Im Regen stehen gelassen

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
Benutzeravatar
Wayfaring_Stranger15
Ein guter Bekannter
Beiträge: 81
Registriert: 09 Jan 2023 19:40
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Tania hat geschrieben: 03 Mai 2023 21:55
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 03 Mai 2023 20:17 Du hast ja bestimmt mal von Triggerwarnungen gehört. Für mich ist (eigene) Familie, das inkludiert Kinder, Ehe und Partner, genau sowas. Ein Trigger-Thema.
Oh mist. Also er darf im Gespräch mit Dir nicht das erwähnen, was aktuell wahrscheinlich 85% seiner erzählenswerten Gedanken und Erlebnisse ausmacht. Da wird es tatsächlich schwierig, noch irgendeine gemeinsame Basis zu finden.
Entschuldige, sei mir bitte nicht böse, aber diese Conclusio verstehe ich überhaupt nicht. Also weiter oben hieß es noch, wenn ich nur ein problemerfülltes Leben habe und daher nur über Probleme reden kann, hat man verständlicherweise kein Bock mehr, mit mir zu reden, weil ich ja sowieso immer nur ein Thema kenne. Aber wenn er nur das Thema Familie hat und kennt ist das ok und dann muss ich entweder meine Grenzen auch mal öffnen und das ertragen oder halt die Verbindung kappen?
Also ich will euch hier nix unterstellen, keinen bösen Willen oder so. Aber so wie ich das jetzt gelesen und interpretiert hab, klang mir das sehr einseitig konkludiert. Weil ich den Eindruck gewann, egal wie ichs dreh und wende, am Ende ist es meine Schuld; entweder, weil ich mit ihm nicht über sein aktuell einziges Thema reden will, oder er nicht dauernd von mir mein leidiges Thema hören will.
Per aspera ad astra.
Benutzeravatar
Mannanna
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 5093
Registriert: 16 Jun 2013 05:37
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: unfassbar.
Wohnort: im Moment Europa

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Mannanna »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 03 Mai 2023 09:33 Moin moin, ich bin's mal wieder, um aus der Senke der Abwesenheit zu krabbeln. Aber nur kurz, ich ziehe diesen Monat nämlich um...
und damit komm ich auch schon zu meinem Thema.

Ich habe einen Freund, den kenne ich seit der Grundschule. 3. Klasse oder so. Sind bis heute meist über WhatsApp, selten nur noch in Person in Kontakt. Vielleicht hab ich hier und da mal angedeutet, dass es ihn gibt. Ich nenne ihn meinen besten Freund, aber fühl mich jedes Mal belastet, wenn ich ihn so nenne. Wieso? Nun, das hat mit unserer Geschichte zu tun und der Person, von der ich das Gefühl habe, dass sie stets erfolgreich einen Keil zwischen unsere Freundschaft getrieben hat - seine Frau.

Ich weiß noch, in der Schulzeit waren wir unzertrennlich. Wir haben uns jeden Tag getroffen, miteinander gespielt, miteinander gesprochen. Ich hatte den Eindruck, wir waren auf Augenhöhe zueinander, ich hatte ein schlechtes Leben, er hatte ein schlechtes Leben. Bis er dann mit 19 (er ist 1 Jahr jünger als ich, also ich war da 20) seine heutige Frau kennen lernte. Er schwärmte richtig von der Beziehung, die große Liebe gefunden zu haben, und selbst das für ihn zuvor Undenkbare sei passiert - die Zweisamkeit im Bett. Und obwohl ich weiß, dass er es nicht so meinte, fühlte ich mich ein bisschen so, als wolle er es mir unter die Nase reiben.
Ich weiß noch, wir sind früher gerne auch im nahegelegenen Wald spazieren gegangen, er war bei den Pfadfindern. Da haben wir auch o. g. Gespräch geführt. Am Ende sagte ich ihm noch, "Vergiss mich bitte nicht". Das klingt jetzt wie ein Film, aber das ist wirklich so passiert - er hörte meine Bitte nicht, und verschwand aus meinem Leben. Kein Anruf mehr. Kein Treffen mehr. Über Monate hinweg, vielleicht nur ein Anruf, um mir sinnlose Fragen zu stellen, wenn sein PC mal wieder nicht das tut, was er soll, obwohl ich das selber nicht zu lösen weiß.
Ich war enttäuscht, massivst. Erst ein paar Jahre später kamen wir zur Aussprache, seitdem schreibt er mir praktisch wöchentlich bis 2-wöchentlich. Je nachdem, wie er Zeit hat. Aber ich muss ehrlich sagen, für mich fühlte sich das etwas heuchlerisch an. Ich wollte noch daran glauben, aber... Wie früher war das nicht mehr.

Er weiß übrigens um mein Problem mit der Einsamkeit, und wie stark mich das nicht nur mental, sondern auch körperlich inzwischen belastet. Er erzählt mir dauernd, dass ich halt mal Qualitäten bräuchte, die ich zu bieten hab, um eine Freundin zu kriegen, weil das ja attraktiv wirkt. Einen sicheren Job und eine eigene Wohnung. Letzteres habe ich jetzt, Ersteres hab ich dann nach dem Studium sicher, ich werde tatsächlich bereits von 3 verschiedenen Arbeitgebern gewünscht. Geändert hat sich trotzdem nix. Hab ich übrigens auch nicht erwartet, ich habe ihm beim letzten Mal gesagt, ich bin kraftlos und erschöpft von der Suche, ich hab kein Bock mehr. Dann meinte er, da sei es ok, mal eine Pause zu machen, und hat irgendwie wenig glaubwürdig prophezeit, wann ich dann mal am Zug bin mit meinem Glück. Das war für mich ein wenig so, als wolle er gar nicht, dass es mir auch mal gut geht im persönlichen Umfeld. Solange ich klein bleibe und am Boden, ist alles ok?

Naja, worauf ich eigentlich hinaus wollte; im letzten Jahr gab es dann die Hochzeit, wozu er mich moralisch verpflichtet hat, weil es für ihn ja sein verdammt wichtigster Tag sei und ich gefälligst da zu sein hab (trotz meiner persönlichen Probleme mit der Thematik, weswegen ich mich davon zunehmend distanziere), und seit etwa einer Woche ist er jetzt auch noch Vater. Na toll...
Wisst ihr, um den Jahreswechsel hat er mir noch vom Himmel gepredigt, sobald ich umziehe, wäre er da, um mir zu helfen. Dann, vor ein paar Wochen, hat er schon so einen halben Rückzieher gemacht, aber weiter dran festgehalten. Zum 01.05., zur Schlüsselübergabe, hatte er mir noch gesagt, er würde dann dazu kommen - nur um dann am 01.05. mir doch abzusagen. Klar, so ein Kind ist auch Stress, ich will das auch gar nicht bestreiten.
Aber könnt ihr in etwa denken, wie ich mich fühle? Ich hab das Gefühl, es geht schon wieder los. Ich brauche ihn mal, und dann macht er wieder einen Rückzieher. Ihm geht es gut, er lebt seinen Traum, und ich sitze hier, immer noch gutgläubig, dass er mein bester Freund ist und mir schon zur Seite springt, wenn ich ihn brauche, nur um dann wieder enttäuscht zu werden.

Zumal ich jetzt seit einer Woche in etwa einfach nur noch am durchdrehen bin. Vorher hatte ich schon den Eindruck, meine Winterdepressionen holen mich jetzt im Frühling ein und dazu auch noch seit Ende April eine neue Cluster-Kopfschmerz-Episode, aber dass er jetzt schon Familie hat, während ich noch immer bei Null stehe und es mir wie gestern vorkommt, als wir noch zur Schule gegangen sind und in der gleichen Scheiße gehangen haben... Es macht mich fertig.
Und ja, ich weiß, ich bin ein schrecklicher Freund. Ich bin ein Neider.
Ohne die anderen Antworten gelesen zu haben:
Mit Frau und Kind verschiebt sich der Lebensmittelpunkt halt. Für deinen Freund geht was weiter, während du noch auf der Stelle trittst und dabei buchstäblich zurückbleibst.
Ist eigentlich immer so, wenn der gemeinsame Lebensumstand wegfällt.
Das er dich zur seiner Hochzeit verpflichtet oder anruft, um sinnlose Fragen zu stellen.... Nun, du wolltest ja nach ein paar Jahren Stille, daß ihr Kontakt haltet. Was soll dein Freund anderes machen, wenn eben die frühere Gemeinsamkeit weg ist?

Wie oder wo hat dein Freund seine Frau kennengelernt? Wäre das auch für dich eine Möglichkeit?
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, daß er genug davon habe. (Descartes)

"Man will immer, was man nicht hat, und wenn man's hat, ist's langweilig" (Rainald Grebe, "Krümel")
Benutzeravatar
Obelix
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2469
Registriert: 23 Aug 2019 17:10
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: München

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Obelix »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 04 Mai 2023 12:58 Entschuldige, sei mir bitte nicht böse, aber diese Conclusio verstehe ich überhaupt nicht. Also weiter oben hieß es noch, wenn ich nur ein problemerfülltes Leben habe und daher nur über Probleme reden kann, hat man verständlicherweise kein Bock mehr, mit mir zu reden, weil ich ja sowieso immer nur ein Thema kenne. Aber wenn er nur das Thema Familie hat und kennt ist das ok und dann muss ich entweder meine Grenzen auch mal öffnen und das ertragen oder halt die Verbindung kappen?
Also ich will euch hier nix unterstellen, keinen bösen Willen oder so. Aber so wie ich das jetzt gelesen und interpretiert hab, klang mir das sehr einseitig konkludiert. Weil ich den Eindruck gewann, egal wie ichs dreh und wende, am Ende ist es meine Schuld; entweder, weil ich mit ihm nicht über sein aktuell einziges Thema reden will, oder er nicht dauernd von mir mein leidiges Thema hören will.
Ich sehe hier nirgends eine "Schuld" bei irgendwem. Ihr lebt inzwischen in in völlig unterschiedlichen Welten, und wenn keiner von euch mit der Welt des anderen etwas anfangen kann, dann wird es schwierig, noch Gemeinsamkeiten zu finden. Dasselbe kenne ich auch von alten Schulfreunden, die völlig unterschiedliche berufliche Karrieren eingeschlagen haben, oder auch wenn einer in eine völlig andere Gegend umgezogen ist und der andere in der alten Heimat geblieben ist.
Wenn vor solchen Hintergründen eine Freundschaft weiter bestehen soll, setzt das voraus, dass beide mit einem gewissen Interesse an der Welt des jeweils anderen teilhaben können und wollen. Ohne diese Offenheit (auf beiden Seiten!) wird es schwierig.
Es muss auch nicht unbedingt ein kompletter Kontaktabbruch sein. Manche Freundschaften köcheln auch auf ein paar Kontakte pro Jahr (Geburtstags-, Urlaubs- oder Weihnachtsgrüße) herunter und leben vielleicht später wieder auf, wenn sich die Lebenswelten wieder mehr angeglichen haben (z.B. Rentnerleben). Am Ende musst du selbst wissen, wie du damit umgehst.

Und nochmal zum Thema "Schuld": Zu einer Freundschaft gehören natürlich immer zwei. Nur wirst du deinen Freund nicht ändern können. Das einzige, worauf du Einfluss hast, ist deine eigene Einstellung und dein Verhalten den Freund gegenüber. Deshalb fokussieren sich alle Ratschläge auf das, was du selbst tun kannst. Ich sehe darin keine Schuldzuweisung.
''Life's a happy song, when there's someone by your side to sing along.'' - The Muppets
Benutzeravatar
Xiangni
Kommt fast täglich vorbei
Beiträge: 713
Registriert: 02 Okt 2015 12:14
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: nur an Männern interessiert.
Ich suche hier ...: nur Austausch.
Wohnort: Schweiz

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Xiangni »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 04 Mai 2023 12:58 Entschuldige, sei mir bitte nicht böse, aber diese Conclusio verstehe ich überhaupt nicht. Also weiter oben hieß es noch, wenn ich nur ein problemerfülltes Leben habe und daher nur über Probleme reden kann, hat man verständlicherweise kein Bock mehr, mit mir zu reden, weil ich ja sowieso immer nur ein Thema kenne.
Ich glaube, was die beiden meinten, ist, dass es nicht so toll ist, wenn die eine Person die ganze Zeit der Patient (du) und die andere Person der Therapeut (er) ist. Zusätzlich kommt hinzu, dass nur Negatives auch sehr belastend sein kann. Ich finde es wichtig, dass man auch mit Freunden über Negatives oder Probleme reden darf, aber es sollte halt nicht ständig vorkommen.
Wenn es meinen Freunden schlecht geht, mache ich mir auch Sorgen um sie, das ist dann noch zusätzlich stressig für mich.

Im besten Falle ist eine Freundschaft etwas Lockeres, bei der keine Anforderungen gemacht werden, wo beide Lust haben sich zu treffen.
Aber wenn er nur das Thema Familie hat und kennt ist das ok und dann muss ich entweder meine Grenzen auch mal öffnen und das ertragen oder halt die Verbindung kappen?
Seine Familie ist halt ein grosser Teil von ihm. Das kann er nicht ändern. Da du an diesem Thema kein Interesse hast, muss es etwas anderes geben, das euch verbindet, damit beide Lust haben sich zu treffen. Den Therapeuten zu spielen macht in der Regel nicht so Spass. Gemeinsame Ausflüge gehen nicht mehr, weil er keine Zeit dazu hat. Ihr steht nicht auf die gleichen Spiele.
Ich sehe da einfach nichts Verbindendes. Nicht von ungefähr, machen viele Neu-Eltern die Erfahrung, dass es so viel einfacher ist, Freundschaften zu anderen Eltern mit Kindern im gleichen Alter zu pflegen, denn man hat so viel mehr gemeinsam und erhält in der Regel wohl auch meist mehr Akzeptanz, wenn man wegen einer schlimmen Nacht mit den Kiddies nur wenig geschlafen hat und kurzfristig ein Treffen absagen muss.
Meine Freundinnen mit Familie sehe ich auch nur noch sporadisch, wo zuvor vielleicht 1x pro Woche.

Die Frage ist halt: Warum willst du an der Freundschaft festhalten?
- du willst nichts über seine Familie hören, da es dich triggert, darum kann er wohl auch nicht sich selber sein --> vielleicht hängen seine Probleme ja auch damit zusammen und er könnte sie ja nicht erwähnen, weil es dich triggert.
- er hat (Mutmassung) vielleicht auch nicht Lust, Therapeut zu sein
- ihr habt keine gemeinsamen Unternehmungen mehr

In der Regel trifft man sich ja, weil:
- beide Aktivität XY mögen und sie zusammen ausüben wollen
- in gleicher Lebenslage sind oder die gleichen Probleme / Fragen / Wünsche haben und man sich darüber austauschen möchte
- man ein gemeinsames Thema hat, für das beide brennen

Zu seiner Frau: eine Freundin von mir, hatte relativ frisch einen Freund. Inzwischen, Jahre später, sind verheiratet. Einmal erzählte sie mir, dass ihr Freund keine Interesse habe, ihre Freundinnen, also mich, kennen zu lernen. Das hat mich ehrlich gesagt enorm enttäuscht und verletzt, ab da hatte ich auch kein Interesse mehr etwas von ihm zu erfahren oder ihn zu sehen.
Seine Frau weiss vermutlich auch, dass du nichts zur Familie etc hören willst, weil dich das triggert. Ich kann mir schon vorstellen, dass sie das verletzt, denn sie ist ja jetzt auch ein Teil von ihm, genauso wie seine Kinder. Und wenn du diesen ganzen Teil ausschliesst...
Also ich will euch hier nix unterstellen, keinen bösen Willen oder so. Aber so wie ich das jetzt gelesen und interpretiert hab, klang mir das sehr einseitig konkludiert. Weil ich den Eindruck gewann, egal wie ichs dreh und wende, am Ende ist es meine Schuld; entweder, weil ich mit ihm nicht über sein aktuell einziges Thema reden will, oder er nicht dauernd von mir mein leidiges Thema hören will.
Vielleicht könnt ihr eure Freundschaft zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen? Wenn bspw du auch eine Beziehung gefunden hast oder er sich getrennt hat und über seine Ex-Frau schimpft?

Manchmal kann es einfach sein, dass fehlende Gemeinsamkeiten im Leben, von den Gesprächsthemen und von den Aktivitäten dazu führen, dass man sich seltener sieht. Dass aber, sobald einer der drei Punkte ändert, wieder zueinander finden kann. Das ist sehr schade und auch ich habe Mühe Freundschaften loszulassen, die mich nicht mehr glücklich machen, aber ich denke, es geht dir danach besser.

Für mich hört es sich ein bisschen so an, als ob er, der guten alten Zeiten willen, versucht dir zu helfen, wenn es bei dir nicht mehr anders geht, weil er wohl denkt, dass er dein einziger Freund ist. Darum auch das Einkaufen während Corona. Dass er aber von sich aus kein Bedürfnis hätte, sich mit dir zu treffen, dies aber aus Pflichtgefühl ab und zu noch tut.
Und das ist hart und traurig für dich. Aber ihr habt euch beide verändert und weiterentwickelt und ihr seid nicht mehr die gleichen Jungs wie früher. Das Leben holt jeden ein und wir haben leider nicht unbegrenzte Kapazitäten. Besonders nicht, wenn man noch Kinder hat. Ich habe ja schon Mühe mit Arbeit, Haushalt, WG, Freunde, Beziehung, Hobbys und Zeit für mich.
Benutzeravatar
Tania
Eins mit dem Forum
Beiträge: 14402
Registriert: 12 Mai 2016 13:43
Geschlecht: weiblich
AB-Status: mit AB befreundet
Ich bin ...: unfassbar.
Wohnort: Rostock

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Tania »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 04 Mai 2023 12:58
Tania hat geschrieben: 03 Mai 2023 21:55 Oh mist. Also er darf im Gespräch mit Dir nicht das erwähnen, was aktuell wahrscheinlich 85% seiner erzählenswerten Gedanken und Erlebnisse ausmacht. Da wird es tatsächlich schwierig, noch irgendeine gemeinsame Basis zu finden.
Weil ich den Eindruck gewann, egal wie ichs dreh und wende, am Ende ist es meine Schuld
Fühlst Du Dich immer so leicht angegriffen, oder liegt es an dem speziellen Thema?

Das mit der "Schuld" ist allein Deine Interpretation.

Ich versuche es mal mit einem Beispiel: Herr Müller hat jahrelang Schuhe des Herstellers BestShoes getragen. Egal ob Sandalen, Sneakers, Leder, Textilfasern, schwarz oder bunt - er hat immer etwas Passendes gefunden. Doch irgendwann einmal hat Herr Müller einen bösen Fußpilz bekommen, und darf deshalb nur noch noch echte Lederschuhe tragen, da diese pilzabweisend sind. Im Laden stellt er jedoch fest, dass es nur noch wenige Lederschuhe seines Lieblingsherstellers gibt. Ein Blick auf www.bestshoes.com gibt Aufschluss: das Unternehmen unterstützt eine Tierwohlkampagne und stellt seine Produktion auf rein vegane Materialien um.

Überlegst Du jetzt auch, wer Schuld hat? Oder denkst Du "Tja, ist jetzt blöd gelaufen. Aber Müller kann nix für sein Pech, und vegane Produkte sind ja auch nicht zu beanstanden. Kunde und Hersteller haben sich anscheinend in verschiedene Richtungen entwickelt. Da wird es tatsächlich schwierig, noch irgendeine gemeinsame Basis zu finden."
entweder, weil ich mit ihm nicht über sein aktuell einziges Thema reden will, oder er nicht dauernd von mir mein leidiges Thema hören will.
Letzteres ist reine Spekulation. Bisher hört er sich ja Dein leidiges Thema unverdrossen an. Ich hatte eher den Eindruck, dass Dich diese Gespräche frustrieren, weil seine Antworten für Dich nicht allzu hilfreich sind.

Du hast im Wesentlichen zwei Optionen: entweder Du reduzierst euren Kontakt auf die Dinge, die ihr noch gemeinsam habt und an denen ihr beide Freude habt. Vielleicht PC-Sachen oder so?

Oder Du versuchst, aus diesem unausgewogenen Patientenverhältnis wieder eine gleichberechtigte Freundschaft zu machen. Aber das scheint mir aufgrund der Tatsache, dass er sich für Dich quasi zum lebenden Trigger entwickelt hat, extrem schwer zu sein. Denn er müsste Dir gegenüber quasi den Großteil all dessen, was ihn heute ausmacht, unter der Decke halten ...
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
Benutzeravatar
Wayfaring_Stranger15
Ein guter Bekannter
Beiträge: 81
Registriert: 09 Jan 2023 19:40
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Mannanna hat geschrieben: 04 Mai 2023 13:17 Wie oder wo hat dein Freund seine Frau kennengelernt? Wäre das auch für dich eine Möglichkeit?
Nein, wahrscheinlich nicht. Er hat seine Frau auf einer Party an der Theke bei einem gemeinsamen Besäufnis kennen gelernt. Bin mir gerade bloß nicht sicher, ob es ein Schützenfest war oder nicht.
Xiangni hat geschrieben: 04 Mai 2023 15:27 Die Frage ist halt: Warum willst du an der Freundschaft festhalten?
- du willst nichts über seine Familie hören, da es dich triggert, darum kann er wohl auch nicht sich selber sein --> vielleicht hängen seine Probleme ja auch damit zusammen und er könnte sie ja nicht erwähnen, weil es dich triggert.
Danke für deine Impulse (und vielleicht an dieser Stelle auch danke an jeden anderen für seinen Beitrag, ganz egal, ob ich darauf geantwortet habe oder nicht und wie ich es aufgenommen habe. Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt und mit mir mein Thema hier besprecht, das bedeutet mir schon viel. Wenn ich nicht direkt darauf eingegangen bin, fällt mir wahrscheinlich gerade nichts ein, was ich dazu sagen kann oder möchte, außerdem muss man ja nicht alles kommentieren. Ihr könnt euch aber sicher sein, dass ich hier alles lese :D )
Gerade, was ich oben gequoted habe, finde ich einen sehr interessanten Gedanken, den ich so noch nicht hatte. Dem will ich auf jeden Fall mal nachgehen, ob da was dran ist, in den nächsten Tagen und Wochen.
Xiangni hat geschrieben: 04 Mai 2023 15:27 Manchmal kann es einfach sein, dass fehlende Gemeinsamkeiten im Leben, von den Gesprächsthemen und von den Aktivitäten dazu führen, dass man sich seltener sieht. Dass aber, sobald einer der drei Punkte ändert, wieder zueinander finden kann. Das ist sehr schade und auch ich habe Mühe Freundschaften loszulassen, die mich nicht mehr glücklich machen, aber ich denke, es geht dir danach besser.

Für mich hört es sich ein bisschen so an, als ob er, der guten alten Zeiten willen, versucht dir zu helfen, wenn es bei dir nicht mehr anders geht, weil er wohl denkt, dass er dein einziger Freund ist. Darum auch das Einkaufen während Corona. Dass er aber von sich aus kein Bedürfnis hätte, sich mit dir zu treffen, dies aber aus Pflichtgefühl ab und zu noch tut.
Und das ist hart und traurig für dich. Aber ihr habt euch beide verändert und weiterentwickelt und ihr seid nicht mehr die gleichen Jungs wie früher. Das Leben holt jeden ein und wir haben leider nicht unbegrenzte Kapazitäten. Besonders nicht, wenn man noch Kinder hat. Ich habe ja schon Mühe mit Arbeit, Haushalt, WG, Freunde, Beziehung, Hobbys und Zeit für mich.
Ja, das kann sein. Und ja, ich habe auf jeden Fall Mühe damit, loszulassen. Zum einen, weil ich mit ihm immer noch viel gute Eigenschaften und gute Zeiten verbinde und die um dieser alten Zeiten Willen nicht loslassen will. Zum anderen, weil es auch irgendwie ein bisschen sinnfrei ist, wenn man sowieso schon massiv unter Einsamkeit leidet, sich auch noch von seinen letzten und besten Freunden zu trennen, so belastet das Verhältnis auch sein mag.
Tania hat geschrieben: 04 Mai 2023 15:56
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 04 Mai 2023 12:58
Tania hat geschrieben: 03 Mai 2023 21:55 Oh mist. Also er darf im Gespräch mit Dir nicht das erwähnen, was aktuell wahrscheinlich 85% seiner erzählenswerten Gedanken und Erlebnisse ausmacht. Da wird es tatsächlich schwierig, noch irgendeine gemeinsame Basis zu finden.
Weil ich den Eindruck gewann, egal wie ichs dreh und wende, am Ende ist es meine Schuld
Fühlst Du Dich immer so leicht angegriffen, oder liegt es an dem speziellen Thema?

Das mit der "Schuld" ist allein Deine Interpretation.

Ich versuche es mal mit einem Beispiel: Herr Müller hat jahrelang Schuhe des Herstellers BestShoes getragen. Egal ob Sandalen, Sneakers, Leder, Textilfasern, schwarz oder bunt - er hat immer etwas Passendes gefunden. Doch irgendwann einmal hat Herr Müller einen bösen Fußpilz bekommen, und darf deshalb nur noch noch echte Lederschuhe tragen, da diese pilzabweisend sind. Im Laden stellt er jedoch fest, dass es nur noch wenige Lederschuhe seines Lieblingsherstellers gibt. Ein Blick auf www.bestshoes.com gibt Aufschluss: das Unternehmen unterstützt eine Tierwohlkampagne und stellt seine Produktion auf rein vegane Materialien um.

Überlegst Du jetzt auch, wer Schuld hat? Oder denkst Du "Tja, ist jetzt blöd gelaufen. Aber Müller kann nix für sein Pech, und vegane Produkte sind ja auch nicht zu beanstanden. Kunde und Hersteller haben sich anscheinend in verschiedene Richtungen entwickelt. Da wird es tatsächlich schwierig, noch irgendeine gemeinsame Basis zu finden."
Also eigentlich bin ich nicht leicht zu verletzen und anzugreifen, nein. Und es liegt auch nicht am speziellen Thema. Dass ich mich überhaupt angegriffen fühle, würde ich so auch nicht sagen, und ich muss sagen, dein Vergleich scheint mir auch etwas zu hinken. Aber ich will da jetzt auch mal einen Schnitt setzen, ich will mich nämlich hier nicht mit dir streiten. das hier ist ja ein Hilfeforum, keine Stammtischdiskussion :)
Tania hat geschrieben: 04 Mai 2023 15:56 Letzteres ist reine Spekulation. Bisher hört er sich ja Dein leidiges Thema unverdrossen an. Ich hatte eher den Eindruck, dass Dich diese Gespräche frustrieren, weil seine Antworten für Dich nicht allzu hilfreich sind.

Du hast im Wesentlichen zwei Optionen: entweder Du reduzierst euren Kontakt auf die Dinge, die ihr noch gemeinsam habt und an denen ihr beide Freude habt. Vielleicht PC-Sachen oder so?

Oder Du versuchst, aus diesem unausgewogenen Patientenverhältnis wieder eine gleichberechtigte Freundschaft zu machen. Aber das scheint mir aufgrund der Tatsache, dass er sich für Dich quasi zum lebenden Trigger entwickelt hat, extrem schwer zu sein. Denn er müsste Dir gegenüber quasi den Großteil all dessen, was ihn heute ausmacht, unter der Decke halten ...
Ja, seine Antworten helfen mir auch nicht. Was Viele oft verkennen ist, dass es auch schon eine Hilfe ist, einfach jemandem zuzuhören. Ich erwarte ja nicht, dass er mir helfen kann, aber ich hab mal gelernt, wenn man Probleme immer nur in sich reinfrisst und mit niemandem teilt, werden sie nur immer schlimmer. Reden allein hilft schon.

Und er ist auch nicht mein lebender Trigger. Ich möchte behaupten, ein Mensch, auch er, ist mehr als seine Familie. Und dass das für mich ein "Trigger-Thema" ist, heißt nicht, dass ich nie mit ihm über Partnerschaft, Ehe, Kinder und Familie reden würde, sondern ich vertiefe es nur nie mit ihm. Er kann mir jederzeit mitteilen, was es tolles Neues in seinem Privatleben zu berichten gibt, aber ich stelle keine vertiefenden Fragen, weil ich weiß, dass das eben so ein Trigger-Thema für mich ist, was heißt, dass ich irgendwann in die Schiene abrutsche, wo ich wieder nur alles auf mich beziehe, erzähle wie schlecht alles bei mir ist bei der Thematik und allgemein die Stimmung verhagel. Deswegen nenn ich das ein Trigger-Thema, und nicht, weil auch nur das Wort "Familie" bei mir einen Brechreiz auslösen würde. ;)
Per aspera ad astra.
Benutzeravatar
Xiangni
Kommt fast täglich vorbei
Beiträge: 713
Registriert: 02 Okt 2015 12:14
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: nur an Männern interessiert.
Ich suche hier ...: nur Austausch.
Wohnort: Schweiz

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Xiangni »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 04 Mai 2023 18:43 Ja, seine Antworten helfen mir auch nicht. Was Viele oft verkennen ist, dass es auch schon eine Hilfe ist, einfach jemandem zuzuhören. Ich erwarte ja nicht, dass er mir helfen kann, aber ich hab mal gelernt, wenn man Probleme immer nur in sich reinfrisst und mit niemandem teilt, werden sie nur immer schlimmer. Reden allein hilft schon.
Dazu habe ich ein paar Gedanken, die ich mit dir teilen möchte:
- Gehe mit dir völlig einig: es tut wahnsinnig gut, mit jemandem zu reden und jemanden zu haben, der einem zuhört, der einem vielleicht sogar auch beipflicht, der für einen da ist.
- Was man aber auch nicht vergessen darf: Zuhören kann auch sehr viel Energie rauben. Wenn man immer nur "seelisches Mülleimer" spielen muss und vielleicht selber auch Sorgen hat, kann das auch anstrengend sein. Nichtsdestotrotz ist dein Wunsch nach einem Zuhörer verständlich.
- eine Geschichte dazu: Beim letzten Arbeitgeber lief vieles schief, ich tauschte mich darüber gerne mit einer Arbeitskollegin aus. Sie verliess die Firma, ich schickte ihr sehr viele lange Nachrichten zu all den negativen Sachen bei der Arbeit, weil sie meiner Ansicht nach diejenige war, die mich/es am besten verstand. --> Folge daraus: Im Nachhinein denke ich, es war ihr zu viel. Sie hatte mit der Firma abgeschlossen und ich hatte nur noch dieses eine Thema, immer negativ. Es klappt nie mit Abmachen, ich glaube, sie hat keine Lust, weil es sie auch runterzog.
- eine Freundin berichtete immer wieder darüber, dass ihr alles zu viel wird bei der Arbeit. Ich und andere hörten zu, versuchten ihr Tipps und Ideen zu geben. Sie wurde dann wütend, sie wolle keine Tipps, einfach erzählen. Das kann halt auch anstrengend und enttäuschend sein. Man sieht, dass es der Person schlecht geht, möchte ihr helfen, doch das einzige, was man tun kann, ist Tipps zu geben, machen muss es die Person selber dann. Ab und zu "einfach abladen" zu wollen, ist ja okay, aber wenn das immer und immer wieder vorkommt, Lösungsvorschläge auch nicht akzeptiert werden, kann das für den Zuhörer auch anstrengend sein.
- Eine andere Freundin hat mir erzählt, dass sie am Tag so viele Sachen (positiv wie negativ) erlebt, die sie jemandem gerne erzählen würde, aber sie hat niemanden dafür. Ich bin sozusagen ihre Hauptbezugsperson, aber mit allem, was sonst noch in meinem Leben läuft, kann ich ihr nicht immer die Aufmerksamkeit geben, die sie sich wünscht. Und ich denke, bei deinem besten Freund wird es ähnlich sein. In seinem Leben läuft mit Familie so viel, dass er daneben nicht mehr unbegrenzt Kapazitäten und Energie hat und darum auch nicht mehr der Freund sein kann, den du dir wünschst.
- Was meiner Ansicht nach helfen kann: Es scheint, als ob dir vor allem jemand fehlt, mit dem du über das sprechen kannst, was dich beschäftigt. Es kann helfen, seine Gedanken / Wut / Freude / Traurigkeit aufzuschreiben. Sei es in einem Tagebuch oder in einem Brief, den man nie abschickt. Man hat so schon die ersten Gefühle und das, was einen beschäftigt, rausgelassen. Kann fürs Erste helfen, besonders wenn man ja sowieso keine Lösungsvorschläge hören möchte oder sich ab den Tipps, die folgen, ärgert. Ansonsten gibt es, zumindest in der Schweiz, telefonische Beratung: Freiwillige beantworten Anrufe von Leuten, die jemanden zum Reden suchen --> dargebotene Hand. Vielleicht wäre das eine Lösung. Die hören dir zu, wenn es dir schlecht geht.
- Ansonsten: mein Leben vor meiner jetzt ersten Beziehung war sehr ausgefüllt, so dass ich nahezu gar keine Zeit hatte, mir Gedanken über mein ABtum zu machen. Ich unternahm sehr viel, hatte einen grossen Freundeskreis, wohnte in einer WG. Ich war nicht alleine. Das half enorm und ich fühlte mich selten einsam. Klar war auch ich ab und zu traurig und bedauerte es, niemanden zu haben, der mich liebte, aber ich hatte viele Gute Freunde, die gerne Zeit mit mir verbrachten.
Und er ist auch nicht mein lebender Trigger. Ich möchte behaupten, ein Mensch, auch er, ist mehr als seine Familie. Und dass das für mich ein "Trigger-Thema" ist, heißt nicht, dass ich nie mit ihm über Partnerschaft, Ehe, Kinder und Familie reden würde, sondern ich vertiefe es nur nie mit ihm. Er kann mir jederzeit mitteilen, was es tolles Neues in seinem Privatleben zu berichten gibt, aber ich stelle keine vertiefenden Fragen, weil ich weiß, dass das eben so ein Trigger-Thema für mich ist, was heißt, dass ich irgendwann in die Schiene abrutsche, wo ich wieder nur alles auf mich beziehe, erzähle wie schlecht alles bei mir ist bei der Thematik und allgemein die Stimmung verhagel. Deswegen nenn ich das ein Trigger-Thema, und nicht, weil auch nur das Wort "Familie" bei mir einen Brechreiz auslösen würde. ;)
Falls er das auch weiss, wird er sich wohl auch hüten, etwas darüber zu erzählen, was für ihn halt vielleicht auch schwierig ist. Es ist immer einfacher, wenn man sich selbst sein darf und nicht aufpassen muss, was man erzählt.
Ich glaube, bei euch hat sich einfach alles summiert und dazu geführt, dass ihr euch entfernt habt.
dufte_biene
Tauscht Gedanken aus
Beiträge: 56
Registriert: 19 Apr 2023 17:31
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB
Ich bin ...: unfassbar.

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von dufte_biene »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 03 Mai 2023 19:44 ...Ich denke, das Problem Nr. 1 ist einfach dieses Gefälle, dass wir uns nicht mehr auf Augenhöhe befinden, und das schon seit Jahren. Wie schon gesagt, gönne ich ihm jeden seiner persönlichen Erfolge, die mich aber umso mehr schmerzen, je weiter er in das scheinbar perfekte Leben abdriftet und gar nicht mehr in den grauen, verregneten Hintergrund zurücksieht, wo ich noch stehe. ...
Ich würd's nicht Gefälle nennen - ihr habt euch einfach etwas auseinander gelebt - so was kommt vor ... da hat niemand Schuld oder so, das ist einfach der Lauf der Dinge.
Falls es Dir hilft: ich (47 J.) hab mehrere solcher Freundschaften, die ein paar Jahre mit etwas mehr Distanz (z.T. auch mal länger gar keine Kontakt - weil wir sehr unterschiedliche Lebensthemen hatten) gut überstanden haben und später wieder enger wurden.
Obelix hat geschrieben: 04 Mai 2023 14:38 Ich sehe hier nirgends eine "Schuld" bei irgendwem. Ihr lebt inzwischen in in völlig unterschiedlichen Welten, und wenn keiner von euch mit der Welt des anderen etwas anfangen kann, dann wird es schwierig, noch Gemeinsamkeiten zu finden. Dasselbe kenne ich auch von alten Schulfreunden, die völlig unterschiedliche berufliche Karrieren eingeschlagen haben, oder auch wenn einer in eine völlig andere Gegend umgezogen ist und der andere in der alten Heimat geblieben ist. ... Es muss auch nicht unbedingt ein kompletter Kontaktabbruch sein. Manche Freundschaften köcheln auch auf ein paar Kontakte pro Jahr (Geburtstags-, Urlaubs- oder Weihnachtsgrüße) herunter und leben vielleicht später wieder auf, wenn sich die Lebenswelten wieder mehr angeglichen haben (z.B. Rentnerleben).
+1
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 04 Mai 2023 18:43 ... Und ja, ich habe auf jeden Fall Mühe damit, loszulassen. Zum einen, weil ich mit ihm immer noch viel gute Eigenschaften und gute Zeiten verbinde und die um dieser alten Zeiten Willen nicht loslassen will.
Du musst ja auch nicht ganz loslassen .... lass "einfach" die Leine etwas lockerer werden und schau parallel nach aktuell passenderen Menschen für Dein Leben.... Und dann warte ab, was die Zeit so bringt.... :umarmung2:
Benutzeravatar
Tania
Eins mit dem Forum
Beiträge: 14402
Registriert: 12 Mai 2016 13:43
Geschlecht: weiblich
AB-Status: mit AB befreundet
Ich bin ...: unfassbar.
Wohnort: Rostock

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Tania »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 04 Mai 2023 18:43 Und ja, ich habe auf jeden Fall Mühe damit, loszulassen. Zum einen, weil ich mit ihm immer noch viel gute Eigenschaften und gute Zeiten verbinde und die um dieser alten Zeiten Willen nicht loslassen will.
Irgendwie scheint es widersprüchlich, wenn man sich um Veränderungen in seinem Leben bemüht und sich gleichzeitig an die alten Zeiten klammert.

Zum anderen, weil es auch irgendwie ein bisschen sinnfrei ist, wenn man sowieso schon massiv unter Einsamkeit leidet, sich auch noch von seinen letzten und besten Freunden zu trennen, so belastet das Verhältnis auch sein mag.
Es gibt allerdings auch Menschen, mit denen man sich einsamer fühlt als ohne sie ....

Nur so ein Gedanke
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
Benutzeravatar
Dr. House
Kommt fast täglich vorbei
Beiträge: 756
Registriert: 29 Jun 2016 16:03
Geschlecht: männlich

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Dr. House »

Tania hat geschrieben: 05 Mai 2023 14:06
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 04 Mai 2023 18:43 Und ja, ich habe auf jeden Fall Mühe damit, loszulassen. Zum einen, weil ich mit ihm immer noch viel gute Eigenschaften und gute Zeiten verbinde und die um dieser alten Zeiten Willen nicht loslassen will.
Irgendwie scheint es widersprüchlich, wenn man sich um Veränderungen in seinem Leben bemüht und sich gleichzeitig an die alten Zeiten klammert.

Zum anderen, weil es auch irgendwie ein bisschen sinnfrei ist, wenn man sowieso schon massiv unter Einsamkeit leidet, sich auch noch von seinen letzten und besten Freunden zu trennen, so belastet das Verhältnis auch sein mag.
Es gibt allerdings auch Menschen, mit denen man sich einsamer fühlt als ohne sie ....

Nur so ein Gedanke
Manchmal sind Erinnerungen an Vergangenes das einzige, was einem noch Kraft gibt und am Leben hält.

Egal, ob diese Erinnerungen und die Geschichten dahinter sich letztlich als Schal und Rauch oder Lügen erwiesen haben.
Emerald

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Emerald »

Dr. House hat geschrieben: 05 Mai 2023 15:52 Manchmal sind Erinnerungen an Vergangenes das einzige, was einem noch Kraft gibt und am Leben hält.

Egal, ob diese Erinnerungen und die Geschichten dahinter sich letztlich als Schal und Rauch oder Lügen erwiesen haben.
+1 :sadman: :crybaby:
Benutzeravatar
Fritzchen
Tauscht Gedanken aus
Beiträge: 52
Registriert: 23 Apr 2023 19:43
Geschlecht: männlich
Wohnort: NRW

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Fritzchen »

Tania hat geschrieben: 05 Mai 2023 14:06 Manchmal sind Erinnerungen an Vergangenes das einzige, was einem noch Kraft gibt und am Leben hält.

Egal, ob diese Erinnerungen und die Geschichten dahinter sich letztlich als Schal und Rauch oder Lügen erwiesen haben.
Manchmal ist es gut möglich, das es in bestimmten Situation besser ist sich an den gewohnten Umständen in der Vergangenheit vorerst festzuhalten und sich ganz langsam davon zu trennen.
Nur ist sich ein Trennen von dieser Einstellung wichtig. Ansonten bestimmt die schleichende Zeit dein Leben und nicht man selber seine Zukunft. Denn aus meienr Sicht ist nichts schlimmer als als seine Zukunft aus den eigenen Händen zu geben.
Es gibt immer drei Seiten, eine die du siehst, eine, die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.
Benutzeravatar
Fritzchen
Tauscht Gedanken aus
Beiträge: 52
Registriert: 23 Apr 2023 19:43
Geschlecht: männlich
Wohnort: NRW

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Fritzchen »

dufte_biene hat geschrieben: 05 Mai 2023 08:19 Es gibt allerdings auch Menschen, mit denen man sich einsamer fühlt als ohne sie ....

Nur so ein Gedanke
Ich finde diese Überlegung sehr gut. Denn manchmal steht man sich selber im Weg, um neue Wege zu gehen und Personen kennen zu lernen.

Auch wenn man kurzfristig alleine ist, ist es auf Dauer besser einnen neuen Weg einzuschlagen als den alten Irrweg weiter zu gehen.

Sorry, das ist nur meine persönliche Meinung.
Es gibt immer drei Seiten, eine die du siehst, eine, die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.
Benutzeravatar
kreisel
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 3407
Registriert: 30 Nov 2011 14:48
Geschlecht: weiblich

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von kreisel »

Fritzchen hat geschrieben: 05 Mai 2023 20:45 Manchmal ist es gut möglich, das es in bestimmten Situation besser ist sich an den gewohnten Umständen in der Vergangenheit vorerst festzuhalten und sich ganz langsam davon zu trennen.
Nur ist sich ein Trennen von dieser Einstellung wichtig. Ansonten bestimmt die schleichende Zeit dein Leben und nicht man selber seine Zukunft. Denn aus meienr Sicht ist nichts schlimmer als als seine Zukunft aus den eigenen Händen zu geben.
....
Denn manchmal steht man sich selber im Weg, um neue Wege zu gehen und Personen kennen zu lernen.

Auch wenn man kurzfristig alleine ist, ist es auf Dauer besser einnen neuen Weg einzuschlagen als den alten Irrweg weiter zu gehen.
Das sind sehr gute Überlegungen. :)

Ich stehe selber an einem Weg, wo ich nicht die Kraft und und den Plan und die Fähigkeiten und Hoffnung hab,
neue Kontakte zu knüpfen, aber die alten gen Null gehen und/oder nicht mehr so recht zufrieden machen.

Aber dieses gestalten des eigenen Wegs und der Zukunft, das hab ich schon viel vorher verloren (oder hatte
es eigentlich auch nicht) und laufe träge weiter die alte Bahn.
Die Frage ist, wie findet man zu einer Lebenshaltung mit eigenem Gestalten?

Hat auch was mit Selbstwert und Selbstvertrauen zu tun und die anderen als viel passender und lebensfähiger
zu empfinden, als "besser". Und sich selber als minderwertig, unfähig, abhängig.

Naja, ich bin in Therapie und bin da dran.
Bei den vorhandenen Beziehungen gestalte ich mehr mit, was die Kluft eher jetzt größer macht oder
sie zum Ende führt, denn die bauten auf ein anderes Machtgefälle.

Und bei dem neuen hab ich noch komplette Fragezeichen: Wer bin ich, was hab ich für Interessen, wer
und wie passt wer zu mir und wie gehe ich das dann an und finde mich in neuen Örtlichkeiten und Umfeldern
zurecht und stehe nicht nur erstarrt und erschlagen von den Eindrücken und unfähig dann da rum?
Benutzeravatar
Wayfaring_Stranger15
Ein guter Bekannter
Beiträge: 81
Registriert: 09 Jan 2023 19:40
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Xiangni hat geschrieben: 05 Mai 2023 07:09 - Was meiner Ansicht nach helfen kann: Es scheint, als ob dir vor allem jemand fehlt, mit dem du über das sprechen kannst, was dich beschäftigt. Es kann helfen, seine Gedanken / Wut / Freude / Traurigkeit aufzuschreiben. Sei es in einem Tagebuch oder in einem Brief, den man nie abschickt. Man hat so schon die ersten Gefühle und das, was einen beschäftigt, rausgelassen. Kann fürs Erste helfen, besonders wenn man ja sowieso keine Lösungsvorschläge hören möchte oder sich ab den Tipps, die folgen, ärgert. Ansonsten gibt es, zumindest in der Schweiz, telefonische Beratung: Freiwillige beantworten Anrufe von Leuten, die jemanden zum Reden suchen --> dargebotene Hand. Vielleicht wäre das eine Lösung. Die hören dir zu, wenn es dir schlecht geht.
Ich weiß gar nicht, ob es das in der Form in Deutschland gibt. Mir fällt da am ehesten die Telefonseelsorge ein, unter kirchlicher Trägerschaft. Das würde mir aber schätze ich nicht wirklich weiterhelfen. Oftmals habe ich das Problem, dauert es Tage/Wochen/Monate, bis jemand wirklich versteht, in welcher Situation ich mich befinde und wie man mir helfen kann (oder auch nicht). Telefonseelsorge ist eher kurzlebiger Natur - schon beim zweiten Anruf hätt ich jemand andern an der Strippe als noch beim ersten. Ich denke, es wäre schon eine langfristige Beziehung notwendig.
Achso, und das mit dem aufschreiben hab ich ein paar mal versucht, aber mich immer eher nur noch mehr runtergezogen. Tatsächlich ist schreiben ja ein Hobby von mir, wobei ich momentan es wieder etwas schleifen lasse, hab es seit über einem Monat nicht mehr gemacht leider.
Tania hat geschrieben: 05 Mai 2023 14:06 Irgendwie scheint es widersprüchlich, wenn man sich um Veränderungen in seinem Leben bemüht und sich gleichzeitig an die alten Zeiten klammert.
Früher war nicht alles besser, früher war nur alles weniger beschissen. :lol:
Also sehn ich mich natürlich schon in gewisser Weise zu einem Zustand zurück, wo es mir noch besser ging, auch wenn es mir damals schon schlecht ging. Aber momentan ist gefühlt jeder Zustand besser als der Jetzige. Zumindest auf einer sozialen Ebene.
Dr. House hat geschrieben: 05 Mai 2023 15:52 Manchmal sind Erinnerungen an Vergangenes das einzige, was einem noch Kraft gibt und am Leben hält.

Egal, ob diese Erinnerungen und die Geschichten dahinter sich letztlich als Schall und Rauch oder Lügen erwiesen haben.
Ja, diese Erfahrung musste ich leider auch schon machen. Es stimmt.
Fritzchen hat geschrieben: 05 Mai 2023 20:55 Ich finde diese Überlegung sehr gut. Denn manchmal steht man sich selber im Weg, um neue Wege zu gehen und Personen kennen zu lernen.

Auch wenn man kurzfristig alleine ist, ist es auf Dauer besser einnen neuen Weg einzuschlagen als den alten Irrweg weiter zu gehen.

Sorry, das ist nur meine persönliche Meinung.
Dafür musst du dich nicht entschuldigen. ;)
Halt ich sogar auch für richtig, was du sagst. Aber es ist immer leichter gesagt als getan - und sich das Leben in Einbahnstraßen mit Abbiegemöglichkeiten vorstellen halte ich tendenziell eher für verkehrt. Einen neuen Weg einzuschlagen heißt ja nicht, alles auf dem alten Weg aufzugeben.
Ich habe ja in meinem threaderstellenden Post bereits geschrieben, dass ich umziehe. Mal gucken, was mein Leben in der neuen Wohnung dann so alles mit sich bringt, wenn ich endlich allein lebe und auf eigenen Füßen stehe. Bei meiner Familie seh ich z. B. jetzt schon so einige schädliche Kontakte, die ich dann beenden will. Bei meinem beschriebenen Freund seh ich das hingegen noch nicht so schädlich. Aber ich weiß nicht, was die Zukunft bringt... festlegen will ich mich jedenfalls nicht.
kreisel hat geschrieben: 06 Mai 2023 05:31 Die Frage ist, wie findet man zu einer Lebenshaltung mit eigenem Gestalten?

Hat auch was mit Selbstwert und Selbstvertrauen zu tun und die anderen als viel passender und lebensfähiger
zu empfinden, als "besser". Und sich selber als minderwertig, unfähig, abhängig.
Wenn du das in der Therapie dir angeeignet hast als Bewältigungsstrategie, um jetzt neue Wege zu beschreiten im Leben und dich selbst zu entfalten, freut mich das für dich und dann will ich dich auch nur darin bestärken, das auch weiter zu verfolgen.

Ich persönlich finde diese Grundhaltung aber eher schädlich. Sie würde das genaue Gegenteil bei mir bewirken, wenn ich mich als minderwertig und unfähig und die anderen als besser betrachte - es würde mich lähmen. Eben, weil ich dann denken würde, dass ich es selbst nicht wert wäre.

Ansonsten geh ich ja auch schon immer wieder "neue Wege". Gut, in letzter Zeit jetzt nicht mehr, weil ich nicht mehr so viel Zeit habe. Aber ich habe bis Anfang des Jahres immer wieder neue Communitys für Themen-/Interessensgebiete von mir entdeckt - euch hier zum Beispiel. :) Aber auch auf Discord hab ich immer wieder einen Vorstoß gewagt, mich auf einen neuen Server zu begeben, um neue Leute kennen zu lernen. Und in der echten Welt habe ich auch schon verschiedene Arbeitgeber gesehen, habe von Natur aus wegen meiner Arbeit immer wieder mit neuen Leuten zu tun (und dabei rede ich jetzt nicht von den Kindern und Jugendlichen, für die ich einen Erziehungsauftrag hab ^^). Für mein Praxissemester, was ich im Rahmen des Studiums noch ableisten muss, habe ich vor, nochmal einen neuen Arbeitsplatz mir anzusehen.
Ganz früher war ich sogar mal im örtlichen Fußballverein, hab mich mal an einen Schützenverein rangewagt. Also es ist nicht so, als würde ich mich hier im Keller an meinem PC einigeln und mich wundern, warum mich keiner lieb hat. Aber nach unzähligen Versuchen ohne Erfolg, fehlt mir halt die Lust und Energie, es noch weiter zu versuchen. Es fühlt sich an wie ein Kampf gegen Windmühlen, als würde ich versuchen, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen. Die Wand gibt vielleicht auch irgendwann nach, ja, sicher. Aber bis dahin muss ich viel Schmerz ertragen und bin vorher vielleicht an Schädelhirntrauma verstorben (um im Bild zu bleiben).
Ich mein, auch Tiere lernen irgendwann, nicht gegen den Elektrozaun zu rennen, weil der weh tut. Und ich will ja nicht dümmer sein als ein Herdentier. Also ist für mich die einzig logische Konsequenz, es bleiben zu lassen.
Aber dann bleib ich halt auch einsam, ohne diesen einen Freund, dem ich alles erzählen kann. Vor allem aber auch ohne Partnerin.
Per aspera ad astra.
Benutzeravatar
Fritzchen
Tauscht Gedanken aus
Beiträge: 52
Registriert: 23 Apr 2023 19:43
Geschlecht: männlich
Wohnort: NRW

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Fritzchen »

Fritzchen hat geschrieben: 05 Mai 2023 20:55 Das sind sehr gute Überlegungen. :)

Ich stehe selber an einem Weg, wo ich nicht die Kraft und und den Plan und die Fähigkeiten und Hoffnung hab,
neue Kontakte zu knüpfen, aber die alten gen Null gehen und/oder nicht mehr so recht zufrieden machen.

Aber dieses gestalten des eigenen Wegs und der Zukunft, das hab ich schon viel vorher verloren (oder hatte
es eigentlich auch nicht) und laufe träge weiter die alte Bahn.
Die Frage ist, wie findet man zu einer Lebenshaltung mit eigenem Gestalten?

Hat auch was mit Selbstwert und Selbstvertrauen zu tun und die anderen als viel passender und lebensfähiger
zu empfinden, als "besser". Und sich selber als minderwertig, unfähig, abhängig.

Naja, ich bin in Therapie und bin da dran.


Hallo Kreisel,
es ist schon mal eine positive Sache das man seine eigene Situation erkennt und sich eingesteht.

Ich finde es gut das du dir therapeutische Hilfe suchst um an deine persönliche Situation zu arbeiten.

Beziehungen zu deinen Freundeskreis, Bekannten und Verwandten ändern sich immer und umso mehr sich die andere Seite (Du) veränderst. Es ist normal, dass man dann auch eine neue Sicht auf die Situation bekommst.

Das gestalten des eigenen Weges ist nicht immer leicht und fordert manchmal viel Intuation.

Lass dich nicht beirren wenn dich die neue Situation verunsichert. Es kann auch sein das man nicht man selbst ist, aber das kann daran liegen das man sich einer Veränderungsphase befindet.

Ich fände es super wenn du mit Hilfe deiner Psychologin deinen Weg findest.
Bei den vorhandenen Beziehungen gestalte ich mehr mit, was die Kluft eher jetzt größer macht oder
sie zum Ende führt, denn die bauten auf ein anderes Machtgefälle.

Und bei dem neuen hab ich noch komplette Fragezeichen: Wer bin ich, was hab ich für Interessen, wer
und wie passt wer zu mir und wie gehe ich das dann an und finde mich in neuen Örtlichkeiten und Umfeldern
zurecht und stehe nicht nur erstarrt und erschlagen von den Eindrücken und unfähig dann da rum?
Hallo Kreisel,
es ist schon mal eine positive Sache das man seine eigene Situation erkennt und sich eingesteht. Es ist gut das du dir therapeutische Hilfe suchst um an deine persönliche Situation zu arbeiten

Beziehungen zu deinen Freundeskreis, Bekannten und Verwandten ändern sich immer und umso mehr sich die andere Seite (Du) veränderst. Es ist normal, dass man dann auch eine neue Sicht auf die Situation bekommst.

Das gestalten des eigenen Weges ist nicht immer leicht und fordert manchmal viel Intuation.

Lass dich nicht beirren wenn dich die neue Situation verunsichert. Es kann auch sein das man nicht man selbst ist, aber das kann daran liegen das man sich einer Veränderungsphase befindet.

Ich fände es super wenn du mit Hilfe deiner Psychologin deinen Weg findest.

Wünsche dir viel Erfolg.
Es gibt immer drei Seiten, eine die du siehst, eine, die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.
Benutzeravatar
kreisel
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 3407
Registriert: 30 Nov 2011 14:48
Geschlecht: weiblich

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von kreisel »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 06 Mai 2023 20:01 Achso, und das mit dem aufschreiben hab ich ein paar mal versucht, aber mich immer eher nur noch mehr runtergezogen. Tatsächlich ist schreiben ja ein Hobby von mir, wobei ich momentan es wieder etwas schleifen lasse, hab es seit über einem Monat nicht mehr gemacht leider.
Da fehlt alleine vielleicht auch die konstruktive oder korrigierende Perspektive.

Bzw manchmal geht es auch, vom emotional festgefahrenen in eine rationalere weitere Perspektive zu gelangen
beim Schreiben, das erlebe ich dann eher als hilfreich.
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 06 Mai 2023 20:01Ich habe ja in meinem threaderstellenden Post bereits geschrieben, dass ich umziehe. Mal gucken, was mein Leben in der neuen Wohnung dann so alles mit sich bringt, wenn ich endlich allein lebe und auf eigenen Füßen stehe. Bei meiner Familie seh ich z. B. jetzt schon so einige schädliche Kontakte, die ich dann beenden will. Bei meinem beschriebenen Freund seh ich das hingegen noch nicht so schädlich. Aber ich weiß nicht, was die Zukunft bringt... festlegen will ich mich jedenfalls nicht.
Schön wäre es vermutlich, wenn man irgendwann wieder etwas vertrauterer Beziehungen hat, die dann zu einem
selbst in der aktuellen Situation passen.

Aber die neuen vertrauten Beziehungen sind kein Selbstläufer.
Ich bin vor 4 Jahren umgezogen und hab danach keine neuen Kontakte geschlossen.

Bin auf die Nachbarn zwar etwas zugegangen, aber die sind hier irgendwie 20 Jahre jünger oder wohnen zu zweit
und es wirkte nicht so offen, kam kaum was zurück; kann manchmal froh sein, wenn man sich überhaupt grüßt
und nicht drei Meter weiter wortlos vorbeigeht.
Und einer war zwar offen, quetschte mich dann bzgl. Beruf aus und betrog mich und andere im Haus
um Geld.

Im Grunde ist das an die Nachbarn denken als neue Kontakte meinerseits aber schon auch Bequemlichkeit,
Unfähigkeit, Ideenlosigkeit, gelähmt sein im eigenen Gestalten.

Wäre ja toll wenn die Leute gleich vor der Haustür wären / im Haus, ohne große soziale Aktivität.
In der Familie oder beim Arbeitgeber bekommt man die Leute ja auch "frei Haus" geliefert.
:cooler: Wohl oder übel...
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 06 Mai 2023 20:01
kreisel: Die Frage ist, wie findet man zu einer Lebenshaltung mit eigenem Gestalten?

Hat auch was mit Selbstwert und Selbstvertrauen zu tun und die anderen als viel passender und lebensfähiger
zu empfinden, als "besser". Und sich selber als minderwertig, unfähig, abhängig.

Wenn du das in der Therapie dir angeeignet hast als Bewältigungsstrategie, um jetzt neue Wege zu beschreiten im Leben und dich selbst zu entfalten, freut mich das für dich und dann will ich dich auch nur darin bestärken, das auch weiter zu verfolgen.

Ich persönlich finde diese Grundhaltung aber eher schädlich. Sie würde das genaue Gegenteil bei mir bewirken, wenn ich mich als minderwertig und unfähig und die anderen als besser betrachte - es würde mich lähmen. Eben, weil ich dann denken würde, dass ich es selbst nicht wert wäre.
Achso nee, das ist ein Missverständnis.
Was ich beschrieben habe ist noch der Problemzustand, und ich bin in der Therapie dabei, diesen anzugehen.
Dass die anderen wertvoller, aktiver, berechtigter, fähiger sind, das ist noch der Irrglauben, ja und es hat
die lähmende Wirkung.
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 06 Mai 2023 20:01Ansonsten geh ich ja auch schon immer wieder "neue Wege". Gut, in letzter Zeit jetzt nicht mehr, weil ich nicht mehr so viel Zeit habe. Aber ich habe bis Anfang des Jahres immer wieder neue Communitys für Themen-/Interessensgebiete von mir entdeckt - euch hier zum Beispiel. :) Aber auch auf Discord hab ich immer wieder einen Vorstoß gewagt, mich auf einen neuen Server zu begeben, um neue Leute kennen zu lernen. Und in der echten Welt habe ich auch schon verschiedene Arbeitgeber gesehen, habe von Natur aus wegen meiner Arbeit immer wieder mit neuen Leuten zu tun (und dabei rede ich jetzt nicht von den Kindern und Jugendlichen, für die ich einen Erziehungsauftrag hab ^^).
Internet fällt mir auch leichter.

Beim Arbeitgeber bekommt man die Leute "serviert" oder man ist auch in einer Rolle und nicht privat.

Ich glaube, der Bereich, der einen zufriedener machen würde, wäre es, wenn im realen Umfeld mehr
Leute da sind, die vertraut sind.

Deinen ehemaligen Kameraden musst du ja deswegen nicht auf Eis legen, aber ich denke, er hat dafür
(zur Zeit) nicht die Kapazität, er hat ein eigenes vertrautes Umfeld, wo er viel reininvestieren muss.
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 06 Mai 2023 20:01Ganz früher war ich sogar mal im örtlichen Fußballverein, hab mich mal an einen Schützenverein rangewagt.
Entspricht das denn deinen Interessen? Waren die Leute dort für dich ok, dass ihr Gemeinsamkeiten finden konntet und
miteinander wohlfühlen?
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 06 Mai 2023 20:01Ich mein, auch Tiere lernen irgendwann, nicht gegen den Elektrozaun zu rennen, weil der weh tut. Und ich will ja nicht dümmer sein als ein Herdentier. Also ist für mich die einzig logische Konsequenz, es bleiben zu lassen.
Aber dann bleib ich halt auch einsam, ohne diesen einen Freund, dem ich alles erzählen kann. Vor allem aber auch ohne Partnerin.
ich hab hier noch die Katze. :verwirrt: Die hat aber auch den aktiven Part übernommen zur Kontaktherstellung
und klagte sich in meine Wohnung ein.

Jetzt treffen wir uns zweimal am Tag und spielen etwas oder gehen etwas durch die Gegend manchmal.
In die Wohnung will sie meistens gar nicht länger als 5 Sekunden und Fressen auch nicht wirklich.

Die Katze hat bessere soziale Kompetenzen als ich.
Die hat alle Leute im Haus auf dem Parkplatz eingewickelt und in den Nachbarhäusern auch, und sie macht völlig
deutlich, wenn sie da ist und Kontakt will. Maunzt, kratzt an der Tür, und als sie mich für taub hielt, sprang sie auch
schonmal die Tür hoch bis zum Sichtfenster. Außerdem zeigte sie auch, was sie kann, in dem sie die Nummer macht:
in drei Sekunden quer über den Parkplatz laufen und 5 m den Baum hoch. Das ist Engagement!
Vielleicht kann man da noch irgendwas lernen... :gruebel:
Zuletzt geändert von kreisel am 07 Mai 2023 07:54, insgesamt 3-mal geändert.
Benutzeravatar
kreisel
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 3407
Registriert: 30 Nov 2011 14:48
Geschlecht: weiblich

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von kreisel »

Fritzchen hat geschrieben: 06 Mai 2023 21:06 Beziehungen zu deinen Freundeskreis, Bekannten und Verwandten ändern sich immer und umso mehr sich die andere Seite (Du) veränderst. Es ist normal, dass man dann auch eine neue Sicht auf die Situation bekommst.
(...)
Lass dich nicht beirren wenn dich die neue Situation verunsichert. Es kann auch sein das man nicht man selbst ist, aber das kann daran liegen das man sich einer Veränderungsphase befindet.

Ich fände es super wenn du mit Hilfe deiner Psychologin deinen Weg findest.

Wünsche dir viel Erfolg.
Vielen Dank. :)

Ja, das verändern ist verunsichernd. Für beide Seiten, wenn ich mich ändere.

Und es hilft sehr wenn man reden kann "wie meinst du das, wie wirkte das jetzt auf dich, warum hast du
jetzt aufgelegt, akzeptierst du mich so nicht"? ( z B.). Und der andere sagt "nein, ich respektiere dich
und wollte dich in Ruhe lassen".

Mit dem einen kann man reden, da ist Wohlwollen und Fähigkeit, um für etwas für beide passendes verhandeln,
mit der anderen nicht.
Manchmal fühlt es sich auch so an, dass man aggro ist und komisch plötzlich, diese Unsicherheit
beim selber gestalten und sich äußern.

Vor allem merke ich, es ist gut, den anderen nicht aus dem Blick verlieren, es ist kein Klagekonzert,
wo der andere nur um mich und meine Befindlichkeiten tanzt.
Also diese ganze Definition von "ich habe schlechtes Selbstwertgefühl"- "der andere ist aktiv, besser,
darum aber auch Kümmerer und verantwortlich" - die braucht etwas neues.

Augenhöhe heißt auch, der andere hat auch seine Sorgen und Schwächen, für die ich auch Mitgefühl
habe, und ich hab auch meine Stärken und Handlungsmöglichkeiten.
Fritzchen hat geschrieben: 06 Mai 2023 21:06Das gestalten des eigenen Weges ist nicht immer leicht und fordert manchmal viel Intuation.
Meintest du , es erfordert Intuition? Oder Initiative?
Könnte man zumindest beides gebrauchen....
Benutzeravatar
NeC
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2823
Registriert: 09 Okt 2011 13:37
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: Niedersachsen

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von NeC »

kreisel hat geschrieben: 06 Mai 2023 05:31
Fritzchen hat geschrieben: 05 Mai 2023 20:45 Manchmal ist es gut möglich, das es in bestimmten Situation besser ist sich an den gewohnten Umständen in der Vergangenheit vorerst festzuhalten und sich ganz langsam davon zu trennen.
(...)
Denn manchmal steht man sich selber im Weg, um neue Wege zu gehen und Personen kennen zu lernen.

Auch wenn man kurzfristig alleine ist, ist es auf Dauer besser einnen neuen Weg einzuschlagen als den alten Irrweg weiter zu gehen.
Ich stehe selber an einem Weg, wo ich nicht die Kraft und und den Plan und die Fähigkeiten und Hoffnung hab,
neue Kontakte zu knüpfen, aber die alten gen Null gehen und/oder nicht mehr so recht zufrieden machen.

Aber dieses gestalten des eigenen Wegs und der Zukunft, das hab ich schon viel vorher verloren (oder hatte
es eigentlich auch nicht) und laufe träge weiter die alte Bahn.

(...)

bei dem neuen [Beziehungen] hab ich noch komplette Fragezeichen: Wer bin ich, was hab ich für Interessen, wer
und wie passt wer zu mir und wie gehe ich das dann an und finde mich in neuen Örtlichkeiten und Umfeldern
zurecht und stehe nicht nur erstarrt und erschlagen von den Eindrücken und unfähig dann da rum?
Ja, das irgendwie erstarrt und nur als Beobachter daneben stehen, also alles lediglich auf sich zukommen lassen kommt mir auch recht bekannt vor. Ich merke irgendwie, dass das auch an mir selbst liegt. Ich mag eine gewisse Vorhersehbarkeit, d.h. eingefahrene Bahnen haben etwas beruhigendes für mich. Deswegen tu' ich mich auch etwas schwer damit, selbst am Steuer zu stehen und die Richtung ändern zu wollen.

kreisel hat geschrieben: 06 Mai 2023 05:31 Die Frage ist, wie findet man zu einer Lebenshaltung mit eigenem Gestalten?
Mir haben da gelegentlich Impulse von außen geholfen. Eben ein neuer Job, neue Wohnsituation, Veränderungen im Bekannten- und Freundeskreis. Also Dinge, die "erstmal so passiert" sind, die aber dazu führen, dass ich meine angenehmen, eingefahrenen Wege sowieso nicht mehr einfach so weiter beschreiten kann.

In diesen Situationen war es für mich einfacher mich selbst zu fragen: "Welche Art Veränderung wäre Dir jetzt am liebsten, und was kann ich tun, um das vielleicht auch zu erreichen?" Und da ist es mir auch tatsächlich gelungen, ein paar Weichen tatsächlich aktiv umzustellen. Ohne einen Impuls von außen fällt mir das aber viel schwerer.
Benutzeravatar
Fritzchen
Tauscht Gedanken aus
Beiträge: 52
Registriert: 23 Apr 2023 19:43
Geschlecht: männlich
Wohnort: NRW

Re: Im Regen stehen gelassen

Beitrag von Fritzchen »

kreisel hat geschrieben: 07 Mai 2023 07:34 Meintest du , es erfordert Intuition? Oder Initiative?
Könnte man zumindest beides gebrauchen....
In diesem Fall meinte ich die Intuition. Denn man begibt sich auf neue Wege und weil einem die Erfahrungswerte fehlen und es auch kein richtig oder falsch gibt. Dann ist öfters auch mal das Bauchgefühl gefragt.

Du hast vollkommen recht eine ordentliche Portion Initiative hätte in dem Fall auch gut passen können. ;)
Vor allem weil es aus meiner Sicht wichtig ist, sich nicht nur auf die Therapeut/-in zu verlassen. Denn irgendwann ist die Therapie vorbei und wenn man in der Zeit zuvor nicht gelernt hat sich selber durch Eigeninitiative selbst ungefragt auf neue Wege zu begeben und sich neuen Herausforderungen zu stellen, kann es gut möglich sein das wenn die Therapie vorbei ist, man dann in ein Loch und in alte Gewohnheitsmuster zurück fällt. Natürlich darf man sich auch nicht zu früh zu viel zutrauen/ vornehmen und mit sich bei Fehlschlägen nicht zu kritisch sein.
Es gibt immer drei Seiten, eine die du siehst, eine, die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.