Moon hat geschrieben: ↑30 Nov 2021 01:43
Reinhard hat geschrieben: ↑29 Nov 2021 22:59
Was soll der Mechanismus sein, der die Kurse beeniflusst? Sache ist doch die: Geldschöpfung ändert nicht die Nettovermögen. Wenn ich zu Beginn 10 Tesla-Aktien habe, und verkaufe die für 10000€ an die Zentralbank, dann bin ich genauso reich wie vorher, Tesla Inc. ist genauso reich wie vorher (denen ist der Eigentümer KOMPLETT wurscht), und die Zentralbank hat nur eine Bilanzverlängerung gemacht.
Jeder zusätzliche Käufer treibt die Kurse nach oben, bzw. hält sie hoch. Bei 10 Aktien spielt das noch keine Rolle. Anders wird das, wenn die Zentralbank 10 Millionen Aktien kauft. Dann gibt es nämlich nicht genügend Leute, die bereit sind, zu dem derzeitigem Kurs zu verkaufen, d. h. der Kurs steigt so lange, bis es genügend Leute gibt, die bereit sind, sich zu dem neuen Kurs von ihren Aktien trennen. Oder umgekehrt, wenn man von einem Großaktionär 10 Millionen Aktien kauft, dann hält das zumindest den Kurs oben, denn wenn der Aktionär einfach so 10 Millionen Aktien an der Börse verkauft hätte, hätte das in der Regel zu einem Kursverfall geführt.
Ich betrachte eigentlich das Phänomen, dass die Geldmengen derweil wachsen und die Zentralbank auch bilanziell als Halter der Anleihen oder Aktien auftritt (anstatt nur kurzfristig mal).
Die Geldmenge entsteht heute doch endogen in der Gesamtwirtschaft. Das wird gern mal als "Geldschöpfung aus dem Nichts" verunglimpft, aber prinzipiell ist das so. Und dazu gehört eben, dass die Geldmenge auch wieder abgebaut werden kann (ein Aspekt, den die Verunglimpfer meinem Eindruck nach nicht auf dem Schirm haben).
Also die ZB kann ruhig 10 oder 10 Millionen Tesla-Aktien kaufen ... wenn das Geld dann niemand in der Wirtschaft halten will, weil das ein relativ schlechtes Investitionsinstrument ist, dann wird einer der Leute, die das in die Finger kriegt, wieder zur ZB zurücklaufen und einen geldschöpfenden Kredit tilgen oder sowas, und dann wäre das Geld vernichtet (und der Tilgner würde stattdessen die bspw. Staatsanleihen halten, die bei der Geldschöpfung an die ZB als Repo hinterlegt wurden).
Die ZB ist da eher nicht der Antrieb, der dafür sorgt, dass Geld gehalten werden will. Mal konkret gefragt: Angenommen, du hast 10000 Euro in irgendeiner Art Sparplan, um dir in ein paar Jahren ein neues Auto zu kaufen. Was könnte die Zentralbank tun, damit du dazu übergehst, die 10000 Euro in Bargeld zu halten? (Also im Tresor, unter der Matratze, etc.)
Also der Punkt ist: die Ausgangslage ist doch eher so, dass der Impuls, mehr Geld zu halten, anscheinend von den Vermögenden ausgeht; die zu diesem Zweck einen Teil ihres Vermögens an die ZB abtreten und das taucht dann in deren Bilanz auf. Das ist dann aber keine zusätzliche Nachfrage, die von der Zentralbank ausgeht, die Vermögenshaltung bestand ja schon vorher.
Man kann eventuell davon ausgehen, dass ohne die Zentralbank die Aktien hätten einbrechen müssen, wenn die Vermögenden mehr Geld halten wollen, aber nur eine begrenzte Menge davon da wäre. Aber auf der anderen Seite, die Zentralbanken gibt es aus dem Grund, dass die Geldmenge eben nicht a priori begrenzt ist.
Moon hat geschrieben: ↑30 Nov 2021 01:43
Es gibt noch einen zweiten Effekt.
Wenn Du 10 Aktien hast, dann kannst Du Dir für die Aktien nichts kaufen, solange Du sie besitzt (es sei denn, Du beleihst Sie). Wenn Du sie aber für 10.000 Euro an die Zentralbank verkaufst, dann hast Du 10.000 Euro, die Du ausgeben kannst. Solange es nur 10 Aktien sind, spielt das keine Rolle, aber wenn die Zentralbank 10 Millionen Aktien kauft, dann gibt es 10 Milliarden Euro neu verfügbare Mittel., die dann entweder wieder angelegt werden, was die Aktienkurse (oder Immobilienpreise etc.) treibt oder ausgegeben werden, was die Preise für Güter ansteigen lässt. Das nennt man auch Inflation.
Das wäre so die Idee hinter der Geldmengenausweitung, dass der Abbau der überschüssig erzeugten liquiden Mittel darüber läuft, dass das Geld mal über die Märkte für Güter/Arbeit/Leistungen läuft und dort mal die Preise steigen lässt. Passiert aber (bis vor kurzem) anscheinend viel zu selten.
Einfach nur ich hat geschrieben: ↑30 Nov 2021 01:54
@Reinhard: Nur mal kurz, um zu sehen, ob du dem allgemein zustimmst:
Annahme: Die Zentralbank möchte die Renditen am Kapitalmarkt senken. Deshalb kauft sie Anleihen. Die Kurse der Anleihen steigen aufgrund des Nachfrageanstiegs seitens der Zentralbank.
Dann würde man als Auswirkung sehen, dass die anderen Marktteilnehmer ihr übriges Geld zusammenkratzen und auch die Anleihen kaufen wollen, um am Kursanstieg teilzunehmen. Und as ist eben das Gegenteil von dem, was passiert.
Nur kurz dazu noch:
Einfach nur ich hat geschrieben: ↑30 Nov 2021 18:06
Die Unternehmen sitzen teilweise auf riesigen Bergen an Cash und wissen nicht, wohin damit. So kam es immer mehr in Mode, dass sie ihre eigenen Aktien zurückkaufen. Auch das treibt die Kurse künstlich nach oben.
Ich störe mich da nur an der Einteilung als "künstlich". Das ist ein Weg, den Aktienkurs zu steigern, den ich als ordentlich oder von mir aus natürlich bezeichnen würde. Was immer in dem Fall das Gegenteil von künstlich ist.