Langzeit AB und Alter bzw. Zukunft im Alter

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Übriggeblieben61
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Langzeit AB und Alter bzw. Zukunft im Alter

Beitrag von Übriggeblieben61 »

Ich habe mich ja bereits als Langzeit-AB geoutet bzw. als jemand, der über 60 Jahre ohne Beziehung und kaum Körperkontakt durchs Leben marschiert ist. Vielleicht macht man sich diese Gedanken als junger oder jüngerer Mensch nicht - egal ob AB oder nicht - aber in meinem Alter zuweilen schon. Da macht man sich Gedanken wie das so ist, wenn man noch älter wird und wie oder wo man vielleicht endet. Man macht sich Gedanken, wie es ist, wenn man irgendwann sein Leben nicht mehr selbstbestimmt regeln kann. Stirbt man im Pflegeheim oder sitzt wochenlang tot unbemerkt im Sessel? Wird man dement oder bleib tman in der Oberstube fit. Sitzt man im Rollstuhl oder kann man noch ziemlich lange laufen. Ich glaube, dass diese Gedanken sehr bedrückend sein können, zum Teil bedrückender als die Gedanken die man hat, wenn man nachdenkt oder grübelt, was man so alles in jüngeren Jahren verpasst hat und warum man es verpasst hat bzw. was die Ursachen oder Gründe dieses Unvermögens waren.

Gut, ein Freund sagte mal zu mir, ob ich es nicht schlimm fände, allein zu sein und dann irgendwo in einem Pflegeheim zu landen, wo man einen Betreuer vorgesetzt bekommt, nie Besuch hätte und die Heimordnung noch über dem GG steht. Ich bejahte dies natürlich, allerdings mit dem Hinweis, dass ich es noch schlimmer fände, wenn einem genau das widerfährt und man Kinder und Enkelkinder hätte, die sich auch nicht um einen kümmerten. Im Pflegeheim, in dem meine Mutter war, gab es auch viele Leute, die allein waren, entweder, weil sie alle überlebt haben oder keine Angehörigen hatten oder weil die Angehörigen kein Interesse zeigten.

Wenn ich mich meiner Umgebung so umschaue, vor allem auf die alten Leute oder was einem im Alter so erwartet, dann möchte man gar nicht alt werden. Dann kommen die Gedanken, dass man nicht 90 werden muss, sondern dass 75 höchstens 80 reicht.

Wie denkt Ihr darüber?

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oldfield2283
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Re: Langzeit AB und Alter bzw. Zukunft im Alter

Beitrag von oldfield2283 »

Übriggeblieben61 hat geschrieben: 10 Okt 2023 10:09 ...
Wenn ich mich meiner Umgebung so umschaue, vor allem auf die alten Leute oder was einem im Alter so erwartet, dann möchte man gar nicht alt werden. Dann kommen die Gedanken, dass man nicht 90 werden muss, sondern dass 75 höchstens 80 reicht.

Wie denkt Ihr darüber?
Meine letzten männlichen Angehörigen/Freunde sind mit 68 bzw 84 ins Pflegeheim gekommen und dort nach 11 bzw 1 Jahr gestorben - von daher weiß ich, daß ich das nicht möchte. Der eine war soweit ich weiß ewig AB und Nichte und Neffe seine einzigen Kontakte. Beim anderen waren Kinder da aber 1 in Amerika und 1 hier aber lassen wir das....
Ich habe aber auch nicht vor, so alt zu werden. Ich bin jetzt 57 und hatte so mit 51 gedacht, mit 55 also vor 2 Jahren wäre ich als ewiger AB, depressiv und auch schon lange tot. Na gut, die Zeiten haben sich geändert, ich bin wieder aktiver und gesünder und sogar relativ zufrieden - aber was soll in 10 Jahren sein, 15? Ich hoffe ich kann das selbstbestimmt regeln.
Hast du dich schon bei meiner Umfrage eingetragen?
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Settembrini
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Re: Langzeit AB und Alter bzw. Zukunft im Alter

Beitrag von Settembrini »

In Deutschland neigen die Menschen dazu, sehr häufig über die Zukunft zu grübeln. In Italien beispielsweise ist das etwas anders; dort lebt man eher im Jetzt.
Vermutlich wäre der Mittelweg der erstrebenswerte. Es ist müßig, sich ständig Gedanken über das zu machen, was da kommen könnte. Ich weiß heute nicht, ob die Welt morgen mit ihren Menschen überhaupt noch existieren wird. Denn zurzeit erleben wir eine globale Existenzbedrohung der gesamten Spezies. Und dennoch mache ich mir keine Sorgen darüber, weil ich entsprechende Zeiten bereits in den 70ern und 80ern erleben durfte.
Ich bin völlig unreligiös, aber ich nicke bei dem Martin Luther zugeschriebenen Satz, dass ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen würde, wenn ich wüsste, dass die Welt morgen untergeht.

Ich mache mir deshalb auch nicht so große Sorgen um meine Gesundheit, obwohl ich gerade dazu sicher Grund hätte, denn ich bin durchaus jemand, der sich selber als von Krankheiten umgeben bezeichnen dürfte.
Ich habe gelebt und lebe immer noch. Ich habe Dinge erleben dürfen, die andere Menschen niemals in ihren Erfahrungsschatz aufnehmen können, einfach deshalb, weil sie den Schlüssel dazu gar nicht besitzen.
Ich bin von Freunden umgeben und habe keinerlei finanzielle Sorgen irgendeiner Art. Vor meiner Zukunft fürchte ich mich also nicht übermäßig.

Ich habe eine Patientenverfügung in meinem Besitz, die meinen Willen regelt, so dass ich nicht unnötig auf Jahre Zwangsernährt werden würde, wenn ich meine Gedanken nicht mehr mitzuteilen vermag.

Ich bin niemals mit irgendeinem Menschen intim gewesen. Die kleinen Spielchen mit 12 Jahren sollen hier einmal außen vor bleiben. Aber ich habe die halbe Welt gesehen und bin mit einem großen Erfahrungsschatz und einer sprichwörtlichen Gelassenheit gesegnet.

Mich kann also nichts mehr schrecken. Außer… es würde sich tatsächlich eine Frau in mich verlieben.
Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt
(Laotsi)
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Re: Langzeit AB und Alter bzw. Zukunft im Alter

Beitrag von eine »

Übriggeblieben61 hat geschrieben: 10 Okt 2023 10:09 Ich habe mich ja bereits als Langzeit-AB geoutet bzw. als jemand, der über 60 Jahre ohne Beziehung und kaum Körperkontakt durchs Leben marschiert ist. Vielleicht macht man sich diese Gedanken als junger oder jüngerer Mensch nicht - egal ob AB oder nicht - aber in meinem Alter zuweilen schon. Da macht man sich Gedanken wie das so ist, wenn man noch älter wird und wie oder wo man vielleicht endet. Man macht sich Gedanken, wie es ist, wenn man irgendwann sein Leben nicht mehr selbstbestimmt regeln kann. Stirbt man im Pflegeheim oder sitzt wochenlang tot unbemerkt im Sessel? Wird man dement oder bleib tman in der Oberstube fit. Sitzt man im Rollstuhl oder kann man noch ziemlich lange laufen. Ich glaube, dass diese Gedanken sehr bedrückend sein können, zum Teil bedrückender als die Gedanken die man hat, wenn man nachdenkt oder grübelt, was man so alles in jüngeren Jahren verpasst hat und warum man es verpasst hat bzw. was die Ursachen oder Gründe dieses Unvermögens waren.

Gut, ein Freund sagte mal zu mir, ob ich es nicht schlimm fände, allein zu sein und dann irgendwo in einem Pflegeheim zu landen, wo man einen Betreuer vorgesetzt bekommt, nie Besuch hätte und die Heimordnung noch über dem GG steht. Ich bejahte dies natürlich, allerdings mit dem Hinweis, dass ich es noch schlimmer fände, wenn einem genau das widerfährt und man Kinder und Enkelkinder hätte, die sich auch nicht um einen kümmerten. Im Pflegeheim, in dem meine Mutter war, gab es auch viele Leute, die allein waren, entweder, weil sie alle überlebt haben oder keine Angehörigen hatten oder weil die Angehörigen kein Interesse zeigten.

Wenn ich mich meiner Umgebung so umschaue, vor allem auf die alten Leute oder was einem im Alter so erwartet, dann möchte man gar nicht alt werden. Dann kommen die Gedanken, dass man nicht 90 werden muss, sondern dass 75 höchstens 80 reicht.

Wie denkt Ihr darüber?
Ich überlege mir auch manchmal, ob es im Alter schlimmer ist, gar keine Angehörigen zu haben oder vielleicht Kinder zu haben, die sich nicht kümmern (können), weil die Beziehung zu ihnen aus irgendwelchen Gründen schwierig ist usw. - ich glaube, dass beides schlimm ist.
Wie kann es jemand ohne Kinder und ohne Beziehung schaffen, dennoch genügend stabile und verlässliche Kontakte zu haben, um auch dann nicht völlig zu vereinsamen, wenn der Alltag überwiegend schwierig und mühsam und deprimierend geworden ist wegen Krankheiten und vielen Einschränkungen? Ich weiß es nicht. Ich finde es schon jetzt mit Anfang 50 zunehmend schwieriger. Zum einen sind mir bereits jetzt einige Freunde weggstorben, zum anderen habe ich das Gefühl, dass die meisten immer mehr in ihr eigenes Leben eingespannt sind und nicht mehr genug Energie für Freundschaften haben, die wirklich verbindlich und verlässlich sind. Und genau solche Freundschaften wären ja nötig...
Übriggeblieben61
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Re: Langzeit AB und Alter bzw. Zukunft im Alter

Beitrag von Übriggeblieben61 »

oldfield2283 hat geschrieben: 10 Okt 2023 11:04 Hast du dich schon bei meiner Umfrage eingetragen?
Nein, wo finde ich die?
Übriggeblieben61
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Re: Langzeit AB und Alter bzw. Zukunft im Alter

Beitrag von Übriggeblieben61 »

Settembrini hat geschrieben: 10 Okt 2023 11:26 In Italien beispielsweise ist das etwas anders; dort lebt man eher im Jetzt.
Möglicherweise, weil man in Italien noch familiärer ist und die Familie noch einen anderen Stellwert hat als hierzulande? Meine russlanddeutschen Arbeitskollegen sagen auch immer, dass es bei ihnen unmöglich ist, dass ältere Menschen in Heime abgeschoben würden. Da kümmern sich Angehörige, Freunde oder Nachbarn.

Natürlich sollte man nie etwas verallgemeinern wo etwas wie ist.
Außer… es würde sich tatsächlich eine Frau in mich verlieben.
Das ist ja fast schon das Paradoxe, dass man als AB mit Körben besser umgehen kann als mal mit einem "JA". Ich glaube, da ist man als AB oft so eingefleischt, dass man gar nicht weiß, wie einem wird, wenn mal Interesse und Zustimmung signalisiert würde. Da vergibt man dann vor lauter Elend selbst den Korb.
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Re: Langzeit AB und Alter bzw. Zukunft im Alter

Beitrag von Hopeful »

Auch wenn ich noch relativ jung bin, ertappe ich mich in letzter Zeit doch immer wieder bei dem Gedanken, wie es wohl wird, wenn ich mal älter werde.

Stand heute ist ja keine Partnerin an meiner Seite und Kinder gibt es auch keine.
Doch unabhängig davon, haben ja nur sehr wenige Paare das Glück, dass sie zusammen wirklich alt werden und zuhause oder auch in einem Heim weitestgehend selbstbestimmt leben können.

Meistens geht einer von beiden schon eher, und die andere Person bleibt zurück.
Dann ist die Situation ähnlich, wie bei Singles oder AB‘s.

Auf Kinder oder andere Angehörige zu setzen ist heutzutage schwierig. Denn wie oben schon erwähnt, verstreuen die sich gerne im ganzen Land oder gar der ganzen Welt.
Oder man hat kein gutes Verhältnis zu ihnen.

Ich finde den Gedanken, nicht mehr selbstbestimmt leben zu können und auf Hilfe angewiesen zu sein, wirklich schrecklich. Vor allem, wenn es Hilfe von außen ist, also niemand aus der Familie mit dem man ein gutes Verhältnis hat.
Genauso traurig macht mich der Gedanke, dass ich dann ggf. aus meiner gewohnten Umgebung ausziehen muss und meine Routinen dem strengen Diktat eines knappen Zeitplans unterordnen muss.

Zum Glück (?) weiß niemand von uns, wie lange er leben wird und ob er bis zum Schluss körperlich und geistig fit bleibt.

Ich versuche einfach, jetzt, in einer Zeit, in der das noch der Fall ist, einige Dinge zu machen, um mir das Leben im Alter einfacher zu gestalten.

Leider gelingt mir das jedoch auch nicht immer.
Ich hoffe, dass ist jetzt keine Themaverfehlung.

Zu allererst: eine Partnerin finden, um jetzt eine gute Zeit zu haben. Wenn die Beziehung bis ins hohe Alter hält, umso besser.

Dinge, die ich gerne machen möchte, machen. Stichwort Reisen, und so vieles mehr.

Personen in meinem Umfeld sagen, wofür ich ihnen dankbar bin.

Überflüssige Sachen aussortieren. Das nur die wichtigen Sachen übrig bleiben, die dann auch im Heim Platz finden, wenn ich dorthin umziehen muss.

Nach einem Wohnprojekt Ausschau halten, in dem Jung und Alt in direkter Nähe wohnen. Dann können einem die Jüngeren mal bei einigen Dingen helfen und im Gegenzug kann man selbst mal auf die Kinder aufpassen oder etwas anderes zur Gemeinschaft beitragen.

Unabhängig davon, ob man eine Person des Vertrauens hat, die das auch für einen umsetzen würde:

Patientenverfügung
Vorsorgevollmacht, zuzüglich Vollmachten für die Bank
Testament
Organspende-Ausweis
„So soll bitte meine Beerdigung erfolgen“ Leitfaden

Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, wird mir gerade wieder etwas anders.

Einerseits glaube ich, dass ich noch viel Leben vor mir habe.
Anderseits, gesund und munter, vielleicht 30 Jahre? 30 Sommer. Das klingt irgendwie nicht mehr so viel. Nutzen wir die Zeit.
„Mut steht am Anfang des Handelns,
Glück am Ende.“
Demokrit
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oldfield2283
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Re: Langzeit AB und Alter bzw. Zukunft im Alter

Beitrag von oldfield2283 »

Übriggeblieben61 hat geschrieben: 10 Okt 2023 11:31
oldfield2283 hat geschrieben: 10 Okt 2023 11:04 Hast du dich schon bei meiner Umfrage eingetragen?
Nein, wo finde ich die?
Oops erwischt...
Hier:
viewtopic.php?p=1368840#p1368840
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Ich bin ...: verdammt bissig.

Re: Langzeit AB und Alter bzw. Zukunft im Alter

Beitrag von Seb-X »

Übriggeblieben61 hat geschrieben: 10 Okt 2023 10:09Wie denkt Ihr darüber?
Für mich ist eigentlich 70 schon die Obergrenze. Allein u. ohne Nachwuchs noch ein Pflegefall werden? Bloß nicht!
"Im innersten Gehäuse des Humanismus, als dessen eigene Seele, tobt gefangen der Wüterich, der als Faschist die Welt zum Gefängnis macht."
(aus "Schwabenstreiche", Theodor W. Adorno, Minima Moralia)