Ich beziehe mich im Folgenden speziell auf zwei Beiträge (#79 und #80) aus den Thema "Tausche Schokolade gegen Sex - Wie schwer ist es ein Sexpartny zu finden?". Weil diese beiden Beiträge exemplarisch für das eigentliche Problem sind.
Zunächst möchte ich Euch beiden, liebe Finnlandfreundin und lieber Vogel dafür danken, dass Ihr in dieser Form offen darüber schreibt, wie die Äußerungen des jeweils anderen bei Euch ankommen. Zugleich möchte ich Euch und auch alle anderen Mitglieder bitten, auf Zuschreibungen bzw. Unterstellungen zu verzichten, weil genau diese lassen einen solchen Austausch nur weiter eskalieren. Danke.
Eure beiden Äußerungen sind für mich das Paradebeispiel für ein Problem, welches im Forum leider seit vielen Jahren besteht. Es ist die fehlende Bereitschaft oder Fähigkeit, das Leiden eines Mitglieds unter seiner Situation einfach stehen zu lassen und darauf zu verzichten, dass eigene Leid dahingehend vergleichen zu müssen, dass man selbst es viel schlimmer habe. Das eigene Leid als leidvoller darstellen zu wollen als das Leid eines anderen Menschen, vermittelt vor allem folgende Botschaft: Die fehlende Bereitschaft/Fähigkeit zur Empathie bis hin zur Geringschätzung des anderen Menschen, weil sein Leid kleingeredet wird. Selbst wenn es aus dem Wunsch heraus passiert, den anderen zu trösten oder ihm vermeintlich helfen möchte, sein Leben positiver zu sehen. So etwas funktioniert in den seltensten Fällen. Oft hat der oder die Betroffene eher den Eindruck, dass sie nicht nur mit ihrem Leid allein gelassen wird, sondern sich darüber hinaus nicht verstanden und vielleicht sogar ein weiteres mal abgelehnt und abgewiesen vorkommt.
Ich werde jetzt nicht auf die einzelnen Formulierungen von Euch beiden eingehen. Ich hoffe Euch beiden ist klar, dass Ihr jeweils vom Gegenüber nicht so verstanden wurdet, wie ihr gerne verstanden worden wärt. Schließlich wehrt Ihr Euch beide gegen die Interpretationen, welche der jeweils Andere in Eure Äußerung hineingelesen hat. Ich könnte Euch an den einzelnen Formulierungen erklären, in Verbindung mit der jeweiligen Rückmeldung darauf, wo ich davon ausgehe, dass etwas hineininterpretiert wurde, was so (vermutlich) nicht in der Absicht des Verfassys lag, allerdings anders angekommen ist. Ich werde darauf verzichten, außer Ihr beide seid daran interessiert meine Interpretationen dazu zu hören, wo Ihr beide aneinander vorbei schreibt.
Das traurige, was ich dabei sehe ist, dass Ihr beide die gleichen Anliegen habt:
- Ihr möchtet nicht vom Anderen verurteilt werden.
- Ihr möchtet beide in Euren Problemen gesehen und ernst genommen werden. (= Respekt voreinander und für die Probleme des Anderen.)
Das es nach den vielen Jahren seit Bestehen des Forums, bei denjenigen welche seit Jahren hier sind, nur wenige Triggerworte braucht, um sich erneut verurteilt, abgewertet und die eigenen Probleme als geringgeschätzt zu erleben, dass kann ich mit keiner Regel auflösen. Ich kann nur dazu einladen, im hier und jetzt dazu bereit zu sein, über diese Konflikte zu sprechen und zu versuchen einander mit Empathie zu begegnen, statt mit den bisherigen Ressentiments. Ich biete Euch weiterhin meine Unterstützung an, wenn die Bereitschaft besteht, diese Konflikte lösen zu wollen und zu einem achtsamen Miteinander zu gelangen. Damit das Forum wieder ein Raum wird, in welchem Anliegen und Probleme offen besprochen werden können.
Vor allem, dass auch Erfolge, Erlebnisse und Erfahrungen miteinander geteilt werden können. Damit diese als Inspiration für andere Betroffene dienen können. Es ist deprimierend für mich zu erleben, dass diejenigen - welche Wege für sich gefunden haben - diese nicht mitteilen, weil sie sich diese nicht von anderen "kaputt" reden lassen wollen oder weil sie befürchten dafür angegriffen zu werden, weil sie einen Schritt weiter gekommen sind als andere. Rückblickend, betrachte ich die Entscheidung von damals, die Aufteilung der Bereiche - das Thema der 1. Beziehung ausblendbar zu machen ebenso wie die Abschottung von HC-AB -, vorzunehmen, als nicht sinnvoll. Heute sehe ich es als sinnvoller, einen Umgang miteinander zu finden, in welchem alle Mitglieder achtsam miteinander umgehen und die Spannungen, welche aus dem Kontakt von AB, Ex-AB und Nie-AB entstehen auszuhalten und miteinander klar zu kommen. Letztlich ist es das, was Beziehungen ausmacht, auch dann miteinander klar zu kommen, wenn man mal unterschiedlicher Meinung ist.
Soweit für den Moment. Es gibt sicher noch einiges dazu zu sagen und es ist ein Thema, welches ich bereits mehrfach in verschiedenster Form versucht habe anzustoßen. Ohne Euch ist dieses Problem nicht lösbar. Es braucht Euch und Eure Bereitschaft, zumindest zu unterstellen - dass auch wenn sich etwas für Euch wie ein Vorwurf anhört - es vielleicht nicht so gemeint war, sondern ein Mitglied es nur nicht geschafft hat, sich empathischer auszudrücken. Lasst uns bitte versuchen, die Ressentiment abzubauen und wieder miteinander über die verschieden Themen konstruktiv ins Gespräch zu kommen. Ich bin offen für Ideen, wie uns dies gelingen kann. Vielen Dank.