Two-Tone hat geschrieben: ↑28 Mai 2021 08:00
Ich bin mir sicher, der Großteil wird sich als sehr dankbar erweisen und dir nicht einfach so den Rücken kehren. Der Großteil wird dann ebenfalls viel Zeit und Energie, wie du, investieren, damit dieses Netz erhalten bleibt. Die pflegen dann ihre Kontakte.
Das mag schon sein. Aber eine Freundschaft, die damit beginnt, dass ich dir beistehe, dich unterstütze, dich tröste, dir zuhöre etc ist sehr sehr einseitig. Ich sehe da den Mehrwert für mich selbst nicht. Wenn eine Freundschaft bereits etabliert ist bin ich gerne bereit, auch über eine längere Zeit, meiner Freundin/Freund beizustehen und zu trösten, denn diese Personen sind mir ja bereits sehr wichtig und ich will, dass es ihnen gut geht.
Eine wildfremde Person wie einen Freund begleiten, der sich vollständig auf mich stützt... Das käme für mich nicht in Frage, da ich den Mehrwert nicht sehe und nicht sehe wie es überhaupt dazu kommen sollte. In der Regel muss erst die Smalltalk-Grenze überschritten werden, dann langsam langsam taucht man in immer persönlichere Themen ein wenn man sich besser kennen lernt. Ich glaube, ich wäre völlig überfordert und vor den Kopf gestossen wenn du aus heiterem Himmel zu mir kommen würdest und sagen würdest, dass du Hilfe brauchst und ich dich trösten soll.
Ich kann mir dieses Konzept höchstens vorstellen bei Leuten, die ein Helfersyndrom haben. Oder die sehr sozial sind. Diese engagieren sich dann wohl freiwillig/ehrenamtlich, um andere zu unterstützen. Sei dies in der Kirche, in einem Alters- oder Pflegeheim oder bspw. beim Sorgentelefon "Dargebotene Hand". Da geht es dann aber wohl nicht spezifisch darum genau DIR zu helfen, sondern der nächsten Person, die halt Hilfe benötigt.
...das nur, weil du freiwillig Unterstützung zugesagt hast, wirst du emotionale Gegenseitigkeit erlangen.
Das sehe ich nicht so. Bei bereits bestehenden Freunden, ja definitiv. Die würden sich auch die Zeit nehmen mir bei meinen Problemen zuzuhören. Bei einem wildfremden Menschen... nein. Ausserdem wäre die Gefahr dann gross, dass ich für immer und ewig dein seelischer Mülleimer bleiben würde, dass also die Freundschaft sehr einseitig wäre.
Schon alleine, dass es eine emotionale Distanz zu einem Therapeuten gibt, und dass man ihn "bestechen" muss, mit ihm sozial zu interagieren, macht es schwierig, den Rat überhaupt anzunehmen.
Wie würdest du denn eine Person überzeugen resp. dazu bringen, dir zu helfen/trösten/zuzuhören? Ich stelle mir das schwierig vor.
Klar, man selbst muss arbeiten, aber es wird einem leichter fallen, wenn die Person gegenüber einem emotional wichtig ist. Wie z.B. einer Person, die sich einfach so entschieden hat, dich zu unterstützen. Weil so einen "Jackpot", eine Freundschaft aus heiterem Himmel, möchte man ja nicht einfach so wieder hergeben.
Hm, aber eine solche kurzfristige, spontane Freundschaft, da hast du ja genau gleich viel emotionale Nähe wie mit deinem Therapeuten. Du kennst ja weder deinen Therapeuten noch diesen spontanen Freund. Das ist doch die gleiche Ausgangssituation? Wie kann dir jemand wichtig sein, den du gar nicht kennst?