Das Thema des Artikel an sich ist nicht, worauf es mir hier ankommt (wenngleich auch lesenswert). Zum Thema Skypen (Videotelefonie übers Internet) fand ich diesen Abschnitt sehr interessant.
Noch kurz als Einleitung: Die Mama ist für 9 Tage zu einem Seminar in die USA und Papa ist mit dem kleinen Sohn allein zu Hause.
Die Krise kam ein paar Tage später. Natürlich skypten wir, wann immer sich die Gelegenheit ergab, das heißt: in den Pausen des Seminars. Während eines solchen Skypegesprächs wollte unser Sohn, dass Mama ihn hochheben sollte, auf seinen angestammten Platz am Familientisch – den Stuhl mit dem hohen Extrakissen für Kinder. Mama konnte ihm diesen kleinen Liebesdienst von Colorado aus nicht erweisen. Daddy war aber der Falsche. Von Daddy wollte er nicht angefasst, nicht in den Arm genommen werden. Er wollte keinen Trost; er schluchzte und schrie. Ich sympathisierte mit jeder seiner Tränen.
Unser Kleiner hatte den Betrug durchschaut: Der Laptop täuschte Nähe nur vor, in Wirklichkeit war Mama gar nicht da, sie schaute ihm nur hilf- und körperlos vom Bildschirm her zu. Er wollte sich von diesem Ersatz nicht abspeisen lassen. Er wollte, dass seine Mama aus Colorado wiederkäme, jetzt, sofort, auf der Stelle. Er brauchte lange, bis er sich wieder beruhigt hatte. Wir haben dann auf Skypegespräche verzichtet. Sie waren – das verstanden wir durch diesen Zwischenfall – keine Wohltat, sondern eine zusätzliche Grausamkeit.