Hoppala hat geschrieben: ↑16 Apr 2022 13:15
Ich finde, ihr macht euch (mal wieder) viel zu viel Kopp um eine alltägliche Sache.
[...]
Das ist natürlich die rationale Sichtweise. Emotional sieht das offensichtlich für viele anders aus. Aber ab und zu macht es ja doch Sinn, dem Rationalen Gehör zu schenken. Zum Beispiel, wenn es die Handlungsoptionen erweitert und lange, noch dazu selbstgeißelnde Gedankengänge erspart?
Das ist leichter gesagt als getan, denn diese Gedanken (die einen lähmen) sind mitunter gar nicht so unrealistisch.
Ich hatte beispielsweise mit dem Gedanken gespielt mir den Nick "Cyrano der Bergerac" zu wählen. Nicht, weil meine Nase so groß ist, sondern weil es mir als junger Mann mehrmals passiert ist, dass ich von männlichen Freunden gefragt wurde wie sie einen Annäherungsversuch starten sollten, weil sie sich nicht trauten oder nicht wussten wie sie es anfangen sollten.
Ich machte Vorschläge was sie machen könnten und einmal schrieb ich sogar einen kurzen Kontaktaufnahmetext (es war in der Zeit vor E-Mail und SMS). Mit ist nicht in allen Fällen bekannt was daraus geworden ist (und ob sie es mit meinem Vorschlag überhaupt versucht haben) aber von zwei Bekannten weiß ich, dass sie erfolgreich waren und zumindest vorübergehend mit dem betreffenden Mädel zusammen kamen.
Problem dabei: Was beim einen funktioniert, muss beim anderen noch lange nicht funktionieren. Es bedarf nicht nur der richtigen Kontaktaufnahme - sie muss auch vom richtigen Mann kommen.
Mit hat es nie an Geist und Phantasie dabei gefehlt - und zu Anfang auch nicht am nötigen Mut. Aber irgendwann führen Misserfolge (ohne ausgleichende Erfolgserlebnisse) dazu dass man nicht mehr an sich glaubt und es auch nicht mehr versucht.
Bei mir waren das nicht die sachlichen, akzeptablen Körbe, sondern Erlebnisse die in Erinnerung blieben.
Ich habe mich nur ganz selten an ganz Fremde gewagt und dann war es auch nie eine Kontaktaufnahme, die ganz klar als "Anmache" zu verstehen war. Es waren eher Versuche aus der Situation heraus ins Gespräch zu kommen (dazu braucht man natürlich einen "Aufhänger", was die Zahl der Möglichkeiten reduziert). Wirklich erfolgreich war das nie. Die besten Reaktionen waren höfliche, kurz angebundene Antworten die klar machten, dass meine Gegenüber die Unterhaltung nicht vertiefen wollte. Häufiger passierte aber komplettes Ignorieren, ggf. garniert mit Augenrollen und genervtem Gesichtsausdruck.
Lieber versuchte ich mein Glück bei Frauen die ich irgendwie wenigstens vom Sehen her kannte und bei denen ich irgendein Signal zu empfangen glaubte, das mich zuversichtlich werden ließ, dass sie mich zumindest nicht völlig unsympathisch fanden.
Okay... ich wurde dabei nie geohrfeigt, in die Genitalien getreten oder wegen Belästigung verklagt. Aber ich musste dann doch das eine oder andere Mal erfahren, dass mein Annäherungsversuch für heftige Schenkelklopfer in der weiteren Bekanntschaft gesorgt hatte, weil "jemand wie ich sich einbildete bei ihr landen zu können". (Originalzitat, welches mir später zugetragen wurde) Und nein, es handelte sich bei der betreffenden Dame nicht um eine unerreichbare Traumfrau, sondern um eine die man gewöhnlich als "nettes Mädchen von nebenan" beschreiben würde.
In einem anderen Fall war die Zurückweisung moderat, aber am Abend wurde ich vom Freund der Dame (von dem ich nichts wusste) angerufen und mit Prügel bedroht.
Nein, nach meiner Erfahrung ist es keineswegs so, dass man mit einer arglosen Ansprache überhaupt nichts riskiert und man nur einen guten Spruch und etwas Mut benötigt.