ABs als Zielscheiben von Aggression, Hass und Verachtung

[Ninja Turtle]

Ich weiß, die Frage scheint ein wenig absurd - immerhin sind wir für niemandne eine Bedrohung oder gar Konkurrenz, aber mein Eindruck ist daß sich die Aggressionen innerhalb der Gesellschaft immer mehr verstärken & jede Form der Abweichung oder Disfunktionalität mittlerweile einen Grund zur Aggressionsabfuhr liefern kann.

Vielleicht liegt es ja auch an mir, aber ich habe den Eindruck genau das Gegenteil zu erleben.
Immer, wenn ich mal versuche mit jemanden darüber zu reden ist eher der andere bemüht sehr behutsam mit dem Thema umzugehen. Und oft genug stellt sich auch heraus, das ein eigentlich normaler vom ABsein gar nicht soooo weit entfernt ist.

[Krausig]

Allein schon die Wortwahl "suchen" ist !

Als würden Partnerschaften rumliegen wie schön geformte Kieselsteine, oder auf der Wiese wachsen wie vierblättrige Kleeblätter.

Das kenne ich aber auch gut von meiner Mutter. Da hieß es auch immer, wann suchst du dir endlich eine Freundin. Dass man nicht so leicht jemanden findet, das haben viele "Normalos" einfach nicht auf dem Schirm. Wobei ich aber auch nie Lust hatt ihr da reinen Wein eunzuschenken, ich saget auch ihr immer sinngemäß: ich habe keinen Bock auf ne Freundin. Auch um jegliche Diskussion über das Thema sofort abzuwürgen.

Zum Thema hier, nein ich habe da keine schlechten Erfahrungen. Aber wie gesagt, ich tat immer so, als würde mich mein AB-Tum nicht stören.

[Wozn]

Was ich auch bekloppt finde ist, wenn die Leute dann fragen: "Hast du dich denn nie verliebt?", so als würde "sich verlieben" automatisch Gegenseitigkeit implizieren...

Übrigens:
Ich glaube wirklich offene Aggression dürfte tatsächlich äußerst selten sein, viel eher dachte ich generell an ein gesellschaftlcihes Klima daß dazu angetan ist Menschen die auf dem "Singlemarkt" nicht bestehen können in der allgemeinen Wahrnehmung als besonders minderwertig & irgendwie unheimlich/gestört/potentiell vielleicht gefährlich (weil pervers, potentieller Amokläufer oder sonstwas), was dazu führt daß dieses Thema allegemein ein Tabu ist & bei Bloßstellung entweder Hilflosigkeit bis Ablehnung erzeugt.

Ich als Behinderter Mensch habe auch fast keine echten Anfeindungen erlebt - die Menschen sind im allgemeinen höftlich & echte Diskriminierung ist kaum vorhanden (und wenn, dann versichert man es sei ungewollt).
Ich bin mir aber völlig sicher daß mindestens 10-15 Prozent der Leute, denen ich so im Alltag begegne, bei einer anonymen Befragung auf die Frage ob "Menschen mit Behinderung" denn gleichewertig seien & ob Inklusion gut oder schlecht ist mit "Nein" und "es ist falsch, weil Verschwendung von Mitteln, lieber von ihrem Elend erlösen" antworten würden.
Das zeigt sich aber nicht offen, sondern eben bei den Wahlen & bei der Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

[TheRealDeal]

Ich als Behinderter Mensch habe auch fast keine echten Anfeindungen erlebt - die Menschen sind im allgemeinen höftlich & echte Diskriminierung ist kaum vorhanden (und wenn, dann versichert man es sei ungewollt).

Gut, bitte vergiss das nicht.

Ich bin mir aber völlig sicher daß mindestens 10-15 Prozent der Leute, denen ich so im Alltag begegne, bei einer anonymen Befragung auf die Frage ob "Menschen mit Behinderung" denn gleichewertig seien & ob Inklusion gut oder schlecht ist mit "Nein" und "es ist falsch, weil Verschwendung von Mitteln, lieber von ihrem Elend erlösen" antworten würden.
Das zeigt sich aber nicht offen, sondern eben bei den Wahlen & bei der Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Da wäre ich nicht so sicher. Besonders bei dem Teil "lieber von ihrem Elend erlösen". Das Grundproblem besteht einfach darin, dass nichtbehinderte Menschen mit behinderten Menschen so gut wie nie in Berührung kommen. Weil Randgruppen gerne an die Stadtränder "verfrachtet" werden. Und dann weiß man eben nicht, wie man sich verhalten soll, wenn man doch mal einem behinderten Menschen begegnet. Dann setzen Projektionen ein und der Unversehrte glaubt, dass es dem gehandicapten Menschen besonders schlecht gehen müsse. Dann glaubt man dessen Leid zu spüren. Und egal, ob mir klar ist, dass das empfundene Leid in Wirklichkeit mein eigenes ist, oder nicht, ich spüre Leid und Schmerz. Und das wollen die meisten Menschen eben nicht spüren.

Ich gestehe aber gerne, dass es mir beim Anblick von Rollstuhlfahrern oft besser ging, weil ich froh war, das nicht zu haben. Für meinen Alltag relevant: Ich kann Treppen gehen. Das war nicht vergleichend oder wertend gemeint. Ich habe aber selbst teilweise stark gelitten und ich habe mit dieser Haltung meine Seele gestützt, weil diese weiter leben wollte.

[Siegfried]

Warum sollte man AB's hassen ? Haben einem oder anderen ja nichts schlimmes getan.
Eher man aber zur Zielscheibe von Spott werden könnte, in gewisse Klischees gesteckt wird, ebenso wie es vielleicht auch Dicke, Hartz IV(arme) Empfänger oder Schwule erfahren. Nur leider findet Spott oft im stillen oder nur hintenrum statt das man schwer einschätzen kann wie weit verbreitet das jetzt ist. Nur gut das man AB's nicht auf den ersten Blick erkennt und durch schweigen es gar nicht zur Situation kommt sich dem Spott aussetzen zu müssen.

[nobodywants]

Ich glaube weniger das man als AB Opfer von Hass und Gewalt wird. Aber ich kann mir gut vorstellen bzw denke das man sehr wohl Opfer von Hohn und Spott werden kann oder von falschen Mitleid. So nach dem Motto "Seht euch mal die Loser an die haben niemanden abbekommen und wenn man die sich ansieht weiss man auch warum". Mir hat zwar noch nie jemand sowas direkt ins Gesicht gesagt aber wenn man länger mit Menschen zu tun hat bekommt man trotzdem ein Feeling dafür was sie wirklich denken. Und diese Gedanken bringen sie unbewusst zwischen den Zeilen zum Ausdruck.