ich kenne euch schon seit Jahren, habe aber noch viel Zeit für mich selbst gebraucht.
Zu meiner Person: Ich (männlich, 28 Jahre alt) gehöre zum neurodiversen Spektrum. Ich bin mental hochbegabt, was auch als „mental hocheffizient“ bezeichnet wird (psymag hat darüber einen Artikel veröffentlicht, den ich ganz unten verlinkt habe). Um es kurz zu machen und meine Situation zu beschreiben: Meine rechte Gehirnhälfte nutzt mehr Kapazität als im Durchschnitt. Somit nehme ich die Welt intensiver wahr als andere. Ich beschäftige mich gerne mit komplexen Sachverhalten, wie zum Beispiel Psychologie. Ich bin sehr kreativ und mir fällt somit das Lösen von Problemen sehr leicht. Ich kann Sachzusammenhänge erkennen, die andere nicht sofort sehen. Man kann es auch als eine leichte Form von Asperger verstehen.
Resultat: Ich übertreffe andere geistig in vielen Situationen. Es ist einfach so und ich kann es nicht abstellen. Eines meiner Dates hat es so stark wahrgenommen, dass sie sich von mir „wie ein kleines Kind behandelt fühlt“.
Das ganze wirkt sich sehr positiv auf mein Berufsleben aus.
Die negative Seite meiner Fähigkeiten ist, dass ich Schwierigkeiten habe soziale Codes zu verstehen. Ich nehme sie als kulturelle Ansprüche war, welche ich nicht einhalten kann - wahrscheinlich weil ich darüber hinaus denke. ADHSler, Asexuelle und Autisten scheinen dieselben oder ähnliche Probleme zu haben (mit all' diesen Leuten verstehe ich mich übrigens am besten
Diese negative Seite spiegelt sich darin wieder, dass ich noch nie in einer Liebesbeziehung war. Kein Sex, kein Kuss, kein intimes Berühren. Ich bin also unfähig über diese sozialen Codes intime Beziehungen aufzubauen. Das wirkt für mich wie eine Barriere, die ich nicht durchbrechen kann. Der Zugang zu Beziehungserfahrungen bleibt mir also verschlossen. Ich sehe mich somit gezwungen andere Wege zu finden um intime Beziehungen einzugehen. Diese beruhen auf gemeinsamen Interessen und Ergänzung der erlernten Fähigkeiten (Beruf, Hobbys). Leider entnehmen viele Frauen daraus nur ein Interesse an einer Freundschaft.
Mit 23 Jahren habe ich mich damit abgefunden, dass ich wohl nie eine Beziehung haben werde. Diese Gedanken machen mich jetzt nicht besonders deprimiert oder traurig. Ich habe bisher andere Dinge im Leben erreicht, auf die ich sehr stolz bin – ich schaffe meinen Selbstwert also nicht durch intime Beziehungen.
Weil ich besonders viel denke, benötige ich viel Freiraum für meine geistige Entwicklung. So habe ich vielfältige Interessen, die der Durchschnittsmensch als "nerdig" bezeichnet und oft nicht beim ersten Gedankengang folgen kann. Diese Interessen schrecken viele Frauen ab, weil sie mit ihnen nichts anfangen können. Allerdings habe ich über diese Interessen viele männliche, weibliche und diverse Freundschaften und Bekanntschaften geknüpft, die vor allem im Ausland anzutreffen sind.
Es gehört für mich dazu, viel Musik zu hören und viele Filme zu sehen. So unternehme ich viele dementsprechende Unternehmungen – und das im Alleingang. Ich spiele auch Videospiele und schaue Filme mit gewalttätigen Inhalten. Diese gewalttätigen Inhalte waren in der Vergangenheit auch sehr oft der Grund, warum Frauen aus Deutschland zu mir den Kontakt abgebrochen haben.
Aus diesen Gründen bin ich Individualist. Ich weiß also ganz genau, welche Musik ich beispielsweise hören und welchen Film mit welcher Thematik ich sehen oder welches Buch ich lesen möchte und warum ich das tue. Ich setze mir konkrete Ziele für mein Leben, die ich dann auch verfolge und erreichen möchte – zum Beispiel einen bestimmten Abschluss.
Ich bin enorm selbstbewusst und habe kein Problem damit, irgendeine Frau anzusprechen. Während ich in meiner Jugend introvertiert war, bin ich heute extrovertiert. Damals war ich unsicher, da ich schon irgendwie bemerkt habe, dass ich anders bin. Der ganze Prozess, mich selbst so anzunehmen wie ich bin und damit meinen eigenen Weg zu finden, hat zwar viele Jahre gedauert, mich aber enorm selbstbewusst gemacht. Dieses Selbstbewusstsein scheint auch vielen Frauen für eine Beziehung mit mir im Weg zu stehen. Ich habe gemerkt, dass ich mit hochsensiblen Personen, sowie auch Menschen mit psychologischen Unsicherheiten (Angststörungen, etc.) nicht besonders gut zurecht komme.
Es macht für mich nur wenig Sinn eine Frau, die mir vom Aussehen her gefällt, auf der Straße anzusprechen, da ich ja sowieso weiß, dass ich aufgrund meiner Neurodiversität von dem Durchschnittsmenschen abgeschnitten bin und es deshalb sowieso nichts mit einer Beziehung wird (weil ich Schwierigkeiten habe, soziale Codes zu verstehen und intime Beziehungen darüber aufzubauen). Es kommt also nur zu einem Date, wenn gemeinsame Interessen da sind.
Trotzdem spüre ich die Sehnsucht, eine Frau die mir sehr gefällt intensiv zu lieben und sie mit meiner Liebe zu verwöhnen. Ja, ich kann sehr leidenschaftlich, anhänglich und hingebungsvoll sein. Ich suche somit eine langfristige Beziehung und keine erstes Mal. Für mich macht es nur Sinn (selbstbewusste) Frauen anzusprechen oder anzuschreiben, die in mich etwas besonderes sehen – und das sind für mich nur 1 bis 2 Frauen im Jahr. Ich habe schon so meine Orte, an denen ich diese kennen lerne. Ich bin also im Umgang mit Frauen nicht unerfahren.
Könnt ihr mir hier einen guten Rat zu meiner Situation geben? Sollte ich meine geistige Überlegenheit verheimlichen oder herunterspielen?
Die Autorin Christel Petitcollin schreibt, dass mental hocheffiziente Menschen sich mit ihren herausragenden Fähigkeiten in der Gesellschaft zurückhalten sollen. Mein letztes Date hat allerdings geschrieben ich solle meine herausragenden Fähigkeiten nicht vor ihr verheimlichen nachdem ich ihr meine Situation erklärt habe. Vielleicht wird das ja was mit ihr ...
Gibt es hier auch neurodiverse Menschen, die ebenfalls Schwierigkeiten haben soziale Codes zu verstehen und deshalb scheitern eine intime Beziehung einzugehen? Nehmt ihr diese sozialen Codes auch als kulturelle Ansprüche war? Wie geht ihr damit um? Versucht ihr auch beim Dating gemeinsame Interessen zu finden? Gibt es Datingportale für neurodiverse Menschen, oder bei denen das beim Match besonders berücksichtigt wird? Könnt ihr mir irgendwelche Artikel oder Bücher empfehlen?
Hier der Artikel von psymag.de, um den Lesefluss oben nicht zu stören: https://www.psymag.de/14632/gefuehl-wel ... effizienz/
Nicht alles in diesem Artikel trifft jedoch auf mich zu - wahrscheinlich weil ich gelernt habe meinen eigenen Weg zu gehen und mich nicht von anderen beirren zu lassen.