Esperanza hat geschrieben: ↑04 Aug 2018 10:10
Diese Frage beschäftigt mich schon lange. Ich wohne seit Ewigkeiten alleine und bin es gewohnt Herr über mein Chaos zu sein. Machen zu können was ich will. Manchmal bleibe ich am Wochenende bis 10 Uhr morgens lesend im Bett und manchmal hängt meine Jacke noch 2 Wochen über der Stuhllehne, oder der benutzte Teller steht noch Stunden später auf dem Tisch. Oder die Spülmaschine wird erst zwei Tage später ausgeräumt.
In diesen Momenten frage ich mich schon, ob ich in der Lage bin mich überhaupt umzustellen, mehr Ordnung in mein Leben zu bringen und ob ich die Unordnung eines anderen Menschen würde ertragen können. Klar kann man auch getrennt leben, aber primär hätte ich schon die Absicht zusammenzuziehen. Wie war das bei euch?
Man muss sich ja auch den Tagesrhythmus miteinander abstimmen. Musss sich abstimmen wann man etwas macht. Das man nicht nach der Arbeit seinen Hobbies frönt, während der andere zu Hause sitzt und wartet.
Ist es euch schwer gefallen euch umzustellen? Sei es in der Wohnung oder in eurer Tagesroutine?
Naja, es ist schon eine Umstellung mit jemanden zusammen zu ziehen und ich habe es mir unheimlich schwierig vorgestellt aber irgendwie hat es sich von ganz allein eingespielt. Vom Wohnstil und vom Ordnungsempfinden hätten A und ich wohl nicht unterschiedlicher sein können. Irgendwie witzig, da ich ja erst wenige Monate zuvor umgezogen bin und in dem Zug alles neu eingerichtet hatte. Nun haben wir einen Mix aus meinen neuen Möbeln, weiß im dänischen 50er-Jahre-look (schlicht, hochbeinig, geradlinig, eher leicht) und einem berliner Altbau mit schweren dunklen und massiven Möbeln, dazu eine riesige Bibliothek, die das halbe Wohnzimmer in Beschlag nimmt. Ich muss sagen, ich fühl mich richtig wohl in unserer Wohnung, denn sie ist dadurch sehr individuell und zeigt genau wie wir sind.
Was das Ordnungsempfinden anbelangt, ist A eher chaotisch unterwegs, weiß aber wo alles liegt und ich derjenige, der Ordnung mag, wo alles seinen Platz hat usw.. Mittlerweile ist es so, dass A etwas ordentlicher geworden ist und ich nicht mehr penibel alles hinterherräume... wenn es mir zu chaotisch ist, räum ich auf. Wenn ich etwas nicht finde frag ich.
Was auch eine Umstellung war, ich bin eher so die Nachteule und schlafe eigentlich lange und A ist eher der Morgenmensch, der früh ins Bett geht/abends eher platt ist. Nun ist es so, dass A früher aufsteht und schon das Frühstück/Kaffee macht, mich schlafen lässt und mich weckt wenn alles fertig ist und ich dafür das Abendessen mache, damit sie sich auf der Couch ausruhen kann. Irgendwann schläft sie in meinen Armen ein und wenn ich müde werde, gehen wir zusammen ins Bett. So hat es sich bei uns eingespielt, nach und nach.
Ein bisschen Schiss hatte ich auch vor unserem ersten gemeinsamen Urlaub aber die 2 Wochen Schottland gingen rum wie nichts. Obwohl wir den ganzen Tag aufeinander gehockt hatten, gab es kaum Schwierigkeiten, eher im Gegenteil, wir haben uns super ergänzt.
Bei uns ist A diejenige mit den Ideen/Träumen/Wünschen und ich eher der Realist, der dann sagt, so und so können wir es machen. Insgesamt war es halt ein schleichender Prozess und nichts hat sich von heute auf morgen schlagartig geändert.
Die Tagesroutine gibt ja in der Woche das Arbeitsleben vor. Wenn sie nun z.B. am Sonntag zum Pen and Paper geht, dann gehe ich raus zum Fotografieren, kümmer mich um meine Vermietung, mach noch ne Buchführung für Freunde oder zocke ne Runde. Wenn A mit der Playstation beschäftigt ist, leg ich meinen Kopf auf ihren Schoß und schlaf ne Runde. Wenn ich nach der Arbeit noch was mit/für Freunde mache, liest sie ihre Romane. Wenn ich mich draußen um die Pflanzen kümmere, macht sie Bspw. die Wäsche. Wenn ich die Wäsche mache, kümmert sie sich um die Vögel. usw. usw. Ist ja nicht so, dass man deswegen jede Minute alles miteinander macht. Wichtig ist nur, dass man jedem etwas Freiraum zur individuellen Entfaltung lässt und nicht einer allein auf dem Haushalt sitzen bleibt.