Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

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Montecristo
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Montecristo »

Ehe beinhaltet auch Rechte der Familie gegenüber dem Staat. Ein Bollwerk gegen die Willkür der Büttel. Nicht immer so extrem wie bei den Corona-Lockdowns, aber immer latent vorhanden.
Ehe ist nicht nur Zwangskorsett.
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Egil »

Montecristo hat geschrieben: 19 Aug 2023 07:48 Ehe beinhaltet auch Rechte der Familie gegenüber dem Staat. Ein Bollwerk gegen die Willkür der Büttel. Nicht immer so extrem wie bei den Corona-Lockdowns, aber immer latent vorhanden.
Ehe ist nicht nur Zwangskorsett.
Obwohl ich durch meine persönliche Prägung (Eltern nicht verheiratet; ein Onkel, mit dem ich geschlagen bin und leider seit Kindheit jeden Tag zu tun habe, lebt mit seiner Freundin länger, als ich denken kann, in wilder Ehe zusammen) der Ehe eher skeptisch gegenüber stehe (was vor allem auch an der Rechtsprechung liegt, die im Falle einer Scheidung ruinös sein kann), halte ich alternative Beziehungsformen als die Paarbeziehung für nicht unmöglich. Leider gibt es da so etwas wie Bindungshormone, die beim Sex gegenseitige Zuneigung begünstigen, und Gefühle wie Eifersucht, die bei anderen Modellen wahrscheinlich gern mal dazwischen grätschen könnten. Ansonsten gibt es ja in der menschlichen Geschichte genügend Beispiele für nicht-monogame Beziehungsmodelle. Wenn es für alle Beteiligten passt, warum nicht?
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Giebenrath »

Ob mit Trauschein oder ohne - die klassische Beziehungsform läuft auf Monogamie und gemeinsame Zukunftsplänen hinaus. Zu den Zukunftsplänen gehört in aller Regel eine gemeinsame Wohnung, häufig auch Kinder oder wenigstens eine gemeinsame Schildkröte*.
Die Unterschiede zwischen wilder Ehe und der wirklichen Ehe sind in erster Linie rechtlicher Natur. Ansonsten ist es auf der Alltagsebene haargenau das gleiche - nur eben ohne die große Party.

Die alternativen Beziehungsformen wie Polyamorie und Co sind für heterosexuelle Männer nur schwer möglich.
Es gehören da ja immer mindestens zwei dazu und da fängt das Problem bekanntlich schon an.

* Dämliche Anspielung auf Amy und Sheldon aus der bekannten Sitcom.
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Egil »

Giebenrath hat geschrieben: 19 Aug 2023 14:57 Die Unterschiede zwischen wilder Ehe und der wirklichen Ehe sind in erster Linie rechtlicher Natur. Ansonsten ist es auf der Alltagsebene haargenau das gleiche - nur eben ohne die große Party.
Wobei sich manche die mittlerweile auch sparen, Stichwort "Destination Wedding".
Die alternativen Beziehungsformen wie Polyamorie und Co sind für heterosexuelle Männer nur schwer möglich.
Gilt, wenn ich dein Verständnis richtig interpretiere, für hetero Frauen aber genauso. Aber Polyamorie heißt ja nicht zwangsweise Rudelbumsen. Es gibt ja durchaus die Möglichkeit, dass eine Person A abwechselnd mit Person B und mit Person C hat, aber B nicht mit C. Es soll sogar Leute geben, die es erregend finden, dabei zu sein, wenn der Partner fremdgeht.
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Kolinatan »

Wenn ich im Folgenden meine Gedanken ausführe, ist es mir wichtig, dass es mir darum geht zu erklären inwieweit es mir geholfen hat verschiedene Ebenen voneinander zu trennen und dabei mein Bedürfnisse und die Strategie zu dessen Erfüllung klar voneinander zu trennen. Ebenso wie mir die Verbindung zwischen Bedürfnis, Gedanken und Gefühlen - welches einer "festgehaltenen" Emotion entspricht - mir dabei hilft, zu prüfen ob meine Strategie erfolgreich war oder ich mich beim Erkennen meiner Bedürfnisse auch irre.
kreisel hat geschrieben: 18 Aug 2023 20:25 Grundzustand: dass ich die Bedürfnisse nicht groß wahrnehme, nicht verbinde mit jemandem.
Ein Bedürfnis ist etwas universelles und eher abstraktes. Das Bedürfnis nach (physischer) Nahrung ist jedem Menschen zu eigen, damit sein Körper am Leben bleibt. Auch wenn ein Bedürfnisse nach Gemeinschaft so klingt, als würden weitere Menschen notwendig sein, muss dies nicht zwingend gegeben sein. Einzelne Aspekte von Gemeinschaft könnten z.B. auch durch Haustiere erfüllt werden.

So wie die Entscheidung für ein bestimmtes Lebensmittel letztlich die Strategie ist, um mein Bedürfnis nach Nahrung zu stillen. Ebenso ist die Vorstellung eine konkrete Handlung mit einem anderen Menschen erleben zu wollen, nicht das Bedürfnis selbst sondern bereits die Ausarbeitung einer Strategie. Wenn ich bei mir überprüfe, welches mein unerfülltes Bedürfnis ist, ist es sehr hilfreich, dass ich noch keine Strategie für dessen Erfüllung "festlege". Sondern, sobald ich klar bin, welches Bedürfnis ich habe und feststelle, dass ich für dessen Erfüllung gerne Kontakt mit anderen Menschen möchte, dass ich die Menschen in eine gemeinsame Strategieplanung einbeziehe.

Statt also jemanden anzurufen und zu sagen, ich will in einer Stunden in die Stadt, in ein bestimmtes Café und dort ein Eis essen und dass die andere Person mitkommt, gibt dem anderen Menschen nur noch die Option ja oder nein zu sagen. Wenn ich stattdessen dem Menschen erst einmal mein Bedürfnis nach gemeinsamer Zeit mitteile und ihm sagen, ich habe Lust darauf heute Nachmittag oder auch am Abend mit ihm gemeinsam Zeit zu verbringen, dann bin ich auch offen für die Bedürfnisse des anderen Menschen. Vielleicht hat die andere Person das Bedürfnis nach Natur oder Bewegung. Bedürfnisse lassen sich viel leichter miteinander ausgleichen, wenn wir uns nicht sofort auf eine Strategien festlegen, da es sonst sehr zäh wird, miteinander eine Lösung zu finden, welche die verschiedenen Bedürfnisse miteinander verbindet.
kreisel hat geschrieben: 18 Aug 2023 20:25 Ist vermutlich auch wieder so eine Sache von, eigene Emotionen wahrnehmen, aber dem nicht folgen und alternativ erst mal Abstand nehmen, sich klarer werden, die Verantwortung nicht an den anderen abgeben als "Zufuhrquelle".
Meine Emotionen machen mir sehr deutlich, ob ich in einer Richtung unterwegs bin, welche geeignet ist meine unerfüllten Bedürfnisse zu erkennen oder ich im Gegenteil meine Bedürfnisse gerade ignoriere. Je wütender, enger und schwere eine Emotion auf mir lastet, um so weiter entferne ich mich von meinem Bedürfnissen. Wenn ich hingegen mit meinen Gedanken Emotionen verbinde, welche mir Gefühle von Leichtigkeit, Entspannung oder sogar Freude auslösen, zeigt es, dass ich auf dem Weg der Bedürfniserfüllung unterwegs bin.

Eine Vorstellung, dass es "rational" sein könnte, den eigenen Emotionen nicht zu folgen oder diese sogar auszublenden und sich irgendwie, um die Emotionen "herum zu mogeln", verkennt deren Informationsgehalt. Natürlich ist es sinnvoll, seine Handlungen zu wählen und sich diese nicht von Emotionen "diktieren" zu lassen. Trotzdem ist es sinnvoll, direkt in die Emotionen zu schauen und diese zu verstehen. Sie sind der direkte Pfad, um zu wissen, ob etwas meine Lebendigkeit unterstützt - Empfindungen von Offenheit und Leichtigkeit - oder meine Lebendigkeit unterdrückt - Empfindungen von Enge und Schwere.

Die eigenen Emotionen zu fühlen und verstehen zu lernen, ist sehr viel einfacher und erfordert weniger kognitive Energie, als sich von den eigenen Emotionen zu distanzieren und sich dem Ort - wohin die Emotionen direkt zeigen - auf einem Umweg, über eine vermeintliche Rationalität anzunähern. Natürlich ist es möglich so vorzugehen und zu versuchen seine Situation allein auf einer rationalen Ebene zu bearbeiten, mit den Emotionen fehlt allerdings der Richtungszeiger zur Lebendigkeit. Der Verstand ist ein seelenloses Werkzeug, welchem erst die Emotionen ein Korrektiv geben, damit er dem Leben statt der Zerstörung dient.
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Giebenrath »

Egil hat geschrieben: 19 Aug 2023 16:04Rudelbumsen
Ich sehe da vor allem geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Risikobereitschaft und dem Bedürfnis nach Sicherheit.
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Montecristo »

Egil hat geschrieben: 19 Aug 2023 14:39 Wenn es für alle Beteiligten passt, warum nicht?
Ich erlebe in der Praxis dass oft die Lebensgefährtin nicht abgesichert wird. Nach dem Tode des Mannes steht die dann ohne alles da und wird von Geschwistern und Neffen/Nichten gemobbt. Oftmals mit der Begründung dass ja wohl absichtlich kein Testament da war.
"Die Matratze/Bettdecke war es wohl nicht wert." (Reales Zitat)

Für mich würde das nicht passen...

Man gewinnt nicht notwendigerweise was dazu. Man verliert auch durch Vermeidung einer Ehe.
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Beitrag von Videl »

Egil hat geschrieben: 19 Aug 2023 16:04 ...
Dafür gibt's ja den Ehevertrag. Wobei das natürlich nicht heißt, dass es nicht doch ne Schlammschlacht gibt, vor allem wenn Kinder involviert sind.

Zum Thema: ich kann mir nur eine Zweierbeziehung vorstellen, verachte aber niemanden der anders lebt. Bei Bumble habe ich Mal einen kennengelernt, der in einer offenen Ehe lebt.

Bei VOX gibt es eine neue Sendung namens "Wo die Liebe hinfällt", bei der außergewöhnlichere Paare gezeigt werden. Am ehesten trifft es wohl auf das Trärchen zu: https://www.vox.de/videos/traerchen-lie ... 5eb62.html

Eine Frau, verheiratet mit einem Mann, liebt ebenfalls eine andere Frau und lebt in einer Dreierbeziehung mit beiden. Zukünftig wollen beide Frauen von dem Mann schwanger werden...
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Giebenrath »

In der von Videl bzw. der Vox-Fernsehsendung beschriebenen Dreierbeziehung wird die unverheiratete Konkubine gegenüber der Ehefrau auf lange Sicht sicherlich im Nachteil sein.
Polyamorie mit intern abgestufter Hierarchie ist schon arg seltsam, aber letztlich sind die natürlich alle schon erwachsen.
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Montecristo »

Giebenrath hat geschrieben: 19 Aug 2023 18:50 In der von Videl bzw. der Vox-Fernsehsendung beschriebenen Dreierbeziehung wird die unverheiratete Konkubine gegenüber der Ehefrau auf lange Sicht sicherlich im Nachteil sein.
Polyamorie mit intern abgestufter Hierarchie ist schon arg seltsam, aber letztlich sind die natürlich alle schon erwachsen.
Besonders übel ist, wenn der die das zufällig vom Gesetz bevorzugte sich dann im Krisenfall moralisch überlegen wähnt. Kommt leider regelmäßig vor. Selbst erlebt.
Enkel männlich, kümmern sich nicht um Omma, weil Omma doof. Beim Erben aber vorneweg weil deren Mutter schon tot. Wirre Reden dazu. Gegen meine Frau. Echt übel.

Zum Television-Fall: Ohne Testament: Das uneheliche Kind würde im Gegensatz zur unverheirateten Mutter den Vater beerben.

Die Menschen sind im Zweifel bösartig und gemein. Wieso will man Partnerin und Kinder nicht beschützen? Verstehe ich nicht
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Montecristo »

Ich fühle mich oft von Seiten dritter überrannt. Auf einmal wird eine größere Wohnung frei. Überlegen kann man kaum. Es gibt keine freien Wohnungen im Ballungsgebiet. Also los. Zwei Wohnungen zusammenlegen. 4500 Euro umzugskosten. Plus neues Sofa. Halleluja.

Von der Pandemie rede ich erst gar nicht. Vom Krieg auch nicht.

Die Partnerin misst einen auch daran wie man damit zurecht kommt.
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Egil »

Giebenrath hat geschrieben: 19 Aug 2023 18:50 In der von Videl bzw. der Vox-Fernsehsendung beschriebenen Dreierbeziehung wird die unverheiratete Konkubine gegenüber der Ehefrau auf lange Sicht sicherlich im Nachteil sein.
Polyamorie mit intern abgestufter Hierarchie ist schon arg seltsam, aber letztlich sind die natürlich alle schon erwachsen.
Nun, es gibt ja durchaus auf der Welt Regionen, in denen solche Konstrukte Tradition haben oder gar rechtsfähig sind (allerdings fast überall nur in der Konstruktion ein Mann und mehrere Frauen; ich meine mich zu erinnern, dass es in Nepal auch die umgekehrte Tradition gibt). Dabei hat aber wohl häufig die erste Frau ein Mitspracherecht bei der Wahl der Zweitfrau. Ist hierzulande eben historisch durch die christliche Prägung eben nicht üblich. Keine Ahnung, wie es da bei den Germanen war, aber das ist einfach zu lange her.
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von kreisel »

Kolinatan hat geschrieben: 19 Aug 2023 16:49Ein Bedürfnis ist etwas universelles und eher abstraktes. Das Bedürfnis nach (physischer) Nahrung ist jedem Menschen zu eigen, damit sein Körper am Leben bleibt. Auch wenn ein Bedürfnisse nach Gemeinschaft so klingt, als würden weitere Menschen notwendig sein, muss dies nicht zwingend gegeben sein. Einzelne Aspekte von Gemeinschaft könnten z.B. auch durch Haustiere erfüllt werden.
Hmm, stimmt. Wie oft ist da ZUERST der Plan, was man gerne haben will, aber nicht das Bedürfnis dahinter so deutlich, und sieht dann ggf. den Spielraum nicht. Wenn man das wieder trennt und zurückführt auf sich selbst, kann da ggf. auch die Erwartung an einen Menschen zurückweichen, dass genau dieser Mensch genau DAS tun muss.
Kolinatan hat geschrieben: 19 Aug 2023 16:49 Ebenso wie mir die Verbindung zwischen Bedürfnis, Gedanken und Gefühlen - welches einer "festgehaltenen" Emotion entspricht - mir dabei hilft, zu prüfen ob meine Strategie erfolgreich war oder ich mich beim Erkennen meiner Bedürfnisse auch irre.
Das verstehe ich nicht genau und erschließt sich mir nicht. 'Wieso ist eine Verbindung "festgehalten", was meint der Begriff? Bedeutet das, dass diese Verbindung das ganze starr macht?
Und der Erfolg der Strategie würde dann an der Emotion gemessen, ob diese hinterher gut ist und das Bedürfnis weniger wird?
Also wäre das wie ein Prüfen aus erst Handlung und dann schauen- wie ist Emotion-Bedürfnis-Gedanken?
Kolinatan hat geschrieben: 19 Aug 2023 16:49Statt also jemanden anzurufen und zu sagen, ich will in einer Stunden in die Stadt, in ein bestimmtes Café und dort ein Eis essen und dass die andere Person mitkommt, gibt dem anderen Menschen nur noch die Option ja oder nein zu sagen. Wenn ich stattdessen dem Menschen erst einmal mein Bedürfnis nach gemeinsamer Zeit mitteile und ihm sagen, ich habe Lust darauf heute Nachmittag oder auch am Abend mit ihm gemeinsam Zeit zu verbringen, dann bin ich auch offen für die Bedürfnisse des anderen Menschen. Vielleicht hat die andere Person das Bedürfnis nach Natur oder Bewegung. Bedürfnisse lassen sich viel leichter miteinander ausgleichen, wenn wir uns nicht sofort auf eine Strategien festlegen, da es sonst sehr zäh wird, miteinander eine Lösung zu finden, welche die verschiedenen Bedürfnisse miteinander verbindet.
Ja, das erste kann schon manchmal sehr einengen. Außer es trifft zufällig auch das Bedürfnis des anderen und der hatte einen ähnlichen Plan oder so ein diffuses "Hauptsache mal raus und nicht alleine".

Ich fühle mich da auch manchmal von anderer Seite überfahren, wenn die Strategie schon fest sein muss und ich nur noch ja oder nein sagen soll, was im Zweifel etwas defensiver ausfällt.
Kolinatan hat geschrieben: 19 Aug 2023 16:49Meine Emotionen machen mir sehr deutlich, ob ich in einer Richtung unterwegs bin, welche geeignet ist meine unerfüllten Bedürfnisse zu erkennen oder ich im Gegenteil meine Bedürfnisse gerade ignoriere. Je wütender, enger und schwere eine Emotion auf mir lastet, um so weiter entferne ich mich von meinem Bedürfnissen. Wenn ich hingegen mit meinen Gedanken Emotionen verbinde, welche mir Gefühle von Leichtigkeit, Entspannung oder sogar Freude auslösen, zeigt es, dass ich auf dem Weg der Bedürfniserfüllung unterwegs bin.
Ah ok, das kenne ich vom Gefühls- und Bedürfnisnavigator von Gerlinde Fritsch.
Kolinatan hat geschrieben: 19 Aug 2023 16:49Eine Vorstellung, dass es "rational" sein könnte, den eigenen Emotionen nicht zu folgen oder diese sogar auszublenden und sich irgendwie, um die Emotionen "herum zu mogeln", verkennt deren Informationsgehalt. Natürlich ist es sinnvoll, seine Handlungen zu wählen und sich diese nicht von Emotionen "diktieren" zu lassen. Trotzdem ist es sinnvoll, direkt in die Emotionen zu schauen und diese zu verstehen. Sie sind der direkte Pfad, um zu wissen, ob etwas meine Lebendigkeit unterstützt - Empfindungen von Offenheit und Leichtigkeit - oder meine Lebendigkeit unterdrückt - Empfindungen von Enge und Schwere.
Grundsätzlich denke ich auch, dass die Hinwendung zu Emotionen gut ist und dass es nicht weiterführt, diese nur zu unterdrücken.
Bei mir sehe ich da noch folgendes Problem: Dass ich meine Gefühle und Bedürfnisse nicht so klar wahrnehmen kann, aber "vorgestellte Gefühle und Bedürfnisse" da sein könnten. Und es gibt auch Antriebe, die eher unguten Mechanismen entspringen. Wenn man z B Depression hat, dann geht alles dahin "zieh dich zurück". Das ist nicht unbedingt ein echtes Bedürfnis, aber es überlagert alles, und es ist durchaus auch ein Gefühl. Das benötigt bei mir viel rationale Arbeit aber auch eigenes Mitgefühl und Achtsamkeit, da weiter durchzudringen.
Kolinatan hat geschrieben: 19 Aug 2023 16:49Der Verstand ist ein seelenloses Werkzeug, welchem erst die Emotionen ein Korrektiv geben, damit er dem Leben statt der Zerstörung dient.
So Hand in Hand finde ich das schon ganz gut. Wenn man z B schreibend oder sprechend etwas ordnet und es gleichzeitig mit den Emotionen abgleicht. Das Focusing nach Gendlin arbeitet ja so, das habe ich einige Jahre so geübt. Das reine Abschneiden der Emotionen hatte ich durch meine Vergangenheit mal erlebt, fand es aber gesund und bereichernd, als diese wiedergekommen sind.
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von kreisel »

Egil hat geschrieben: 19 Aug 2023 21:51 Nun, es gibt ja durchaus auf der Welt Regionen, in denen solche Konstrukte Tradition haben oder gar rechtsfähig sind (allerdings fast überall nur in der Konstruktion ein Mann und mehrere Frauen; ich meine mich zu erinnern, dass es in Nepal auch die umgekehrte Tradition gibt). Dabei hat aber wohl häufig die erste Frau ein Mitspracherecht bei der Wahl der Zweitfrau. Ist hierzulande eben historisch durch die christliche Prägung eben nicht üblich. Keine Ahnung, wie es da bei den Germanen war, aber das ist einfach zu lange her.
Stimmt, da gibt es auch andere anerkannte Modelle über Zeit und Ort gesehen, die Kleinfamilie ist und war nicht überall das Nonplusultra. Wir sind halt hier in einem besonderen kulturellen Kontext und natürlich wird es naheliegender sein, dass man sich dann auch dort orientiert, aber Abweichler gibt es immer, zudem ja vieles heute zugänglich ist an Ideen. Und das sich selbst hinterfragen auch etwas mehr in Mode gekommen ist.
Videl hat geschrieben: 19 Aug 2023 17:46Dafür gibt's ja den Ehevertrag. Wobei das natürlich nicht heißt, dass es nicht doch ne Schlammschlacht gibt, vor allem wenn Kinder involviert sind.
Ja auch mit Gesetz gibt es unschöne Streitigkeiten und das sagt noch nichts über die Beziehung aus, die man dann hat zum Umfeld des Partners nach seinem Ableben. Es ist dann NUR so, dass, falls es so Erbgeier gibt, dann ein gewisses Recht vorhanden ist.
Wobei ich persönlich gar nicht mit einem Erbe von irgendwem rechne. Das ist vielleicht bei der Kinderfrage noch anders, wenn man selber nicht für sich sorgen kann, da man die Betreuung leistet. Auch da könnte man sich abwechseln, dass unterschiedlich in die Rentenkasse eingezahlt würde und man so nicht auf die Versorgung des Partners angewiesen wäre.
Giebenrath hat geschrieben: 19 Aug 2023 18:50In der von Videl bzw. der Vox-Fernsehsendung beschriebenen Dreierbeziehung wird die unverheiratete Konkubine gegenüber der Ehefrau auf lange Sicht sicherlich im Nachteil sein.
Die rechtliche Seite wirkt auch auf mich hier unfair. Dann fände ich es fairer, wenn keiner verheiratet ist von den dreien und es mehr so auf Augenhöhe wäre.

In Patchworksituationen mit Kindern stelle ich mir eine Mehrpersonenbeziehung auch äußerst kompliziert vor. Ebenso, wenn es um das örtliche Zusammenleben mit mehreren Personen geht. Da wäre ein größerer Zusammenhang / größere Gemeinschaft und ein Projekt vielleicht besser, um das etwas mitzutragen, als wenn man "zu dritt (viert, ect) alleine ist".
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von Kolinatan »

kreisel hat geschrieben: 20 Aug 2023 13:24
Kolinatan hat geschrieben: 19 Aug 2023 16:49 Ebenso wie mir die Verbindung zwischen Bedürfnis, Gedanken und Gefühlen - welches einer "festgehaltenen" Emotion entspricht - mir dabei hilft, zu prüfen ob meine Strategie erfolgreich war oder ich mich beim Erkennen meiner Bedürfnisse auch irre.
Das verstehe ich nicht genau und erschließt sich mir nicht. 'Wieso ist eine Verbindung "festgehalten", was meint der Begriff? Bedeutet das, dass diese Verbindung das ganze starr macht?
Und der Erfolg der Strategie würde dann an der Emotion gemessen, ob diese hinterher gut ist und das Bedürfnis weniger wird?
Also wäre das wie ein Prüfen aus erst Handlung und dann schauen- wie ist Emotion-Bedürfnis-Gedanken?
Kurz zu den Begriffen. Eine Emotion ist für mich etwas, was nur sehr kurz andauert, gefühlt wird und sich dann wieder auflösen würde. Es ist sozusagen der Schreck, welcher mir in die Knochen fährt - weil ich überrascht wurde - und welcher sich dann nach ein paar Atemzügen wieder auflöst. Ein Gefühl hingegen ist die "festgehaltene" Emotion. Während der Schreck vielleicht auf einem lauten Knall basierte, fange ich nun mit Gedanken an, diesen Schreck als ein Gefühl der Angst festzuhalten. Ich gehe in den Kopf und stelle dann Überlegungen an, ob der Knall ein Überschallknall war und ob das jetzt Tornado-Kampfflugzeuge waren, die zum Einsatz gestartet sind, usw.

In dieser Hinsicht fange ich an eine Emotion mittels Gedanken als Gefühl festzuhalten und mich ggf. sogar hineinzusteigern. So kann ich aus einem Erschrecken, erst Furcht dann Angst und mit genügend Aufwand diese zu einer Phobie steigern. Jede Phobie hat einmal als kleine Emotion begonnen. Weil ich mit meinen Gedanken ein Gefühl festhalte - funktioniert mit vielen Gefühlen, besonders häufig machen wir es mit Wut oder Leid, sehr viel seltener mit Freude und Glück - mache ich mich ein Stück weit auch starr. Weil ich mich durch das persistieren eines Gefühls selbst blockiere und mich damit vom Leben abschneide, weil sich Emotionen und Gefühle permanent wandeln, so wir es denn zulassen. Jeder Moment ist neu und einzigartig, solange wir ihn bereit sind so zu betrachten und keine alten Muster und Vorstellungen darauf anwenden. Wenn ich davon ausgehe das Leben ist nur Routine und Wiederholung, dann werde ich auch genau dieses Leben erleben und verpasse dadurch die Lebendigkeit, welche in der Veränderung der eigenen Gefühle erlebbar ist.

Die Emotion - z.B. Freude oder Leichtigkeit - signalisiert Dir ob ein Bedürfnis erfüllt wurde. Es kann allerdings auch sein, dass hinter dem einen Bedürfnis - welches zwar erfüllt wurde - sich noch ein größeres auftut und die Freude nur sehr kurz währt oder gar nicht richtig gespürt wird, weil die Traurigkeit über des neu entdeckte unerfüllte Bedürfnis so groß ist. Die Emotionen sind eine Sprache der Bedürfnisse und helfen beim Lesen und Verstehen der eigenen Bedürfnisse sowie der Bewertung von Handlungsstrategien. Wenn ich mir überlege, wie ich ein bestimmtes Bedürfnis zu erfüllen gedenke, dann ist auch hier das Gefühl von Leichtigkeit ein guter Hinweis, dass die Strategie für mich aktuell passt. Fühle ich Schwere oder Widerstand, sollte ich noch mal prüfen, welches andere Bedürfnis ich bereit bin zu übergehen und mir ggf. eine andere Strategie überlegen.

Wird das Bild so klarer? "Emotion-Bedürfnis-Gedanken" ist keine Reihenfolge sondern es sind Eben, welche zum Teil parallel ablaufen. Du Denkst während Du Deiner Emotion nachspürst, um das Bedürfnis zu verstehen und herauszubekommen, welche Handlungen für Dich zur Erfüllung Deines Bedürfnissen passen könnten. Dann ausprobieren und Deine Emotion signalisiert Dir ob Deine Vermutung gepasst hat oder nicht.

Ich kenne die Ausführungen von Gerlinde Fritsch jetzt nicht, kann mir allerdings vorstellen, dass diese sehr ähnlich sind. Insgesamt spreche ich auch lieber von Gefühlen, weil hier unsere Gedanken auf jeden Fall involviert sind, während es beim Begriff Emotionen vielleicht nicht immer so klar ist, was genau damit gemeint ist. Das was ich im Wikipedia-Artikel zum Focusing und "Felt Sense" gelesen habe, beschreibt aus meiner Sicht recht gut, wie sich eine Empfindung verändert, wenn es Richtung Bedürfniserfüllung geht:
Veränderungen im Erleben sind konkret körperlich spürbar, als Erleichterung oder Lösen von Anspannung.
Quelle: Wikipedia
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Re: Mögliche Beziehungsformen (Überlegungen)

Beitrag von kreisel »

Kolinatan hat geschrieben: 21 Aug 2023 16:53 Kurz zu den Begriffen. Eine Emotion ist für mich etwas, was nur sehr kurz andauert, gefühlt wird und sich dann wieder auflösen würde. Es ist sozusagen der Schreck, welcher mir in die Knochen fährt - weil ich überrascht wurde - und welcher sich dann nach ein paar Atemzügen wieder auflöst. Ein Gefühl hingegen ist die "festgehaltene" Emotion. Während der Schreck vielleicht auf einem lauten Knall basierte, fange ich nun mit Gedanken an, diesen Schreck als ein Gefühl der Angst festzuhalten. Ich gehe in den Kopf und stelle dann Überlegungen an, ob der Knall ein Überschallknall war und ob das jetzt Tornado-Kampfflugzeuge waren, die zum Einsatz gestartet sind, usw.
Danke für das Erläutern, ja diese Unterscheidung macht es für mich klarer. :daumen:
Hatte nur im Kopf etwas sperrigere Zusammenhänge konstruiert, die ich dann nicht verstanden hatte. 8-)
Kolinatan hat geschrieben: 21 Aug 2023 16:53Weil ich mich durch das persistieren eines Gefühls selbst blockiere und mich damit vom Leben abschneide, weil sich Emotionen und Gefühle permanent wandeln, so wir es denn zulassen.
Bei manchen gewohnten Konstrukten wäre es auf jeden Fall gut, wenn es flüssiger wird. Beispiel: Angst, negativer Selbstwert,...und ich denke, auch ZU
positives kann einen ggf. hindern, noch weiter offen zu sein, Größenwahn ist z B vielleicht erstmal positiv wirksam, aber damit ist man mit der Umgebung im Moment auch nicht immer so gut im Austausch.
Kolinatan hat geschrieben: 21 Aug 2023 16:53Die Emotion - z.B. Freude oder Leichtigkeit - signalisiert Dir ob ein Bedürfnis erfüllt wurde. Es kann allerdings auch sein, dass hinter dem einen Bedürfnis - welches zwar erfüllt wurde - sich noch ein größeres auftut und die Freude nur sehr kurz währt oder gar nicht richtig gespürt wird, weil die Traurigkeit über des neu entdeckte unerfüllte Bedürfnis so groß ist.
Das merkt man vielleicht auch bei süchtigen Handlungsstrategien, dass die Handlung innerhalb der Sucht ggf. erst eine Erleichterung ist oder etwas schönes, aber langfristig man sich dann nicht kennt oder nicht auflöst, was dahinter steht. Bis hin zu einer Abwärtsspirale. Es gibt auch so ein geflügeltes Wort, dass eine Sucht ein Selbstmord in kleinen Raten ist.
Kolinatan hat geschrieben: 21 Aug 2023 16:53Du Denkst während Du Deiner Emotion nachspürst, um das Bedürfnis zu verstehen und herauszubekommen, welche Handlungen für Dich zur Erfüllung Deines Bedürfnissen passen könnten. Dann ausprobieren und Deine Emotion signalisiert Dir ob Deine Vermutung gepasst hat oder nicht.
Ja, so greift das dann ineinander, das finde ich schon verständlich. Vor allem, wenn man sich besser kennenlernen will und etwas ausprobieren will.

Kann nur sein, dass man manches Gefühl und Konstrukt als heilige Kuh noch behalten will. (Kann ich mir bei mir schon vorstellen, dass ich manches ungerne loslasse oder denke, das brauch ich irgendwie, weil ich mich damit orientiert hab, oder weil es zwar hinderliche, aber auch angenehme Seiten hat - schützende, vertraute).
Kolinatan hat geschrieben: 21 Aug 2023 16:53Ich kenne die Ausführungen von Gerlinde Fritsch jetzt nicht, kann mir allerdings vorstellen, dass diese sehr ähnlich sind.
Ja, sie hatte da auch dieser Kernaussage von Gefühlen, die eher auf unerfüllte Bedürfnisse hinweisen und von Gefühlen, die auf erfüllte Bedürfnisse hinweisen. Und es gab eine ganze Palette an Gefühlen, die man "ausprobieren" konnte, wenn da ggf. so eine Art Blindheit dafür ist "Was ist da überhaupt in mir".

Ich war damals in der Zeit in einer Klinik, und hatte das Buch parallel so gefunden, fand es ganz hilfreich. In ungefähr dieser Zeit fand ich auch eine Tafel für (autistische?) Kinder (nicht von Gerlinde Fritsch) mit über 30 Katzenbildern , das fand ich für mich auch ganz gut, um diese Vielfalt an Gefühlen zu sehen, und fand es einfach auch niedlich, dass es sowas gibt. Das war so ähnlich wie hier: nur in Strichzeichnungen und mit noch mehr Ausdrucks-Möglichkeiten.
Kolinatan hat geschrieben: 21 Aug 2023 16:53Das was ich im Wikipedia-Artikel zum Focusing und "Felt Sense" gelesen habe, beschreibt aus meiner Sicht recht gut, wie sich eine Empfindung verändert, wenn es Richtung Bedürfniserfüllung geht:
Veränderungen im Erleben sind konkret körperlich spürbar, als Erleichterung oder Lösen von Anspannung.
Quelle: Wikipedia
Das Focusing beginnt mit einer Selbstwahrnehmung- und wie sich das Gefühl körperlich anfühlt, wo sitzt die Spannung, wo drückt es, wo ist es enger u. ä..Dann versucht man es zu greifen mit einem Wort, man versucht die Empfindung körperlich (gespeichertes Gefühl) mit einem Wort "was ist es" zu verbinden.
Wenn es gegriffen wurde und ggf. auch noch weitere Gefühle folgen oder Themen, bei denen es entstanden ist, dann bleibt man so ein bisschen dabei, mehr so in die Richtung auch fragend "was braucht es" und weiter wahrnehmend. In diesem Prozess löst sich dann wohl auch einiges festgehaltene. Ich denke schon, dass es ähnlich ist zu dem, was du geschildert hast.