Gedanken einer Einsamen - Das Lächeln eines Fremden

[Lucia1977]

Ich hab mal jemandem als Wunsch für den Wochenbeginn das Lächeln eines Fremden (respektive einer Fremden) gewünscht. Nicht, weil dieser jemand besonders einsam war oder keine sozialen Kontakte gehabt hätte. Nein, weil ich dachte, dass es doch einfach ein schönes Gefühl sein könnte, mitten im Alltag, während man vielleicht überlegt, was man noch alles einkaufen muss, ob man heute endlich die Bügelwäsche schafft oder während man gerade versucht, die blöde Bemerkung des Chefs/Kollegen/Dozenten zu vergessen, mitten im Alltag also, angelächelt zu werden.

Es ist tatsächlich ein schönes Gefühl. Man fühlt sich auf besondere Art und Weise wahrgenommen. Wenigstens ist es mir so gegangen. Das mag daran liegen, dass ich in relativer Isolation lebe, wenige Menschen um mich habe, die mit mir, dem Menschen, der Frau, sprechen. Meist sprechen sie zur Deutschen, zur Angestellten, zur Ausländerin, zur Kundin.
Gestern aber hatte ich das Gefühl, einfach nur als 'ich selbst' wahrgenommen worden zu sein. Einfach nur aus dem Augenblick heraus, eine Reaktion auf mich. Eine Reaktion, nicht auf mein Verhalten, nicht weil ich etwas Nettes oder Lustiges oder, allgemein, des Anlächelns würdiges gesagt habe, sondern einfach weil ich da bin. WEIL ich da bin. Weil ICH da bin. Weil ich DA bin. Weil ich BIN?
Ich komme mir zeitweise vor, wie ein Geist, der unruhig durch die Stadt wandert. Erinnert sich abends irgendwer an mich, den ich tagsüber getroffen habe? Lebe ich in dieser Stadt wirklich? Existiere ich hier?
Als mich gestern dieser fremde Mann angelächelt hat, mehrmals sogar, am Ende die Hand zum Gruß erhoben hat, war ich unendlich dankbar. Es war als ob er sagte: Ich seh dich! Ich erinnere mich abends an dich! Ich denke an dich!
Ich versuche jetzt, mich an diese Vergewisserung zu erinnern, mich dadurch quasi selbst zu vergewissern. Denn genau das ist das Lächeln eines Fremden: Vergewisserung, nicht ein Versprechen auf mehr, kein Anfang, aber (und das ist das Tolle) auch kein Ende. Es steht im Raum und sollte keines Kommentares bedürfen.

Ich werde niemals wieder jemandem das Lächeln eines Fremden wünschen. Denn wenn man darauf wartet, ist es sicher nur noch halb so schön.

[MannMitHut]

Erinnert sich abends irgendwer an mich, den ich tagsüber getroffen habe?

Im Deinem real life kann ich das nicht beantworten. Aber selbst an einem Ort, wo die Leute nicht wissen, wie der andere aussieht, da wo jeder unter einem Spitznamen bekannt ist, da gib Dir auf diese Frage einfach mal die Antwort mit einem fetten Ja.

[Lucia1977]

Danke dir...wiedereinmal.
Und: dito!

[A.]

@ Lucia1977

Na ich hoffe doch, Du machst das auch das eine oder andere mal...

Ich meine das mit dem Anlächeln.

Manchmal ist das Überraschungsmoment aber grösser, da reicht es nur für einen tiefen Blick in die Augen. Kann in diesem Zusammenhang nur mal das Zugfahren empfehlen. Beim letzten mal sah ich eine tolle Frau und wir haben uns leider erst beim Aussteigen bestimmt 2 (gefühlte 5 Minuten) nur so in die Augen gesehen. Dabei schoss es mir durch den Kopf (und zwar so laut, dass ich meinte es können alle hören) "Kaffeebraune Augen".

Nach dem Umsteigen ein anderes Erlebnis - Mutter mit kleiner Tocher - Naja warum nicht mal hinsehen und mal Lächeln. Das ging soweit, das die Kleine langsam Kontakt aufnahm und ich sie vor dem Fallen aufgefangen habe. Reaktion der Mutter zu ihrer Tochter "Na Du bist aber heute total als Flirthilfe unterwegs". Da ich aber bald danach aussteigen musste, habe ich mal weitere Aktivitäten unterlassen (z.B. auf einen Kaffee einladen) habe nur zum Abschied eine gute Weiterreise gewünscht!

Eh; sowas tut nicht weh und Dir hat es doch auch gefallen beachtet zu werden.

Aber denke bitte daran; nur was Du bereit bist zu geben - kommt ggf. wieder zu Dir zurück!

[shadowrider]

@Lucia:

Tut mir leid, ich weiß nicht, wie ich es anders sagen könnte, aber was du da geschrieben hast, finde ich einfach nur wahnsinnig ergreifend.