Jede Statistik zeigt nur einen Ausschnitt. Sie ist abhängig von der Gruppe der Befragten.Hoppala hat geschrieben: ↑15 Okt 2022 15:33Geht es hier um Ehe oder Beziehung?Finnlandfreundin hat geschrieben: ↑15 Okt 2022 11:44 Statistiken habe ich jetzt nicht, aber betrachtet man bspw das Phänomen, wann Menschen heiraten, dann kann man feststellen, dass das früher eher passierte als heute. Ein Grund ist die finanzielle Absicherung. Die ist heute weniger gegeben als früher. Frauen können sich selbst versorgen und brauchen keinen Versorger. So hat sowohl Frau als auch Mann geschaut, dass man schnell unter die Haube kommt. Wer damals als Mann nicht als Versorger fungieren konnte, wird dann auch auf der Strecke geblieben sein und die Frauen, die nicht in der Lage waren, einen Versorger für sich zu begeistern auch.
Ich kann mich da noch an die Erzählungen meiner Uroma und Oma erinnern - früh heiraten war dabei und immer allein gewesen. Früh heiraten implizierte aber auch, dass der bzw die Erstbeste geehelicht wurde. Da gab es kein, ach, ich will mich erst umsehen. Das Augenmerk lag früher auch weniger auf der Optik, man kannte nur die realen Menschen in seinem Umfeld. Sowohl Mann als auch Frau sehen heutzutage über die Medien überall schöne Menschen und das prägt.
Man trennte sich auch nicht so schnell wieder. Damit gab es auch weniger Dauersingles.
Was sagt die relative Zahl und Zeitsumme von Eheschließungen über die relative Zahl und Zeitsumme von Beziehungen aus?
Gibt es Zahlen/Hinweise auf den Zusammenhang, unter Berücksichtigung der je akuten gesellschaftlichen Randfaktoren?
Ich vermute: nein. Weil sowas im Grunde nicht hinreichend solide erfasst werden kann. Würde ich überraschen.
Dass "frühe Ehe plus geringere Scheidungsrate" für weniger Dauersingles führen soll, widerspricht der ansonsten (und auch von mir geteilten sowie mit etwas Mühe auch rechnerisch zeigbaren) Beobachutng, dass häufigere Beziehungswechsel die Chance auf Bezehung für bisher Beziehungslose verbessert.
Ob es heute tatsächliche mehr Dauerdingles gibt als "früher" (das wäre: wann? Bevor wir über völlig verschiedene Zeiträume sprechen), wäre auch zu zeigen.
Was ist mit Faktoren wie
- insgesamt längere Ausbildungszeiten
- unsichere Langfrist-Jobperspektiven
-. per Mobilität und Digitalisierung zerfallende Familienverbünde (auch hier die Frage: ist das so?)
- geringere Bereitschaft, sich verpflichtet zu fühlen (ich vermute(!) dies wg der Beobachtung, wie oft Menschen beim Gedanken an jegliche Vereinsmitgleiedschaften oder andere orgenaisierte soziale Gruppen - z. B. Gewrkschaft & Co - zusammenzucken; während sie sich bei 3 Mobilfunkfirmen und 4 Streaminganbietern einkaufen)
- veränderte Lebensbiografien, ganz unabhängig von der Frage Ehe/Familie oder nicht
- gestiegene erwartbare Lebensspanne
- soviel anderes, was die individuelle Aufmerksamkeit heutzutage beansprucht und was es vor 30, 50, 100 Jahren nicht gab.
- von mir aus auch die hier immer wieder von einigen beklagte Emanzipation (die ich allerdings eher als Teil der generell für alle veränderten sozialen Lebensumstände sowie positiv sehen würde; aber klar: einigen Menschen kommt sie nicht zupass. Wie viele sind das, relativ?
Ich behaupte nicht, dass diese Faktoren mitwirken. Ich frage, ob sie nicht mitwirken und dann, wie sehr.
Und besitmmt gbt es noch mehr zu bedenken, bevor man zu sinnvollen Schlüssen kommen kann.
Ich finde es frappierend bis erschreckend, wie schnell aus "ich nehme an / es könnte sein / ich habe die Vermutung" ein "und deshalb geschieht dieses und jenes" wird. Müsste es nicht umgekehrt sein? "Es geschieht dieses und jenes, und ich vermute, jenes könnte die Ursache sein - und jetzt schau ich mal, was für diese Kausalität spricht und was dagegen?" Und wenn dann mit hinreichender Sicherheit rauskommt: "da kann man nix machen", dann muss man sich arrangieren. Und wenn rauskommt: "wenn an diesen oder jenen Schrauben gedreht wird, wir das besser", dann versucht man zu drehen?
Ich mache diese Beobachtung nicht nur hier im Forum.
Wie anderswo schrieb: am Ende entscheidet der Realitätscheck über die Theorien.
Und geht der nicht, bleiben es halt Theorien, die auch komplett falsch sein können.
Umso wichtiger, Widersprüche und Inkonsistenzen, vor allem in Bezug auf die je vorfindbare Realität, möglichst radikal auszuschalten.
Und was dann ungenau ist, bleibt ungenau. Und rechtrfertigt nicht zu: "nur so und nicht anders".
Zu Zeiten meiner Großeltern (das war meine zeitliche Angabe) lebte man nicht in Beziehung. Es wurde geheiratet oder garnicht.
Und klar, es wirken viele Faktoren zusammen, aber welche Faktoren am Ende ausschlaggebend sind, kann man meines Erachtens schwer festhalten. Man kann immer nur spekulieren. Und auch wenn man anders herum herangeht, ist die Suche nach möglichen Ursachen auch nur Spekulation.
Und der Realitätscheck, den man selbst macht, zeigt auch nur das, was in der eigenen Wahrnehmung ist und man hat keine Sicht auf Alles.