Meine Geschichte

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Übriggeblieben61
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Meine Geschichte

Beitrag von Übriggeblieben61 »

Denke mal, dass das hier der "richtige" Thread ist. Habe es ja angekündigt, dass ich mal sozusagen mein Leben ausbreite. Kann natürlich jeder selbst entscheiden, ob er oder sie es sich reinziehen wollen. Verständlich, wenn nicht.

Aber nun komme ich endlich dazu über mein AB-Leben zu berichten. Bin halt leider noch berufstätig und komme nicht immer dazu ins Web zugehen oder habe auch nicht immer Lust dazu. Ausserdem habe ich mir länger überlegt, wie ich darüber berichten soll oder wie ich es gliedern soll. Ich habe leider einen Hang zur Ausführlichkeit, was Foren-Antworten durchaus in die Länge ziehen kann.

Wie gesagt bin ich mittlerweile schon 62 Jahre und durchgehend beziehungslos (wann fängt das so an, mit 13, 14 oder 15?). Ich muss sagen dass ich es schon längst aufgegeben habe etwas an meiner Seite zu suchen und habe mich in dieser Komfortzone eingerichtet. Ausserdem folgt in nicht mehr allzu langer Zeit der vielleicht unschönste Lebensabschnitt (Pflege, Pflegeheim, altersbedingte Beschwerden, Fremdbestimmtheit usw. bzw. unbemerktes Dahinscheiden auf dem Fernsehsessel usw.). Wer weiß, was die Zukunft bringt. Zu manchen Ausreden und erzählten Märchen in meinem Leben kann mich nun als Witwer verkaufen. Im Prinzip kommt jetzt die Zeit, dass man nicht mehr nach einer Frau gefragt wird oder nichts mehr erklären muss. Natürlich gebe ich mir eine Hauptschuld, sehe aber auch mein toxisches Elternhaus bzw. toxische Familie als Mithauptschuldigen.

Elternhaus – Familie

Geboren wurde ich 1961 als sog. Nachkömmling in ein Elternhaus, dass man als „untere Mittelschicht“ klassifizieren könnte. Meine älteste Schwester (Jahrgang 43) hatte gerade geheiratet und war zusammen mit meiner Mutter schwanger. Meine jüngere Schwester (Jahrgang 45) hatte gerade ihre Ausbildung als Verkäuferin beendet. Meine Mutter war bei meiner Geburt 44, mein Vater 38. Beide hatten den 2. Weltkrieg er- und überlebt, meine Mutter in Wilhelmshaven, mein Vater bei der U-Boot Marine, dann bis 1948 in britischer Gefangenschaft. Meine Eltern haben sich auch in Wilhelmshaven kennengelernt, 1945 zog dann meine Mutter mit meinen Schwestern in das Heimatort meines Vater an der Bergstrasse nahe Heidelberg. Als ich geboren wurde war mein Vater Briefträger bei der Post, meine Mutter Hausfrau.

Meine Eltern führten eine denkbar schlechte Ehe, stritten recht häufig und warfen mit den unflätigsten Worten unterster Schublade um sich. Mein Vater war ständig betrunken und kam sehr oft erst Abends aus der Wirtschaft nach Hause, obwohl er schon nachmittags Feierabend hatte. Dann gab es Streit wegen dem Mittagessen. Das endete damit, dass dann meine Mutter sich heulend ins Wohnzimmer verzog und mein Vater das Essen regelrecht fraß wie ein Schwein, so, dass er und seine Umgebung regelrecht versaut war (manchmal wurde ihm dann schlecht, dann war noch mehr versaut). So, wie eben Besoffene fressen. Jeder Tag wiederholte sich so zumindest die ersten 15 oder 16/17 Jahre meines Lebens. Ich hatte also jeden Tag (ausser Sonntags) „Murmeltiertag“.

Im Kindergarten wäre ich ein richtige ruhiges und zurückhaltendes Kind gewesen und hatte kaum Freunde. Meine Mutter wollte auch nicht, dass ich andere Kinder mit nach Hause bringe, weil die nur Dreck machen. Ich glaube aber eher, dass sie nicht wollte, dass die mitkriegen, wie es bei uns so zugeht.

Wegen der Sauferei meines Vaters waren wir auch in der Verwandtschaft isoliert und auch,weil sich meine Mutter als Norddeutsche nie richtig im Süden wohlfühlte. Meine Mutter hatte mit vielen Leuten im Ort streit und galt oft als uneinsichtig und rechthaberisch. Man sagte ihr die „typisch norddeutsche Arroganz“ nach. Meine Mutter war auch sehr schnell beleidigt, die Worte „danke“, „bitte“ und „Entschuldigung“ waren Fremdworte. Meine eine Schwester, die auch noch bei uns wohnte, war eifersüchtig auf mich, da sich alles um mich als den Sohn drehte. Da bekam ich dann auch so mein Fett weg je älter ich wurde.

Meine Eltern hatten unterschiedliche Erziehungsauffassungen und gerieten auch da in ständigen Streit. Als ich so 6 Jahre alt war, wollte meine Mutter, das ich in den Turnverein gehe, mein Vater war dagegen, da turnen nur „was für Weiber“ sei. Er wollte, dass ich Fussball und Handball spiele „wie ein richtiger Kerl“ und wollte mich auch im örtlichen Kraftsportverein anmelden, dass ich auch noch boxen und ringen lerne. Das wollte meine Mutter nicht, da sie das für zu gewalttätig hielt. Sie wollte keinen Schläger. Mein Vater wollte, dass ich jeden verkloppen könne, der mich blöd anschaut. Das Ende war, dass ich nirgends angemeldet wurde, ich kein Sport machte und ich bei meiner Einschulung angeblich ein „kleiner Mops“ war. Denn Essen war für mein Vater das A und O um kräftig zu werden. Dazu verabreichte er mir ständig Malzbier (war natürlich alkoholfrei aber sehr kalorienreich).

Essen war wie gesagt für mein Vater wichtig, auch deshalb, weil es bei Adolf nix gab. Und so adolfmäßig waren auch seine Vorstellungen eines „richtigen Kerls“: Zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl und flink wie ein Windhund. Der Krieg war bei uns immer sehr präsent. Vor allem meine Mutter lenkte alle Gespräche auf den Krieg und die Bombennächte in Wilhelmshaven und Emden. Heute würde man sagen, meine Eltern waren Kriegstraumatisierte.

So kräftig und teilweise verbal gewalttätig mein Vater zu Hause auftrumpfte, so ein Feigling und Hosenscheisser war er ausserhalb der Familie. Er gab anderen keine Widerrede, die anderen hatten immer recht, auf Ämter und auf das Rathaus sowie auf die Sparkasse wollte mein Vater nie gehen, dass musste meine Mutter tun. Sein Recht gegenüber Ämtern wollte mein Vater nie einfordern, weil es keinen Sinn und Zweck hätte. Dann meinte er noch, dass man mit „Maul halten“ am besten durchs Leben käme und sich vor allem nirgends einmischen. Andererseits monierte er öfters, dass aus ihm nix geworden sei und dass er am besten nie geheiratet hätte, wir stünden ihm eh alle im Weg.

Allerdings möchte ich erwähnen, dass meine Eltern mir gegenüber SO GUT WIE NICHT gewalttätig geworden sind und mich geschlagen hätten. Das lief „nur“ verbal ab und das kann oft mehr treffen und verletzen als Schläge oder Ohrfeigen.

Leider muss ich sagen, war ich als Kind eigentlich sehr zurückhaltend und ängstlich, es hieß bei Gleichaltrigen ich sei ein Feigling. Ich bin Konflikten, vor allem körperlichen, so gut es ging aus dem Weg oder habe immer nachgegeben um meine Ruhe zu haben. Auch war ich zuweilen eine Heulsuse und eben auch das, was man als „typisches Opfer“ bezeichnet, das geradezu zum Hänseln oder Mobben einlädt. Die Ängstlichkeit und Meinungszurückhaltung hat sich sehr lange gehalten, manchmal beobachte ich es an mir noch heute.

Kindergarten und Schule

Mit 4 Jahren kam ich in den Kindergarten, habe aber daran wenig bis keine großen Erinnerungen mehr. Ich weiß nur, dass ich mich dort nie wohlfühlte.

Eingeschult mit 7 als Opfer der Bürokratie. Als mich meine Mutter das erste mal anmelden wollte war ich zur Anmeldezeit 5, wäre aber am ersten Schultag 6 gewesen. Das ließ das Schulamt nicht zu. Ausschlaggebend sei das Alter bei der Anmeldung. Beim zweiten Anmeldetermin war ich dann 6, beim ersten Schultag 7.

Ansonsten: 4 Jahre Grundschule, ½ Jahr Realschule, Probezeit nicht bestanden, gescheitert an allem, vor allem Mathematik, Chemie, Physik und Englisch. Zurück in die Hauptschule, dann 4 ½ Jahre Hauptschule mit gutem Abschluss.

Gute Fächer: Geschichte, Deutsch, Englisch, Religion, Erdkunde und Gemeinschaftskunde
Mittelmäßige Fächer: Chemie, Physik und Biologie
Schlechte Fächer: Rechnen, Sport und Werken

Die nicht bestandene Probezeit in der Realschule empfand ich als persönliche Niederlage und als demütigend. Ich kam mir wirklich wie der letzte Versager vor. Ich unterlag längere Zeit den Beschimpfungen meines besoffenen Vaters. Ich hätte seine Pläne zunichte gemacht und seine Arbeitskollegen und die Verwandtschaft würden ihn auslachen (mein Vater hatte mit mir angegeben weil ich auf der Realschule bin). Seit dieser Zeit titulierte mich mein Vater für sehr lange Zeit als Idioten, als A...loch, als den Dümmsten an der Bergstraße, als jemand der nie einen Job finden würde und als jemanden der mal zu blöd ist, seinen Gehaltsstreifen zu lesen und noch ein ganzes Register mehr, was „dumm“ zu bedeuten hatte. Auch Sprüche, dass ich die Dummheit von meiner Mutter geerbt habe, fielen.

Mein Vater sprach nie Anerkennung für die Fächer aus, in denen ich gut war. Die meisten seien eh unwichtig und nützten nichts. Das ich im Rechnen so schlecht war, dass ärgerte ihn ungemein. Eine Rechenschwäche habe ich bis heute. Es wurde zwar nie untersucht und diagnostiziert, ich vermute aber bei mir so etwas wie Dyskalkulie.

Nach der Hauptschule dann zwei Jahre Wirtschaftsschule mit Abschluss und Zuerkennung der dem Realschulabschluss gleichgestellten Fachschulreife. Eigentlich in allen Fächern gut bis befriedigend, in Geschichte sehr gut. Allerdings wäre wegen schlechter Mathenoten der Notendurchschnitt des Abschlusszeugnisses um 2 Noten schlechter geworden. Der Mathelehrer meinte, er reiche mich statt mit 5 mit 4 ein, dass, wenn ich in der Prüfung eine 5 schriebe, es immer noch eine 4 gäbe. Ich konnte dieses A..loch sowieso nicht leiden. Ein guter Freund von mir, BWL-Student gab mir einige Wochen vor der Prüfung Mathenachhilfe. So schrieb ich in der Prüfung eine 2 (die beste Mathearbeit meines Lebens), so dass ich dann im Zeugnis eine 3 bekam, Der Mathelehrer kochte vor Wut.

Danach ein Versuch, auf dem Wirtschaftsgymnasium (WG) das Abi zu machen: Generaleinbruch in allen Fächern. Nach Wiederholen der Klasse 12 mit der Zuerkennung der Fachhochschulreife die Schule abgebrochen. Versager 2.0.

Berufswahl Bahn

Nach dem Abbruch des WG habe ich mich bei sämtlichen Rathäusern, bei der Polizei Hessen, der Polizei Ba-Wü, bei der Oberpostdirektion (OPD) Karlsruhe, der OPD Frankfurt/Main sowie bei der Bundesbahndirektion Karlsruhe für den mittleren Beamtendienst beworben und zwar mit meinem Zeugnis der Mittleren Reife. Das Fachhochschulreifezeugnis erschien mir für den gehobenen Dienst zu unvorteilhaft. Von allen Rathäusern, der OPD Frankfurt, und der Polizei Ba-Wü Absagen. Zusagen zu einem Eignungstest bei der Polizei Hessen, der OPD Karlsruhe und der Bahn. Alle Tests bestanden, Entscheidung für die Bahn da schon immer Bahnfan und weil Ausbildung am heimatnächsten (Bf Heidelberg Hbf). Ausbildung bestanden, Übernahme in den mittleren Beamtendienst. Jetzt 41 Jahre dabei, A 8 erreicht, leider kein Aufstieg und keine Karriere. Möchte das jetzt nicht weiter vertiefen. Wenn alles klappt, was ich wünsche, dann in 2 ½ Jahren Tschüss.

Bundeswehr

Nach der Bahnausbildung 15 Monate Grundwehrdienst bei der Luftwaffe bei einem Versorgungs- und Transportregiment, danach wieder bei der Bahn. Da meine Stammeinheit ziemlich heimatnah war, konnte ich jeden Tag nach Hause fahren. Meine größte Sorge: Wie kann ich das Thema Frauen und Sex umschiffen oder glaubhaft darstellen, dass ich „schon hätte“ ohne diesbezüglich aufgezogen oder gemobbt zu werden. Da ich aber jeden Tag zu Hause war und sich deshalb der Kontakt mit Kameraden in Grenzen hielt, ging der „Hänsel-Kelch“ an vorbei.

Kontakte mit Gleichaltrigen während Kindheit und Jugendzeit

Meine Kontakte hielten sich in Grenzen. Bis Ende der Hauptschule war ich Einzelgänger, war als Kind und Jugendlicher eher antriebslos. Ich hatte immer nur mal kurz „Abschnittsfreunde“. Mir fiel es schwer Kontakte zu knüpfen. Hatte wegen meiner angeblichen „mopsigen“ Figur und meiner Unsportlichkeit unheimlich Komplexe.

Meine Mutter hat sehr gegluckt und hat mir massiv vorschreiben wollen, mit wem ich zusammen sein dürfe und mit wem nicht. Da ich mich nicht durchsetzen könne und zu allem „Ja“ sagte, müsse sie eben so sein um mich vor den raffinierten Kerlen zu beschützen, die mich nur reinlegen wollten. Alles in allem muss ich wirklich auf andere wie ein Depp oder Mamasöhnchen gewirkt haben.

Während meiner Jugendzeit war ich lieber mit Leuten zusammen die 10 Jahre oder noch älter waren. Ich konnte mit meiner Altersgruppe nichts anfangen. Das war schon auffällig, dass ich nicht bei den jungen Leuten in der Disco oder auf dem Sportplatz war sondern bei den „alten Knackern“ am Stammtisch.

In der Hauptschule wurde ich, wenn die Sportbesten ihre Mannschaften wählten wegen meiner Unsportlichkeit nie gewählt, ich gehörte zu denen, die vom Lehrer einer Mannschaft zugeteilt wurden. Die Bundesjugendspiele waren auch ein Desaster mit wenigen Punkten. Mein Vater schäumte regelmäßig. Neben Einzelgänger war ich auch Stubenhocker und beide Charaktereigenschaften haben sich mehr oder weniger bis heute leider erhalten.

Aussehen

Ich wurde im Kindergarten und in der Grund- und Hauptschule immer wegen dem Dicksein gehänselt. Wenn ich mir Bilder von damals ansehe, kann ich das nicht immer verstehen. Ich war eigentlich von der Hüfte aufwärts eher ein Hänfling, nur die Beine waren sehr kräftig. Nur das letzte Hauptschuljahr und das erste Jahr in der Wirtschaftsschule war ich dick, mit dickem Po, den kräftigen Beinen und mit Schmerbauch. Also nix für Mädels. Dann habe ich im zweiten Jahr in der Wirtschaftsschule begonnen abzunehmen und hatte mich dann drei Jahre später dann von 85 Kilo bei 173 cm Größe unten auf 63 Kilo. Die Rippen konnten gezählt werden. Das war auch die Zeit, wo es auch mit dem Sport besser wurde. Das erste mal in meinem Leben, dass ich Klimmzüge konnte. Bei der Bundeswehr und dann bei der Bahn wieder Gewichtszunahme, dann wieder Gewichtsabnahme, dann wieder Zunahme usw. Seit 1999 sitze ich auf einem Stellwerk, Ende der 2000er dann massive Gewichtszunahme auf 160 kg. 2013 in einer Kur wieder 45 kg abgenommen, dann wieder fast alles zugenommen, dann 2018 wieder fast 50 kg abgenommen, jetzt wieder 30 kg mehr drauf trotz 3x die Woche Fitnesscenter. Überlege mir Magenband oder Magenbypass. Ein Freund: „Kein Marktwert vorhanden“.

Alkohol und andere Suchtmittel

Habe nie gekifft oder andere illegale Drogen zu mir genommen. Habe auch nie geraucht. Allerdings gab es Lebensabschnitte wo ich mehr oder weniger Alkohol konsumiert habe zum Teil auch exzessiv. Seit ich auf dem Stellwerk sitze habe ich meinen Alkoholkonsum massiv eingeschränkt. Heute trinke ich vielleicht bei 5 – 6 Gelegenheiten im Jahr mässig Alkohol. Habe mich diesbezüglich seit sehr langer Zeit gut im Griff. Getrunken habe ich als Endjugendlicher bzw. junger Erwachsener nur in Gesellschaft, meist eben Jungengesellschaft. Gut manchmal waren da auch die Freundinnen der anderen dabei da gab es zwei, die konnten auch gut kippen. Öfters habe ich aus Frust getrunken, wenn ich gemerkt habe, dass es bei Partys oder anderen Gelegenheiten, bei denen man mit Mädchen zusammenkam, eben nicht klappte und einem die Mädels weggeschnappt wurden oder man Körbe bekam oder wenn man wieder zu gehemmt oder feige war, Mädels anzusprechen. Dann ist man eben irgendwann nach Hause getorkelt. Und dann die Flennerei von meiner Mutter bloss nicht so zu werden „wie der Alte“.
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Auszug von Zuhause

Ich bin mit 27 Jahren dann endlich unter bösen Wünschen meiner Eltern ausgezogen und zwar ins 8 km entfernte Heidelberg. Das war ein Zeitabschnitt, in dem ich körperlich fit war und schlank war. Ich war der Meinung, dass es jetzt endlich mit den Mädels läuft. Leider ist meine Gehemmtheit und meine Schüchternheit mit umgezogen. Beim alleinigen Ausgehen ist wieder nichts gelaufen. Alleine weg, alleine wieder nach Hause. Dann zu Hause mich, mein Elternhaus und die Frauen verflucht und dann hin- und wieder in die Stammkneipe zum Frustsaufen. Ein befreundeter Arzt sagte zu mir, dass er im Lehrabschnitt Psychologie mal gehört hätte, dass bei mir das eingetreten sei was bei vielen Ex-Dicken zum Tragen käme: Schlank sein, aber dick denken. Das heißt, dass ich als Schlanker immer noch im Kopf dick wäre und dass dies Blockaden gegenüber Frauen hervorriefe, weil ich mich für hässlich hielte. Mag sein?

Dieser Alleinzustand währt bis heute. In meiner Wohnung war von 1988 bis heute noch nie eine Frau (ausser hin- und wieder eine Heizungsableserin).

MÄDELS – FRAUEN – SEXUALITÄT – SEXERFAHRUNG

Meine Mutter war sehr körperfeindlich eingestellt, das Wort „Sex“ durfte nicht ausgsprochen werden und als es im TV üblich wurde, nackte Haut zu zeigen, schaltete meine Mutter oft um oder aus. Als in der Schule Aufklärungsunterricht angesagt war, hatte meine Mutter unheimlich geschimpft, dass man diesen Schweinkram noch nicht wissen brauche. Allerdings hat sie sich nicht in die Schule getraut um sich zu beschweren, da hat dann doch der Mut gefehlt oder sie hatte dann doch Angst sich zu blamieren. Mein Vater war in seinem Suff eh alles egal. In seinen Augen haben Frauen eh zu nix getaugt ausser zum Kinderkriegen.

So, wie mir meine Mutter den Umgang bestimmen wollte hat sie mich so ab Beginn der Schulzeit vor den Mädels gewarnt. Und das die ganze Schulzeit hindurch. Die Mädels wären alle schlecht, wollten einem nur hereinlegen oder einem ein Kind anhängen und kassieren. Und dass obwohl ich sogar bis fast zur Mitte der Pubertät gar nicht wusste, wo die Kinder herkamen bzw. wie man sie machte, eben mangels häuslicher Aufklärung. Traurig aber leider wahr. Als die meisten Schulkameraden mit Sexbegriffen so um sich warfen, war ich fast der einzige, der gar nicht wusste, was diese zu bedeuten hatten.

Da der Schulweg an unserem Haus vorbei ging, konnte meine Mutter oft beobachten, wie sich die jugendlichen Liebespaare so langsam fanden, sich zärtlich streichelten und dann innig küssten. Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit, Küssen in der Öffentlichkeit. Ein No Go. Meine Mutter war da immer recht ungehalten, wie man sich nur so „fressen“ und „abschlecken“ kann. Gott sei Dank, dass ich das noch nicht mache.

Da meine Eltern so eine Scheissehe geführt haben, war für mich heiraten und Familie immer negativ behaftet, eigentlich etwas, auf das man verzichten könnte. Ich habe schon sehr früh als Kind schon gesagt, dass ich nie heirate. Wieder ein Grund für meinen Vater, mich zum Idioten zu erklären. Später meinte mein Vater, dass wegen mir sein Stamm ausstirbt. Ich habe ihn dann kurz vor dem Auszug von zu Hause öfters dann die Stirn geboten und geantwortet, dass mir an seinem Stamm nichts läge und er doch froh sein solle, dass ich meine „Idiotengene“ (woher ich die wohl hätte?) nicht weitergäbe. Er hätte mit seinen Kindern nichts anzufangen gewusst, was wolle er denn mit Enkel anfangen? Ausserdem hätte er ja durch meine Schwestern schon ein Enkel (so alt wie ich) und zwei Enkelinnen.

Der erste Kuss

Man kann es nicht glauben, aber den gab' s. War aber eher ein Jux von Klassenkameradinnen als ich im zweiten Jahr in der Wirtschaftsschule war. Eines Abends rief ein Klassenkamerad an ich solle ins Nachbarort in die Wirtschaft der Eltern von Uli kommen. Deren Eltern wären im Urlaub, das Lokal geschlossen und das hätten wir dann für uns. Ich also ins Nachbarort geradelt. Diese Uli hat dann angefangen Sekt auszuschenken und setzt sich irgendwann beschwipst umgekehrt auf meinen Schoss und fing an mich zu küssen. Ich wusste erst gar nicht was ich machen sollte, als ich ihre Zuge an meinen Lippen hatte. Aber dann lief' s. Dann plötzlich beendete sie den Abend und sagte, wir sollten alle gehen (es waren noch zwei Klassenkameradinnen anwesend und besagter Kamerad). Tags darauf wusste es dann die ganze Klasse und war sehr amüsiert. Ich wurde gefragt, „wie ich die 'Vergewaltigung' überstanden hätte“. Dann habe ich mit Mühe so getan, dass es mir sofort klar gewesen wäre, dass dies ein Jux war.

Das „Erste Mal“

Das Erste Mal fand auch statt, aber allerdings ohne Gefühl. Ich war 25. Es war ein Geschäft, „Bares für Rares“. Ein charakterlicher Tiefpunkt. Es war in einem Separée einer Sex-Bar. 20 Minuten und aus, 50 DM futsch. Nur um mitreden zu können, wie es ist, wenn man mal hat. Nix Besonderes, abhaken. Habe mich lange schlecht und mies gefühlt. Es gab ja durchaus Leute im Bekanntenkreis, die meinten, dass ich eh für Sex bezahlen müsste oder auf Mitleid hoffen. Jetzt hatte ich bezahlt. Ich hatte also ein Erstes Mal, von dem ich nie erzählen kann.

Tanzkurs

Auch den habe ich auf Drängen eines Freundes absolviert. Da war ich gerade 18 und in einer Zeit, in der eigentlich – Selbsteinschätzung – passabel aussah. Ich meine auch, dass ich alles gut verstanden habe und auch das richtige Gefühl und die richtige Rhythmik. Allerdings hatte man immer abwechselnde Partnerinnen. Kurz vor dem Abschlussball wurden gegen Kursende alle drei Grundkurse gemeinsam unterrichtet und man solle nach Abschlussballpartnern und -partnerinnen fragen. Ich habe fast 6 oder 7 Mädels gefragt und alle sagten, sie hätten schon Partner. Um dann zu sehen, dass sie dann bei anderen Jungs „Ja“ sagten also alle noch KEINEN Partner hatten. Das hat mir wieder zugesetzt. Bei dem Durcheinander zum Schluss scheint aber jeder schon PartnerInnen gehabt zu haben. Ein Kumpel fragte mich, wie es aussähe, ich antwortete, es sähe mies aus und ich ginge dann eben nicht auf den Abschlussball, es gäbe Wichtigeres. Dann wurde durchgerufen, dass diejenigen, die noch keinen Partner hätten mal raus kommen sollen zum Empfang um zu sehen, wer übrig ist. Ich bin dann auf drängen des Kumpels raus. Draussen waren dann mit mir ca. 4 Jungs und ca. 10 Mädels. Gut dachte ich, die Hübschen eigentlich schon vergeben (tja, man ist auch als Chancenloser noch wählerisch). Der Tanzschulleiter hat dann draussen die Paare gebildet und die Mädels die dann übrig blieben bekamen Gasttänzer. Ich habe das auch als deprimierend empfunden, wieder bei den Übriggebliebenen zu sein. Und wie hätte ich es wieder zu Hause erklären sollen, dass ich nicht auf den Ball gehe, weil keine mit mir tanzen wollte? Übrigens war beim Abschlussball einige male Damenwahl, bei der ich einige male auch nicht aufgefordert wurde.

Allerdings habe ich danach nie getanzt.

Disco

Für mich der absolute Horror. Ich habe eher klassische Musik gehört, was viele Gleichaltrige äusserst seltsam fanden. Schon allein deswegen konnte ich mich dort nicht einleben. Getanzt, wie im Tanzkurs gelernt hat man dort eh nicht. Dann haben einen die Kumpels unter Druck gesetzt, Mädchen aufzufordern. Das ging regelmäßig, auch wegen der Unbeholfenheit, in die Hose, ein Korb nach dem anderen zum Amüsement der Kumpels. Der Korb war noch nicht mal das Schlimmste. Schlimmer war, wenn die Mädels einem einen Korb gaben und noch eine blöde Bemerkung, fast schon Beleidigung hinterherschickten (da war „Lass mich in Ruhe“ oder „Verschwinde“ noch harmlos).Was zum Schluss blieb war wieder der Schmollwinkel oder das Festhalten an der Bierflasche oder sehen, dass man sich aus dem Staube macht.

Partys

Auf Partys wurde ich selten eingeladen, meist auf die Partys der Katholischen Jugend, weil ich dort Mitglied war. Aber es war immer Männerüberschuss und die Mädels gingen immer gleich zu den Frauentypen. Keine Chance, wieder Bier oder gehen. Wenn dann im Dämmerlicht die Knutscherei losging, dann fühlte ich mich eh Fehl am Platz. Ich muss auch sagen, dass ich den Anblick nicht ertrug.

„Friendzone“

Zweimal bin ich in der sog. „Friendzone“ gelandet. Im Wirtschaftsgymnasium und dann bei einer Nichte eines Arbeitskollegen.

Im Wirtschaftsgymnasium bin ich, wie gesagt, in allen Fächern massiv abgerutscht. Hat wieder an meinem nicht vorhandenen Selbstbewusstsein genagt. Es hat sich eine Clique gebildet bei der ich auch dabei war (das erste Mal in meinem Leben) und wir haben das Schwänzen angefangen. Deswegen auch die Wiederholung der Klasse 12 und dann der Schulabbruch. Leistungsmäßig für mich ein Desaster aber eine Zeit, in der ich zum ersten Mal richtig glücklich war. In dieser Clique waren wir fünf Jungs (drei haben das Abi gepackt) und drei Mädels (zwei haben das Abi gepackt). In ein Mädel war ich unsterblich verliebt, habe es ihr nie gesagt aber versucht zu zeigen. Wir waren auch mal alleine weg und sie hat mich öfters zu Partys eingeladen auch noch nach der WG-Zeit. Leider war ich nicht ihr Typ, denn bei den Partys habe ich gesehen welche Männer ihr Typ waren und mit denen konnte ich attraktivitätsmäßig nicht konkurrieren. Also kam ich in die Friendzone. Andere bekamen das Bett, ich die Hilfsaufträge für Besorgungen und andere Arbeiten. Schlussendlich frustrierend und ich habe mich irgendwann nicht mehr gemeldet.

Bei einem Betriebsfest bei meiner Arbeitsgruppe bei der Bahn brachte ein Kollege seine Nichte mit. Wir waren uns sympathisch und wir haben uns verabredet. Vermutlich habe ich es verbockt, da ich keine Körpersprache interpretieren kann und auch wieder mutlos war, die Frage der Fragen zu stellen. Allerdings erzählte sie mir oft von ihren Exfreunden und dass sie sich um einen noch kümmern müsse, der die Trennung noch nicht verkraftet hätte. Wir haben uns so einige Male getroffen. Allerdings habe ich immer angerufen. Sie hat nur angerufen um abzusagen oder zu verschieben. Dann ist sie mit einem anderen in Urlaub gefahren. Dann meinte sie bei einem Treffen, dass man doch nur Freunde sein könne. Auch da habe ich dann mal die Reißleine gezogen. Das war die einzige Frau, bei der es hätte klappen können.

Und dann war da noch...

Dann haben wir mal bei einem Englandbesuch 1980 die englische Familie in Cornwall besucht, die mit der Familie eines Freundes von mir befreundet war. Die hatten eine Tochter, die hieß Jane. Sie war mir aufgefallen, ich aber ihr nicht. Erst später in Deutschland entwickelte sich eine Brieffreundschaft zwischen uns. Die Familie meines Freundes und Jane's Familie haben dann einen gemeinsamen Urlaub in der Schweiz vereinbart (ich glaube, das war Dezember 1984). Sie schrieb, ob ich nicht auch mitkommen könnte. Ich bejahte. Ich habe mich unheimlich gefreut. In der Schweiz allerdings war noch eine andere bekannte Familie aus dem Schwarzwald angereist, die hatten einen Sohn. Durchtrainiert und so etwas, was man als „Frauentyp“ bezeichnet. Auch sprach er vorzüglich Englisch. Der hat sich erfolgreich an Jane rangemacht. Sie hat sich kein einziges Mal mit mir abgegeben. Es war für mich unerträglich, die beiden turteln zu sehen. Ich hätte heulen können. Was mache ich und soll ich nun in der Schweiz?

Noch ein Trauerspiel: Partnervermittlung

Noch so eine Nullnummer war, dass ich so 1 ½ Jahre nach meinem Auszug (so 1986) aus der elterlichen Wohnung „gedacht“ habe, ich könnte mal auf Kontaktinserate in Zeitungen schreiben oder antworten. Die hatten alles solche sog. Chiffre-Nummern. Allerdings kamen dann auf meine Anschreiben immer Antwortschreiben von Partnervermittlungsinstituten, was wieder bedeutet hat, die Kontaktanzeigen könnten gar nicht von realen Personen sein und dass wieder Geld zu bezahlen sei. Habe lange mit mir gekämpft ob „ja“ oder „nein“. Dann bin ich doch mal zu einem Institut gegangen, ich wurde fotografiert um den Damen, die mir dann vorgeschlagen würden, ein Bild von mir zu zeigen. Mit hinterher schlechtem Gewissen habe ich dann einen Vertrag für 15 Vorschläge abgeschlossen = 1500 DM. Ich bekam dann den ersten „Kontaktscheck“ mit der Adresse einer Frau, die ich dann anschreiben solle, allerdings war kein Bild dabei. Die erste Dame antwortete nicht. Dann habe ich den zweiten Adressscheck angefordert, bis alle 15 durch waren. Ausser 2 Frauen hat keine einzige geantwortet. Eine schrieb, sie hätte kein Interesse an einer Beziehung, die andere, sie sei. bei keinem Partnervermittlungsinstitut angemeldet. Zum Schluss hätte ich wieder heulen oder alles zusammenschlagen können und war wieder viel Geld für nix los.

Für mich war das Thema Partnervermittlung dann auch erledigt (obowohl einem schon Gedanken beschlichen, es auch mal bei „Happy Weekend“ und Co. zu versuchen, obwohl ja auch dort viele „Professionelle“ inserieren, was wieder Geld bedeutet hätte). Auch zu Internetzeiten habe ich mich nie auf sog. Dating-Portale begeben. Ich habe mal auf der Seite eines Flirt-Coaches gelesen, dass Abs die Finger von solchen Portalen lassen sollen, da diese Portale eigentlich für Leute seien, die auch im realen Leben keine Probleme hätten Partner zu finden. Ausserdem wollten angeblich die meisten Frauen auf diesen Portalen keine Beziehung.

Ein schwerer Wermutstropfen war auch noch, dass meine Schwester so einen Kontaktscheck bei mir gefunden und es auch meiner Mutter gesteckt hat. Dann haben mich diese beiden richtig bearbeitet, ob ich schon „Dummheiten“ gemacht hätte. Als ich dann wenig später merkte, dass meine Mutter anfing meine Post zu kontrollieren war das der letzte Tropfen der bewirkt hat, dass sich mein Entschluss, auszuziehen, verfestigt hat.

„Incel"gefahr

Ich habe mal gelesen, der sog. „Incel“ sei der böse Bruder des AB. Ich habe aber zeitweilig an mir beobachtet, dass ich drauf und dran war Inceltendenzen zu entwickeln oder entwickeln zu können. Wenn ich dann gesehen haben, dass Frauen z. B. die sprichwörtlichen Arschlöcher rann lassen und mich übersehen, dann habe ich schon mal gedacht, dass es ihnen recht geschehe, wenn sie von diesen Arschlöchern entsprechend behandelt werden. Ich habe auch öfters Jungs und Männer bewundert, die Frauen – auch sehr attraktiven Frauen – Körbe geben konnten und dann gleich die nächste hatten oder in der Lage waren Beziehungen zu beenden und dann wieder eine hatten. In so einer Lage war ich nie. Allerdings habe ich dann doch immer die Kurve gekriegt und mir dann gesagt, dass die Frauen nichts für meine Unfähigkeit können.

Die falschen Frauen und Mädels?

Ob attraktiv oder nicht, man wird als Langzeitsingle auch wählerisch, auch, wenn man sich das nicht erlauben kann. Man macht sich Gedanken, ob die Frauen, die man möchte aber die man nie bekommt einfach die falschen Frauen sind. Und man deswegen Zeit verschwendet. Es ist ja immer klar, dass man auch als wenig Attraktiver die Hübschen will. Also habe ich es auch mal bei weniger attraktiven Mädels und Frauen probiert, wenn ich mal mutig war. Aber leider wollten auch diese zunächst die attraktiven Männer. Deswegen waren sogar die Körbe dieser Frauen schlimmer für mich als die Körbe der Schönen. Es heißt immer, dass es für jeden Topf einen Deckel gäbe. Aber so langsam hängen mir diese Sprüche zum Hals raus. Auch der Spruch von den sog. „inneren Werten“ ist für mich Kokolores. Wie sagte mal jemand: „Diesen Spruch hätten hässliche Frauen erfunden, um hässliche Männer zu trösten“. Die inneren Werte sieht man ja beim Kennenlernen nicht, die Optik schon.

Sex – Sexualität

Gibt' s nix zu sagen. So wie es eben ist, wenn immer das Gegenstück fehlt.

Abschluss...

Irgendwann fällt dem Bekanntenkreis und der Verwandtschaft ja schon auf, dass man keine Freundin hat. Es gab da eine Tante, die mich in meiner Zeit als jungen Erwachsener bei Verwandtschaftstreffen, wenn man mal eingeladen war, immer gefragt hat, wie es denn aussähe mit Mädels. Wenn meine Mutter das mitkriegte sah sie sich genötigt, für mich zu antworten, dass ich so etwas noch nicht bräuchte. Da steht man wieder da wie der Dorftrottel.

Ich habe schon mitbekommen, dass bei einigen Leuten im Ort gemunkelt wurde, ich sei homosexuell, damals noch ein schwerer Vorwurf. Manche vermuteten abscheulicherweise sogar noch Schlimmeres. Da sieht man mal, was von einem gedacht wird, der keine Frau hat. Oder wenn man über sich hört, dass man Angst vor Frauen hätte. Wenn man dann feststellt, dass das ganze jahrzehntelange Übertünchern eigentlich vergeblich war.

Und seit ich angefangen habe so massiv zuzunehmen habe ich dieses Thema sowieso ad acta gelegt. Ich komme die Jahre bis zur Holzkiste dann auch weiter ohne aus. Ausserdem mag ich ganz alte Leute nicht und zu denen gehöre ich ja bald.

Bleibt dann nur noch die Grübelei, ob man wirklich an allem alleine Schuld ist, warum man nie Hilfe in Anspruch genommen hat oder ob man doch nicht ganz normal ist.

Allerdings wüsste ich nicht, ob ich hätte damit umgehen gehen können, wenn mal eine „Ja“ gesagt hätte, da man ja eigentlich immer mit „Nein“ gerechnet hat.

Ausserdem wunderte es mich und wundert mich, dass man gerade von den Männern oder Kumpels Spott und Hohn erntet(e), die jede haben konnten/können. Denn schließlich ist man ja für diese keine Kokurrenz. Da sollten die einem doch eher noch dankbar sein, dass man ihnen das Angebot größer hält.

Ansonsten weiß ich, viel Tobak. Muss man erst mal alles sacken lassen

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Zwerg
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Zwerg »

Übriggeblieben61 hat geschrieben: 21 Jun 2023 09:17 ..
Du kannst mit Stolz und innerer Genugtuung auf das zurückblicken, was Du in deinem Leben geschafft hast! Selbst wenn privat und beruflich nicht alles so geklappt hat wie Du es Dir vielleicht erwünscht hättest, wären unter den gleichen Umständen manche andere schon eingeknickt. Um ein ganz neues Kapitel aufzuschlagen musst Du nicht bis zur Rente warten.
Carmen1452
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Carmen1452 »

Übriggeblieben61 hat geschrieben: 21 Jun 2023 09:17 ...
Erstmal danke fürs teilen deiner Geschichte. Ist wirklich interessant. Und du kannst wirklich stolz auf dich sein. Du hast trotz des miesen Elternhauses wirklich was aus dir gemacht. Und Mittlerer Dienst A8 schafft auch nicht jeder. Und wer weiß vielleicht tut sich im Privatleben ja doch noch was auf. Wenn du in Rente bist hast du viel Zeit neue Kontakte zu knüpfen. Auch im Alter kann man noch ein schönes Leben haben. Wünsche dir auf alle Fälle viel Glück. :vielglueck:
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Xiangni
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Xiangni »

Ich finde, du hast das sehr schön aufgeschrieben, auch wenn es wehtut dies zu lesen. Es tut mir Leid, dass du so eine Scheiss-Kindheit hinter dir hast! Aber du kannst wirklich stolz sein auf all das, was du trotzdem geschafft hast!
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oldfield2283
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von oldfield2283 »

Hallo Übriggeblieben61 und willkommen im Club äh Forum. Ich wünsche dir hier einen guten Austausch und ich freue mich, daß auch mal wieder jemand aus meiner Generation bzw Altersklasse sich zu Wort meldet.
Deine Geschichte hat mir gut gefallen, auch wenn einiges recht traurig oder tragisch klingt. Dennoch hast du doch einiges erreicht, wie auch andere bereits hier bemerkt haben. Und natürlich, auch wenn man es sich so sehr wünscht und nicht versteht warum Liebe und Partnerschaft nicht für einen gemacht sind oder man selbst nicht dafür gemacht scheint - es ist ein wichtiger Teil aber nicht alles im Leben. Mir hat das Forum hier zu einigen neuen Erfahrungen und Erlebnissen verholfen und ich habe einen Prozeß bei mir angestoßen und einiges erreicht, was ich mir vor 3 Jahren niemals hätte vorstellen können. Geschweige denn daß ich noch lebe und gesund und putzmunter bin, aus damaliger Sicht. Will sagen, man soll niemals aufhören zu träumen und zu hoffen - auch wenn man Realist ist und weiß daß vieles gar nicht mehr geht - einiges geht doch immer und vielleicht mehr als man denkt, egal wie alt man ist oder sich fühlt.
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von dufte_biene »

Hallo Übriggeblieben61 und Danke für Deine für Deine ausführliche (und dabei gut lesbare ! :) ) Vorstellung!
Übriggeblieben61 hat geschrieben: 21 Jun 2023 09:17 Natürlich gebe ich mir eine Hauptschuld, sehe aber auch mein toxisches Elternhaus bzw. toxische Familie als Mithauptschuldigen.
Ich würd's genau anders formulieren - das toxische Elternhaus hat Dir vieles erschwert und trotzdem hast Du was aus Deinem Leben gemacht & kannst echt stolz sein auf das, was Du unter diesen erschwerten Start-Bedingungen erreicht hast! :umarmung2:
Übriggeblieben61 hat geschrieben: 21 Jun 2023 09:17 Allerdings möchte ich erwähnen, dass meine Eltern mir gegenüber SO GUT WIE NICHT gewalttätig geworden sind und mich geschlagen hätten. Das lief „nur“ verbal ab und das kann oft mehr treffen und verletzen als Schläge oder Ohrfeigen.
oh ja - da möchte ich Dich ausdrücklich bestätigen. Ich hab beides erlebt als Kind und kann nur sagen, dass aus meiner Sicht die körperliche Gewalt weniger schlimm ist als der emotionale Missbrauch. Letzterer ist (leider) schwerer zu 'greifen' und als dass was er ist (nämlich schlicht und einfach ein No-Go :evil: ) zu identifizieren (sorry - ich kann's einfach nicht besser beschreiben....)

Wie auch immer - herzlich willkommen hier im Forum & einen guten Austausch!

nebenbei bemerkt:
oldfield2283 hat geschrieben: 21 Jun 2023 17:35
Mir hat das Forum hier zu einigen neuen Erfahrungen und Erlebnissen verholfen und ich habe einen Prozeß bei mir angestoßen und einiges erreicht, was ich mir vor 3 Jahren niemals hätte vorstellen können.
Danke! ... das macht Mut!

lG, Sabine
Naitsabes

Re: Meine Geschichte

Beitrag von Naitsabes »

Übriggeblieben61 hat geschrieben: 21 Jun 2023 09:17 Ich war 25. Es war ein Geschäft, „Bares für Rares“. Ein charakterlicher Tiefpunkt. Es war in einem Separée einer Sex-Bar. 20 Minuten und aus, 50 DM futsch.
Habe ich das richtig verstanden das du nur einmal im Leben Sex hattest?
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Nevin »

@Übriggeblieben61
Deine Lebensgeschichte berührt mich zutiefst, vielleicht auch deshalb, weil ich einiges davon auch so oder so ähnlich erleben musste in der Kindheit und Jugend. Seelische Schmerzen, Erniedrigung, Misserfolge und niemand, der zu einem hält, einen versteht, geschweige denn mal den Rücken stärkt, hilft oder auch einfach nur zuhört.
Ich möchte dich aber warnen, da du hier im Forum ja neu bist. Auf Empathie wirst du hier oft genug nicht stossen, denn immer stärker macht sich hier der Tenor breit, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied sei und mit einer Änderung des Mindsets würde es dann schon irgendwann laufen. Deine Geschichte bzw. dein Leben steht auch stellvertretend für die Lebensrealität vieler anderer ABs, die in ähnlichen "Käfigen" seit Jahren und Jahrzehnten stecken, aus denen es so ohne Weiteres kein entkommen geben kann ("Geh mal in einen Verein" - ahhh, ja ...). Eine Lösung habe ich dafür nun auch nicht, denn allzu vieles bringt bei vielen ABs keine Erfolge, wie ich selber auch schon erfahren musste. Eine Therapie kann aber (sofern nicht schon eingeleitet) ein Ansatzpunkt sein, den Schlüssel zu dem Käfig zu finden, erst recht, wenn Depressionen, Ängste etc. mit im Spiel sein sollten.
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg, danke für deine intensiven Schilderungen und lass dir bitte nicht von der empathielosen Fraktion deine Lebensrealität und deine Erfahrungen absprechen, die du nun mal so machen musstest, ohne dass du (oder auch andere ABs mit ähnlichen Geschichten) etwas dafür können. Und das hat auch nichts mit Opferrolle zu tun, sondern schlicht mit Anerkennung der Realität und des Vergangenen.
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von eine »

@Übriggeblieben61: Auch ich fand Deine Geschichte sehr berührend - und ich finde es sehr wichtig und mutig, dass Du sie offen erzählt hast. Und ich möchte mich Nervin anschließen, der das so gut auf den Punkt gebracht hat, als er betont hat, dass es nichts mit "Opferrolle" zu tun hat, solche Dinge zu schildern - sondern mit der Anerkennung der Realität, der eigenen Gefühle und dem (sehr wichtigen) Versuch, mit sich selbst Mitgefühl zu haben, ohne sich in irgendwelche Normen pressen zu lassen oder zu glauben, (vermeintlichen) Tipps von anderen folgen zu müssen. Ich glaube, die allermeisten besonders tragischen Kindheitsgeschichten bleiben unerzählt - das macht sie umso tragischer.
Ich wünsche Dir alles Gute, viel Kraft.
Martin1988
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Martin1988 »

Nevin hat geschrieben: 24 Jun 2023 16:31 @Übriggeblieben61
Deine Lebensgeschichte berührt mich zutiefst, vielleicht auch deshalb, weil ich einiges davon auch so oder so ähnlich erleben musste in der Kindheit und Jugend. Seelische Schmerzen, Erniedrigung, Misserfolge und niemand, der zu einem hält, einen versteht, geschweige denn mal den Rücken stärkt, hilft oder auch einfach nur zuhört.
Ich möchte dich aber warnen, da du hier im Forum ja neu bist. Auf Empathie wirst du hier oft genug nicht stossen, denn immer stärker macht sich hier der Tenor breit, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied sei und mit einer Änderung des Mindsets würde es dann schon irgendwann laufen. Deine Geschichte bzw. dein Leben steht auch stellvertretend für die Lebensrealität vieler anderer ABs, die in ähnlichen "Käfigen" seit Jahren und Jahrzehnten stecken, aus denen es so ohne Weiteres kein entkommen geben kann ("Geh mal in einen Verein" - ahhh, ja ...). Eine Lösung habe ich dafür nun auch nicht, denn allzu vieles bringt bei vielen ABs keine Erfolge, wie ich selber auch schon erfahren musste. Eine Therapie kann aber (sofern nicht schon eingeleitet) ein Ansatzpunkt sein, den Schlüssel zu dem Käfig zu finden, erst recht, wenn Depressionen, Ängste etc. mit im Spiel sein sollten.
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg, danke für deine intensiven Schilderungen und lass dir bitte nicht von der empathielosen Fraktion deine Lebensrealität und deine Erfahrungen absprechen, die du nun mal so machen musstest, ohne dass du (oder auch andere ABs mit ähnlichen Geschichten) etwas dafür können. Und das hat auch nichts mit Opferrolle zu tun, sondern schlicht mit Anerkennung der Realität und des Vergangenen.
Wahre Worte, es gibt nun mal Umstände, die es erschweren eine Beziehung zu finden und für die man nichts kann, das ist einfach Realität
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Übriggeblieben61 »

Hallo zusammen,

danke für die Ressonanz. Bin durch den Schichtdienst mal wieder etwas eingespannt. Wenn man bei der Bahn ist, gehört man der Bahn. :coolgun: Werde die eine oder andere hier gestellte Frage noch beantworten.

Liebe Grüsse
chriseas
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von chriseas »

danke für die Geschichte. Schon krass, was du alles erleben musstest. Speziell die Erfahrungen mit Frauen sind ja mit deinen jetzt Ü60 Jahren wirklich alles andere als schön. :sadman: hoffentlich kannst du trotzdem bald deine Rente genießen, trotz der vielen Erfahrungen davor.
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Übriggeblieben61 »

Hallo @Zwerg, @Carmen und @Xiangni

Danke. Ich selbst bin ja prinzpiell nicht unzufrieden mit dem Erreichten aber offensichtlich scheinen andere deswegen mit mir ein Problem zu haben. Natürlich könnte es immer etwas mehr sein. Allerdings bin ich eher der Sicherheits- als der Risiko- und Karrieretyp. Ich hatte immer so etwas wie eine Urangst, arbeitslos zu werden oder nichts zu finden und meinen Eltern auf der Tasche zu liegen oder schlimmer noch, auf der Straße zu landen. Deswegen meine Ausrichtung auf öffentlicher Dienst und Beamter.

Gut, ob die Entscheidung zur Bahn zu gehen richtig war liegt auch im Auge des Betrachters. Ich meine im Grunde nicht, wohl aber in den Dienstbereich in dem ich am Anfang gelandet bin und dann ca. 17 Jahre „festgeklemmt“ war, dem sog. Rangierdienst. Das ist zum Teil Knochenarbeit und man ist Wind und Wetter gnadenlos ausgesetzt (im Rangierdienst werden Wagen an- und abgekuppelt und in verschiedene Gleise gestellt und Züge aufgelöst und neu gebildet, heute im Reisezugverkehr so gut wie überflüssig durch den vermehrten oder ausschließlich Einsatz von Triebwagenzüge, im Güterverkehr noch unabdingbar). Und wenn man im Rangierdienst ist, kommt fast nicht mehr heraus. Zu Anfang haben die Ausbilder gesagt, dass man sich keine Sorgen machen müsse, denn lange würde eh niemand rangieren und wenn man mal im Unternehmen ist würde es leichter sein, den Dienstbereich zu wechseln. FALSCH. Der Rangierdienst galt als sog. „notleidender Dienstzweig“ (personalmäßig betrachtet) und deshalb hat man da bei internen Bewerbungen kaum Mitarbeiter von dort berücksichtigt, weil keine anderen Eisenbahner das unbedingt machen wollten. Da hat man dann für die ausgeschriebenen Dienstposten dann lieber Neueinstellungen genommen.

Was auch für Unmut sorgte, war auch der Umstand, dass es im Rangierdienst etliche Strafversetzte gab, die dort eine letzte Chance bekamen (z. B. Zugführer oder Schaffner, die die Fahrkartenkasse mit dem Privatgeldbeutel „verwechselt“ haben oder Gepäckmitarbeiter, die mal Gepäckstücke „genauer untersucht“ haben).

Gut, wenn ich meine 40 Jahre bei der Bahn noch berichten würde, würde das Forum nicht ausreichen.

Allerdings war es so, als ich die das Wirtschaftsgymnasium abgebrochen habe, war ich in meinem Bekanntenkreis wieder ziemlich nach unten abgerutscht, jedenfalls bei jenen, die vor dem Abi standen oder es erfolgreich abgeschlossen hatten. Ich wurde nicht mehr betrachtet wie jemand auf Augenhöhe. Die haben von ihren Prüfungen und Leistungskursen oder ihren Studienfächern erzählt, was konnte ich da groß einbringen? Wagen kuppeln?

Und da ist auch schon weiteres Charakterproblem von mir: Das ständige Grübeln. Ich habe sehr viel Lebenszeit mit Grübeln verbracht, warum ich so bin wie ich bin oder ob ich überhaupt „normal“ bin bzw. mein Leben lebe oder ein Leben lebe, wie mich andere gerne hätten. Wenn bei Treffen mit Freunden – auch heute noch – das Thema „Erreicht – Nicht erreicht“ auf der Tagesordnung steht, merke ich, wie ich unzufrieden werden, nur, weil so latent oder offen die alten Vorwürfe vortreten. Aber da ich seit fast 20 Jahren mit Übergewicht – auch mit starkem – zu kämpfen habe ist auch seit dieser Zeit dieses Problem ein Dauerthema. Wenn ich auftauche, geht es erst mal stundenlang ums Gewicht. Irgendwann habe ich mal zu meinem besten Freund gesagt, dass ich mich auf Treffen mit ihm immer freue, aber wenn er nur noch von Karriere, Besoldungsstufen, gehobenen Diensten und Gewicht spräche, dann könne man auch die Treffen lassen. Man kann es ja ansprechen aber es muss nicht Thema des gesamten Abends sein.

Kurz zu meinem besten Freund. Wir kannten uns zwar schon seit der Schule sind uns aber erst nach der Hauptschule näher gekommen und zwar auch, weil er mich für die Junge Union geworben hatte. Wenn einer Karriere gemacht hat, dann er. In der Hauptschule war er nicht sonderlich gut, ausser in Geschichte und Musik. Mittlere Reife und Abitur hat er nie gemacht. Er konnte auf Grund einer Aufnahmeprüfung für besonders Begabte auf der Musikhochschule Musik studieren (eine Ausnahmeregelung, da man auch für Musikhochschulen ansonsten Abi bräuchte). Parallel fuhr er noch die politische Schiene. Irgendwann war er dann der jüngste Stadtrat Baden-Württembergs. Dann kämpfte er sich in der Partei (CDU) hoch, kandierte für den Kreis- und Landesvorstand und wurde immer gewählt. Er sagte, ihm käme dabei auch das Musikstudium zu Gute, da man da auch Rhetorik belegen müsste. Musik und Politik liefen immer parallel, er sagte, die Musik sei sein Standbein, wenn es politisch nicht klappt. Er hat auch über die Jahre immer an verschiedenen Orten Musikschulen geleitet. Sein größter Aufstieg war dann, als er in Baden-Württemberg unter Ministerpräsident Oettinger zum Kulturstaatssekretär aufstieg. Das war er dann 6 Jahre lang (5 Jahre unter Oettinger und 1 Jahr unter Mappus). Nach der Wahl von Grün-Rot 2011 war dann fertig. Er war von 1996 bis 2017 CDU-Abgeordneter im BW Landtag. Als dann die Grünen mit der CDU koalierten war er am Koalitionsvertrag beteiligt, wurde aber für ein politisches Amt nicht mehr berücksichtigt (wie sagte er: „der Strobl hat mir einen Arschtritt verpasst“). Er hatte sich das Amt des Kultusministers erhofft.

Mein Freund hat also ohne Abi und Uni mehr erreicht als jemand mit Abi und Uni. Er war auch immer sehr ehrgeizig. Anfänglich lief es bei ihm mit Frauen auch nicht so gut. Aber seit er im Stadtrat war und er sein Musikstudium abgeschlossen hatte, schien es dann bei ihm zu laufen wie geschmiert. Er konnte dann seine „versäumten Jahre“ diesbezüglich richtig nachholen und sich austoben. Mittlerweile ist er schon fast 20 Jahre verheiratet. Wenn wir zusammen auf Tour gingen waren wir in Punkto Frauen auch Konkurrenten aber leider hat er mir immer alle weggeschnappt. Einmal war ich die ganze Zeit mal draußen vor einem Haus gesessen und er hat sich darin mit einem „Aufriss“ vergnügt. Ich durfte nicht mit in die Wohnung, weil das Mädchen es nicht wollte, dass ich mit reinkäme. Und da wir ausserhalb unseres Wohnortes waren und er gefahren ist, musste ich halt notgedrungen fast die ganze Nacht warten. Geld für Taxi war nicht und ÖPNV nicht vorhanden. Das war für mich eine große Demütigung, von dem Mädchen und von meinem Kumpel. Ich habe gesagt, dass, wenn es nochmal vorkäme, ich nie mehr mit ihm wegginge.

Allerdings ist es heute so, dass wir eigentlich in verschiedenen Gesellschaftsschichten zu Hause sind. Er lässt es aber nicht raushängen. Vielleicht sind es meine Komplexe. Wenn ich sehe, wie er wohnt und wenn ich komme, er immer alles zahlen und übernehmen möchte, dann komme ich mir vor wie ein Bauer vor dem Kaiser. Und dann natürlich wieder die Vorträge, warum ich was nicht habe oder warum ich was habe oder warum damals so und nicht so usw. Er meint es zwar gut aber es geht mir auf den Keks.
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Übriggeblieben61 »

oldfield2283 hat geschrieben: 21 Jun 2023 17:35 Hallo Übriggeblieben61 und willkommen im Club äh Forum. Ich wünsche dir hier einen guten Austausch und ich freue mich, daß auch mal wieder jemand aus meiner Generation bzw Altersklasse sich zu Wort meldet.
Hallo @oldfield,

wenn man das Web so durchforstet vor, allem einschlägige Dating-Foren oder auch AB-Foren, dann gibt es wirklich Leute, die es nicht glauben können, dass es wirklich so Leute wie uns gibt, wie gesagt, selbst jüngere ABs nicht.

Mein ganzes Leben habe ich versucht, mir eine andere Vita zurechtzulegen um zu kaschieren, dass ich Probleme habe neue Leute kennenzulernen und dass ich Probleme habe mit Smalltalk, Flirten und auf das Zugehen auf Frauen. Vor allem kurz vor der Bundeswehr habe ich mir überlegt, wie so eine Vita aussehen könnte, da man ja nicht weiß, an welche Leute man dort z. B. gerät, denn in Männerkreisen und –bünden ist es ja nicht nur wichtig, viel Bier zu konsumieren und zu vertragen, sondern auch, wie viele man „flachgelegt“ hat. Erst dann ist man ja bei vielen ein „richtiger Kerl“.

Allerdings muss man mir meine Unbeholfenheit schon von weitem angesehen haben, da man mir oft auf die Stirn gesagt hat, dass ich bestimmt keine Frau hätte. Also nix mit kaschieren.

Man musste ja auch aufpassen, nicht in der Schwulenschublade zu landen, denn – Du wirst es wissen – zu unserer Jugendzeit galt das noch als schlimm bis pervers. Ein besoffener Kumpel sagte auch mal zu mir, dass eine Frau mit nur aus Mitleid ins Bett ginge.

Jetzt bin ich fast in einem Alter, dass ich mich als Witwer ausgeben könnte.

Ich war als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener immer in der blöden Situation, dass mich nur die Freundinnen meiner Mutter (damals alle ü50) oder die alten Tanten und deren Freundinnen (ü60 und 70) fesch und goldig fanden. Diese Altersgruppe findet das heute noch so. Bei zwischen 18 und 40 keine Chance, jetzt sowieso nicht. Zum Alter kommt jetzt halt leider noch das ungünstige Gewicht dazu.
Naitsabes hat geschrieben: 24 Jun 2023 11:41 Habe ich das richtig verstanden das du nur einmal im Leben Sex hattest?
Ja, wenn man davon ausgeht, dass zum Sex zwei gehören und wenn man Wangenküsschen und Begrüssungsumarmungen nicht dazuzählt (auch nicht den ersten Kuss den mir eine Klassenkameradin eher aus Jux „verpasste“). Ziemlich arm, gell. 85 % der zwischen 13 und 18 Jährigen haben bis heute mehr erlebt und Ahnung diesbezüglich als ich.

Aber ich habe es überlebt und je älter ich werde, je egaler scheint es mir zu werden. Aber deswegen war ich nicht permanent unglücklich und frustriert. Habe mich dann auf andere Dinge fokuisiert.
Nevin hat geschrieben: 24 Jun 2023 16:31 @Übriggeblieben61
Deine Lebensgeschichte berührt mich zutiefst, vielleicht auch deshalb, weil ich einiges davon auch so oder so ähnlich erleben musste in der Kindheit und Jugend. Seelische Schmerzen, Erniedrigung, Misserfolge und niemand, der zu einem hält, einen versteht, geschweige denn mal den Rücken stärkt, hilft oder auch einfach nur zuhört.
Seit ich einen besten Freund habe – auch schon 43 Jahre, dass er es ist, obwohl ich ihn schon länger kenne – habe ich mit ihm vieles besprochen und ihm anvertraut. Ansonsten konnte ich ja nie mit jemanden reden. Meine Eltern und meine Geschwister wären die letzten gewesen.
Ich möchte dich aber warnen, da du hier im Forum ja neu bist. Auf Empathie wirst du hier oft genug nicht stossen, denn immer stärker macht sich hier der Tenor breit, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied sei und mit einer Änderung des Mindsets würde es dann schon irgendwann laufen. Deine Geschichte bzw. dein Leben steht auch stellvertretend für die Lebensrealität vieler anderer ABs, die in ähnlichen "Käfigen" seit Jahren und Jahrzehnten stecken, aus denen es so ohne Weiteres kein entkommen geben kann ("Geh mal in einen Verein" - ahhh, ja ...). Eine Lösung habe ich dafür nun auch nicht, denn allzu vieles bringt bei vielen ABs keine Erfolge, wie ich selber auch schon erfahren musste.


Den Vereinsvorschlag kenne ich. Mein Vater hat es mal so ausgedrückt: 14 Jahre Schule, seit vielen Jahren in der Jungen Union, Mitglied in der Katholischen Jugend, Tanzkurs und Fahrschule und immer noch kein Mädel. Disco war mir ein Horror, da wusste ich überhaupt nicht, wie ich mich verhalten sollte. Viele meinten aber auch schon damals, dass die Disco nicht richtige Ort sei um jemanden wirklich kennen zu lernen. Kann ich nicht beurteilen. Ich kenne Leute, die viele Discos abgeklappert haben und verzweifelt gesucht haben aber sich schlussendlich eher zum Kasper gemacht haben.

Gut, dass mit dem „Selbstverantwortlich“ und „Glückes Schmied“ kenne ich auch. Ist so ein Totschlagargument. Wie sagte es mal Henryk M. Broder: Er findet es sonderbar, wenn fast schon 80 Jährige für irgendwelches Ungemach oder für Versagen immer noch ihre Kindheit verantwortlich machten. Spätestens ab 50 sei man für sein Gesicht selbst verantwortlich.

Selbstverantwortlich stimmt zum Teil auch, ist aber so etwas wie eine Arroganz derer, die mit irgendetwas nicht belastet sind. Da kann man schon auf dem hohen Ross sitzen. Aber auch solche Möchtegern-Hardliner und Empathielose haben ihre Leichen im Keller.

Wenn jemand mit irgendetwas nicht befasst ist oder bestimmte Probleme nicht hat, der kann eben gewisse Dinge nicht verstehen: Ein Erfolgreicher versteht nicht, warum andere dies nicht sind, ein Hausbesitzer versteht nicht, warum ein anderer kein Haus hat. Ein Schlanker versteht nicht, warum jemand dick sein kann (und dann Dicke und Übergewichtige mit sämtlichen Schimpfwörtern und Beleidigungsattributen versieht oder diesen bestimmte Negativeigenschaften zuteilt wie „faul“, „willenlos“, „charakterlos“, „undiszipliniert“, „stinken“, „unästhetisch“ usw.) und jemand, dem die Frauen hinterher rennen versteht nicht, dass jemand ein AB ist. Forscht man aber bei diesen Leuten nach, dann haben die auch ganze Friedhöfe im Keller.
Eine Therapie kann aber (sofern nicht schon eingeleitet) ein Ansatzpunkt sein, den Schlüssel zu dem Käfig zu finden, erst recht, wenn Depressionen, Ängste etc. mit im Spiel sein sollten.
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg, danke für deine intensiven Schilderungen und lass dir bitte nicht von der empathielosen Fraktion deine Lebensrealität und deine Erfahrungen absprechen, die du nun mal so machen musstest, ohne dass du (oder auch andere ABs mit ähnlichen Geschichten) etwas dafür können. Und das hat auch nichts mit Opferrolle zu tun, sondern schlicht mit Anerkennung der Realität und des Vergangenen.
Therapie ist gut und schön. Zu meiner Jugendzeit gab es auch schon Therapeuten aber es hatte den Makel des Unnormalen dorthin zu gehen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ausserdem ist es ja auch nicht einfach, sich einem Wildfremden zu öffenen. Ob solche Leute einem zu einem Mindset verhelfen weiß ich nicht. Soll ja auch Leute geben, die nach Therapien oft gestörter sein sollen als vorher. Auch was von diesen ganzen „Flirtcoaches“ halten soll weiß ich nicht.

@Nevin und @eine

Ich lasse mir nichts absprechen. Aber man scheint es durchaus auszustrahlen, dass etwas fehlt oder dass man etwas sucht. Es ist dann schon ernüchternd, wenn dann feststellt, dass die ganzen Kaschierversuche ins Leere gelaufen sind. Aber manchmal wird in die Opferrolle gedrückt, auch wenn man sich nicht so sieht. Wenn man etwas zugibt nicht zu haben bietet man sich auch eine Angriffsfläche. Das fängt dann schon so „harmlos“ an, dass auf einmal die ganzen Sexgespräche anfangen, wenn man den Raum betritt. Das ist dann schon offensichtlich, warum diese Gespräche anfangen. Nur mal so als Beispiel. Ich war ja nicht nur in der Opferrolle wegen keinem Sex oder keiner Freundin, sondern aus vielfältigen Gründen, z. B., weil ich mich als Kind selten gewehrt habe.
chriseas hat geschrieben: 29 Jun 2023 09:32 danke für die Geschichte. Schon krass, was du alles erleben musstest. Speziell die Erfahrungen mit Frauen sind ja mit deinen jetzt Ü60 Jahren wirklich alles andere als schön. :sadman: hoffentlich kannst du trotzdem bald deine Rente genießen, trotz der vielen Erfahrungen davor.
Mit den Frauen, die ich schon länger kenne (wie z. B. Arbeitskolleginnen, Ehefrauen von Freunden oder mit den Mädels damals aus meiner „Schulschwänzerclique“) hatte ich keine Probleme, mich mit denen zu unterhalten oder etwas zu unternehmen. Allerdings wusste ich oder weiß ich, dass ich da nicht landen kann, da die meisten alle verbandelt waren. Ehefrauen von Feunden wären sowieso tabu, höchstwahrscheinlich auch, wenn ich bei Frauen besser ankäme.

Aber wenn man in die sog. „Friendzone“ reinrutsch ist das wirklich saublöd. Damals wusste ich gar nicht, dass es so eine Zone gibt. Ich habe wirklich immer gedacht, dass sei Interesse. Allerdings kriegt man schon mit, dass man zwar von den Mädels viel Intimes erzählt bekommt aber sonst ist nichts mehr. Man ist nicht der Mann zum Kuscheln oder fürs Bett, man ist nur der Mann fürs Grobe: Zum Tapezieren, zum Renovieren, zum Kisten schleppen, um Taxidienste zu erledigen, um irgendetwas zu besorgen oder organisieren und und und. Ansonsten ist man abgemeldet, wenn dann der „Bettmann“ kommt. Da habe ich mich dann so nach und nach zurückgezogen bis zum nicht mehr Melden.

Und ja: Ich werde in hoffentlich 2 ½ Jahren meinen Ruhestand genießen, wenn keine höhere Macht was dagegen hat.
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von TheHoff »

Bei deiner ganzen Geschichte frage ich mich: Was machst du eigentlich gerne, was liebst du? Klassische Musik, ja, wie lebst du das aus?

Du schreibst von der Holzkiste, die dich bald erwartet. Gibt es denn nichts, für das du gerne lebst? Das du erreichen willst oder von dem du noch träumst? Außer einer Partnerschaft.
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Übriggeblieben61 »

TheHoff hat geschrieben: 08 Jul 2023 13:25 Bei deiner ganzen Geschichte frage ich mich: Was machst du eigentlich gerne, was liebst du? Klassische Musik, ja, wie lebst du das aus?

Du schreibst von der Holzkiste, die dich bald erwartet. Gibt es denn nichts, für das du gerne lebst? Das du erreichen willst oder von dem du noch träumst? Außer einer Partnerschaft.
Die Holzkiste erwartet uns alle mal. :holy: Ich habe aber nicht geschrieben, dass sie mich bald erwartet, sondern dass ich die Zeit von jetzt bis zur Holzkiste auch weiterhin ohne Partnerschft auskäme (natürlich ist die Spanne ab 60 bis + kürzer als ab 20, jedenfalls wenn die "Reihenfolge" eingehalten würde). Das ist schon ein kleiner aber feiner Unterschied. Ein bischen was vom Ruhestand möchte ich auch haben.

Was ich gerne mache und liebe: Ich interessiere mich ungemein für Geschichte im allgemeinen vor allem von der Prähistorie bis Ende Barockzeit im besonderen. Speziell auch für Militärgeschichte und Musikgeschichte durch die Epochen auch für die Ausführungspraktiken alter Musik. Leider habe ich nie ein Instrument gelernt und kann leider auch keine Noten lesen. Auf Grund dieses Interesses gehe ich gerne in Museen und bereise auch Orte und Städte, wo noch alte Architektur zu bestaunen ist. Fokus ist hierbei aber eher auf Mittel- und Südeuropa. Der nahe und mittlere Osten würde mich interessieren (Türkei, Israel einschl. Autonomiegebiete war ich schon), jedoch macht mir die Sicherheitslage Sorge.

Ich hörte als Jugendlicher gerne klassische Musik, jedenfalls lieber als die damals übliche Disco-Musik. Das hat mich damals in der Schule zum Freak gemacht. Ich wusste, wieviel Symphonien Beethoven geschrieben hat aber wenn es über Suzie Quatro, AC/DC oder die Sex Pistols usw. ging, konnte ich eben nicht mitreden. War schon blöd, war aber so. Allenfalls ist es heute so, dass ich von der Musik her jetzt ziemlich vielseitig bin und mehrere Richtung höre (sogar etliche Dinge, die ich früher nicht gehört habe), ausser sog. "Volksmusik". Dann lieber Militärmusik.

Das äussert sich so, dass ich dann, wenn es zeitlich mal möglich ist, eben in die Oper oder in ein Konzert gehe, auch mit Freunden, je nachdem, was die eben so gerne hören. :singen:

Ich träume eigentlich gar nicht mehr so sehr von einer Partnerschaft, sondern eher, dass ich lange meine Angelegenheit selbständig erledigen kann bevor es mal losgeht mit Pflegedienst und Betreuer. Auch dass ich gesund bleibe und mal nicht irgendwo in einem Krankenhaus oder Altersheim dahinsieche. Und natürlich, dass ich noch die Orte sehen kann, die mir noch fehlen, wie z. B. die Pyramiden in Ägypten oder alte Städte des präkolumbianischen Amerika.

Und was mir auch noch viel gibt, dass ist mein interkonfessioneller Bibelkreis einmal im Monat. Da geht es, nach dem Geistlichen, auch recht lustig zu und das auch ohne Alkohol. :buch:

Was ich noch erreichen möchte? Gut. Beruflich ist alles ausgereizt, da gibt es nur noch den Ruhestand zu erreichen. Ich möchte aber geistig noch so fit bleiben, dass ich moderner Technik weiterhin aufgeschlossen bin. Habe in meinem Leben viele Leute kennen gelernt, die so ab Mitte 50 oder ab 60 gesagt haben, sie müssten nichts mehr wissen und bräuchten nichts mehr lernen. Das sind diejenigen für die Mobiltelefone, PCs und Tablets udgel. Teufelszeug ist und die immer meinen, früher wäre alles besser gewesen.

Für was ich gerne lebe? Erstmal für mich. Habe keine Todessehnsucht. Und mache trotzdem mal hin- und wieder Sorgen um meine Nichten und Neffen sowie meine Großnichten und meinen Großneffen. Ob die sich Sorgen um mich machen, lasse ich mal dahingestellt, viel zu erben gibt's bei mir nicht. :frech:
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von TheHoff »

Übriggeblieben61 hat geschrieben: 08 Jul 2023 16:16 Leider habe ich nie ein Instrument gelernt und kann leider auch keine Noten lesen.
Vielleicht ist es noch nicht zu spät dafür! Was hast du zu verlieren?
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Übriggeblieben61 »

TheHoff hat geschrieben: 09 Jul 2023 17:13
Übriggeblieben61 hat geschrieben: 08 Jul 2023 16:16 Leider habe ich nie ein Instrument gelernt und kann leider auch keine Noten lesen.
Vielleicht ist es noch nicht zu spät dafür! Was hast du zu verlieren?
Nix. Wenn ich im Ruhestand und den blöden Schichtdienst endlich los bin, kann man sich ja mal bei einer VHS anmelden. Oder ich konsultieren meinen besten Freund, der ist u. a. auch Musiker. :singen: :good:
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Zwerg »

Übriggeblieben61 hat geschrieben: 08 Jul 2023 16:16 ..
Auch wenn Du natürlich ohne Partnerschaft auskommst könnte es ja sein, dass Dir ein paar Dinge zu zweit mehr Spass machen würden. Sonst wärst Du wohl auch nicht hier.

Das Du wenig Selbstbewusstsein hattest ist Dir sowieso klar. Mit dem Älterwerden hat sich das ohnehin erübrigt bzw. relativiert. Allerdings würde ich deine Aufmerksamkeit gerne auf zwei andere Punkte lenken die mir spontan in den Sinn kommen.

Eines ist Deine geringe Risikobereitschaft. Ich denke beispielsweise, dass Du das Potential gehabt hättest auch beruflich noch mehr aus Dir zu machen. Nach deinen Erfahrungen mit dem abgebrochenen Wirtschaftsgymnasium wolltest Du aber "auf Nummer sicher gehen". Sicherheit hat Dir im Elternhaus gefehlt. Vielleicht hat sich das auch auf der Ebene der Partnersuche ausgewirkt?

Bemerkenswert finde ich Deine Schilderung wie Du auf das Verhalten deines Kumpels reagiert hast, der dich vor dem Haus warten ließ. Die allermeisten hätten wohl wütend den Kontakt abgebrochen. Du hast ihn nur ermahnt. Spielte da eine Rolle, dass Du Angst hattest ihn zu verlieren, vielleicht weil Du sonst (nahezu) niemand hattest?

Eine Episode zum von Dir angeschnittenen Thema "früherer Umgang mit Homosexualität": Ein vor zwei Jahrzehnten im Alter von knapp 80 verstorbener guter Bekannter und Freund meiner Eltern war auch sein ganzes Leben ohne Partnerin. Meine Mutter erwähnte, sie habe dessen Bruder einmal gefragt ob der Bekannte schwul sei. Schließlich sei er doch Arzt und müsse so etwas diagnostizieren können ..... :hammer:
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Re: Meine Geschichte

Beitrag von Übriggeblieben61 »

Zwerg hat geschrieben: 10 Jul 2023 08:37 Auch wenn Du natürlich ohne Partnerschaft auskommst könnte es ja sein, dass Dir ein paar Dinge zu zweit mehr Spass machen würden. Sonst wärst Du wohl auch nicht hier.
Natürlich würden mir zuweilen Dinge zu zweit mehr Spass machen, allerdings komme ich auch sehr gut alleine zu Rande (auch an Weihnachten oder im Urlaub). Es hat sich seit Ende der Kindheit – vielleicht auch paradoxerweise – so herauskristallisiert, dass ich nicht ständig jemand um mich rum haben kann. Das schließt meines Erachtens nicht dass passende (weibliche) Gegenstück aus, denn auch in einer Partnerschaft sollte es für jeden einzelnen noch Freiräume geben. Manche Arbeitskollegen oder auch mein gleichaltriger Neffe bekriteln manchmal oder auch öfters das Klammern und Kleben ihrer Frauen, so dass sie fast nichts mehr ohne Frau unternehmen könnten. Über die Jahre mache ich einmal oder zweimal im Jahr einen sog. „Herrenabend“ mit meinem besten Freund. Allerdings geht die Initiative fast immer von ihm aus. Meistens stößt er dies an, wenn seine Frau unterwegs ist, ich weiß aber, dass seine Frau nichts dagegen hat.

Allerdings bin ich nicht primär oder gar sekundär hier, weil ich hoffe, ich würde doch noch den passenden Deckel finden oder weil ich mich verkuppeln lassen möchte sondern eher um mich mit „Leidensgenossen und -genossinnen“ auszutauschen und auch noch um mitzuteilen, dass das AB-Problem nicht nur zwischen 16 und 40 anzusiedeln ist, sondern dass noch „Luft nach oben“ ist. Ausserdem tut es gut, sich mit Menschen in gleicher oder ähnlicher Lage auszutauschen, auch wenn die Gründe für ein AB-Dasein für jeden einzelnen unterschiedlich sind, obwohl es in vielen Vitae Parallelen gibt.
Eines ist Deine geringe Risikobereitschaft.
Die geringe Risikobereitschaft resultiert aus dem mangelnden Selbstbewusstsein, sehe ich auch so. Hatte in meiner Familie auch keine Vorbilder. Mein Vater war nur „kräftig“, wenn er voll war und auch nur gegenüber der Familie. Gegenüber anderen war er ein Hosenscheisser und Duckmäuser, Ämter und die Sparkasse hat der nie von Innen gesehen. Diese Gänge hat meine Mutter gemacht. Mein Vater sagte immer, dass man mit „Gosche halten am weitesten käme“ oder das dieses oder jenes eh keinen Sinn mache. Ich konnte mir deshalb nicht so recht vorstellen, wie mein Vater so bei der U-Boot-Marine war, denn schließlich war er auch Vorgesetzter, wenn auch nur im Unteroffiziersbereich. Mein Vater war für mich so das Negativbeispiel in fast allem. Ich habe mich eigentlich immer bemüht, nicht so zu werden wie er, muss aber feststellen, dass ich doch einiges übernommen habe. Wenn ich heute in den Spiegel schaue, sehe ich, je älter ich werde, immer mehr das Gesicht meines Vaters.

Meine Mutter war eigentlich sehr resolut und rechthaberisch. Bei Leuten, die sie nicht leiden konnte – aber auch i,d.R. sonst – beharrte sie stur auf ihren Behauptungen, auch wenn sie offensichtlich falsch waren. Bevor meine Mutter „Entschuldigung“ sagte, setzte sie lieber noch einen oben drauf. Auch „Danke“ und „Bitte“ waren Fremdwörter. Meine Mutter bejammerte auch oft ihre Situation, warum gerade sie an so einen Scheißkerl geraten sei. Meine Mutter hat sich massiv in unser oder mein Leben reingedrängt und auch versucht, mir den Umgang vorzuschreiben. Auch Sexualität war tabu. Wäre die Schule nicht gewesen, ich wüsste es bis heute nicht, wie das zwischen Mann und Frau funktioniert. War auch damals lange hinterm Mond zu Hause.

Widerrede hat meine Mutter von uns Kindern nicht geduldet. Meine Mutter hat immer versucht, mich oder uns auf ihre Seite zu ziehen als Verbündete gegen den Vater, mein Vater hat es auch umgekehrt versucht aber nicht in starkem Ausmaße.

Mein Vater hatte eh verworrene Vorstellungen wie ein richtiger Kerl zu sein hätte und als er merkte, dass ich nicht diesen und seinen Vorstellungen entsprach, war ich eh auf der Deppenstufe. Aber auch meine Mutter hat mich öfters als Waschlappen bezeichnet, den eh kein Mädel wolle. Allerdings war es meine Mutter, die mir regelrecht die Mädchen ausgeredet hat. Ausserdem war meine Mutter der Meinung, dass Kinder nur dazu da seien, später die Eltern – speziell die Mütter – zu pflegen, da wäre kein Platz für Freundinnen, Ehefrauen oder gar Enkelkinder. Das lenke nur ab. Meine Mutter war immer darauf fokussiert, dass die Mütter das Wichtigste auf Erden seien und dass man Mütter ehren müsse. Meine Mutter hatte wahrscheinlich panisch Angst davor, dass es ihr genauso ergehen könnte wie ihrer Mutter, die sie auch nie gepflegt hat, weil sie von zu Hause weg ist.

Im übrigen war Scheidung für meine Mutter auch keine Option, weil sie ja „nichts gelernt hätte und nichts könne“. Mein Vater hatte ja auch öfter gedroht, dass sie keinen Pfennig sehe, wenn sie abhaut. Im Ort war meine Mutter auch bei vielen nicht sonderlich beliebt, weil sie auch streitsüchtig war. Und vor allem nach dem Tod meines Vaters haben mir einige Leute erzählt, dass meine Mutter meinen Vater zu dem gemacht hätte, was er sei, weil sie ihn immer angetrieben hätte, mehr Geld mit nach Hause zu bringen. Ich kann das nur in soweit bestätigen, dass meine Mutter immer von den „paar Kröten“ sprach, die der Vater mit nach Hause brächte und man immer alles zweimal umdrehen müsse. Gut weiß ich nicht wer wem zu was gemacht hat. Ob mein Vater wegen der Adolfscheiße, wegen seines Vaters oder wegen meiner Mutter so war. Ist mir auch wurscht.

Meine ältere Schwester (heute 80) ist im Jahr meiner Geburt ausgezogen, meine andere Schwester (heute 78) ist zeitlebens im Elternhaus geblieben. Obwohl sie sehr viele Chancen hatte und – heute würde man sagen – Dates blieb sie dennoch unverheiratet und partnerlos. Sie war einmal verlobt, aber dieser Mann war, wie ich sehr spät erfahren habe, als Gigolo bekannt und hatte mehrere Frauen. Er hat eine geheiratet, mit der er dann 2 Kinder hatte, vorher hatte er sich von meiner Schwester entlobt. Allerdings bekam auch meine Schwester von ihm ein Kind, meine Nichte, die 5 Jahre jünger ist als ich. Meine Nichte war also eher meine Schwester als meine Schwestern. Allerdings hat dies meine Schwester traumatisiert: Kein Mann durfte sein wie mein Vater und wie „Roland“. Meine Schwester hatte seit dem immer den Spruch auf Lager, dass Frauen keine Männer bräuchten. Ausserdem hat mich meine Schwester auch immer untergebuttert und rumkommandiert. Das hat bei mir auch nicht für ein gutes Frauenbild gesorgt.
Ich denke beispielsweise, dass Du das Potential gehabt hättest auch beruflich noch mehr aus Dir zu machen. Nach deinen Erfahrungen mit dem abgebrochenen Wirtschaftsgymnasium wolltest Du aber "auf Nummer sicher gehen". Sicherheit hat Dir im Elternhaus gefehlt.
Gut erkannt. Diese Diskussion führe ich schon über 40 Jahre, bzw. sie wird mir mehr oder weniger immer aufgedrückt. „Mehr aus sich machen“ heißt im Prinzip nichts anderes, als in irgendeiner Liga mitzuspielen oder mitspielen zu dürfen. Wenn man praktisch im Job nicht der kleine Befehlsempfänger ist, sondern Dinge besser beeinflussen kann und sich mehr Dinge materiell leisten kann um auf Augenhöhe zu sein. Gut, besonders ehrgeizig war ich nie, habe ich in der Genetik nicht mitbekommen, aber dass ich nie was unternommen hätte stimmt nicht. Ich habe innerhalb der Bahn 20 Jahre versucht, mich beruflich zu verbessern, um aus dem Rangierdienst rauszukommen. Und genau dieser Rangierdienst war der Grund, warum es kaum geklappt hat. Schlussendlich bin ich auf einem Stellwerk gelandet. Immerhin besser dotiert als vorher. Ich wollte auch schon mal aufhören, habe aber überlegt, was man mit einer Bahnausbildung woanders anfangen könnte. Nix! Auch ein Betriebsrat hat mir abgeraten, ich solle keinen Fehler machen. Jetzt käme die Bahn AG, da gäbe es jetzt Chancen noch und nöcher. Pustekuchen! Ausserdem bin ich nicht der Typ, der alle 2 Jahre seine Jobs wechselt oder Umschulungen macht. Allerdings macht ein gut bezahlter und einflussreicher Job auch bei Frauen attraktiv. Bei der Bahn war es dann oft so, dass man am Wochenende oder Nachts auf seinem Posten war und die anderen geschlafen oder gefeiert haben. Aber angeblich – so ein Bekannter – wäre ich ja eh kein Aufreisser und Fortgeher, deshalb hätte ich den richtigen Job.

Zeitlebens war ich immer in einer Rechtfertigungsposition, jetzt würde ich sagen, mit über 60, sollte das aufhören, warum ich was habe oder warum ich was nicht habe. Ich war eben nie Winnetou oder Old Shatterhand sondern immer nur irgend ein Indianer oder der hinterste Cowboy. Das hat man mich auch spüren lassen.

Risikobereit war ich schon als Kind nicht und das hat sich bis weit in das Erwachsenenalter übertragen. Ich war ängstlich, nicht nur bei den Dingen, die schon etwas Mut erfordert hätten. Da habe ich schon vor leichten Sportübungen kapituliert, wenn ich dachte, da könnte man sich schön verletzen oder ich blamiere mich eh. Streit und körperliche Auseinandersetzungen habe ich gemieden oder es versucht, nicht darauf anzulegen, in dem ich entweder nichts gesagt habe oder einfach jedem recht gegeben habe bzw. zu allem „ja“ gesagt habe. Wenn es hart wurde, war ich auch eine Heulsuse. Lieber heulen als wehren. Eine Meinung hatte ich nie und wenn, habe ich sie für mich behalten. So eine Looser- und Arschlochrolle bekommt man schwer wieder weg oder es hangt einem lange an. Mein Vater hat deswegen öfters zu mir gemeint, ich könne nie sein Sohn sein.
Vielleicht hat sich das auch auf der Ebene der Partnersuche ausgewirkt?
Auf alle Fälle. Ich hatte ja schon als Kindergartenkind mich dahingehend geäussert, dass ich nie heiraten werden und keine Familie möchte. Das hat sich richtig eingebrannt und war wieder mehr ein Grund, in der väterlichen Arschlochschublade zu landen. Er meinte, dass man lieber keinen Sohn haben solle als einen wie mich. Dann bräuchte man sich auch keine Gedanken zu machen ob der Stamm weiterginge oder nicht. Für mein Vater haben allerdings Frauen eh nichts getaugt und wären zu nicht zu gebrauchen. Einmal meinte er, dass man sich lieber auf hässliche Frauen einlassen solle, da sie einen Vorteil gegenüber schönen hätten: Eine hässliche Frau verändere sich kaum, sie bliebe so, wie sie sei. Eine schöne wird irgendwann auch hässlich und so lange sie schön sind, hätte man sie nie alleine. Eine Frau solle Geld, Häuser und Äcker haben, der Rest sei egal.

Allerdings war das nicht der Grund, keine zu haben, sondern eher, dass für mich Familie der größte Scheiß war, den Menschen erfunden hätten, nach dem Anschauungsunterricht, den meine Eltern ständig boten.

Ich fand Mädchen eigentlich immer blöd und habe auch keinen Kontakt zu ihnen gesucht. Auch während der Pubertät war dies so. Nur als es losging mit der Verlieberei und Küsserei habe ich so langsam gemerkt, dass ich und wenige andere irgendwie wie was verpassen. Es waren dann immer dieselben, nach denen die Mädelherzen flogen und eben die, die unsichtbar waren oder unbeholfen. Ich habe mich auch immer für unattraktiv für Mädchen gehalten. Das kann sich auch einbrennen.

Irgendwie und -wann versucht man es doch – manchmal noch unter Druck von Kumpels - und sucht sich vielleicht auch noch die falschen Frauen und Mädels aus. Wenn ich das mal so probieren wollte wie die Aufreisser, dann wurde ich entweder weggestoßen oder mit einem Schmähspruch belegt. Wenn das die erfolgreicheren Herren mitbekommen haben, gab es noch Spott und Gelächter. Und da ich eh schon eine Deppenrolle hatte, dann lässt man es irgendwann ganz. Das hat zur Folge, dass man Flirten nicht lernt und Körpersprache nicht versteht. Und irgendwann ist man über 60 und weiß immer noch nicht, was Schmetterlinge sind oder romantische Abende am Strand. Dann denkt man sich, dass es Menschen gibt, denen es schlechter geht und dass man eben nicht alles haben kann. Man arrangiert sich auch, immer irgendwie 5. Rad zu sein oder man lernt, alleine zu sein, ja, dass jemand anderes vielleicht auch nur stört. Irgendwann kommt auch ein Punkt, wo man mit Körben besser umgehen kann als wenn einmal ein „Ja“ käme.
Bemerkenswert finde ich Deine Schilderung wie Du auf das Verhalten deines Kumpels reagiert hast, der dich vor dem Haus warten ließ. Die allermeisten hätten wohl wütend den Kontakt abgebrochen. Du hast ihn nur ermahnt. Spielte da eine Rolle, dass Du Angst hattest ihn zu verlieren, vielleicht weil Du sonst (nahezu) niemand hattest?
Letzteres kann ich verneinen, weil ich sehr gut alleine klar komme. Gut hin- und wieder braucht man mal befreiende Gespräche, aber ich klammere nicht. Meine Freunde und Bekannten wissen, dass, wenn ich mich länger nicht melde, alles normal ist. Ich hatte mich nur geärgert, dass er eben sein besseres Ankommen so ausgenutzt hat und auch den Umstand, dass ich ohne ihn nicht wegkomme. Aber es war nicht geplant. Und ich wollte – Ärger und Demütigung hin oder her – ihm eben die Tour nicht vermasseln. Dass ich draussen bleiben solle oder am besten ganz verschwinden soll, kam ja von der Frau. Gut, er hätte sagen können, entweder ich komme mit rein, meinetwegen in den Keller, oder er ginge auch. Aber da war eben der Geschlechtstrieb stärker. Wäre es im Wohnort oder in einem Nachbarort gewesen hätte ich noch heim laufen können. Gut ein anderer hätte den Kontakt abgebrochen oder mal alles länger ruhen lassen. Ich halt nicht. Ausserdem haben wir uns mal so gezofft, dass ich mich länger nicht gemeldet habe und ich war auch nicht der erste, der wieder Frieden schließen wollte.
"früherer Umgang mit Homosexualität"
Zu der Zeit als ich Kind und Jugendlicher war (60er und 70er Jahre) wurde Homosexualität als was Schlimmes oder gar eine Krankheit betrachtet. Daran änderten zu Anfang auch die 68er nichts. Als Homosexueller war man ein Perverser, fast schon auf der Stufe von Pädophilen, Vergewaltigern, Triebtätern und Serienmördern. Für jemand, der wirklich homosexuell war müssen die Demütigungen und körperlichen Anfeindungen mehr als grausam und schlimm gewesen sein. Für jemand, so meine ich, der es nicht war aber der in Verdacht stand es zu sein oder von dem es vermutet wurde muss es noch schlimmer gewesen sein. Wenn man so bezeichnet wurde, dann hat man es heftig abgewehrt und bestritten. Das war damals mitunter das Schlimmste, mit dem man jemanden belegen konnte. :crybaby:


So, nun sind es wieder halbe Momoiren geworden. So langsam wissen die hiesigen Forumsteilnehmer mehr über mich als meine ganze bucklige Verwandtschaft. :reporter: