studium sicher, ich werde tatsächlich bereits von 3 verschiedenen Arbeitgebern gewünscht. Geändert hat sich trotzdem nix. Hab ich übrigens auch nicht erwartet, ich habe ihm beim letzten Mal gesagt, ich bin kraftlos und erschöpft von der Suche, ich hab kein Bock mehr. Dann meinte er, da sei es ok, mal eine Pause zu machen, und hat irgendwie wenig glaubwürdig prophezeit, wann ich dann mal am Zug bin mit meinem Glück. Das war für mich ein wenig so, als wolle er gar nicht, dass es mir auch mal gut geht im persönlichen Umfeld. Solange ich klein bleibe und am Boden, ist alles ok?

Naja, worauf ich eigentlich hinaus wollte; im letzten Jahr gab es dann die Hochzeit, wozu er mich moralisch verpflichtet hat, weil es für ihn ja sein verdammt wichtigster Tag sei und ich gefälligst da zu sein hab (trotz meiner persönlichen Probleme mit der Thematik, weswegen ich mich davon zunehmend distanziere), und seit etwa einer Woche ist er jetzt auch noch Vater. Na toll...
Wisst ihr, um den Jahreswechsel hat er mir noch vom Himmel gepredigt, sobald ich umziehe, wäre er da, um mir zu helfen. Dann, vor ein paar Wochen, hat er schon so einen halben Rückzieher gemacht, aber weiter dran festgehalten. Zum 01.05., zur Schlüsselübergabe, hatte er mir noch gesagt, er würde dann dazu kommen - nur um dann am 01.05. mir doch abzusagen. Klar, so ein Kind ist auch Stress, ich will das auch gar nicht bestreiten.
Aber könnt ihr in etwa denken, wie ich mich fühle? Ich hab das Gefühl, es geht schon wieder los. Ich brauche ihn mal, und dann macht er wieder einen Rückzieher. Ihm geht es gut, er lebt seinen Traum, und ich sitze hier, immer noch gutgläubig, dass er mein bester Freund ist und mir schon zur Seite springt, wenn ich ihn brauche, nur um dann wieder enttäuscht zu werden.

Zumal ich jetzt seit einer Woche in etwa einfach nur noch am durchdrehen bin. Vorher hatte ich schon den Eindruck, meine Winterdepressionen holen mich jetzt im Frühling ein und dazu auch noch seit Ende April eine neue Cluster-Kopfschmerz-Episode, aber dass er jetzt schon Familie hat, während ich noch immer bei Null stehe und es mir wie gestern vorkommt, als wir noch zur Schule gegangen sind und in der gleichen Scheiße gehangen haben... Es macht mich fertig.
Und ja, ich weiß, ich bin ein schrecklicher Freund. Ich bin ein Neider.
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Leon »

Viele Freundschaften verschieben sich Laufe der Zeit aufgrund unterschiedlicher Lebensumstände.

Auch wenn ihr irgendwann mal beste Freunde wart, hat sich das leider auseinander gelebt. Da würde ich an deiner Stelle nichts persönlich nehmen.

Ich würde da gar nicht so sehr klammern, sondern neue Kontakte suchen. Gerade wenn du umgezogen bist sollte sich ja was ergeben. Hier in Bayern ist z. B. immer noch der Eintritt in die freiwillige Feuerwehr ein Türöffner.

Warum wolltest denn nicht auf die Hochzeit? Eine Feier ist doch immer eine super Gelegenheit, neue Leute kennen zu lernen.
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Tania
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Tania »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 03 Mai 2023 09:33
Und ja, ich weiß, ich bin ein schrecklicher Freund. Ich bin ein Neider.
Bist Du nicht. Ich lese in Deinem Text nichts, was darauf hindeutet, dass Du ihm sein Glück nicht gönnst. Du wünscht Dir nur (neben eigenem Glück), dass in seinem Leben trotzdem noch Platz für Dich wäre. Du akzeptierst, dass Frau und Kind nun für ihn das Wichtigste sind, dass beide den Platz in seiner Prioritätsliste haben, den Du in eurer Kindheit und Jugend hattest. Aber Du wünscht Dir, dass Du ihm trotzdem noch wichtig bist. Dass er auch mal für Dich da ist, auf Deine Bedürfnisse Rücksicht nimmt, Dich unterstützt. Und das ist auch ein völlig nachvollziehbares Bedürfnis. Trotzdem scheint es, dass er das momentan nicht kann oder will. Warum auch immer.

Wie läuft denn eure Interaktion allgemein so? Sprich, was bringt euch jeweils diese Freundschaft - und was müsst ihr dafür investieren? Für Dich scheinen die Gespräche mit ihm ja ziemlich wertvoll zu sein - aber sind sie das auch für ihn? Oder redet er eh schon den halben Tag mit Frau und Kind und Kollegen, und braucht von Dir eher tatkräftige, aber stille Gesellschaft beim Holzfällen?

Freundschaften funktionieren selten nur aus Nostalgie. Sie funktionieren, wenn sie beiden Beteiligten was Positives bringen. Dir bringt es aktuell zu wenig. Und ihm?
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Einzelgänger »

Sieht für mich aus als hättet ihr euch einfach auseinander gelebt. Das ist völlig normal, wenn auch schmerzhaft. Für ihn ist seine Familie jetzt das wichtigste und er hat nicht mehr so viel Zeit für dich.
Sowas passiert wohl fast jedem, nur als AB leidet man darunter, da man selbst keinen Partner hat, der jetzt das Wichtigste für einen ist.
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Wayfaring_Stranger15
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Leon hat geschrieben: 03 Mai 2023 11:22 Ich würde da gar nicht so sehr klammern, sondern neue Kontakte suchen. Gerade wenn du umgezogen bist sollte sich ja was ergeben. Hier in Bayern ist z. B. immer noch der Eintritt in die freiwillige Feuerwehr ein Türöffner.

Warum wolltest denn nicht auf die Hochzeit? Eine Feier ist doch immer eine super Gelegenheit, neue Leute kennen zu lernen.
Ich weiß gar nicht, ob die freiwillige Feuerwehr für mich ein Türöffner wäre. Ich hatte zumindest mal überlegt, angesichts der Tatsache, dass ich ja jetzt auch Sozialarbeiter werde, ob ich nicht nebenbei ehrenamtlich Notfallseelsorger werde. Aber das erfordert nochmal irgendeine Ausbildung, und momentan hab ich echt den Kaffee auf mit sowas. Sogar aufs Studium hab ich eher keine Lust mehr :D (ich hätte selbst nie geglaubt, sowas mal zu sagen nach 2019). Und da ich nicht sonderlich sportlich bin, wäre ich glaub ich der FF auch eher nur eine Last.
Warum ich nicht auf die Hochzeit wollte ist, warum ich auf keine Hochzeit will - weil mir das Thema einfach nur noch wehtut. Ich fühl mich wie ein Betrüger und Heuchler, wenn ich da aufschlage und so tue, als würde ich mich freuen, wenn ich im Innern das Gefühl habe, zu sagen "Das ist etwas, was ich mir meinen Lebtag wünsche, aber nie bekommen werde", und es mich nur verletzt und traurig stimmt. Allerdings muss ich dazu sagen, ich habe meine "Pflicht" erfüllt, und war auf seiner Hochzeit. Nur gefunden hab ich da niemanden, und auch keinen Brautstrauß gefangen (gut, bin ja auch keine Frau :D ). Ansonsten, es fühlt sich für mich einfach immer zu sehr unter die Nase gerieben an.
Tania hat geschrieben: 03 Mai 2023 11:32
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 03 Mai 2023 09:33
Und ja, ich weiß, ich bin ein schrecklicher Freund. Ich bin ein Neider.
Bist Du nicht. Ich lese in Deinem Text nichts, was darauf hindeutet, dass Du ihm sein Glück nicht gönnst. Du wünscht Dir nur (neben eigenem Glück), dass in seinem Leben trotzdem noch Platz für Dich wäre. Du akzeptierst, dass Frau und Kind nun für ihn das Wichtigste sind, dass beide den Platz in seiner Prioritätsliste haben, den Du in eurer Kindheit und Jugend hattest. Aber Du wünscht Dir, dass Du ihm trotzdem noch wichtig bist. Dass er auch mal für Dich da ist, auf Deine Bedürfnisse Rücksicht nimmt, Dich unterstützt. Und das ist auch ein völlig nachvollziehbares Bedürfnis. Trotzdem scheint es, dass er das momentan nicht kann oder will. Warum auch immer.
Danke. Meistens, wenn ich die Geschichte erzähle, höre ich, dass ich ihm seine persönlichen Erfolge nur neiden würde. Und ich will es ja auch nicht ganz bestreiten. Ja, ich will auch die ganzen privaten Erfolge eines Tages feiern können, die er jetzt hat. Zumal ich dann manchmal sogar so altmodisch bin zu denken "Ich bin 1 Jahr älter als er, ich sollte schon viel weiter sein".
Tania hat geschrieben: 03 Mai 2023 11:32 Wie läuft denn eure Interaktion allgemein so? Sprich, was bringt euch jeweils diese Freundschaft - und was müsst ihr dafür investieren? Für Dich scheinen die Gespräche mit ihm ja ziemlich wertvoll zu sein - aber sind sie das auch für ihn? Oder redet er eh schon den halben Tag mit Frau und Kind und Kollegen, und braucht von Dir eher tatkräftige, aber stille Gesellschaft beim Holzfällen?

Freundschaften funktionieren selten nur aus Nostalgie. Sie funktionieren, wenn sie beiden Beteiligten was Positives bringen. Dir bringt es aktuell zu wenig. Und ihm?
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaub, zum einen bin ich für ihn nur ein weiteres Etikett, was er sich ans Revers heften kann, um anderen zu zeigen, wie viel persönliche Erfolge er hat; er ist Vater, er ist Ehemann, er ist im Betriebsrat, er ist in einem sicheren Job, er ist in einer guten Wohnung, und er hat eine Freundschaft, die länger hält als die meisten, weil er mich ja schon seit der Grundschule kennt.
Zum anderen bin ich vielleicht auch ein Stück weit sein "Patient"? Es fällt mir sehr schwer, das wirklich richtig einzuordnen. Ich teile ihm meine Probleme mit, er gibt seinen Senf dazu, der meistens heißt "Musst dich mehr ins Zeug hängen, musst mehr arbeiten, mehr verdienen, mehr alles sein" und das war's. Ansonsten erzählt er mir nie von seinen Problemen so wirklich, da meinte er mal, weil er mir nicht noch mehr Päckchen aufladen will als ich auch so schon selbst zu tragen hab, und ich mein... auf der Hochzeit war ich ja auch nicht sein Trauzeuge deswegen. Soweit ich weiß, nimmt man dafür ja meistens die besten Freunde, oder nicht?

Manchmal hab ich bei seiner Frau außerdem das Gefühl, dass die irgendwas im Schilde führt. Weiß nicht, ob ich mir das nur einbilde, aber ich kann mich noch dran erinnern, als ich mal bei ihm zu Besuch war, war seine damals noch Freundin gerade arbeiten, und als sie nach Hause kam, hatte ich mit ihm schon bisschen was getrunken, da hat sie mich dann wortwörtlich rausgeworfen. Auch ansonsten hält sie mich immer sehr auf Distanz. Weiß nicht, ob sie nur will, dass er mich los wird oder ob sie ihn ausbeuten will, in letzterem Fall will ich natürlich auch für ihn da sein, wenn es mal passieren sollte.
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Xiangni »

Du bist für ihn immerhin noch so ein guter Freund, dass er dich zu seiner Hochzeit eingeladen hat. Man lädt ja auch nicht jeden ein, ist ja auch teuer.

Ich habe auch eine Schulfreundin, mit der ich früher viel unternommen habe. Dann haben wir uns auseinander gelebt. Ich immer am Reisen, sie in einer Beziehung (10+ Jahre), immer zuhause. Wir wurden einfach beide älter und haben uns verändert. Ich denke, dass man sich vor allem zwischen 15 und 30 Jahren sehr verändert. Auch mit den Leuten, die man kennenlernt.
Unsere Situationen waren so anders, dass wir nicht mehr viele Gemeinsamkeiten hatten. Trotzdem haben wir uns pflichtbewusst ab und zu wieder getroffen, vllt alle 2-3 Monate. Seit Kurzem sehen wir uns öfter, einfach weil wir wieder viel mehr zu bereden haben, da wir in einer ähnlichen Situation sind.

Freundschaften ändern sich leider. Besonders wenn mal Kinder da sind. Ansonsten würde ich immer empfehlen, auch die Partner des Freundes kennenzulernen. Zu dritt was zu machen.

Es klingt, als ob er dein einziger Kontakt ist und du darum an ihm hängst. Als ob er der früheren Zeiten willen zwar auch die Freundschaft behalten möchte, aber aktuell andere Prioritäten hat und dir nicht das geben kannst, was du brauchst.
Ich würde auch versuechen mir neue Bekannte zu suchen. Raus zu kommen, Selbsthilfegruppe, Sport oder ein Verein.
Oder wenn es unbedingt dieser eine Freund sein muss: Gibt es etwas, das ihr beide gerne macht? Bspw Radfahren? Dann könntet ihr jeweils zusammen radfahren gehen. Wenn der eine die Aktivität gerne macht, ist er in der Regel eher bereit gleich auch dich mit zu treffen.
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Egil »

Ich kann verstehen, dass seine Freundin dich rausgeworfen hat, wenn du gemeinsam mit ihm einen gehoben hast. Versuch dich mal in ihre Situation zu versetzen: sie kommt nach einem stressigen Tag nach Hause, freut sich darauf, einfach nur auf der Couch zu liegen und mit ihrem Freund zu kuscheln, und er sitzt da mit einem Fremden (denn das bist du ja für sie) und säuft. Was meinst du, wie "begeistert" sie gewesen sein muss?
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Tania »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 03 Mai 2023 12:16 Ansonsten, es fühlt sich für mich einfach immer zu sehr unter die Nase gerieben an.
Gefühle sind mitunter echt doof. Rational betrachtet: kennst Du einen einzigen Menschen, die jemanden bitten, zu ihrer Hochzeit zu kommen, weil sie an diesem für sie glücklichen Tag unbedingt das hämische Gefühl haben wollen, jemandem zu zeigen "Ätschibätschi, ich hab und Du nicht"? Sowas macht man erstens nur mit Menschen, die man nicht sonderlich mag (und mit solchen wärst Du wohl kaum befreundet), und zweitens fährt man dafür üblicherweise sein neues Auto Samstag vormittag vors Haus und tut so, als würde man es waschen. ;)
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaub, zum einen bin ich für ihn nur ein weiteres Etikett, was er sich ans Revers heften kann, um anderen zu zeigen, wie viel persönliche Erfolge er hat; er ist Vater, er ist Ehemann, er ist im Betriebsrat, er ist in einem sicheren Job, er ist in einer guten Wohnung, und er hat eine Freundschaft, die länger hält als die meisten, weil er mich ja schon seit der Grundschule kennt.
Zum anderen bin ich vielleicht auch ein Stück weit sein "Patient"?
Ich würde eher auf letzteres tippen. Einfach weil euer Kontakt ja schon sehr eingeschlafen war (sowas riskiert man mit einem "Statussymbol" nicht), und erst wiederbelebt wurde, nachdem Du Dich beschwert hast..
Ich teile ihm meine Probleme mit, er gibt seinen Senf dazu, der meistens heißt "Musst dich mehr ins Zeug hängen, musst mehr arbeiten, mehr verdienen, mehr alles sein" und das war's. Ansonsten erzählt er mir nie von seinen Problemen so wirklich, da meinte er mal, weil er mir nicht noch mehr Päckchen aufladen will als ich auch so schon selbst zu tragen hab
Klingt auch eher nach Patient als nach Freundschaft. Und er ist für Dich noch nicht mal ein guter Therapeut.

Was genau bringt Dir diese Freundschaft noch? Warum willst Du sie weiter aktiv pflegen? Und ich würde Gründe wie "Wie kennen uns schon so lange" und "Sonst hab ich niemanden" mal kritisch hinterfragen. Wenn ihr euch nicht mehr trefft, kennt ihr euch immer noch - wenn ihr aktuell nicht sooo viel gemeinsam habt, dann könnt ihr den Kontakt auch ruhen lassen und wieder aufnehmen, wenn wieder Bedarf besteht. Und zweiteres ist eher ein Grund, schleunigst den Freundeskreis zu erweitern, statt Dich an ihn zu klammern.

Und wenn Du zu der Erkenntnis kommst, dass es für Dich gute Gründe gibt, die Freundschaft zu pflegen - dann pfleg sie auch. Wann hast Du ihn das letzte Mal gefragt, was Du für ihn tun kannst? Wann hast Du das letzte Mal was für ihn getan? Mal abgesehen von der Hochzeit - und so, wie Du ihn da hast betteln lassen, würde ich mich wenig wundern, wenn er Dich seitdem nichts mehr gefragt hat.
Manchmal hab ich bei seiner Frau außerdem das Gefühl, dass die irgendwas im Schilde führt. Weiß nicht, ob ich mir das nur einbilde, aber ich kann mich noch dran erinnern, als ich mal bei ihm zu Besuch war, war seine damals noch Freundin gerade arbeiten, und als sie nach Hause kam, hatte ich mit ihm schon bisschen was getrunken, da hat sie mich dann wortwörtlich rausgeworfen. Auch ansonsten hält sie mich immer sehr auf Distanz. Weiß nicht, ob sie nur will, dass er mich los wird oder ob sie ihn ausbeuten will, in letzterem Fall will ich natürlich auch für ihn da sein, wenn es mal passieren sollte.
Kurz: Du magst sie nicht sonderlich, kennst sie auch nicht besonders gut und traust ihr ziemlich miese Dinge zu. Und wunderst Dich ernsthaft, dass sie Dich auf Distanz hält?

Die Situation mit dem Rauswurf sehe ich ähnlich wie Egil.
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Tania hat geschrieben: 03 Mai 2023 13:12 Was genau bringt Dir diese Freundschaft noch? Warum willst Du sie weiter aktiv pflegen? Und ich würde Gründe wie "Wie kennen uns schon so lange" und "Sonst hab ich niemanden" mal kritisch hinterfragen. Wenn ihr euch nicht mehr trefft, kennt ihr euch immer noch - wenn ihr aktuell nicht sooo viel gemeinsam habt, dann könnt ihr den Kontakt auch ruhen lassen und wieder aufnehmen, wenn wieder Bedarf besteht. Und zweiteres ist eher ein Grund, schleunigst den Freundeskreis zu erweitern, statt Dich an ihn zu klammern.

Und wenn Du zu der Erkenntnis kommst, dass es für Dich gute Gründe gibt, die Freundschaft zu pflegen - dann pfleg sie auch. Wann hast Du ihn das letzte Mal gefragt, was Du für ihn tun kannst? Wann hast Du das letzte Mal was für ihn getan? Mal abgesehen von der Hochzeit - und so, wie Du ihn da hast betteln lassen, würde ich mich wenig wundern, wenn er Dich seitdem nichts mehr gefragt hat.
Er ist nicht mein einziger Freund in dem Sinne. Es kommt halt immer ein bisschen darauf an, wie man "Freund" definiert. Das können bei mir 0 sein, oder Hunderte aus verschiedensten Umfeldern und Lebenslagen.
Die Aussage, ich habe "ihn betteln lassen" würde ich so nicht unterschreiben. Er hat ja nicht wirklich gebettelt, sondern mich mehr oder weniger moralisch verpflichtet. Und wenn schon - ich hab ja gesagt, woran es bei mir hapert, und das ist nicht, weil ich es ihm nicht gönne. Das meintest du ja auch schon, Gefühle sind manchmal doof. Ich hab ja gesagt, ich weiß, die meinen das nicht so, aber es fühlt sich dennoch für mich so an. Das ist nichtmal böse Absicht, die ich irgendwem da unterstellen möchte.
Tania hat geschrieben: 03 Mai 2023 13:12 Kurz: Du magst sie nicht sonderlich, kennst sie auch nicht besonders gut und traust ihr ziemlich miese Dinge zu. Und wunderst Dich ernsthaft, dass sie Dich auf Distanz hält?

Die Situation mit dem Rauswurf sehe ich ähnlich wie Egil.
Also es ist jetzt auch schon ein paar Jahre her, deswegen krieg ichs nicht mehr gänzlich rekonstruiert, aber von allem, wie ich es noch in Erinnerung hab, war es so: Sie wusste, dass ich meinen alten Freund bei ihm zuhause besuchen würde, vielleicht wusste sie auch von ihrem damals-noch-Freund, dass wir was zusammen trinken würden, weil warum sollte er sonst das ganze Bier kaufen, und ich hab mich auch nicht halb ins Koma gesoffen. Gerade bei Alkohol bin ich eigentlich immer sehr maßvoll und gesittet (dazu hatte ich ja auch mal ne Diskussion hier angezettelt, in der ich sagte "Ich habe auch ohne Alkohol meinen Spaß" :D ). Also ich erinnere mich definitiv noch daran, obwohl ich schon ein paar Bier intus hatte sie noch höflich begrüßt zu haben und in Ruhe mit meinem Freund an der Konsole irgendwas gezockt zu haben. Weiß schon gar nicht mehr was und wie lang. Also naja... In der Situation, wie du und Egil es aufgefasst haben, könnte ich es vielleicht ein bisschen nachvollziehen, aber sie wusste ja auch schon vorher, dass ich sein bester Freund bin und ihn besuchen komme. Also von daher... Tu ich mich ein bisschen schwer damit, ihren Standpunkt zu verstehen (zumal die bei sich zuhause einen "Zockerraum" hatten, indem ich drin saß, und dahinter das Wohnzimmer war).

Und ich trau ihr auch nicht nur wegen diesem einen Happening miese Dinge zu. Außerdem bin ich ja immer höflich und freundlich zu ihr, und sie ist immer schroff und abweisend - so empfinde ich das zumindest. Ansonsten gäbe es locker noch ein dutzend anderer Dinge, die mir entweder mein Freund erzählt hat oder ich so bei ihr erlebt hab (auch auf der Hochzeit), wo ich schon wegen ihrer komischen Art mir gegenüber misstrauisch wurde. Also das ist jetzt kein "Hm, die war nicht nett zu mir, die ist bestimmt böse", so schnell verurteil ich keinen. Und an einer Aussöhnung scheint sie mir auch manchmal gar nicht so richtig interessiert zu sein.
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Mefi »

Ich kann das gut nachempfinden. Ich hatte auch einen Bruch vor ca. 10 Jahren, (ich war 26-27) aber ich habe anders als du selbst erkannt, dass es aktuell nichtmehr passt. Auch da war dann eine Freundin im Spiel. Wir hatten uns aber auch über die Jahre immer mehr auseinandergelebt. Ich habe mal überlegt, ihn jetzt, wo meine persönliche Situation verbessert hat (mental, körperlich) zu kontaktieren. Ich habe es aber bisher gelassen. Vielleicht ist das auch besser so, denn eins ist sicher: so wie früher wird es nie wieder.

Ich glaube, du hängst sehr an der Vergangenheit und nicht an der aktuellen Beziehung zueinander, oder? Ich meine, als bester Freund findet er keine Zeit für deinen Umzug? Es wirkt vom Lesen nicht so, dass er wirklich viel in die Beziehung investieren möchte. Und dann muss man sich fragen: Ist das noch Augenhöhe? Ich habe auch Bekannte mit tlw. 3 kleinen Kindern. Trotzdem würden die Zeit finden, um einen Umzug für mich mitzuorganisieren.

Du vermisst das, was die Beziehung für dich und auch für ihn damals war. Aber das wird nie wieder so werden. Kannst du damit leben? Ist es mehr als die Idee, wie es früher war, was dich an diese Beziehung festhalten lässt? Denn als ist klar: er wird sich nichtmehr, wie früher in die AB-Thematik reinfühlen kann. Für Ihn ist das mit 19Jahren beendet gewesen.
Ich würde zumindest für eine gewisse Zeit erstmal die Reißleine ziehen. Um deinetwillen! Inwiefern hat es jemand verdient, dein bester Freund zu sein, wenn er dir nicht mal einen Tag bei einem Umzug beistehen kann? Du bist doch mehr Wert als das :umarmung2:
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Tania »

Mefi hat geschrieben: 03 Mai 2023 16:08 Es wirkt vom Lesen nicht so, dass er wirklich viel in die Beziehung investieren möchte.
Die Frage ist nur: warum? Entweder er ist tatsächlich nicht mehr an dieser Freundschaft interessiert, oder er hat das Gefühl, dass er schon mehr investiert, als er zurück bekommt. Leider konnte WS15 meine Frage, was er eigentlich für seinen Freund aktiv tut, ja nicht beantworten, da ist es etwas schwierig, eine Einschätzung zu geben. Irgendwie klingt es bis jetzt, als würde der Freund alle 7-14 Tage Kummerkasten spielen, und das war es dann.

Und (mal provokativ gefragt) dass man seinen besten Freund unter Druck setzen muss, die Einladung zur eigenen Hochzeit anzunehmen? Kann man von einem Freund nicht erwarten, an diesem einen Tag im Leben seine Probleme zur Seite zu schieben und uneingeschränkte Unterstützung zu leisten? Für so einen Freund lässt man dann auch mal einen Tag Frau und Baby allein und schleppt für ihn Möbel.
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Tania hat geschrieben: 03 Mai 2023 17:35
Mefi hat geschrieben: 03 Mai 2023 16:08 Es wirkt vom Lesen nicht so, dass er wirklich viel in die Beziehung investieren möchte.
Die Frage ist nur: warum? Entweder er ist tatsächlich nicht mehr an dieser Freundschaft interessiert, oder er hat das Gefühl, dass er schon mehr investiert, als er zurück bekommt. Leider konnte WS15 meine Frage, was er eigentlich für seinen Freund aktiv tut, ja nicht beantworten, da ist es etwas schwierig, eine Einschätzung zu geben. Irgendwie klingt es bis jetzt, als würde der Freund alle 7-14 Tage Kummerkasten spielen, und das war es dann.

Und (mal provokativ gefragt) dass man seinen besten Freund unter Druck setzen muss, die Einladung zur eigenen Hochzeit anzunehmen? Kann man von einem Freund nicht erwarten, an diesem einen Tag im Leben seine Probleme zur Seite zu schieben und uneingeschränkte Unterstützung zu leisten? Für so einen Freund lässt man dann auch mal einen Tag Frau und Baby allein und schleppt für ihn Möbel.
Hab ich ja gemacht, ich war ja auch da.
Das ich dir nicht beantwortet hab, was ich in die Freundschaft einbringe, tut mir leid, das hab ich tatsächlich in meinem letzten Post vergessen :schwitzen:

Ich habe das Gefühl, dass ich ihm aktuell nicht viel bieten kann, weil er ja schon aus meiner Sicht "alles" hat. Und ansonsten... Ich rede auch mit ihm über seine Anliegen. Ich berate ihn oftmals immer noch, wenn er Probleme mit seinem PC hat, wenn er oder seine Frau mal einen neuen Laptop oder PC brauchen, welche gut und günstig sind (das war sogar erst neulich der Fall, daher so konkret ^^) und was gerade so angesagt ist. Und ansonsten bin ich auch gerne bereit, ihm mal beizustehen, wenn er persönliche Probleme hat. Da erinnere ich mich noch daran, als er mal in seiner Ausbildung ein Jahr wiederholen musste, weil er durch die Prüfungen gerasselt ist, und dann die Prüfung für ihn erneut vor der Tür standen. Da war er hilflos und verzweifelt, glaubte, nichts zu wissen, und seine Freundin half ihm nicht, sondern hat selber nur geheult und ist ausgewichen (übrigens auch so ein Punkt, warum ich sie für etwas... komisch halte).
Irgendwann kam er damit dann zu mir und ich hab ihm Mut gemacht und vor der Prüfung gestärkt, da hat er sich sogar nachher riesig für bedankt, als er mit bestandenen Prüfungen bei mir ankam. Danach erinnere ich mich aber nicht mehr an viele so größere, persönliche Hürden, die er mit mir geteilt hat, sodass ich ihm da helfen konnte.

Joa, viel mehr kann ich ihm auch meistens nicht bieten, so seh ich das zumindest. Ich frag ihn auch immer wieder mal, ob ich hier und da irgendwas für ihn tun kann. Ansonsten... mit Leuten reden ist meine Stärke. Das sagte zuletzt sogar meine Praxisanleiterin im Jugendzentrum beim letzten Feedback-Gespräch.
Klingt nicht nach viel, ich weiß... :sadman:
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Tania »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 03 Mai 2023 17:51 Danach erinnere ich mich aber nicht mehr an viele so größere, persönliche Hürden, die er mit mir geteilt hat, sodass ich ihm da helfen konnte.
Was hat sich verändert? Ist ein Wunder geschehen und er hat keine Sorgen mehr? Hat er jemand anderen, der ihn unterstützt? Glaubt er, es wäre für Dich zu belastend, ihm zu helfen? Oder glaubt er vielleicht, Du könntest seine Probleme nicht ernst nehmen, weil Du selbst ja viel größere Probleme hast?

An letzterem ist übrigens mal eine meiner Freundschaften zerbrochen. Eine Freundin ist arbeitslos geworden und es war schwierig, einen neuen Job zu finden. Ich hab mir ihre Sorgen angehört, mit ihr Bewerbungen geschrieben, sie bei Ablehnungen getröstet .... Aber wenn ich mal irgendwas hatte, kam immer so ein "Ist nicht so schlimm, immerhin hast Du noch Deine Arbeit". Manchmal nur gefühlt, ein paarmal auch direkt ausgesprochen. Irgendwann sagt man dann nichts mehr ...
Klingt nicht nach viel, ich weiß... :sadman:
Doch, es ist viel. Und es ist gut, dass Du Dir Deiner Leistungen bewusst bist. Aber ist es das, was er aktuell braucht? Und kann es es von Dir annehmen, oder seid ihr schon zu tief im Therapeut-Patient-Muster?
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Cavia »

Was hindert dich daran, dich ab und zu mal mit ihm auf ein Bier auf dem Balkon zu treffen?
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Tania hat geschrieben: 03 Mai 2023 19:08 Was hat sich verändert? Ist ein Wunder geschehen und er hat keine Sorgen mehr? Hat er jemand anderen, der ihn unterstützt? Glaubt er, es wäre für Dich zu belastend, ihm zu helfen? Oder glaubt er vielleicht, Du könntest seine Probleme nicht ernst nehmen, weil Du selbst ja viel größere Probleme hast?

An letzterem ist übrigens mal eine meiner Freundschaften zerbrochen. Eine Freundin ist arbeitslos geworden und es war schwierig, einen neuen Job zu finden. Ich hab mir ihre Sorgen angehört, mit ihr Bewerbungen geschrieben, sie bei Ablehnungen getröstet .... Aber wenn ich mal irgendwas hatte, kam immer so ein "Ist nicht so schlimm, immerhin hast Du noch Deine Arbeit". Manchmal nur gefühlt, ein paarmal auch direkt ausgesprochen. Irgendwann sagt man dann nichts mehr ...
Ich wünschte echt, ich könnt dir das sagen... mein best guess wäre eines deiner ersten beiden Vorschläge. Er hat keine Probleme mehr, und wenn er doch welche hat, gibt es andere mit weniger eigenen Problemen als mich, die ihm schon helfen können. Wie schon gesagt, hab ich mit ihm neulich mal darüber gesprochen, da hat er mir gesagt, er hat auch noch hier und da ein Problemchen, will mich aber nicht damit belasten, wenn ich selbst schon genug am Hut hab. Ich hab ihm dann übrigens auch gesagt, dass das eher besser für mich ist, wenn er mal auch seine Probleme mit mir teilt, damit ich ihn nicht mehr als den Mann aus Utopia wahrnehme und wir mal wieder mehr auf Augenhöhe miteinander sprechen können. Hat er eingesehen und gesagt, dass er das in Zukunft ändern will... seitdem hat er mir aber noch keines seiner Probleme genannt :lol:
Xiangni hat geschrieben: 03 Mai 2023 12:38 Oder wenn es unbedingt dieser eine Freund sein muss: Gibt es etwas, das ihr beide gerne macht? Bspw Radfahren? Dann könntet ihr jeweils zusammen radfahren gehen. Wenn der eine die Aktivität gerne macht, ist er in der Regel eher bereit gleich auch dich mit zu treffen.
Also zu dem Vorigen noch, ich bin schon in einigen Gruppen, hab da aber eher "zweckgebundene" Freundschaften, so sag ich mal - außerhalb der Bubble, in der ich sie kennen gelernt habe, habe ich (so gut wie) nichts mit denen zu tun.
Ansonsten, bei diesem einen Freund, teilen wir glaub ich zwei Hobbys; zocken und rausgehen (wandern oder Rad fahren). Das Problem ist, er gönnt sich beim zocken meistens nicht so viel wie ich, hat also einen schlechteren PC, schlechteres Internet und ist meist nur interessiert an völlig alten Spielen, die mich nicht oder nicht mehr interessieren. Und fürs rausgehen und was unternehmen hat er meistens keine Zeit. Hab versucht noch im März was zu arrangieren, dass wir uns mal wieder treffen und was unternehmen, da haben wir etwa eine Woche vorher uns verabredet und am Morgen vor dem Treffen hat er mir spontan per WhatsApp abgesagt, mit dem Versprechen, dass wir es verschieben werden. Hat sich aber bis jetzt noch nichts getan. Also ich bemühe mich immer wieder, unsere Freundschaft zu pflegen und aufrecht zu erhalten. Aber es hat sich halt so ein Gefälle bei uns ergeben, dass wir nicht mehr auf Augenhöhe sind, weil mein Leben einfach kontinuierlich scheiße bleibt. Und damit bin ich nicht zufrieden.
Mefi hat geschrieben: 03 Mai 2023 16:08 Ich würde zumindest für eine gewisse Zeit erstmal die Reißleine ziehen. Um deinetwillen! Inwiefern hat es jemand verdient, dein bester Freund zu sein, wenn er dir nicht mal einen Tag bei einem Umzug beistehen kann? Du bist doch mehr Wert als das :umarmung2:
Naja also die Schlüssel hab ich sowieso erst seit Montag. Was mich halt stört ist, dass er mir immer was verspricht, was er nicht einhält. "Ich bin bei der Schlüsselübergabe dabei", sagte er, um mir am gleichen Tag im entsprechenden Moment abzusagen. Oder, wie oben genannt, im März das geplante Treffen, was er dann am Tag des Treffens abgesagt hat. Damals war übrigens sein Grund, weil er gerade zu viel Stress hätte auf der Arbeit. Jetzt hat er seit Ostern Urlaub plus Elternzeit, sagte er mir damals 3 Monate. Gesehen haben wir uns trotzdem noch nicht.
Cavia hat geschrieben: 03 Mai 2023 19:15 Was hindert dich daran, dich ab und zu mal mit ihm auf ein Bier auf dem Balkon zu treffen?
Das keiner von uns beiden einen Balkon hat? :lol:
Spaß beiseite. Ich habs ja immer wieder versucht zu arrangieren. Die Absage kam immer seinerseits.


Vielleicht noch eine wichtige Sache, die ich dazu erwähnen sollte; ich misstraue gar nicht so sehr ihm wie seiner Frau. Ich bin gar nicht so sehr von ihm wie von der Situation enttäuscht. Er hat ja auch schon immer wieder Einsatz für mich gezeigt. Da will ich das Beispiel anführen, als ich die ersten 2 November-Wochen letztes Jahr an Corona erkrankt war. Da hat er den Einkauf nicht nur für mich, sondern meine Familie übernommen, und die Kommunikation war alles andere als einfach, wenn man gerade in Quarantäne hing und nicht mal aus dem Bett kam weil krank. Und da gabs auch mal einen Tag, wo wir sehr spontan nochmal wen brauchten, der für uns einkauft, da ist er auch direkt losgefahren, obwohl er vorher noch gesagt hatte, er müsste es verschieben.

Ich denke, das Problem Nr. 1 ist einfach dieses Gefälle, dass wir uns nicht mehr auf Augenhöhe befinden, und das schon seit Jahren. Wie schon gesagt, gönne ich ihm jeden seiner persönlichen Erfolge, die mich aber umso mehr schmerzen, je weiter er in das scheinbar perfekte Leben abdriftet und gar nicht mehr in den grauen, verregneten Hintergrund zurücksieht, wo ich noch stehe. Und dass ich auch aus diesem Grau entkommen will, ist offensichtlich, aber im Gegensatz zu ihm muss ich mir halt auch alles erkämpfen und bekomm nicht einiges in den Schoß gelegt - gibts bloß ein Problem. Glück kann man nicht erzwingen.
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Cavia »

Tut mir Leid, wenn ich es so sage, aber du klingst gerade nicht so als würde man gern Zeit mit dir verbringen. Alles dreht sich bei dir um Probleme und deine beschissene Lebenssituation. Vielleicht hat er tatsächlich gerade wenig Lust, sich von dir runterziehen zu lassen oder deinen unterschwelligen Neid zu spüren. Darauf zielte meine Frage mit dem Bier auch ab. Es ist ja nett von dir, dass er mit Problemen zu dir kommen darf - aber vielleicht hat er gerade keinen Bock auf Problemgespräche. Kann er sich mit dir auf ein Bier treffen und stolz von seinen Erlebnissen mit seinem Baby erzählen oder muss er fürchten, dich damit zu verletzen? Manchmal führen unterschiedliche Lebenswege dazu, dass Freundschaften enden.
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Cavia hat geschrieben: 03 Mai 2023 19:59 Tut mir Leid, wenn ich es so sage, aber du klingst gerade nicht so als würde man gern Zeit mit dir verbringen. Alles dreht sich bei dir um Probleme und deine beschissene Lebenssituation. Vielleicht hat er tatsächlich gerade wenig Lust, sich von dir runterziehen zu lassen oder deinen unterschwelligen Neid zu spüren. Darauf zielte meine Frage mit dem Bier auch ab. Es ist ja nett von dir, dass er mit Problemen zu dir kommen darf - aber vielleicht hat er gerade keinen Bock auf Problemgespräche. Kann er sich mit dir auf ein Bier treffen und stolz von seinen Erlebnissen mit seinem Baby erzählen oder muss er fürchten, dich damit zu verletzen? Manchmal führen unterschiedliche Lebenswege dazu, dass Freundschaften enden.
Ja, versteh ich, deinen Gedankengang. Jetzt bist du aber auch hier vielleicht etwas geprimed. Ich kann ja nur eine Seite der Story erzählen und nichtmal davon alle Facetten. Das Leben ist halt keine Textdatei :lol:
Das letzte Mal, als wir zusammen in der Stadt ein Eis essen waren (war irgendwann Ende Sommer letzten Jahres) haben wir zum Beispiel über Behindertenwerkstätten diskutiert. Auf das Thema kam ich, weil ich es damals aufgeschnappt habe von einem Infovideo eines funk-Kanals auf Youtube, und weil er gelernter Erzieher ist, der aktuell in einem betreuten Wohnheim für Menschen mit Suchterkrankungen arbeitet, dessen Bewohner auch in solchen Werkstätten arbeiten. Also wir haben durchaus auch andere Themen als seine und meine Probleme.
Aber es gibt halt auch Themen und Sachen, die grenzwertig oder grenzüberschreitend sind, sowohl bei ihm als auch bei mir. Du hast ja bestimmt mal von Triggerwarnungen gehört. Für mich ist (eigene) Familie, das inkludiert Kinder, Ehe und Partner, genau sowas. Ein Trigger-Thema.
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Cavia »

Dann könnt ihr wohl leider nicht befreundet bleiben.
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Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Tania »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 03 Mai 2023 20:17 Du hast ja bestimmt mal von Triggerwarnungen gehört. Für mich ist (eigene) Familie, das inkludiert Kinder, Ehe und Partner, genau sowas. Ein Trigger-Thema.
Oh mist. Also er darf im Gespräch mit Dir nicht das erwähnen, was aktuell wahrscheinlich 85% seiner erzählenswerten Gedanken und Erlebnisse ausmacht. Da wird es tatsächlich schwierig, noch irgendeine gemeinsame Basis zu finden.
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
Emerald

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Emerald »

Ich schließe mich Leon+Einzelgänger an. Hier habt euch auseinander gelebt. Mit meinem ältesten Freund (wir kennen uns seit fast 20 Jahren) habe ich auch noch kaum Kontakt. Er lebt seit 3 Jahren mit seiner Partnerin zusammen, hat beruflich viel zu tun und wahrscheinlich steht bei den beiden in den nächsten Jahren auch das Thema Kinder an. Das ist nichts, worüber ich sauer sein müsste, das ist ein natürlicher Teil des Lebens. Ich habe neue Freunde gefunden mit denen ich regelmäßig Zeit verbringe.