Pacifica hat geschrieben: ↑24 Okt 2020 16:06
Zustimmung auch hier. Ich erkenne mich als verkopften Menschen durchaus darin wieder - und v.a. als jemand, der echt daran arbeiten muss(te), diese Verkopftheit zumindest etwas zur Seite zu legen.
Nur für mich gesprochen: Eine gewisse Verkopftheit gab / gibt mir das gute Gefühl, dass Dinge kontrollierbar sind, während Gefühle halt manchmal echt völlig unkontrollierbar und z.T. sehr beängstigend über einen hereinbrechen. Das habe ich mir sehr lange selbst nicht zugestanden, was dann dazu führte, das z.T. depressive Phasen so über mich hereinbrachen. Wenn ich so darüber nachdenke, kamen diese depressiven Phasen seit dem nicht mehr, seit ich mir selbst Gefühle mehr erlaube...
Die gleichen "Kopfmenschen", die darüber lamentieren, dass Emotionalität Humbug ist und man mal rational und faktenbasiert an Partnerschaften rangehen und sich nicht ständig in die vermeintlichen "Bauchgefühle" oder "Chemie" fliehen soll, erzählen darüber wie viel Angst sie vor Ablehnung haben und dass ihnen die in der Vergangenheit erlebten Gefühle blockieren.
Auf der einen Seite sollen andere Menschen also mal weniger "emotional" wählen(obwohl eine Bindung zwischen Menschen doch genau davon geprägt wird?), aber auf der anderen Seite soll man ihren "emotionalen Schaden" anerkennen, weil sie ja so von Gefühlen so wenig halten?
Gibt es noch einen größeren Beweis für Doppelmoral, wenn nicht der der von denen selbst tagtäglich hier offenbart wird?
Ich war vor vielen Jahren genau so und dachte, dass ich den vermeintlichen "Gefühlsmenschen" voraus bin, weil ich ja so ein rationaler und "objektiv" bewertender Mensch bin. Menschen die sich von ihren Gefühlen leiten lassen seien schwach und ich war froh, dass Gott mir die Gabe gegeben hat über den Dingen zu stehen und das aus einer Perspektive zu sehen, die nicht von Gefühlen vernebelt wurden.
Ich bemerkte aber wie falsch ich damit lag und dass ich genau so ein "Gefühlsmensch" war wie jeder andere, den ich dafür verspottete. Ich musste also akzeptieren, dass ich als Mensch meine Gefühle nicht abstellen kann, sondern sie höchstens anerkennen und damit arbeiten.
In Wirklichkeit war ich viel emotionaler als die vielen anderen Menschen denen ich unterstellte Opfer von Gefühlen zu sein.
Wenn man so panische Angst vor einer Ablehnung hat, obwohl es lediglich ein "Nein" ist - was ist das dann? Ist das dann nicht ein Zeichen dafür, dass man emotional damit schlechter umgehen kann als die vielen, die von Frau zu Frau tingeln?