Ikea-Duzen am Arbeitsplatz
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Re: Ikea-Duzen am Arbeitsplatz
Als ich vor zwanzig Jahren mal einen amerikanischen Arbeitgeber hatte, galt offiziell im Konzern Sie und Vorname. Unser Site-Manager war damals aber ein Däne. Die Dänen kennen kein Wort für Sie, entsprechend galt an unserem Standort Du und Vorname. Das hat sehr gut funktioniert, gerade bei ein paar tausend Mitarbeitern hat man immer mal wieder mit anderen Kollegen zu tun und wenn man nicht erst über sie und du nachdenken muss, erleichtert das die Kommunikation. Dazu noch ein freundliches Moin erspart das Nachdenken über die Tageszeit.
Es gibt für jeden Topf einen passenden Deckel. Aber es gibt nicht genug passende Deckel für alle Töpfe!
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Re: Ikea-Duzen am Arbeitsplatz
Ja, genau.
"Sie Arschloch" klingt immer noch respektvoller als "du Arschloch".
der Himmel brennt, die Engel fliehen
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Re: Ikea-Duzen am Arbeitsplatz
Bei mir steht ein altbekannter (Produkte kennt wirklich jeder) deutscher Firmenname auf dem werksausweis, aber die Bude wandert gerade von einem US-Investor zum anderen. Merkt man auch sonst an der Kultur. Mir gefällts. Ich finde es gerade richtig befreiend.
Im Leben geht es zu 10% um das, was passiert und zu 90% wie wir darauf reagieren.
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Re: Ikea-Duzen am Arbeitsplatz
Die Ansprache ist ja nur ein "Symptom" des Miteinanders in einem bestimmten kulturellen Rahmen.
Da ich nun eben in Deutschland sozialisiert bin, fand ich es im Ausland erst sehr fremd, Personen, die ich nicht näher oder auch gar nicht kannte, mit dem Vornamen anzusprechen und sachfremde Nettigkeiten auszutauschen. Aber eingebettet in eine Kultur, die es ansonsten auch vermeidet, anderen uneingeladen im Alltag offen negativ entgegenzutreten (z.B. UK, USA) ist es eine völlig andere Sache (also in einer bestimmten sozialen Schicht, darf man das noch sagen?).
Mittlerweile kotzt mich da die deutsche Kultur mit dem Hang zur Besserweisserei und Grenzüberschreitung manchmal schon an, wenn man mal gesehen hat, dass es auch anders geht. Gerade die (US-) Amerikaner gelten bei Deutschen gerne als "oberflächlich", aber die können sehr bissig werden (come-backs, Ironie) wenn man sich nicht zu benehmen weiß (und die deutsche Mentalität ist prädestiniert dafür, dass man negativ auffällt), oder man steht schnell im sozialen Abseits - nicht dass es der Person gesagt wird (das wäre unhöflich). Ich hab schon mehrfach (fremdschämend) beobachtet, wie sich Deutsche im Ausland zum Mops machen und es nicht einmal bemerken, weil die kulturelle Sensibilität fehlt.
Der höfliche, lockere Austausch (unter Fremden, im Supermarkt an der Kasse, an der Ampel, überall), auch ohne Anlaß, macht den Alltag und das Aufeinandertreffen einfach angenehm, es tut niemandem weh, dem anderen nicht auf die Füße zu stehen.
Wenn also im deutschen Kontext nur das Duzen übernommen wird, aber der Rest gleich bleibt, dann kommt es mir sehr künstlich vor - und dann mit (deutscher) Distanzlosigkeit gepaart..... nee, danke. Dann lieber das deutsche Programm, das dann zwar krampfiger, aber auch stimmiger ist. Deshalb überlege ich im deutschen Kontext schon wen ich duze und wen nicht.
Disclaimer: Das soll kein Deutschen-Bashing sein, ich bin ja hier zu Hause und komme mit "uns" klar, ich vergleiche nur meine subjektiven Eindrücke.
Da ich nun eben in Deutschland sozialisiert bin, fand ich es im Ausland erst sehr fremd, Personen, die ich nicht näher oder auch gar nicht kannte, mit dem Vornamen anzusprechen und sachfremde Nettigkeiten auszutauschen. Aber eingebettet in eine Kultur, die es ansonsten auch vermeidet, anderen uneingeladen im Alltag offen negativ entgegenzutreten (z.B. UK, USA) ist es eine völlig andere Sache (also in einer bestimmten sozialen Schicht, darf man das noch sagen?).
Mittlerweile kotzt mich da die deutsche Kultur mit dem Hang zur Besserweisserei und Grenzüberschreitung manchmal schon an, wenn man mal gesehen hat, dass es auch anders geht. Gerade die (US-) Amerikaner gelten bei Deutschen gerne als "oberflächlich", aber die können sehr bissig werden (come-backs, Ironie) wenn man sich nicht zu benehmen weiß (und die deutsche Mentalität ist prädestiniert dafür, dass man negativ auffällt), oder man steht schnell im sozialen Abseits - nicht dass es der Person gesagt wird (das wäre unhöflich). Ich hab schon mehrfach (fremdschämend) beobachtet, wie sich Deutsche im Ausland zum Mops machen und es nicht einmal bemerken, weil die kulturelle Sensibilität fehlt.
Der höfliche, lockere Austausch (unter Fremden, im Supermarkt an der Kasse, an der Ampel, überall), auch ohne Anlaß, macht den Alltag und das Aufeinandertreffen einfach angenehm, es tut niemandem weh, dem anderen nicht auf die Füße zu stehen.
Wenn also im deutschen Kontext nur das Duzen übernommen wird, aber der Rest gleich bleibt, dann kommt es mir sehr künstlich vor - und dann mit (deutscher) Distanzlosigkeit gepaart..... nee, danke. Dann lieber das deutsche Programm, das dann zwar krampfiger, aber auch stimmiger ist. Deshalb überlege ich im deutschen Kontext schon wen ich duze und wen nicht.
Disclaimer: Das soll kein Deutschen-Bashing sein, ich bin ja hier zu Hause und komme mit "uns" klar, ich vergleiche nur meine subjektiven Eindrücke.
Auf zu neuen Ufern!
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Re: Ikea-Duzen am Arbeitsplatz
Bei meinem (formell Noch-)"Arbeitgeber" duzen die Leute sich untereinander...zumindest aus der Abteilung, in der ich gearbeitet habe, kenne ich es so...und das auch bis zur Abteilungsleitung. Ob langjährige Vollzeitkraft, Leiharbeitnehmerin oder Werkstudent - egal.
Die Abteilungsleitung habe ich aber bis zum Schluss gesiezt...was wohl auch seine Berechtigung hatte
Die Schnittstellenleute duzen sich wohl auch...und der BR auch. Mit der Buchhaltung im Normalfall das Sie - mit dem Empfang/Einkauf auch.
Ich wurde aber vorher gefragt, wie ich's gern hätte.
Und JETZT hätte ich gerne das SIE zurück
Die Abteilungsleitung habe ich aber bis zum Schluss gesiezt...was wohl auch seine Berechtigung hatte
Die Schnittstellenleute duzen sich wohl auch...und der BR auch. Mit der Buchhaltung im Normalfall das Sie - mit dem Empfang/Einkauf auch.
Ich wurde aber vorher gefragt, wie ich's gern hätte.
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Der Köder muss dem Fisch schmecken - nicht dem Angler.
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Re: Ikea-Duzen am Arbeitsplatz
In meiner Abteilung wird prinzipiell geduzt, auch unsere direkten Vorgesetzten. In der Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen ist das dann gemischt, und kommt darauf an wie lange man sich kennt. Ein paar der Vorgesetzten duze ich, weil ich sie einfach schon lange kenne, neue Kollegen von mir werden aber gesiezt von diesen. Ein Vorgesetzter der anderen Bereiche kann sich nicht entscheiden, er dutzt und siezt mich abwechselnd. Manchmal wenn er was von mir möchte sagt er auch "könnt ihr mal"...
Kein Mensch war ohne Grund in deinem Leben. Der eine war ein Geschenk. Der andere eine Lektion. Manche auch beides.
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Re: Ikea-Duzen am Arbeitsplatz
Da ich auch im Bereich Luftfahrt arbeite, wird bei uns auch generell geduzt. Wobei es mich schon etwas Überwindung gekostet hat, die ganz großen Chefs mit Du anzusprechen.
Aber man hat einfach mit so vielen unterschiedlichen Kulturen zu tun - da macht es die Sache schon wesentlich einfacher, wenn sich jeder einfach mit Vornamen anspricht. Ich finde es inzwischen auch gut.
@RomNey: kA, ob dir das auch schon aufgefallen ist, aber wenn unsere Kunden angepieselt sind, dann schreiben sie immer nur:
Vorname,
mach mal das und das.
Aber es gibt im Englischen schon Möglichkeiten, dass Du noch anders zu betonen.
Höflich:
Dear Vorname,
may I ask...
Freundlich:
Hi Vorname,
could you...
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Re: Ikea-Duzen am Arbeitsplatz
Bei uns (Informatik, akademisches Umfeld) werden die Kollegen und in den meisten Projekten auch die Mitarbeiter der Geschäftspartner geduzt. Allerdings geht das bei uns nur eine Hierarchieebene nach oben, die noch größeren Chefs werden dann doch gesiezt.
Besondere Vorlieben habe ich diesbezüglich übrigens nicht, ich passe mich an die Gepflogenheiten der Umgebung an. Aber eine kleine Erleichterung ist es schon, wenn man sich zu den Namen diverser Kunden & co nicht auch noch den aktuellen Duzstatus merken muss. Habe mit den Namen schon genug zu kämpfen.
Besondere Vorlieben habe ich diesbezüglich übrigens nicht, ich passe mich an die Gepflogenheiten der Umgebung an. Aber eine kleine Erleichterung ist es schon, wenn man sich zu den Namen diverser Kunden & co nicht auch noch den aktuellen Duzstatus merken muss. Habe mit den Namen schon genug zu kämpfen.