Martin2498 hat geschrieben: ↑04 Jul 2021 20:12
Ich glaube auch, dass ich doch so ökologisch gar nicht bin. Es hängt davon ab, wie man den Begriff auslegt.
Ich habe den Eindruck, dass Ökologie in Deutschland "moderner Ablasshandel" ist. Hier und da werden von den Parteien (und auf Landesebene sind ja auch die Grünen in 13 oder 14 Regierungen) Extra-Gebühren und -Steuern auf Benzin, Strom, Gas, Öl etc. eingeführt und erhoben.
Wer gut verdient, zahlt diese Extrakosten aus der Portokasse, ohne unbedingt auf den Verbrauch zu achten. Dann ist zwar mehr Geld im Steuersäckel, das vielleicht auch für mehr Umweltschutz genutzt wird, durch den vorherigen Verbrauch wird der Umwelt dennoch geschadet.
In Deutschland sind viele Menschen bezüglich der Ökologie meines Erachtens bigott. Frei nach dem Motto: "Ich fahre ein E-Auto, fliege vier Mal im Jahr auf die Seychellen, esse plastikverpackten Käse aus dem Supermarkt und wähle grün. Dafür zahle ich Strafsteuern und bin ökologisch." Das beste Beispiel hierfür ist in meinen Augen Sebastian Vettel. Fährt dicke F1-Boliden, die weltweit transportiert werden müssen, verdient sich daran ein Vermögen und wählt aus Umweltbewusstsein grün:
https://www.autobild.de/artikel/formel- ... 19939.html
Ökologie ist für mich aber die Lebensweise. Möglichst auf Plastik verzichten (bspw. Stückseife aus dem Biomarkt anstelle von Flüssigseife aus der Drogerie), wenn möglich kein Auto zu haben, soweit wie möglich auf Flugreisen zu verzichten, sich vegan zu ernähren, wenn Fleisch, dann Haltungsklasse 4 etc. Hier müsste die Politik ansetzen. Beispielsweise nur die Haltungsklassen 3 und 4 erlauben. Flaschenpfand erhöhen etc. Das Vertrauen in die E-Technologie halte ich auch für falsch. Irgendwoher müssen die Akkus und der Strom ja auch gewonnen werden.
Ich weiß gar nicht, ob es ein Punkteschema gibt, an dem sich Ökologie messen lässt. Für manche Dinge gibt es ja auch Selbsttests,die ab und an in den Zeitschriften abgedruckt sind.
Ich selbst würde mich als umweltbewusst, aber kein Hardliner bezeichnen. Ich fahre nur Fahrrad und ÖPNV, vermeide konsequent Einwegflaschen, esse kaum Fleisch und wenn nur aus der Haltungsklasse 4, achte sehr auf den Stromverbrauch (normalerweise unter 400 kwh im Jahr - jetzt wegen Home-Office aber um die 450), nehme Haushaltsmittel von Frosch wegen der Verpackung und so weiter. Bezüglich des Urlaubs muss ich aber noch besser werden. Ich unternehme im Jahr zwischen zwei bis vier Flugreisen.
Dennoch lehne ich die Grünen in Deutschland ab. Deren Umweltkonzepte finde ich auch nicht besonders überzeugend. Die sind aus meiner Sicht zu sehr auf den oben beschriebenen Ablasshandel konzentriert. Und für Familien mit schmalen Geldbeutel, die schon umweltbewusst und sparsam leben, wird das (im Winter wichtige) Heizen ebenfalls teurer, egal wie sparsam sie ist. Bei mir in der Stadt mit grüner Beteiligung im Rat werden jetzt Lastenräder für Eltern gefördert, an den Fahrradwegen und der Verkehrsgestaltung wird aber kaum etwas gemacht. Das Eine bedingt aber m. E. das Andere.
Zu deiner Ausgangsfrage: Ich kenne mehr umweltbewusstere Frauen als Männer. Insbesondere in unserer Generation (du bist Geburtsjahrgang 98, Martin?). Es ist aber eine Frage, wie man Ökologie auslegt und lebt. Ich denke, dass hier sehr viel Selbstbetrug möglich ist. Jeder legt den Begriff anders aus, so dass es sich nicht objektiv beurteilen lässt. Ich denke, dass fast nur (und hier möchte ich nicht pauschalisieren) die Hardliner wie Extension Rebellion oder so ähnlich wirklich richtig ökologisch leben. Ich selbst gehöre ja auch nicht dazu - siehe Flugreisen.
Sollte mein Beitrag zu politisch sein, bitte ich um Entschuldigung. Es ließ sich beim Verfassen kaum trennen. Es steckt auf keinen Fall die Absicht dahinter, gegen die Forenregeln zu verstoßen. Saloppe Ausdrucksweise habe ich versucht mit Anführungszeichen zu versehen und ich möchte keinesfalls verallgemeinern. Ich hoffe das habe ich herausgestellt.