Menelaos hat geschrieben: ↑19 Okt 2021 13:27
Ich finde die Argumentation des Autors sexistisch und männerfeindlich, unabhängig von seinem eigentlichen Vorschlag. Er versucht eine Kollektivverantwortung herzustellen, die in jedem anderen Kontext augenblicklich als Diskriminierung erkannt werden würde.
Das sehe ich anders. Der Autor stellt dar, dass das Bild "Mann" neben vielen anderen, positiven Aspekten, auch durch die wenigen Gewalttäter geprägt ist. Dass er, wenn er sich als 70jährigen Mann zu erkennen gibt, unweigerlich an den im Artikel erwähnten 70jährigen Mann erinnert, der gegenüber der Joggerin eine unangemessene Bemerkung gemacht hat. Weiterhin stellt er dar, dass es für eine Frau keine Möglichkeit gibt zu "ahnen", welcher Mann nun ein Angreifer ist und welcher lieb und nett und völlig harmlos ist. Und dass sie, da die Folgen einer Fehleinschätzung gravierend sind, eben pauschal allen Männern gegenüber vorsichtig sein muss. Seine Schlussfolgerung: die Frauen können nichts tun, um die Situation zu ändern. Die zahlreichen guten Männer aber schon. Und zwar, indem sie "Benennen, aussprechen, klären, dass Sie nicht dazugehören".
Statt Männerfeindlichkeit sehe ich in diesem Artikel die Überzeugung des Autors, dass den meisten Männern daran gelegen ist, dass Frauen sich in ihrer Gegenwart sicher und angstfrei fühlen. Und er erläutert diesen Männern, was sie selbst tun können, um diesen Zustand zu erreichen. Für mich klingt das eher in Vertrauen in das Einfühlungsvermögen und die Hilfsbereitschaft der Männer, die er anspricht.
"Afroamerikaner kommen öfter ins Gefängnis als Weiße?! Die Schwarzen sollten sich im Bus nach hinten setzen, damit die Weißen sich sicher fühlen können. Wie rassistisch und rücksichtslos von diesen Schwarzen die Kriminalstatistik zu ignorieren, und die berechtigte Angst ihrer weißen Mitbürger einfach zu ignorieren!"
Dir ist sicher bewusst, dass jedem männlichen schwarzen Teenager tatsächlich eingetrichtert wird, wie er sich im Fall einer Polizeikontrolle zu verhalten hat, um den kontrollierenden Polizisten nicht zu ängstigen. Insofern ist Dein Beispiel gar nicht so weit hergeholt. Das, was dieses Beispiel allerdings rassistisch macht: die schwarzen Teenager müssen das un-bedrohliche Verhalten lernen, um eine Gefahr für ihr eigenes Leben abzuwehren. Sie sind in diesem Fall diejenigen, denen ein gravierender Nachteil - nämlich das Erschossenwerden durch einen verängstigten Polizisten - droht. Die Männer, die ihr Verhalten ändern, damit eine Frau sich weniger bedroht fühlt, tun das aus reiner Menschenfreundlichkeit. Ihnen drohen keine gravierenden Nachteile, wenn sie es nicht tun.
In deinem Fall ist es leider so, dass du die Statistik genannt, und dann vor meinen Augen die Zahlen zugunsten deiner Argumentation verfälscht/umgedeutet hast.
Und wer entscheidet, ob ich Zahlen verfälscht/umgedeutet habe? Du aufgrund Deiner unanfechtbaren Kenntnis der tatsächlichen Zahlen?
Ich habe für zwei Zahlen Quellen genannt. Die dritte - dass laut Dunkelfeldstudien ca. 1/3 aller Frauen irgendwann in ihrem Leben mal Opfer von Gewalt werden - ist z.B. in
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/ ... lt--141688
nachzulesen.
Und welche Informationen und aus welchen Quellen liegen Dir vor, dass Du die von mir genannten Zahlen für so abwegig hältst?
Und übrigens, die Statistiken - auch die Sache mit dem Drittel - spiegeln durchaus die Realität wieder, die ich erlebe.
Liefere einen glaubwürdigen und oder stichfesten Beweis dafür, dann werde ich das ernst nehmen(feministische Quellen scheitern an der Glaubwürdigkeit) Ehe du das kannst, ist es lediglich Hörensagen, und für mich ähnlich relevant wie "Ich habe Jesus gesehen!!!"
Okay, Du findest also die Realität, die ich erlebt habe, unglaubwürdig. Was hättest Du denn gern? Eine Kopie des Gerichtsurteils? Beglaubigte eidesstattliche Aussagen der Frauen, mit denen ich geredet habe, gegengezeichnet von den Tätern (weil, die Frauen können ja genauso lügen wie ich).
Nur wer lügt ist darauf angewiesen sich mit solchen Forderungen vor Widerspruch zu schützen.
Weil die Frauen, die tatsächlich einen sexuellen Übergriff erlebt haben, sich nicht vor Widerspruch schützen müssen, denn ... äh ... warum eigentlich?
Gerade Vergewaltigungen sind extrem schwer nachzuweisen. Denn als Betroffene fühlt man sich nach so einer Tat unglaublich dreckig. Innerlich und äußerlich beschmutzt. Der erste, sehr starke Instinkt ist Flucht (womit dem Täter genug Zeit braucht, den Tatort zu säubern). Der zweite, genauso starke Instinkt ist: duschen. Die dreckigen zerrissenen Sachen wegwerfen. Noch mal duschen. Im Bett verstecken. Heulen. Noch mal duschen. Inzwischen sind auch alle eventuellen Spuren von k.o. Tropfen aus dem Blut raus. Irgendwann einschlafen. Vielleicht irgendwann die Kraft finden, sich einer Vertrauensperson anzuvertrauen. Mit Glück die zerrissenen Sachen aus der Mülltonne fischen. Der Polizei die blauen Flecken zeigen. Und dann steht Aussage gegen Aussage ... Und es wäre echt toll, wenn man der Frau erstmal genauso ihre Version glauben würde wie dem Mann sein "War alles einvernehmlich" und "Wahrscheinlich ist sie auf dem Heimweg hingefallen". Die Entscheidung trifft dann der Richter.
Ein Mensch der persönlich von so etwas betroffen ist, und emotional nicht damit klar kommt wenn man ihm bei dem Thema widerspricht, sollte sich vielleicht eingestehen, dass er für eine Beteiligung an der Debatte einfach nicht geeignet ist.
Idealerweise spricht man über objektive Probleme und objektive Lösungen, und da ist es hinderlich wenn man bei jedem Schritt Rücksicht auf die Empfindungen einer persönlich Betroffenen nehmen muss, besonders wenn dadurch bestimmte Blickwinkel gar nicht berücksichtigt werden können.
Dann lass uns doch alle ABs hier im Forum sperren, damit wir ungestört objektiv über das Thema debattieren können, ohne dauernd Rücksicht auf die Empfindungen der persönlich Betroffenen nehmen zu müssen. Ist doch egal, dass die sich damit am besten auskennen und die Einzigen sind, die wirklich wissen, mit welchen Problemen ABs zu kämpfen haben
Ach ja, und natürlich sollten auch alle Männer darauf verzichten, über die von ihnen erlebte Männerfeindlichkeit zu diskutieren. Da können doch nur Frauen objektiv mitreden ....
Was genau lässt Dich glauben, dass persönlich Betroffene a) pauschal emotional nicht mit Widerspruch klarkommen und b) für eine Beteiligung an einer Debatte nicht geeignet sind?