Lieber Kolinatan,
danke für Deine Ausführungen. Ich freue mich, dass Du Interpretationsmöglichkeiten meiner Worte genannt hast. Dies ermöglicht es mir, dazu Stellung zu nehmen und zu sagen, wie ich es gemeint habe.
Kolinatan hat geschrieben: ↑17 Sep 2023 09:41
Letztlich ist allein der Vergleich, dass das eine Forum sich auf Zusammengehörigkeit und das andere sich auf Hilfestellung konzentrieren würde, bereits dazu geeignet als Abwertung des einen Forums gegenüber dem anderen verstanden zu werden. Weil es so interpretiert werden kann, dass hier keine Hilfestellung mehr für eine Veränderung der eigenen Situation erhalten werden könnte.
Du hast Recht, das könnte tatsächlich so interpretiert werden. Und anscheinend wurde es auch so interpretiert. Ich hatte mich Knallgrau gegenüber da nicht 100% präzise ausgedrückt, da wir einander schon lange genug lesen und ich davon ausgehen konnte, dass sie meine Worte so liest, wie ich sie gemeint habe. Hier, in einem anderen Kontext und mit anderen Lesern, werden auch andere Interpretationen möglich. Deswegen möchte ich gern präzisieren:
Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Menschen in Foren einander helfen. Deswegen habe ich das nicht extra beschrieben. Hilfe kann ja auf mehrere Arten erfolgen. Eine dieser Arten ist eine Gruppe, in der Menschen sich einander verbunden fühlen und sich gegenseitig unterstützen. Diese Gruppen funktionieren naturgemäß am besten, wenn die Menschen dasselbe Schicksal teilen, ähnliche Erfahrungen haben, vielleicht auch mit ähnlichen Problemen kämpfen. Auch Menschen, auf die dies nicht zutrifft, können wertvolle Impulse liefern, sollten im so einem Szenario die Gruppe aber nicht dominieren. Das Gefühl, unter Gleichen zu sein, nicht allein mit seinem Schicksal zu sein, wird - soweit ich gelesen habe - von vielen Betroffenen sehr geschätzt. Und wie Du mehrfach geschrieben hast, haben viele Neuankömmlinge dieses Gefühl hier vermisst. Und auch mit dieser Beobachtung gehe ich konform. Es spricht zwar irgendwie für den Erfolg des Forums, dass aus zahlreichen Mitgliedern Ex-ABs geworden sind - aber es verändert auch den Charakter der Gruppe und macht es Neuankömmlingen schwerer, sich heimisch zu fühlen. Vergleichbar vielleicht mit einer Selbsthilfegruppe der Anonymen Alkoholiker, in der 19 von 20 Mitgliedern seit Jahren trocken sind ... Da können die 19 sich noch so sehr bemühen (und ein solches Bemühen wäre bereits der Idealfall), ein Neuankömmling und das eine noch nicht trockene Mitglied werden sich wohl trotzdem nicht sonderlich wohl fühlen.
Es gibt aber auch andere Arten von gegenseitiger Hilfe. In manchen Situationen oder für manche Stimmungslagen kann Konfrontation hilfreicher sein als Verbundenheit. Für einige Probleme ist der Austausch mit einer heterogenen Gruppe erfolgversprechender als mit einer überwiegend homogenen. Wobei "überwiegende Homogenität" nicht zwingend bedeutet, dass die meisten Mitglieder der Gruppe denselben AB-Status haben - es kann auch bedeuten, dass sich die meisten an dieselben Kommunikationsregeln halten.
Ich finde den Ansatz, hier wieder die Sichtbarkeit der ABs zu erhöhen und Neuankömmlingen das Gefühl zu vermitteln, einer von vielen zu sein und sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können, sehr wertvoll. (Sorry dass ich werte - es geht mir lediglich darum, nicht wieder Anlass zu der Interpretation zu geben, ich würde das Forum hier abwerten). Ich habe allerdings nicht ausdrücken wollen, dass dies die einzige Art von Hilfe ist, die der AB-Treff leistet - nur, dass das der wesentliche Unterschied zum anderen AB-Forum ist, in dem stärkere Heterogenität und weniger Verbundenheit zu erwarten sind, aber trotzdem der Schwerpunkt darauf liegt, Menschen dabei zu unterstützen, aus der Gruppe "ABs" herauszufinden oder zumindest den sozialen Umgang mit der "Normalowelt" zu intensivieren.
Nur sehe ich leider in dem Konzept hier im ABTreff keinen Platz für mich persönlich. Das Einzige, was ich hier noch beitragen kann, ist, nicht im Wege zu stehen. Und allen, die sich hier aus dem einen oder anderen Grund unwohl fühlen oder von Zeit zu Zeit einen alternativen Ansatz brauchen, eine zusätzliche Option anzubieten. Nicht als Ersatz, eher als Ergänzung. Man geht ja auch im realen Leben nicht immer ins selbe Restaurant.
Ich werde interessiert die weitere Entwicklung hier verfolgen, aber sicher meine Meinung zum "Leitfaden für eine verbindende Kommunikation" für mich behalten. Wie ein altes Zitat (oft G.B.Shaw zugeschrieben, aber ich kann das nicht belegen) sagt: Menschen, die etwas für unmöglich halten,
sollten niemals andere stören, die es gerade vollbringen.