Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

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Settembrini
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Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Settembrini »

Ich eröffne mal wieder eine kleine Erinnerungsaufgabe. Ich stelle hier niemandem in Abrede, dass er / sie AB ist, egal ob starker oder schwacher oder echter oder unechter. Denn in dem, als was wir uns sehen, ist immer eine unverrückbare Wahrheit enthalten, und mag sie das auch nur für uns selbst sein.

Ich wühle gerne in Erinnerungen. Und oft frage ich mich: Ab wann ging die Gewissheit bei mir los, dass ich alleine war und wohl auch bleiben würde? Ab wann habe ich wahrgenommen, dass ich in Partnerschaftsbeziehungen offenbar anders ticke als der Gros dieser Gesellschaft?

In meinen Freundschaften geschah es alsbald, dass diese sich verliebten, verlobten und gar verheirateten. Es war wie bei dem Erdnuss-Spiel, wo einer unwissend ins Zimmer kommt, eine Erdnuss nach der anderen verzehren darf, so dass immer eine Erdnuss weniger auf dem Tisch verbleibt und die von den anderen ausgewählte Erdnuss entweder sehr bald, sehr spät oder als Letzte zum Mund geführt wird.

Ich erkannte, dass alles knutschte, streichelte und kicherte. Ich durfte erleben, dass alle ihren Liebeskummer bei mir ausschütteten. Und ich erlebte, dass ich mich stets todunglücklich verliebte – wenn es denn überhaupt einmal geschah.
Für ein Techtelmechtel war ich ungeeignet. Da lauerten fettige Haut, Speichel, klebrige Hände und Pubertätsakne. Ich war ein sehr von Ekel durchzogener junger Mann. Im Grunde ist das heute noch so, nur dass das „jung“ zu streichen wäre.

„Bei manchen geschieht es eben später“ beruhigten mich die erfahrenen Bekanntschaften gutmütig.
Als ich etwa 22 Jahre alt war, als ich all das, was ich hatte, was ich war und wohl in Zukunft sein würde in finsteren Stunden analysierte, kam es über mich wie ein Blitz: Den Begriff AB gab es damals natürlich nicht. Aber ich würde keuscher sein als ein Mönch. Das überfloss mich in einem fernen Land, in dem ich damals lebte und arbeitete, weitab von Familie und Freunde. Es würde den Rahmen sprengen die Gründe dafür darzulegen, aber ich war immer ein verflixt guter Menschenkenner, und dass eben auch bei mir selbst.

Fortan schmerzten die gutmütigen Kommentare der erfahrenen Bekannten natürlich umso mehr. „Bei einigen geschieht das halt spät!“ „Zu jedem Topf passt ein Deckel.“ „Wenn du die Richtige triffst, geschieht das ganz von alleine.“ – Ihr kennt sicher solche und ähnliche Trostsätze.

Ich war also ein ziemlicher Frühreifer, was das Erkennen AB angeht.
War es bei euch später, dass ihr diese seltsame Nicht-Partnerschaft als Punkt eures Lebens erkannt habt? Und wie äußerte sich das?
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Einsamkeit_is_doof
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Hallo :winken:

Den Ahamoment, an dem ich erkannt habe, dass ich AB bin, hatte ich nicht. Es war eher ein schleichender Prozess. Man hat halt im Laufe der Zeit erkannt, dass alle anderen so nach und nach ihre erste Liebe erleben, nur man selber eben nicht. Am Anfang war das ja auch noch kein Problem. "Kommt schon noch!" Naja, bis heute kam es aber eben nicht. :specht: Und so hat man dann irgendwann im Laufe der Zeit erkannt, dass man irgendwie diesbezüglich nicht normal ist. Irgendwo und irgendwann bin ich dann mal über den Begriff AB gestolpert. Bei allem "Schmerz", dass man noch nie eine Freundin hatte, hatte das ganze aber auch etwas tröstliches. Ich bin nicht der einzige, der noch nie eine Beziehung hatte. :shock:
Settembrini hat geschrieben: 01 Okt 2023 14:37 Und ich erlebte, dass ich mich stets todunglücklich verliebte – wenn es denn überhaupt einmal geschah.
Ich war damals eigentlich die gesamte Schulzeit in ein Mädchen verknallt. Sie war sowas von süß. :shylove: Naja, aber leider ist nie was draus geworden. Ob sie wusste, dass ich in sie verliebt war? Bestimmt. Immerhin wusste es eigentlich die ganze Klasse.
Tja, und zur Zeit habe ich eine ähnliche Situation an meinem Arbeitsplatz. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass es diesmal direkt zwei Frauen sind. :schuechtern: Die eine ist ungefähr 10 Jahre jünger wie ich und die andere ist genau in meinem Alter. Anfangs fand ich beide ziemlich anstrengend und nervig. Aber mittlerweile mag ich die beiden. Ich hoffe nur, dass ich mich nicht richtig in eine von beiden verliebe. :schuechtern:
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Exlibris »

Mit 25 Jahren habe ich zum ersten Mal über mein AB-Tum ernsthaft nachgedacht, damals kannte ich jedoch den Begriff noch nicht, erst ein Jahr später. Plötzlich merkte ich, dass etwas fehlt im Leben. Vorher war dieses ,,Mache dir keine Sorgen, du bist noch jung!" Gefühl vorhanden. Doch mit Mitte zwanzig, als ich anfing nach der Ausbildung, ,richtig" zu arbeiten und ich somit endgültig im Erwachsenenleben ankam, dämmerte es mir. Mein ältester Freund ist mit seiner Partnerin zusammengezogen, während ich noch nie eine hatte, obwohl wir ihm selben Alter sind.
Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 01 Okt 2023 15:37 Bei allem "Schmerz", dass man noch nie eine Freundin hatte, hatte das ganze aber auch etwas tröstliches. Ich bin nicht der einzige, der noch nie eine Beziehung hatte. :shock:
Da denke ich, dass es außerhalb dieses Forums eine ziemlich hohe Dunkelziffer geben dürfte. Man haut das schließlich nicht einfach so raus, das ist mit Scham - und Ohnmachtsgefühlen verbunden.
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Mefi »

Sehr, sehr, sehr, sehr spät.Ich habe lange immer an den Klassiker gedacht, man muss die richtige Person treffen, Persönlichkeit spielt eine große Rolle. Bis mir endlich mal jemand den Korb gegeben hat, der sehr ehrlich war und den ich auch brauchte, um in der Realität anzukommen.

Ich habe viel Selbstoptimierung an meinen Körper und an meiner Seele betrieben, Aber ich musste dann feststellen, dass trotzdem für mich nichts zu holen ist.

Hätte es was gebracht, damit früher anzufangen? Vielleicht. Ich würde heute jeden raten, so früh wie möglich damit zu beginnen und das beste aus sich herauszuholen, um das beste aus seiner Situation zu machen. Dann hat man es wenigstens versucht, und man muss nicht mit sich hadern.

Als ich dann das Forum gefunden habe, dachte ich dann eigentlich, hier wäre die Endlagerung, und man findet hier nützliche Tipps, wie man sein Leben alleine gestalten (soll) und ähnliches. (wofür braucht man sonst ein AB-Forum?). Deswegen finde ich die Userschaft sowie die Themen bis heute immernoch merkwürdig.
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von EnglishRose »

In der Grundschule. Damals hat mir ein Junge gesagt, dass mich sowieso niemand möchte und ich dachte, mir "Ja, das stimmt.". Danach hat er sich unseren hübschen Klassenkameradinnen zugewandt und mich ignoriert. Was soll ich sagen, über 20 Jahre ist das nun schon her und er hat wirklich recht gehabt. :kopfstand: Diese Sache hat in meinem Leben so viele dumme, unschöne und vermeidbare Situationen hervorgebracht. Einfach, weil ich mich so minderwertig fühle. Auch heute noch. :sadwoman:
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sonderbärchen
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von sonderbärchen »

Als ich dreizehneinhalb war, hab ich festgelegt, dass ich mit fünfzehn meine erste Freundin habe.
Als ich sechzehn wurde, musste ich feststellen, dass ich das verpasst habe und nicht wusste, wie ich es hinbekommen sollte. Von da an wusste ich, dass es schwierig wird.

Niemals hab ich angenommen, dass ich es nicht doch am Ende schaffe.

Mit neunzehn fing es an, mir mega peinlich zu sein.
Mit einundzwanzig begann der Leidensdruck.
Da fand ich für mich den Begriff absoluter Beginner, Jahre bevor es den "offiziell" gab.
Mit vierundzwanzig war ich verliebt wie nie. Ohne es ihr sagen zu können.
Da wurde mir imner deutlicher, dass ich es nicht so leicht hinbekomme, wie andere.

Mit dreiunddreißig und ungefähr genausovielen unglücklichen Erfahrungen später
fand ich das erste AB-Forum und dachte, dass damit die Tür geöffnet wäre, alsbald in gegenseitiger Selbsthilfe aus der Sache rauszukommen.
Mit neunundvierzig und ungefähr genausovielen unglücklichen Erfahrungen später, hab ich mich hier mal ganz offiziell darüber beklagt, dass es wohl doch nicht der richtige Ort dafür sei.
Seit kurz danach darf ich darüber nachdenken, ob mein Status nun Ex-AB lautet.

Wenn es so sei, nur dann ein AB zu sein, wenn man meint, es für immer zu bleiben, dann war ich niemals einer und hier von Anfang an falsch.

Wichtig. Ich hatte immer einen Namen dafür, aber mich selten darüber definiert.
Ihr findet mich jetzt auf ab-forum.de
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Settembrini
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Settembrini »

Mefi hat geschrieben: 01 Okt 2023 19:57 Hätte es was gebracht, damit früher anzufangen? Vielleicht. Ich würde heute jeden raten, so früh wie möglich damit zu beginnen und das beste aus sich herauszuholen, um das beste aus seiner Situation zu machen. Dann hat man es wenigstens versucht, und man muss nicht mit sich hadern.
So früh wie möglich hieß bei mir ohne Lüge in den Worten schon mit 3 Jahren. Sie war 5. Und ich warne davor, die Gefühle von solch kleinen Menschen lächerlich zu finden! Es ging damals genauso ab wie bei einem Erwachsenen: Herzklopfen, „In Stellung bringen“, Blickkontakt, Bauchweh…
Dann mit 6, mit 10, mit 12. Eigentlich erfolgreich, soweit man den Erfolg in solch jungen Jahren messen kann. Die Mädchen mochten mich, und ich mochte die Mädchen.
Und dann kam mein persönliches Armageddon. Die Mädchen bemitleideten mich, der Tod einer jeden möglichen Beziehung. Nach all diesen dunklen Jahren war ich nicht mehr der lebensbejahende, neugierige Junge von damaligen Zeiten.
Das frühe Beginnen hat demnach nichts genutzt, zumindest nicht bei mir.

Mefi hat geschrieben: 01 Okt 2023 19:57 Als ich dann das Forum gefunden habe, dachte ich dann eigentlich, hier wäre die Endlagerung, und man findet hier nützliche Tipps, wie man sein Leben alleine gestalten (soll) und ähnliches. (wofür braucht man sonst ein AB-Forum?). Deswegen finde ich die Userschaft sowie die Themen bis heute immernoch merkwürdig.
Das habe ich, was Dich betrifft, an anderer Stelle bereits bemerkt, Mefi.
Wenn du magst, könnte zumindest ich Dir dazu ein paar Tipps geben. Diese müssen natürlich nicht für jeden gelten, aber ich glaube annehmen zu können, dass ich mit meinem Single-Dasein mich einigermaßen arrangiert habe.
Ich selbst fand bei dem AB-Forum einfach atemberaubend, dass es so viele Menschen gibt, die Gleiches oder zumindest Ähnliches durchmachen oder durchgemacht haben wie ich. Denn ich dachte, dass sei etwas wirklich Anormales und Einzigartiges. Dabei wurde mir gewahr, dass hier nur ganz wenige mitmischen, die solches Problem ihr eigen nennen. Wie viele mögen ohne Forum in der Welt existieren.
Mir war bewusst, dass ich hier keine Tipps erhalten würde. Die sind bei jemandem, der bereits weit mehr als die Hälfte seines Lebens hinter sich hat, vielleicht auch nicht möglich oder nötig. Ich hoffte auf Verständnis.
Zu deinem letzten Satz: Eröffne Deine eigenen Themen, jene, die Dich interessieren oder berühren. Dann hättest Du die Schlüssel dafür in der Hand, was Dich interessiert oder beschäftigt. Die Merkwürdigkeit von Usern, die Du empfindest, kann ich leider auch nicht ändern. Ich mag übrigens merkwürdige Leute. Sie sind meistens etwas Besonderes.
So wie Abs (?) :)
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Settembrini »

EnglishRose hat geschrieben: 01 Okt 2023 20:21 In der Grundschule. Damals hat mir ein Junge gesagt, dass mich sowieso niemand möchte und ich dachte, mir "Ja, das stimmt.". Danach hat er sich unseren hübschen Klassenkameradinnen zugewandt und mich ignoriert.
Die Seele eines Kindes ist nach meiner Erfahrung noch um einiges mehr verwundbar als die von uns Erwachsenen. Ich glaube Deinen Worten entnehmen zu können, dass Du diesen Jungen sehr gerne gemocht hast (?)
EnglishRose hat geschrieben: 01 Okt 2023 20:21 Was soll ich sagen, über 20 Jahre ist das nun schon her und er hat wirklich recht gehabt. :kopfstand: Diese Sache hat in meinem Leben so viele dumme, unschöne und vermeidbare Situationen hervorgebracht. Einfach, weil ich mich so minderwertig fühle. Auch heute noch. :sadwoman:
Im Film „Fanny und Alexander“ läuft in der Schlusssequenz der sadistische Bischoff, der eigentlich tot ist, hinter Alexander her, packt ihn und schleudert ihn brutal zu Boden mit den Worten: „Mich wirst du nicht los!“

Was uns als Kindern angetan wurde, sitzt bis in die Wurzel. Diese Situation mit dem Jungen muss Dich bis ins Mark getroffen haben. Versuche, Dich von diesem Jungen zu befreien. Stelle ihn Dir in Deiner Phantasie vor, dass er jetzt als dicker, unförmiger Biertrinker im Sessel lümmelt und nur Fußball guckt. Ohne Partnerin. Vielleicht hilft das…
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Trotzdem »

Zum Ende der Prubertät hin, als ich gemerkt habe, wie schwer es für mich ist, von Mädels eine wirkliche Chance zu bekommen und nicht nur bemuttert, ausgelacht, ausgegrenzt oder bemitleidet zu werden (da ich eben von sozialen Gruppen nicht mehr richtig integriert wurde und große äußerliche Defizite hatte), während der Umgang meiner Kumpels mit Mädels ein viel natürlicherer und einfacherer war. Da wusste ich, dass ich an ziemlich vielen Dingen drehen muss, um überhaupt eine Chance zu bekommen. Das war deprimierend, da es ja nicht nur ein oder zwei Sachen waren und dadurch war auch für mich klar, dass es bis mindestens Mitte 20 dauern würde. Jetzt bin ich Anfang Dreißig...
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Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Lars89 »

Gar nicht. Mit 18, 19 oder 20 habe ich mich verliebt, aber in dem Alter ist man gefühlt und im Realitätssinn von Partnerschaft und ähnlichen Dingen wohl nicht selten noch viele Lichtjahre entfernt. Deswegen bei gerade volljährigen und noch nicht erwachsenen Leute überhaupt von "AB" zu sprechen, könnte nach der Definition bereits problematisch sein. Da ich meine ersten sexuellen Erfahrungen mit 23 gesammelt habe und meinen ersten Sex mit 24 hatte, rechne ich mich deswegen nur als AB-erfahren, mit AB befreundet und am Thema interessiert.
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Moridin »

Keine Ahnung. Ich denke auch, das war eher ein schleichender Prozess.
Wobei ich schon sagen würde, dass ich mit Anfang 20 schon Gedanken entwickelt habe, die in etwas so aussahen wie "Das wird nie was" und "Du wirst immer alleine sein".

Also ich war sehr schnell sehr pessimistisch dem Ganzen gegenüber eingestellt.
Was sicherlich auch an den sehr schweren Depressionen lag, die mich zu dieser Zeit plagten.
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Mefi »

Settembrini hat geschrieben: 02 Okt 2023 05:41 Dann mit 6, mit 10, mit 12. Eigentlich erfolgreich, soweit man den Erfolg in solch jungen Jahren messen kann. Die Mädchen mochten mich, und ich mochte die Mädchen.
Ja, in den Alter war ich auch "Erfolgreich". Ich war sehr beliebt bei den Mädchen und hätte die ein oder andere Kinderbeziehung führen können, wenn ich das gewollt hätte. Dafür bin ich auch dankbar, viele hier leideten hier ja auch seit der Grundschule/weiterführende Schule unter Mobbing. Das ist mir zum Glück erspart geblieben.
Settembrini hat geschrieben: 02 Okt 2023 05:41 Das frühe Beginnen hat demnach nichts genutzt, zumindest nicht bei mir.
Ich war immer ein kleiner "Wonneproppen" und wurde Anfang meiner Pubertät fett, wenig Sport, viel zocken, schlechte Ernährung, Stress in der Familie. Ich glaube, wenn ich da bessere Lebensentscheidungen getroffen hätte, wären mein Testosteron-Haushalte besser gewesen. Und ich hätte ein maskulineres Gesicht erhalten, als es das jetzt ist. Ich denke schon, dass ich dann heute Durchschnittlich oder leicht überdurchschnittlich Aussehen könnte und meine Situation heute eine andere wäre. Aber die verlorenen Jahre der Entwicklung kann man nicht mehr als Erwachsener kompensieren.
Settembrini hat geschrieben: 02 Okt 2023 05:41 dass ich mit meinem Single-Dasein mich einigermaßen arrangiert habe.
Mit keinen Sex zu haben oder keine Partnerin zu haben, kann ich auch mit meinen Frieden schließen. Aber ich bin einfach ein Familienmensch, und ich wünsche mit schon eine eigene Familie. Das mir das verwehrt bleibt, nimmt mich schon mit. Ich werde dieses Jahr 37, und langsam kickt bei mir auch die Torschlusspanik, die das ganze nicht leichter machen.

Ich habe die Option, im Ausland zu daten und würde da zumindestens dort Erfolg haben. Aber die Gründe wären auch nur "Leben im Westen" und "Finanziell abgesichert", ich versuche es, aber ich kann mich bisher damit absolut nicht arrangieren. Das hat einfach noch weniger mit mir zutun, als wenn es um Optik geht. Es ist verzwickt.
Settembrini hat geschrieben: 02 Okt 2023 05:41 Ich selbst fand bei dem AB-Forum einfach atemberaubend, dass es so viele Menschen gibt, die Gleiches oder zumindest Ähnliches durchmachen oder durchgemacht haben wie ich.
Das freut mich für dich. Bei mir fehlen die Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Viele haben soziale/psychische Probleme, bei wenigen spielt Optik überhaupt eine Rolle. Viele Männer sind hier sehr passiv und schüchtern. Und was ich so mitbekommen habe, ist das auf Forumtreffen wohl genauso. Damit kann ich mich nicht wirklich nicht identifizieren, weil meine Probleme woanders liegen.

Settembrini hat geschrieben: 02 Okt 2023 05:41 Eröffne Deine eigenen Themen, jene, die Dich interessieren oder berühren
Joa, hab ich schon versucht, war nur halbwegs von Erfolg gekrönt. :mrgreen: Also eine Person hat mir ein bißchen mehr Informationen gegeben und das war sehr informativ, (danke nochmal :) ) Ansonsten wird es wahrscheinlich sowieso belanglos, und aus irgendeiner Aussage wird der nächste Kleinkrieg losgetreten, ( wo ich mich ja auch gerne mal dran beteilige, wenn ich schlechte Laune habe :holy: )
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von time4change »

Moridin hat geschrieben: 02 Okt 2023 13:02 Keine Ahnung. Ich denke auch, das war eher ein schleichender Prozess.
...
+ 1

so lange ich zuhause gewohnt hatte war die ernsthaft Suche nach einer Freundin für mich irgendwie eh kein Thema
(mangels Gelegenheit für ungestörte Zweisamkeit)

faktisch Möglichkeiten gehabt hätte ich ab dem Alter von 20 ...

... und:
Mefi hat geschrieben: 01 Okt 2023 19:57Hätte es was gebracht, damit früher anzufangen? Vielleicht. Ich würde heute jeden raten, so früh wie möglich damit zu beginnen und das beste aus sich herauszuholen, um das beste aus seiner Situation zu machen. Dann hat man es wenigstens versucht, und man muss nicht mit sich hadern.
ich denke ja!

in meinen 20ern wäre ich zwar hypothetisch nicht abgeneigt gewesen, mit einer Frau näher zusammen zu kommen ...
UND ich hatte entsprechende Gelegenheiten/ein entsprechendes soziales Umfeld

hatte das aber nicht priorisiert, mich weder "bestmöglich verkauft" noch ernsthaft um die Gunst der einen oder anderen bemüht :sadman:
(es hätte also eine - und zwar DIE RICHTIGE! - Frau sich sehr aktiv an mich ranschmeißen müssen)

mit Anfang 30 = 200 km weit weg-Umzug wegen Job verschwanden dann die Gelegenheiten im "normalen Leben" ... und mit 40+ kam dann mehr und mehr das Gefühl, etwas Wichtiges und Zentrales im Leben zu verpassen ...
(oder schon verpasst zu haben?)

also:
wie schaffe ich mir JETZT wieder solche Möglichkeiten und Gelegenheiten, wie ich sie vor +/- 25 Jahren hatte???

(wie ich diese dann auch nutze ist ja erst die zweite Frage)
Sollten wesentliche Teile des Forums in den "Lesemodus" versetzt werden, so freue ich mich auf weiteren Austausch im
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Zuya Hiyaye »

Sehr, sehr, sehr sehr spät. Ich war Mitte, fast Ende 40.
Auslöser war eine Kündigung in der Probezeit.
„Man könne sich keine Teambildungsprozesse leisten. Ein gutes Team funktioniert wie eine gute Beziehung.“
Eine Frau hatte sich über mich beschwert. Ich weiß nicht was. Ich kenne den Grund nicht. Die Erklärung oben musste ich hinnehmen.
Erst dann griff ich zum Telefon und rief ein Selbsthilfezentrum an und schilderte meine Probleme. Die empfahlen mir eine Selbsthilfegruppe für Schüchterne, die mir wiederum gleich zu Anfang sagte, dass ich nicht schüchtern sei und was ich in der überwiegend weiblich besetzten Gruppe überhaupt wolle.
Parallel sprach ich mit meinem Hausarzt und ließ mich in eine Psychotherapie überweisen.
Die stellte sich aber auch schwierige heraus. Der erste konnte mit meinem Fall nichts anfangen und hielt mich für zu alt, die nächste ließ mich eine Stunde warten und berechnete mit der Krankenkasse zwei Einheiten, der nächste ließ mich ein Boot bauen, der vierte wollte mir das Rauchen abgewöhnen und dann waren die 25 Stunden auch schon verbraucht. Auf eigene Kosten meldete ich mich bei Pro Familia, die sich zwar auch überfordert sahen, aber es immerhin zugaben und mich anhand von Modellen aufklärten, um mir die möglicherweise vorhandene Scheu zu nehmen.
Dann melde ich mich in einem AB-Forum an, wo ich lauter gute Ratschläge bekam, wie: „Sprich doch mal 'ne Frau an.“ oder „Du musst aus der Komfortzone raus.“ oder „Wenn ich meine Ansprüche senken würde, bräuchte ich mich ja nur auf die nächstbeste Frau die mich anspricht einlassen.“ oder „Wer ein Leben lang keine Partnerin findet, hat es nicht anders verdient.“ oder“Das Äußere spielt keine Rolle. Nur der Charakter.“ usw. usf. Variationen von guten Ratschlägen, die man auch hier immer noch liest.
Settembrini hat geschrieben: 01 Okt 2023 14:37Ich wühle gerne in Erinnerungen. Und oft frage ich mich: Ab wann ging die Gewissheit bei mir los, dass ich alleine war und wohl auch bleiben würde? Ab wann habe ich wahrgenommen, dass ich in Partnerschaftsbeziehungen offenbar anders ticke als der Gros dieser Gesellschaft?
Der Gedanke, wenn auch nicht auf Frauen bezogen kam mir mit Mitte dreißig.
„Das Leben das du jetzt lebst, wirst du wohl für immer leben.“
Ich hatte ein sehr wechselhaftes Leben. Im Rückblick bin ich dafür dankbar.
Settembrini hat geschrieben: 01 Okt 2023 14:37 Und ich erlebte, dass ich mich stets todunglücklich verliebte – wenn es denn überhaupt einmal geschah.
Ja, das durchzieht sich mein Leben. Unglücklich deswegen, weil ich immer nur einen Korb bekam. Nicht weil ich mich nicht traute sie anzusprechen. Ich hatte ständig, bis heute mit Frauen Kontakt und auch mit ihnen geredet. Aber dass mich mal eine angesprochen hätte bei der ich meine angeblichen Ansprüche hätte senken können, ist mir nie passiert. Die Initiative lag immer bei mir und war auch immer vergebens.
Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 01 Okt 2023 15:37 Am Anfang war das ja auch noch kein Problem. "Kommt schon noch!"
Hier weiche ich von der normalen AB-Laufbahn ab. In meiner Jugend hatte ich die eine oder andere Freundin, mit Händchenhalten, mit Kuss, aber ohne Sex.
Dann wollte ich aber unbedingt katholischer Geistlicher werden und hatte mich selbst aus dem Rennen gekickt.
Danach, als ich das Studium der Theologie abgebrochen hatte, war die Welt für mich eine völlig andere.
„Kommt sich schon noch.“ war auch mein ständiger Begleiter, bis ich halt 40+ war.
Bei allem "Schmerz", dass man noch nie eine Freundin hatte, hatte das ganze aber auch etwas tröstliches. Ich bin nicht der einzige, der noch nie eine Beziehung hatte. :shock:
Meine Erfahrungen mit einem AB-Forum sind durchmischt.
Einerseits ist es gut, wenn man weiß, dass es auch anderen so geht und man hier und da Gleichgesinnte trifft.
Aber das ist auch das Problem. Es sind nicht alles Gleichgesinnte. Und manche verhalten sich ausgesprochen verletzend. Es gab sogar mal Zeiten, da wurde zum großen 'Halali' auf einen einzelnen User geblasen und der aus dem Forum gemobbt. Schlimmer noch, wenn dem nach den ganzen Verbalattacken der Kragen geplatzt war, wurde er gesperrt und nicht seine Peiniger.
Mefi hat geschrieben: 01 Okt 2023 19:57 Hätte es was gebracht, damit früher anzufangen? Vielleicht. Ich würde heute jeden raten, so früh wie möglich damit zu beginnen.
Ich habe zu spät gesehen, dass unsere beiden Posts mit den selben Worten anfangen ;-)
Deinem Rat schließe ich mich an. Sollte es irgendwann einmal sagen wir mal im Jahre 3309 einen AB-Ratgeber geben, sollte darin stehen nicht zu zögern, wenn man den Eindruck hat, dass etwas schief - oder man beim anderem Geschlecht gewissermaßen vor eine Wand läuft.

Abgestuft würde ich sagen, dass man sich schon ab 20 Rat holen sollte. Vielleicht gibt es dann ja schon Selbsthilfegruppen, die in Rollenspielen Trainings anbieten.

Ab 30 sollte man schon professionelle Hilfe aufsuchen. Vielleicht gibt es im Jahr 3309 ja Psychotherapeuten, die sich auskennen und einen keine Boote bauen lassen oder das Rauchen abgewöhnen. Vielleicht gibt es ja dann auch in Deutschland Psychotherapeuten, die sich spezialisiert haben.

Ab 40 könnte man sich schon als pathologisch einstufen und klären, ob es wirklich noch sinnvoll ist eine Partnerin zu suchen oder sich nicht ein Leben alleine aufzubauen und sich nicht an den winzigen Strohalm zu klammern, dass aus den ganzen Schlägen und Rückschlägen mit der Zeit dann irgendwann mal Streicheleinheiten werden.
Moridin hat geschrieben: 02 Okt 2023 13:02 Keine Ahnung. Ich denke auch, das war eher ein schleichender Prozess.
Bei mir auch.
Von Oh, da hab ich jetzt ein Problem zu jetzt brauche ich professionelle Hilfe war es ein langer Schritt.
Wer früh aufgibt, kann anderen beim Verlieren zusehen.
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Settembrini »

Mefi hat geschrieben: 02 Okt 2023 14:17 Bei mir fehlen die Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Viele haben soziale/psychische Probleme, bei wenigen spielt Optik überhaupt eine Rolle. Viele Männer sind hier sehr passiv und schüchtern. Und was ich so mitbekommen habe, ist das auf Forumtreffen wohl genauso. Damit kann ich mich nicht wirklich nicht identifizieren, weil meine Probleme woanders liegen.
Ich habe Menschen in meiner Situation schließlich sogar im wirklichen Dasein kennengelernt. Ein Freund von mir outete sich mit etwa Mitte 20 mir gegenüber als schwul. Er litt sein Leben lang ebenso unter dem AB als Homosexueller, so wie ich als Hetero.
Eine Frau in meinem Alter kenne ich, die absolute ABin ist. Sie tat stets, als störe sie das nicht. In ihrer Bitternis aber schwingen andere Akkorde.
Und ich könnte noch 2-3 ähnliche Beispiele liefern, was ich aber unterlasse, da dies hier für die Öffentlichkeit einsehbar ist.
Soweit ich glaube, verstanden zu haben, ist bei Dir Dein ausgesprochen „zu junges“ Aussehen für Dich des Pudels Kern. Glaub es oder lass es – aber ich könnte Dich und Deine Schwierigkeiten dabei durchaus verstehen, ohne selbst davon betroffen zu sein. Wenn man es übrigens genau betrachtet, dann wäre das ein psychisches Problem. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch sein könnte, dass daraus Deine beschriebene schlechte Laune bei verbalen Attacken hier herrührt. Aber falls nicht: Vergiss es, ich bin kein studierter Psychologe. ---> Viele andere Männer glauben tatsächlich, dass sie zu alt aussehen.

Mit Forentreffen identifiziere ich mich abschließend hier geschrieben ebenfalls nicht. Aber ich finde es legitim, dass andere hier dies gerne annehmen und ihre Hoffnungen vielleicht auch darin setzen. Ich weiß gar nicht, ob es das heutzutage noch gibt, aber vor etwa 30 Jahren waren die sogenannten organisierten Single-Partys der große Renner. Im Grunde war das den Foren-Treffen wohl durchaus ähnlich, nur professioneller konzipiert. Ich glaube im Übrigen nicht, dass damals solche Partys zum Erfolg gegen die Einsamkeit führten.
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von kreisel »

Zuya Hiyaye hat geschrieben: 02 Okt 2023 15:17 Dann wollte ich aber unbedingt katholischer Geistlicher werden und hatte mich selbst aus dem Rennen gekickt.
Danach, als ich das Studium der Theologie abgebrochen hatte, war die Welt für mich eine völlig andere.
Oh, den Punkt finde ich schon sehr markant.
Weil ich denke, so ein Dasein als Geistlicher kann ja zu manchen Formen in der Gesellschaft doch sehr absondern,
auch zu manchen Ideen und wie man lebt.

Bzw ich weiß nicht, wie ernsthaft das Studium da ist, ob man sich da schon einer Lebensweise verpflichtet fühlt, aber eine Art von
Überzeugung wird ja antreiben. Konntest du die auch wieder ändern nach Ende des Studiums?
Falls die Frage nicht zu persönlich ist.

Mich interessiert es nur, da ich damals auch mal mit dem Gedanken gespielt hatte, Theologie zu studieren und mir eine TH angeschaut hatte,
letztendlich war ich auch katholisch, aber nicht mehr zu lange, stattdessen hatte ich bei der evangelischen Kirche dann gedacht, die würden das mehr mit Überzeugung machen und das ganze irgendwie alltäglicher auch meinen, ...die machen zudem auch oft gute Musik. und war dann da einige Jahre, es hinterließ am Ende aber dann doch keinen Eindruck.
Zuya Hiyaye hat geschrieben: 02 Okt 2023 15:17Der erste konnte mit meinem Fall nichts anfangen und hielt mich für zu alt, die nächste ließ mich eine Stunde warten und berechnete mit der Krankenkasse zwei Einheiten, der nächste ließ mich ein Boot bauen, der vierte wollte mir das Rauchen abgewöhnen und dann waren die 25 Stunden auch schon verbraucht. Auf eigene Kosten meldete ich mich bei Pro Familia, die sich zwar auch überfordert sahen, aber es immerhin zugaben und mich anhand von Modellen aufklärten, um mir die möglicherweise vorhandene Scheu zu nehmen.
Da bekommt man wirklich oft komische Sachen zu hören, und manche machen da einfach ihren Stiefel, auch wenns gar nichts
mit dem Problem zu tun hat. :roll:
Zuya Hiyaye hat geschrieben: 02 Okt 2023 15:17Abgestuft würde ich sagen, dass man sich schon ab 20 Rat holen sollte. Vielleicht gibt es dann ja schon Selbsthilfegruppen, die in Rollenspielen Trainings anbieten.

Ab 30 sollte man schon professionelle Hilfe aufsuchen. Vielleicht gibt es im Jahr 3309 ja Psychotherapeuten, die sich auskennen und einen keine Boote bauen lassen oder das Rauchen abgewöhnen. Vielleicht gibt es ja dann auch in Deutschland Psychotherapeuten, die sich spezialisiert haben.
Glaube ich auch, dass es besser ist, möglichst früh Kontakte zu suchen und das zu thematisieren.
Es könnte etwas leichter werden, die Bahnen da neu zu legen, bzw nicht zuviel einfahren zu lassen.
Natürlich gibt es auch ein "später" um sich offen auf etwas, was hilfreich sein könnte, einzulassen. (Ob das hilfreich ist, weiß man erst hinterher).

Ich hatte in den 20ern ja mal angefangen so Selbsterfahrungskurse zu machen, vorher war ich extrem selbstentkoppelt was meine Gefühlswelt
und Bezug zu Körperlichkeit anging, total "außer mir" und total verhuscht, und dieses in Beziehung sein, Feedback bekommen, selber beitragen war schon nicht schlecht, um eine Art von Selbstbewusstsein zu bekommen.

Bis dahin wusste ich, dass ich GARANTIERT nicht annäherbar bin und vor Scham versinke und gar nicht normal interagieren kann.
Ab dem Punkt war es für mich immer noch besser, wenn es so in einem geführten Rahmen war, eher so auf Psychoebene und nicht so völlig frei Schnauze. Es war dadurch etwas normaler, Menschen zu begegnen. Das Selbstwertgefühl war nicht mehr ganz so tief, da ich erstaunt feststellte, dass andere Menschen auch ihre Probleme haben und Gefühle, obwohl sie oft so cool und perfekt schienen.
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von alex321 »

Ich wusste mit 16 schon dass ich anders bin. Die meisten meiner Altersgenossen hatten in dem Alter schon Beziehungen und Sex, während ich praktisch überhaupt keinen privaten Kontakt mit dem anderen Geschlecht hatte. Als Mobbingopfer war ich damals wahrscheinlich am letzten Platz des Attraktivitätsrankings in der Schule. Die Mädchen haben zwar nicht aktiv mitgemacht beim Mobbing, aber trotzdem mitgelacht. Das war Gift für mein Selbstvertrauen.

Die Hoffnung verloren habe ich erst mit 25, als auch der letzte meiner Studienkollegen in eine Beziehung gekommen ist. Er war ein kleiner schmächtiger Nerd mit dicker Brille, Haarausfall und ungepflegtem Äußerem, aber sogar er hat vor mir eine Freundin gefunden. Das hat meinem geringen Selbstvertrauen den Rest gegeben.

Die Bezeichnung Absolute Beginner habe ich erst später durch Zufall kennengelernt als ich im Internet Tipps zum Thema Partnersuche gesucht habe. Es war eine ziemliche Erleichterung zu erfahren dass ich nicht der einzige Absolute Beginner bin. Ich dachte damals schon ich bin der einzige Mann Ende 20 der noch nie Beziehung oder Sex hatte weil in meinem Umfeld einfach alle in Beziehung waren.
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Settembrini »

alex321 hat geschrieben: 02 Okt 2023 21:06 Ich wusste mit 16 schon dass ich anders bin. Die meisten meiner Altersgenossen hatten in dem Alter schon Beziehungen und Sex, während ich praktisch überhaupt keinen privaten Kontakt mit dem anderen Geschlecht hatte.
Die meisten 16jährigen, die das behaupten, geben an und übertreiben maßlos, um im besseren Licht dazustehen. Sie werten einen zarten Kuss mit einem Mädchen beispielsweise schon als Sex. Denn die meisten 16jährigen sind verunsichert, möchten dazugehören und lügen sich selber was in die Tasche, um vor den anderen gut dazustehen.
alex321 hat geschrieben: 02 Okt 2023 21:06 Die Bezeichnung Absolute Beginner habe ich erst später durch Zufall kennengelernt als ich im Internet Tipps zum Thema Partnersuche gesucht habe. Es war eine ziemliche Erleichterung zu erfahren dass ich nicht der einzige Absolute Beginner bin. Ich dachte damals schon ich bin der einzige Mann Ende 20 der noch nie Beziehung oder Sex hatte weil in meinem Umfeld einfach alle in Beziehung waren.
Das Gefühl kenne ich. Wir sollten uns bemühen, uns nicht zu sehr mit anderen Menschen zu vergleichen sondern nur mit uns selbst und dem, was wir vermögen. Vermutlich wäre das ein erster Schritt in die glücklichere Zeit. Aber dies schreibt einer, der es lange Jahre selbst nicht besser konnte.
Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von NeC »

Ich habe auch relativ früh mit Anfang 20 erkannt, dass es bei mir anders läuft als bei meinen gleichaltrigen Kumpels. Ich fand das schade und hätte es mir natürlich anders gewünscht, habe mich aber da noch eher als einen Spätzünder gesehen. "You can't hurry love. No, you just have to wait." Warten konnte ich, und gleichzeitig gab es quasi als willkommene Ablenkung auch immer genug zu tun: Ausbildung, Studium, der erste Job, ständiges dazulernen und einsiedlerische Hobbies in der Kellerwerkstatt des Elternhauses.

Die schleichende Erkenntnis, dass "warten" alleine nicht funktioniert, ich also selber aktiv werden muss, und dass ich vollkommen ungeübt und gehemmt beim Umgang mit Frauen war, viel zeitlich zusammen mit der ersten ruhigeren Phase im Berufsleben und dem Entdecken von Lions Ur-AB-Forum im Internet. Da war ich um die 30.
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Re: Wann habt ihr wirklich für euch begriffen, dass ihr AB seid?

Beitrag von Zuya Hiyaye »

kreisel hat geschrieben: 02 Okt 2023 20:52 Bzw ich weiß nicht, wie ernsthaft das Studium da ist, ob man sich da schon einer Lebensweise verpflichtet fühlt, aber eine Art von
Überzeugung wird ja antreiben. Konntest du die auch wieder ändern nach Ende des Studiums?
Falls die Frage nicht zu persönlich ist.
Man lebt da schon gewissermaßen in einer Art 'Konklave'. Man ist aber nicht ganz abgschottet. Ganz im Gegenteil wir konnten, natürlich freiwillig, an einem Tanzkurs teilnehmen. Aber da ich das genaue Gegenteil von Kolinatan bin, war das für mein Tanzpartnerin ganz sicher kein Spaß. Aber Begriffe wie Plié und Eleveé, nur um mal anzugeben, sind schon noch hängen geblieben.
Da bekommt man wirklich oft komische Sachen zu hören, und manche machen da einfach ihren Stiefel, auch wenns gar nichts
mit dem Problem zu tun hat. :roll:
Weil das Thema in Deutschland unter den Teppich gekehrt wird. Deswegen hadere ich ja auch mit dem Politikverbot hier im Forum.
Das ganze zur Privatangelegenheit zu erklären, obwohl es in Deutschland mindesten 40% Singles gibt und viele damit ein Problem haben, ist für mich ein Problem. Und eben nicht nur ein ganz persönliches privates.
Das gilt auch für den deutschen Psychologenverband, der seine ganz eigene Politik betreibt.
Ich hatte in den 20ern ja mal angefangen so Selbsterfahrungskurse zu machen, vorher war ich extrem selbstentkoppelt was meine Gefühlswelt
und Bezug zu Körperlichkeit anging, total "außer mir" und total verhuscht, und dieses in Beziehung sein, Feedback bekommen, selber beitragen war schon nicht schlecht, um eine Art von Selbstbewusstsein zu bekommen.
Tut mir Leid, wenn ich es mal so sagen muss, aber die männliche und weibliche Gefühlswelt ist in dem Alter extrem unterschiedlich. Eben auch was das körperliche betrifft. Es fängt an mit der Katastrophe der Regelblutung, wenn Mädchen nicht vohrher darüber aufgeklärt wurde, dass das mal kommt. Es geht dann weiter, weil Mädchen den Unterschied zu Jungens noch nicht so sehen, außer, dass die blöde sind, dass bestimmte Berufe nur Männern vorbehalten sind. Warum darf ich nicht Astronautin werden oder Fußballerin oder Automechanikerin? Warum muss ich immer die passive Rolle als gefesselte schlafende Prinzessin oder Squaw spielen? Ich bin doch ein Mensch?! Dafür haben Männer, insbesondere die coolen, nicht das geringste Verständnis. Männer, also echte Männer, stören immer den Unterricht, verprügeln ihre Klassenkameraden und geben sich cool.
Und ausgerechnet die Mädchen und Jungen die ihre jeweiligen (konservativen) Rollenbilder ins Extrem treiben, sind dann die Aushängeschilder der Männlichkeit und Weiblichkeit.
Natürlich gibt es dann auch die anderen. Die Bemitleidenswerten und die die Mitleid haben.
Aber Mitleid ist ja keine Vorraussetzung für eine Partnerschaft, während ich ganz entgegen dem Zeitgeist behaupten würde, das ist die ideale Vorraussetzung für eine Partnerschaft. Was zum Teufel verbindet uns denn, wenn ich nicht mitfühlen und mitleiden kann?
Was oder wer verbietet es uns den die Gefühle für unsere Mitmenschen, unsere Mitkreaturen unsere Mitwelt?
Wir leben in einem Zeitalter toxischer Männlichkeit und Weiblichkeit. Und auch das ist ein Grund unseres AB-Seins. Allem Politikverbot zum Trotz.
Wir dürfen nicht mehr so sein, wie wir sind, sondern müssen uns anpassen und wundern uns dann als Schauspieler unserer selbst, dass wir nicht den/sie Richtigen finden, sondern nur andere Schauspieler.
Bis dahin wusste ich, dass ich GARANTIERT nicht annäherbar bin und vor Scham versinke und gar nicht normal interagieren kann.
Ab dem Punkt war es für mich immer noch besser, wenn es so in einem geführten Rahmen war, eher so auf Psychoebene und nicht so völlig frei Schnauze. Es war dadurch etwas normaler, Menschen zu begegnen. Das Selbstwertgefühl war nicht mehr ganz so tief, da ich erstaunt feststellte, dass andere Menschen auch ihre Probleme haben und Gefühle, obwohl sie oft so cool und perfekt schienen.
Wie schon geschrieben Mädchen und Jungen sind in dem Alter extrem unterschiedlich. Das Märchen "Der Froschkönig" oder "Der eiserne Heinrich" sind da passen und thematisieren -wenn auch indirekt-, die weibliche Scham.
Wer früh aufgibt, kann anderen beim Verlieren zusehen.
(Nico Semsrott)