Meine Never-Ending-Story

[MundusNovus]

Guten Tag zusammen,

ich habe beschlossen, euch meine Never-Ending-Story zu erzählen. Ich bin ein ehemaliger Normalo, der sich zum SC-AB entwickelt hat oder zumindest kurz davor ist, diesen Zustand zu erreichen.

Bis zu meinem 16. Lebensjahr war mir das Thema Mädchen herzlich egal. Bis ich in die elfte Klasse kam - da war sie! Zwei Jahre haben wir uns durch das Fachabi geboxt, dann hat es zwischen uns gefunkt. Mit ihr hatte ich mein erstes erstes Date, den ersten Kuss, den ersten Sex, die erste und einzige Beziehung - das volle Programm. Nach vier Jahren Beziehung sind wir sogar zusammengezogen. Soweit, so normalo.

Dieser wunderschöne Traum endete nach nur knapp einem Jahr, genau heute vor fünf Jahren, am 01.09.2018. Ich habe sie tot in unserem Schlafzimmer gefunden. Neben ihr lag ihre Dienstwaffe (Polizistin) und ihr zwei DIN-A4 Seiten langer Abschiedsbrief. Ich wusste, dass sie Probleme hatte, doch ich hätte niemals gedacht, dass sie soweit gehen würde.

Unsere Viermieterin hatte großes Verständnis für meine Situation und bot mir sofort einen Mietaufhebungsvertrag an, sodass ich zu meinen Eltern zurück ins Kinderzimmer gezogen bin, da ich a) nicht mehr in dieser Wohnung leben konnte und b) die Miete allein nicht hätte stemmen können.

Die genannten Ereignisse sind jetzt fünf Jahre her. Ich lebe nachwievor in meinem Kinderzimmer, gehe immer noch regelmäßig zum Therapeuten, habe natürlich kein Geld für die hohen Mieten in diesem Land und habe im Laufe des ersten Jahres nach ihrem Tod meine Haare depressions-/stressbedingt verloren. Insofern dürfte mein SC-AB-Status, falls noch nicht erreicht, nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte.

Mit Frauen lief in den letzten fünf Jahren überhaupt nichts (abgesehen von meinem kürzlichen Erfolg, welchen ich im Erfolgsthread beschrieben habe) und an meiner psychischen und finanziellen Situation wird sich wohl nur schleppend etwas ändern.

Wenn man in so einer erbärmlichen Situation ist wie ich: Kann man dann noch hoffen, dass das eines Tages mit der Liebe wieder funktionieren kann?

[Kuscheldealer]

Wenn man in so einer erbärmlichen Situation ist wie ich: Kann man dann noch hoffen, dass das eines Tages mit der Liebe wieder funktionieren kann?

Du hattest Unglück, wie die Dinge gelaufen sind.
Aber du hast doch alle Qualitäten, die notwendig sind um eine Frau für dich zu gewinnen.
Diese Fähigkeit ist nur durch deine Trauer verdeckt.
Aber sie ist da.
Also bin ich sehr zuversichtlich, dass du eines Tages deine Liebe finden wirst.
Du musst es schaffen, die Vergangenheit hinter dir zu lassen und neu aufzubrechen.
Ich glaube, du bist bereits auf dem richtigen Weg.

[Henrietta]

...

Oh Gott, dass tut mir unfassbar leid für Dich! Wie furchtbar.
Aber bitte rede Dir nicht ein, dass Du jetzt ein AB oder so etwas wirst. Ich finde Deine Trauerreaktion total nachvollziehbar und wünsche Dir alles erdenklich Gute, dass Du Dich, wenn Du das ganze überwunden hast, wieder auf jemanden einlassen kannst!
Die Grundvoraussetzungen hast Du ja auf jeden Fall. Vielleicht dauert es einfach nur seine Zeit, bis Du wieder etwas zulassen kannst.

[Zuya Hiyaye]

Ich würde beinahe sagen, da fragst du hier die Falschen.
Immerhin hast du es erlebt, dass sich eine Frau in dich verliebt hat.
Für einen Hardcore AB völlig unvorstellbar.

Klar gibt es dann die Leute, die sagen er müsste nur ganz einfach sein Mindset ändern und ganz ganz einfach mal eine Frau ansprechen, ohne zu bedenken, dass das Mindset aus vielen gesammelten negativen Erfahrungen herrühren könnte.

Du gehst zu einem Therapeuten. Was sagt der denn?
Wie oft warst du denn bei ihm? Einmal? Zweimal? Macht der überhaupt seinen Job?
Wie ist denn deine Situation. Sprichst du Frauen an, gehst du mit ihnen aus und sammelst einen Korb nach dem anderen?
Oder vergräbst du dich in dein Kinderzimmer? Dann kann natürlich nichts bei rumkommen.

Haarausfall mit mitte 20 kommt mir bekannt vor. Ein wahres Drama bei mir. Ich wollte Rockstar werden.

Dein Kinderzimmer geht mir nicht aus dem Kopf.
Irgendetwas sagt mir, dass du da raus musst. Und zwar schleunigst.

[Reinhard]

Wenn man in so einer erbärmlichen Situation ist wie ich: Kann man dann noch hoffen, dass das eines Tages mit der Liebe wieder funktionieren kann?

Ja. Ja, natürlich. Wieso sollte es nicht?

[Einsamkeit_is_doof]

Hallo,

erstmal eine dicke Das ist echt krass und ich kann mir gut vorstellen, dass das nicht einfach ist zu verarbeiten.

Wenn man in so einer erbärmlichen Situation ist wie ich: Kann man dann noch hoffen, dass das eines Tages mit der Liebe wieder funktionieren kann?

Es braucht sicherlich seine Zeit und ist alles andere als einfach. Aber die Hoffnung würde ich an deiner Stelle nicht aufgeben. Man weiss nie, was noch kommt und vielleicht wird es auch bei dir irgendwann mit der Liebe wieder funktionieren. Ich wünsche es dir jedenfalls von Herzen.

[Cascade]

Schlimme Sache. Sicherlich kann das mit der Liebe wieder funktionieren, aber ich würde an deiner Stelle vielleicht einmal die Konsultation eines Psychologen in Betracht ziehen.

[Hoppala]

Wenn man in so einer erbärmlichen Situation ist wie ich: Kann man dann noch hoffen, dass das eines Tages mit der Liebe wieder funktionieren kann?

Ob du kannst, weiß ich nicht.
Du solltest. (Um nicht zu sagen: musst).

Dass sowas ein Schock fürs Leben sein kann, ist klar. Aber dann gilt es, damit weiterzumachen.
Insbesondere, m. E. solltest du die in deinen Bewertung "erbärmliche Siutation" verändern, in eine weniger erbärmliche. Es ist jetzt 5 Jahre her. Gestalte deine Zukunft, nicht mehr so sehr deine Vergangenheit.

[MundusNovus]

Erstmal danke für die ganzen Antworten und natürlich kuschel ich gerne zurück.
Ich sehe einfach im Moment - vor allem im Bezug auf die Wohnsituation - einfach keinen Ausweg. Ich lese regelmäßig in Foren von Menschen, die ähnlich wenig verdienen wie ich (Unter 2000€ netto) - die sind teilweise schon seit 2 Jahren auf Wohnungssuche. Im (statistischen) Normalfall dauert eine Wohnungssuche 3-6 Monate. Diese Menschen sind seid mehreren Jahren auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. Wenn es für die schon schlecht läuft, wie soll es dann für mich laufen, für jemanden, der immer noch psychisch hart angeschlagen ist?

Aber du hast doch alle Qualitäten, die notwendig sind um eine Frau für dich zu gewinnen.

Immerhin hast du es erlebt, dass sich eine Frau in dich verliebt hat.

Nur weil ich einmal den 6er im Lotto erzielt habe, heißt das nicht, dass ich sicher weiß, wie man zum Millionär wird.

Die Grundvoraussetzungen hast Du ja auf jeden Fall.

Jaein. Grundsätzlich habe ich Erfahrung mit diesem Thema - keine Frage, doch das Ereignis hat mich soweit zurückgeworfen, dass ich von vorne Anfangen muss. Ich merke einfach, wie es mir schwerfällt mit Frauen zu flirten. Ich bin so lange "raus aus dem Game" gewesen, dass ich vielleicht Unterstüzung von außerhalb gebrauchen könnte.

[Kuscheldealer]

Ich bin so lange "raus aus dem Game" gewesen, dass ich vielleicht Unterstüzung von außerhalb gebrauchen könnte.

Das ist ein legitimes Anliegen in deiner Situation.
Wie stellst du dir diese Unterstützung konkret vor?
Wer ist mit "außerhalb" gemeint?

[Zuya Hiyaye]

Nur weil ich einmal den 6er im Lotto erzielt habe, heißt das nicht, dass ich sicher weiß, wie man zum Millionär wird.

Nur weil du schon ein paar Jahre Auto gefahren bist, heißt das nicht, dass du in Zukunft nicht irgenwo an irgendeinem Baum landen könntest.
Die Wahrscheinlichkeit ist aber dem gegenüber der sich völlig unerfahren in ein Auto setzt wesentlich geringer.
Dass du damals Glück hattest, bestreite ich nicht. Es gibt aber nicht wenige die Glück mit Leistung verwechseln.
Und in die Lage eines ABs kann jeder kommen. Da gebe ich dir Recht.

Ein Freund von mir hatte auch diese Sorge als seine Frau an Krebs gestorben war und er schon Mitte 50.
Dennoch hat er sehr schnell eine neue Partnerin gefunden und dabei auch verdammtes Glückgehabt, dass sie nur ein paar Häuser weiter wohnte, sie gemeinsame Interessen (Garten) hatten und sie sich überhaupt nicht daran gestört hat, dass er Müllkutscher war.
(Arbeit ist Arbeit)
Dennoch hatte er damals (berechtigte) Sorgen und alle in seiner (und meiner) Umgebung Probleme hatten Partner zu finden. Ob AB oder nicht.

[DuelaDent]

Ja, das was dir passiert ist, ist schlimm- obwohl das, was deiner Freundin passiert ist, weitaus schlimmer ist. Es ist sie, die nicht mehr da ist, es ist sie, die scheinbar keinen Ausweg gesehen hat und es ist sie, die nicht genug Unterstützung bekam und deren Probleme anscheinend heruntergespielt wurden. Es ist hilfreich daran zu denken, dass nicht du das Opfer in diesem Szenario bist, du bist der entstandene Kollateralschaden. Und, statt dich selbst zu bemitleiden und von anderen bemitleidet zu werden, kannst du aktiv was tun: zur Gruppentherapie gehen, Selbsthilfegruppen für Hinterbliebene aussuchen, in eine WG ziehen - dafür sollte das Geld reichen - und allgemein aufhören Ausreden zu suchen. Jeder von uns weiß, dass das Leben oft grausam und unfair ist, absolut jeder hat es mal gespürt (oder vielleicht sogar mehrfach) aber das kann kein Grund sein sich selbst aufzugeben und ein Teil der Couch zu werden. Und deine Priorität sollte es nicht sein eine Frau zu finden, sondern zu dir selbst zu finden.

[Kolinatan]

...

Lieber MundusNovus,

vielen Dank für das Teilen Deiner Geschichte und dass Du Dich in dieser Form zeigst. Es ist nicht an mir Deine Situation zu bewerten oder zu beurteilen. Für jeden ist der Tod eines geliebten Menschen ein Verlust, welcher ggf. viel Zeit benötigt, um durch die verschiedenen Trauerphasen zu gehen und Abschied zu nehmen. Aus Deiner Schilderung kann ich nicht erkennen, wie es Dir mit dem Verlust Deiner Partnerin geht, ob Du die Trauerphasen bereits durchlaufen hast oder ob Dich eventuelle Schuldgefühle daran hindern, Abschied zu nehmen und loszulassen.

Deine Schilderung im Erfolgsthema würde ich so interpretieren, dass Du Dir erlaubst wieder leben zu dürfen und bereit bist Deine Fühler langsam wieder auszustrecken, auch wenn ein Einlassen auf eine Beziehung Dir aktuell noch schwer fällt und Du Dich im ersten Schritt erst einmal auf körperliche Nähe und Zärtlichkeit beschränkst?

Deine Schilderung klingt für mich, als würdest Du Dich selbst unter Druck setzt, dass etwas bestimmtes sein müsste und dass Du Dich für Deine Situation sehr hart verurteilst. Offensichtlich bist Du bereits auf dem Weg, dass sich etwas verändert und für Deine psychische und finanzielle Situation gehst Du davon aus, dass Dir eine Veränderung gelingt. Während in Liebesdingen wohl Deine Zweifel als auch Deine Sehnsucht am größten zu sein scheinen, so dass Du Deinen ONS nicht als beginnende Veränderung annehmen kannst?

Ich wünsche Dir viel Erfolg, sowohl bei Deiner ggf. noch bestehenden Trauerarbeit und dem Loslassen des Vergangenen als auch Deiner Zuwendung hin zu den Lebensveränderungen, welche Du Dir wünscht und zu welchen Du bereit bist. Ohne Dir von anderen Menschen vorgeben zu lassen, was zu welchen Zeitpunkt zu passieren habe.

Liebe Grüße
Kolinatan

[MundusNovus]

und es ist sie, die nicht genug Unterstützung bekam und deren Probleme anscheinend heruntergespielt wurden.

Mit solchen Aussagen sollte man, vorallem wenn man keine konkreten Hintergrundinfos hat, sehr vorsichtig sein. Es gibt nämlich Menschen, die sich monate - und jahrelang für ihre Geliebten in irgendeiner Form aufgeopfert haben (beruflich, privat etc.), um die Betroffenen weitgehenst zu unterstützen und diese trotzdem durch Suizid verloren haben. Das betrifft nicht nur mich sondern Millionen anderer Menschen weltweit. Diese Aussage ist meiner Meinung nach grenzwertig.

Und, statt dich selbst zu bemitleiden und von anderen bemitleidet zu werden, kannst du aktiv was tun: zur Gruppentherapie gehen, Selbsthilfegruppen für Hinterbliebene aussuchen, in eine WG ziehen - dafür sollte das Geld reichen - und allgemein aufhören Ausreden zu suchen. Jeder von uns weiß, dass das Leben oft grausam und unfair ist, absolut jeder hat es mal gespürt (oder vielleicht sogar mehrfach) aber das kann kein Grund sein sich selbst aufzugeben und ein Teil der Couch zu werden.

Und hier stellt sich die Frage, wo du rausliest, dass ich mich aufgegeben habe. Ich schrieb lediglich davon, dass ich meine Situation als "erbärmlich" empfinde und das ich im Moment gewisse Zweifel habe, ob mir das gelingt, was ich mir vorgenommen habe, was wohl ab und zu normal ist. Zweifeln hat nichts mit Kapitulation zu tun.

Deine Schilderung im Erfolgsthema würde ich so interpretieren, dass Du Dir erlaubst wieder leben zu dürfen und bereit bist Deine Fühler langsam wieder auszustrecken, auch wenn ein Einlassen auf eine Beziehung Dir aktuell noch schwer fällt und Du Dich im ersten Schritt erst einmal auf körperliche Nähe und Zärtlichkeit beschränkst?

Ja, so könnte man das interpretieren.

Deine Schilderung klingt für mich, als würdest Du Dich selbst unter Druck setzt, dass etwas bestimmtes sein müsste und dass Du Dich für Deine Situation sehr hart verurteilst. Offensichtlich bist Du bereits auf dem Weg, dass sich etwas verändert und für Deine psychische und finanzielle Situation gehst Du davon aus, dass Dir eine Veränderung gelingt. Während in Liebesdingen wohl Deine Zweifel als auch Deine Sehnsucht am größten zu sein scheinen, so dass Du Deinen ONS nicht als beginnende Veränderung annehmen kannst?

Das stimmt. Ich verurteile mich sehr hart. Ich bin allgemein sehr streng mit mir. Es fühlt sich nicht besonders gut an, wenn man sich selbst gegenüber hartherzig ist, aber es hilft mir tatsächlich, den Hintern hochzubekommen. Mein ONS war meiner Meinung nach nur Glück. Ich bin seit einigen Monaten auf Tinder unterwegs, habe durchaus Likes und Matches, aber die führen in der Regel zu nichts. .